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1933‑1945 : Die KPD im Kampf gegen die nationalsozialistische Diktatur
1923‑1932 : Reaktion und Gegenangriff

 

 

Diese Textserie ist nur in französischer Version verfügbar. Die hiesige Seite enthält die originalen aus anderssprachigen (meist deutschen) Quellen stammenden Zitate, die in der entsprechenden Seite der Textserie vorkommen.

 

 

 

 

 

 

Geschrieben: Januar 2013

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1933 1945: Die KPD im Kampf gegen die nationalsozialistische Diktatur - Inhalt

 

 

 

 

 

 

Regierungskoalition: intermittierendes Szenario

1923 1924: Andauern der Zwiespälte innerhalb der KPD

"Arbeiterregierungen" und aufständische Aktionen

Hamburg

Die bürgerlichen Regierungen zwingen ihre "Normalisierung" auf

KPD: Richtungskämpfe

Die KPD Ziel der SPD

Brüning - Papen - Schleicher - Hitler

 

Regierungskoalition: intermittierendes Szenario

[1]:

die Einheit des ganzen Volkes gegen die Ruhrbesetzung herzustellen

[2]:

“Große Koalition” und Sozialdemokratie

Lebensnotwendigkeiten der Arbeiterklasse

[3]:

In seinem berühmten Artikel "Zur Kritik des sozialdemokratischen Parteiprogramms" sagt Marx: "Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andere. Dem entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts anderes sein kann, als die revolutionäre Diktatur des Proletariats." Diesen Satz können wir heute auf Grund der Erfahrungen der letzten Jahre für die Frage der Regierung dahin variieren, daß wir sagen: "Zwischen der Zeit des rein bürgerlich und des rein proletarisch regierten demokratischen Staates liegt eine Periode der Umwandlung, des einen in den anderen. Dem entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Regierung in der Regel eine Form der Koalitionsregierung bilden wird." Das wird überall dort gelten, wo sich die Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat auf dem Wege der Demokratie vollzieht, und das ist nach dem Zusammenbruch der großen Militärmonarchien der normale Weg dafür. Wer heute noch die Koalitionspolitik grundsätzlich verwirft, der ist blind für die Zeichen der Zeit. Der ist unfähig, ihren Aufgaben gerecht zu werden.

1923‑1924: Andauern der Zwiespälte innerhalb der KPD

[4]:

Thesen über die Taktik

[...]

5. Teilkämpfe und Teilforderungen.

[...] Wenn die Forderungen dem lebhaften Bedürfnis breiter proletarischer Massen entsprechen, wenn diese Massen von dem Empfinden erfüllt sind, daß sie ohne Verwirklichung dieser Forderungen nicht existieren können, dann werden die Kämpfe um diese Forderungen zu Ausgangspunkten des Kampfes um die Macht. An Stelle des Minimalprogrammes der Reformisten und Zentristen setzt die Kommunistische Internationale den Kampf um konkrete Bedürfnisse des Proletariats, um ein System von Forderungen, die in ihrer Gesamtheit die Macht der Bourgeoisie zersetzen, das Proletariat organisieren, Etappen im Kampfe um die proletarische Diktatur bilden und deren jede für sich dem Bedürfnis der breitesten Massen Ausdruck verleiht, auch wenn diese Massen noch nicht bewußt auf dem Boden der proletarischen Diktatur stehen.

In dem Maße, wie der Kampf um diese Forderungen immer größere Massen umfaßt und mobilisiert, in dem Maße, wie dieser Kampf die Lebensnotwendigkeiten der Massen den Lebensnotwendigkeiten der kapitalistischen Gesellschaft entgegenstellt, wird die Arbeiterklasse sich bewußt werden, daß, wenn sie leben soll, der Kapitalismus sterben muß; dieses Bewußtsein ist die Grundlage des Willens zum Kampfe um die Diktatur. [...]

[5]:

Leitsätze über die Einheitsfront der Arbeiter und über das Verhältnis zu den Arbeitern, die der 2., der 2 1/2 und der Amsterdamer Internationale angehören, sowie zu den Arbeitern, die die anarcho-syndikalistischen Organisationen unterstützen

[...]

9. In Deutschland hat die Kommunistische Partei auf ihrer letzten Reichskonferenz die Parole der Einheitsfront der Arbeiter unterstützt und sich bereit erklärt, eine einheitliche Arbeiterregierung zu unterstützen, die geneigt ist einigermaßen ernst den Kampf gegen die Macht der Kapitalisten aufzunehmen. Die Exekutive der Kommunistischen Internationale hält diesen Beschluß für unbedingt richtig und ist überzeugt, daß die K.P.D. bei voller Wahrung ihrer selbständigen politischen Stellung in breitere Arbeiterschichten einzudringen und den Einfluß des Kommunismus auf die Massen zu verstärken vermag. In Deutschland werden sich eher als in einem anderen Lande die breiten Massen mit jedem Tage mehr davon überzeugen, wie recht die kommunistische Vorhut hatte, als sie in der schwierigsten Zeit die Waffen nicht strecken wollte und hartnäckig die Wertlosigkeit der vorgeschlagenen Anwendung reformistischer Heilmittel hervorhob, da die Krise nur durch die proletarische Revolution gelöst werden kann. Indem die Partei diese Taktik befolgt, wird sie mit der Zeit auch alle revolutionären Elemente des Anarchismus und Syndikalismus um sich gruppieren, die jetzt abseits vom Massenkampf stehen.

[6]:

[...] Wir fragen also: Gibt es Stadien, in denen das Proletariat zwar noch nicht die Macht, aber die Bourgeoisie nicht mehr die volle Macht besitzt? Die Geschichte der russischen Revolution antwortet mit einem klaren Ja. Auch in der deutschen Revolution hatten wir diese Periode; sie endete mit der Niederschlagung des Spartakusaufstandes, mit der Entwaffnung des Proletariats und der Abwürgung der Arbeiterräte. Aus dieser Periode heraus ist das Spartakusprogramm entstanden, sind seine Übergangsforderungen zu verstehen. Rein begrifflich, vom Standpunkt des dialektischen Denkens aus betrachtet, ist auch kein anderer Weg möglich. Um die Macht zu ergreifen, braucht das Proletariat ein ganz bestimmtes Machtbewußtsein und ganz bestimmte Machtorgane, die es beide nicht im luftleeren Raume neben und außerhalb der bürgerlichen Demokratie entwickeln kann, das hieße außerhalb der Geschichte, sondern nur innerhalb dieser Demokratie, d.h. in erbittertem Kampfe mit dieser Demokratie.

[...]

Der Begriff der Demokratie selbst wandelt sich. Diktatorische Maßnahmen, wie Ausnahmegesetze, polizeiliche und militärische Unterdrückungsmaßnahmen werden zu deren unerläßlichen, wesenhaften Bestandteilen. Gleichzeitig wird sie zwar gezwungen, Klassenorgane der revolutionären Arbeiterschaft in ihrem Rahmen zu dulden, die bestimmt sind, ihren Rahmen zu sprengen. Sie versucht sie einzuengen, in ihrer Wirkung zu beschränken, politisch zu neutralisieren, aber sie kann sie nicht hindern, daß sie in entscheidenden Momenten sich wieder auf ihre Klassenaufgabe besinnen, über die gesetz1ichen Dämme hinwegfluten und sich gegen die Demokratie kehren. Der ganze Körper der bürgerlichen Demokratie ist jetzt erfüllt mit der Gärung der gesellschaftlichen Kräfte, mit dem Ringen zwischen Bourgeoisie und Proletariat mit dem wogenden Auf und Ab, den Vorstößen und Rückschlägen eines in den offenen Bürgerkrieg umschlagenden Klassenkampfes. Und im Rahmen dieser Demokratie, nicht irgendeiner absoluten und abstrakten, sondern dieser besonderen Episode in der Demokratie, dieser Übergangszeit, können Zeitpunkte eintreten, wo tatsächlich "das Proletariat zwar noch nicht die Macht, aber die Bourgeoisie nicht mehr die volle Macht besitzt."

[...]

Da, wo das kämpfende Proletariat in scharfem Ansturm die illegalen Organisationen und diktatorischen Maßnahmen der zersetzten, sterbenden bürgerlichen Demokratie zu Boden schlägt, wo es sich in diesem Kampfe der staatlichen Machtmittel bemächtigt, da ist es selbstverständlich möglich, und mehr sagt niemand, daß die jahrzehntelang mit reformsozialistischen Phrasen abgefütterten Massen zunächst noch einmal vor dem Endakt zurückschrecken, mit ihrem einstweiligen Erfolgen zufrieden sind und sich der Hoffnung hingeben, es genüge, den bürgerlichen Staatsapparat einfach zu übernehmen, die Weißgardisten hinauszuwerfen und Arbeiter an ihre Stelle zu setzen. Dies ist der Moment, wo eine Arbeiterregierung, an der auch Kommunisten teilnehmen, möglich ist, und zwar als ganz konkrete, geschichtliche Tatsache.

Aber in diesem Moment beginnt auch schon der Kampf um die Überwindung dieser Arbeiterregierung, um ihre Reinigung von schwankenden Reformsozialisten, um ihre Stützung durch proletarische Klassenorgane außerhalb des Parlaments, ein Kampf der uns aufgezwungen wird durch die Notwendigkeit, die illegalen Organisationen der Bourgeoisie zu zerstören, die Sabotage der Unternehmer und Bürokraten zu brechen und die wichtigsten jener Übergangsforderungen durchzusetzen, von denen das Kommunistische Manifest sagt, daß sie an sich ökonomisch unzureichend und unhaltbar erscheinen, aber notwendig im Laufe der Bewegung über sich selbst hinaustreiben.

Der Kampf um die Arbeiterregierung schlägt also um in den Kampf um den proletarischen Staatskapitalismus. In diesem zweiten Teil des Kampfes, in, dem Kampf um die funktionelle Betätigung der Arbeiterregierung streifen die Arbeitermassen ihre letzten demokratischen und sozialpazifistischen Illusionen ab. Die Entwaffnung der Konterrevolution wird vollendet durch die organisierte Bewaffnung des Proletariats. Die proletarische Kontrolle der Bewaffnung und Gesetzgebung ruft das Organ der Arbeiterräte ins Leben, treibt die schon bestehenden Keime zur raschen Entfaltung. Die Kontrolle der Produktion und der Versuch einer Erfassung der Sachwerte endet schließlich in der Enteignung der Kapitalisten, in der revolutionären Sozialisierung.

[7]:

eine Formulierung der Arbeiterregierung als Übergangsforderung zwischen Demokratie und Rätediktatur wurde die Annahme einer Entwicklung, in der durchgreifende Änderungen der kapitalistischen Gesellschaft im Rahmen der Demokratie möglich wären, bedeuten. Also eine glatte Revision des bisher Erarbeiteten.

[Dokumente ]:

Thesen über die Taktik der Komintern

[...]

Als allgemeine propagandistische Parole ist die Arbeiterregierung (evtl. Arbeiter- und Bauernregierung) fast überall zu gebrauchen. Als aktuelle politische Losung aber hat die Arbeiterregierung die größte Bedeutung in denjenigen Ländern, wo die Lage der bürgerlichen Gesellschaft besonders unsicher ist, wo das Kräfteverhältnis zwischen den Arbeiterparteien und der Bourgeoisie die Entscheidung der Regierungsfrage als praktische Notwendigkeit auf die Tagesordnung setzt.

In diesen Ländern ergibt sich die Losung der Arbeiterregierung als unvermeidliche Schlußfolgerung aus der ganzen Taktik der Einheitsfront.

[...]

Die elementarsten Aufgaben einer Arbeiterregierung müssen darin bestehen, das Proletariat zu bewaffnen, die bürgerlichen, konterrevolutionären Organisationen zu entwaffnen, die Kontrolle der Produktion einzuführen, die Hauptlast der Steuern auf die Schultern der Reichen abzuwälzen und den Widerstand der konterrevolutionären Bourgeoisie zu brechen.

[...] Auch eine Arbeiterregierung, die einer parlamentarischen Konstellation entspringt, die also rein parlamentarischen Ursprungs ist, kann den Anlaß zu einer Belebung der revolutionären Arbeiterbewegung geben, Es ist selbstverständlich, daß die Geburt einer wirklichen Arbeiterregierung und die weitere Aufrechterhaltung einer Regierung, die revolutionäre Politik betreibt, zum erbittertsten Kampf, eventuell zum Bürgerkrieg mit der Bourgeoisie führen muß, Schon der Versuch des Proletariats, eine solche Arbeiterregierung zu bilden, wird von vornherein auf den schärfsten Widerstand der Bourgeoisie stoßen. Die Losung der Arbeiterregierung ist daher geeignet, das Proletariat zusammenzuschließen und revolutionäre Kämpfe auszulösen.

[8]:

Angesichts dessen, daß der Streit darüber, welche Formulierung den Übergangsforderungen gegeben werden soll und in welchem Teile des Programms sie untergebracht werden sollen, vollkommen unrichtig den Anschein eines prinzipiellen Gegensatzes erweckt hat, bestätigt die russische Delegation einstimmig, daß die Aufstellung der Übergangsforderungen in den Programmen der nationalen Sektionen und ihre allgemeine Formulierung und theoretische Begründung in dem allgemeinen Teil des Programms nicht als Opportunismus aufgefaßt werde können.

[9]:

[...]

3. In den Programmen der nationalen Sektionen muß die Notwendigkeit des Kampfes für die Übergangsforderungen mit aller Klarheit und Entschiedenheit begründet werden, wobei die entsprechenden Vorbehalte über die Abhängigkeit dieser Forderungen von den konkreten Bedingungen der Zeit und des Ortes gemacht werden müssen.

4. Die theoretische Grundlage für alle Übergangs- und Teilforderungen muß bestimmt gegeben werden in dem allgemeinen Programm, wobei der 4. Kongreß gleichermaßen entschieden die Bestrebungen verurteilt, die Einführung der Übergangsforderungen in das Programm als Opportunismus darzustellen, wie auch alle Versuche, die grundlegenden revolutionären Aufgaben durch Teilforderungen zu vertuschen oder zu ersetzen.

[...]

 

[Dokumente ]:

Leitsätze zur Taktik der Einheitsfront und der Arbeiterregierung

[...]

Die Arbeiterregierung ist weder die Diktatur des Proletariats, noch ein friedlicher parlamentarischer Aufstieg zu ihr. Sie ist ein Versuch der Arbeiterklasse, im Rahmen und vorerst mit den Mitteln der bürgerlichen Demokratie, gestützt auf proletarische Organe und Massenbewegungen, Arbeiterpolitik zu treiben.

[10]:

Thesen zur Einheitsfront und Arbeiterregierung

"Arbeiterregierungen" und aufständische Aktionen

[11]:

Voraussetzungen zum Eintritt der Kommunisten in eine Arbeiterregierung in Thüringen

[12]:

Ermächtigungsgesetz

[...]

alle erforderlichen Maßnahmen gegen Notstände auf den Gebieten des Finanzwesens, der Wirtschaft und der Sozialfürsorge

[13]:

Aufruf zum Kampf gegen die Vorstöße der Militärdiktatur, für die Vorbereitung des Generalstreiks und die Bildung von Aktionsausschüssen

[14]:

Ich bin beauftragt, im Freistaat Sachsen mit den mir zur Verfügung stehenden und zur Verstärkung zur Verfügung gestellten Machtmitteln verfassungsmäßige und geordnete Verhältnisse wieder herzustellen und aufrechtzuerhalten. [...] Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß die von der Reichsregierung im Interesse des Gesamtwohls für nötig erachteten Maßnahmen die volle Billigung und tatkräftige Förderung der Regierung des Gliedstaates Sachsen finden werden. Insbesondere vertraue ich darauf, daß es Ihnen, Herr Ministerpräsident, gelingt, die bei den kommunistischen Mitgliedern der Regierung offensichtlich vorhandenen Bestrebungen, die sich gegen die Grundlagen der Reichsverfassung zu wenden drohen, in den richtigen Schranken zu halten.

[15]:

Wir Kommunisten erklären: Wir pfeifen auf das Verbot der Hundertschaften durch den Herrn General, wir pfeifen auf alle Verbote und Erlasse, die noch kommen werden. Wir sind in die Regierung eingetreten, um gemeinsam mit den Sozialdemokraten die werktätigen Massen zum Kampf gegen Militärdiktatur, Faschismus und Aushungerung zu mobilisieren. Wir werden die Massen mobilisieren, mag der General noch so gut tanzen, wie die Schwerindustrie, die Junker, Spekulanten und Faschisten pfeifen. Wir fordern die Arbeiter auf, das Verbot der Hundertschaften mit der Aufstellung unzähliger neuer Hundertschaften, das Verbot der Aktionsausschüsse mit der Aufstellung von Aktionsausschüssen in jedem Betriebe zu beantworten. Die sächsische Arbeiterschaft in Verbindung mit der übrigen deutschen Arbeiterschaft ist stark genug, um alle ihre Feinde niederzuwerfen und Brot und Kartoffeln für die nackte Existenz zu erkämpfen. An die sächsische und deutsche Arbeiterschaft richten wir den Ruf zur Bereitschaft. Es kann möglich sein, daß morgen oder übermorgen das Vorgehen der Militärdiktatur mit dem Generalstreik in Sachsen, Thüringen und dem Reich beantwortet werden muß. Kampflos wird sich die sächsische und deutsche Arbeiterschaft den Generälen nicht ergeben; wenn die Generäle der Schwerindustrie zum Tanz aufspielen wollen, nun, die deutsche Arbeiterschaft ist gerüstet.

Hamburg

[16]:

daß auf Grund der Nachrichten über den Einmarsch der Reichswehr die Losung des Generalstreiks, der den bewaffneten Kampf einschloß, herausgegeben werden sollte

[17]:

daß jede Verzögerung dem Tode gleichkommt und es unbedingt notwendig ist, den Kampf gleichzeitig im ganzen Lande zu beginnen, weil der isolierte Kampf der Arbeiter in Mitteldeutschland zur Niederlage führen kann. Es wird nicht die Wiederholung der Novemberrevolution 1918 sein. Die entscheidende Stunde ist gekommen. Eins von beiden: Entweder rettet das werktätige Volk Mitteldeutschland, verwandelt Deutschland in eine Arbeiter- und Bauernrepublik, welche ein Bündnis mit der Sowjetunion schließt, oder es kommt eine ungeheure Not.

[Dokumente ]:

Sollten die Kommunisten (zum gegenwärtigen Zeitpunkt) ohne die S.‑D. [Sozialdemokraten] nach der Machtergreifung streben? Sind sie schon reif dafür? Das ist, so meine ich, die Frage. [...] Es geht nicht darum, daß Brandler "die Massen lehren" will, sondern darum, daß die Bourgeoisie plus die rechten S.‑D. das Lehrbeispiel in einen Generalangriff umwandeln und sie am Boden zerstören würden (wofür sie vorläufig alle Möglichkeiten haben). [...] Meiner Meinung nach muß man die Deutschen zurückhalten und nicht ermuntern.

[Dokumente ]:

In dem Brief wurde vor allem die Frage der sofortigen Nachtergreifung durch die Kommunisten berührt. Im Juli oder Anfang August 1923 bestand in Deutschland noch nicht jene tiefe revolutionäre Krise, die Millionenmassen auf die Beine bringt, das Paktierertum der Sozialdemokratie entlarvt, die Bourgeoisie vollends desorganisiert und die Frage der sofortigen Machtergreifung durch die Kommunisten auf die Tagesordnung setzt. Natürlich konnte bei der Lage im Juli-August in Deutschland keine Rede sein von einer sofortigen Machtergreifung durch die Kommunisten, die noch dazu in den Reihen der Arbeiterklasse in der Minderheit waren.

Ist ein solcher Standpunkt richtig? Ich denke, er ist richtig. Denselben Standpunkt vertrat damals das Politbüro.

[...]

Aber zwei Monate später vollzieht sich in Deutschland eine schroffe Veränderung der Lage in der Richtung, daß sich die revolutionäre Krise verschärft. Poincare unternimmt einen militärischen Angriff auf Deutschland; die Finanzkrise in Deutschland nimmt katastrophalen Charakter an; innerhalb der deutschen Regierung beginnen Zerfall und ständiger Ministerwechsel; die revolutionäre Welle steigt und droht die Sozialdemokratie zu sprengen; es beginnt ein Massenübertritt der Arbeiter von der Sozialdemokratie zu den Kommunisten; die Frage der Machtergreifung durch die Kommunisten tritt auf die Tagesordnung. In dieser Situation trat ich, ebenso wie die anderen Mitglieder der Kommission der Komintern, entschieden und bestimmt für die sofortige Machtergreifung durch die Kommunisten ein.

Bekanntlich gab es in der damals geschaffenen deutschen Kommission der Komintern, der Sinowjew, Bucharin, Stalin, Trotzki, Radek und eine Reihe deutscher Genossen angehörten, eine Anzahl konkreter Beschlüsse über die direkte Hilfe für die deutschen Genossen bei der Machtergreifung. Stimmten die Mitglieder dieser Kommission in jener Zeit in allem miteinander überein? Nein, das war nicht der Fall. Die Meinungsverschiedenheiten gingen damals um die Frage der Organisierung von Sowjets in Deutschland. Ich und Bucharin behaupteten, daß die Betriebsräte die Sowjets nicht ersetzen können, und schlugen die sofortige Organisierung proletarischer Sowjets in Deutschland vor. Trotzki und Radek, sowie auch einige deutsche Genossen, waren gegen die Organisierung von Sowjets, da sie glaubten, daß die Betriebsräte für die Übernahme der Macht ausreichen würden. Sinowjew schwankte zwischen diesen beiden Gruppen.

[18]:

Die Grundlage der Parteiorganisation bilden die nach Betrieben aufgebauten Parteizellen. Alle Kommunisten, die in einem bestimmten Betriebe arbeiten, müssen zur Betriebszelle dieses Betriebes gehören.

Die bürgerlichen Regierungen zwingen ihre "Normalisierung" auf

KPD: Richtungskämpfe

[19]:

IX.

Der VI. Weltkongreß lenkte die Aufmerksamkeit aller Kommunisten auf die erhöhte Bedeutung der opportunistischen Rechtsgefahr im eigenen Lager. [...] Die rechte Fraktion in der KPD (Gruppe Brandler-Thalheimer-Walcher-Frölich-Hausen) [...] versucht, die Partei vom Wege der proletarischen Revolution auf den Weg des demokratischen Reformismus zu stoßen und an Stelle des Kampfes gegen die konterrevolutionäre Sozialdemokratie eine Annäherung an die Sozialdemokratie, besonders an ihre "linken" Führer, diese gefährlichsten Agenten der Bourgeoisie in der Arbeiterklasse, zu vollziehen. [...] Die rechte Fraktion hat ideologisch und politisch mit den Grundsätzen des Kommunismus gebrochen und befindet sich in einer Front mit den Feinden der proletarischen Revolution.

X.

Der VI. Weltkongreß verpflichtete alle Kommunisten zugleich mit dem Kampf gegen die opportunistische Rechtsgefahr zum "systematischen" Kampf gegen den versöhnlerischen Standpunkt gegenüber den rechten Strömungen; er unterstrich die Notwendigkeit dieses systematischen Kampfes besonders für die KPD. Die versöhnlerische Gruppe in der KPD unter Führung der Genossen Ewert und Gerhart begann bereits vor dem VI. Weltkongreß, [...] den innerparteilichen Kurs zugunsten der rechten opportunistischen Elemente zu revidieren.

[20]:

Das ZK der KPD sieht in dem vom VI. Weltkongreß einstimmig angenommenen Programm der Komintern eine klare, konsequente Darstellung der Grundsätze des Marxismus-Leninismus und ihre richtige Anwendung auf unsere Epoche, die Epoche der Weltrevolution. Das ZK begrüßt die Schaffung dieses Dokuments von welthistorischer Bedeutung als ein Zeichen der Reife und Einheitlichkeit der kommunistischen Weltpartei. Das ZK erklärt, daß dieses Programm die Grundlage der gesamten Tätigkeit der KPD wie aller anderen Sektionen der Komintern bilden muß.

[21]:

organisatorische Zusammenfassung aller Kommunisten innerhalb und außerhalb der Kommunistischen Partei Deutschlands, die unter Ablehnung des Stalinismus auf dem Boden der Leninschen Grundsätze für die Wiedervereinigung aller Kommunisten in Deutschland und in der Kommunistischen Internationale kämpfen

Die KPD Ziel der SPD

[Dokumente ]:

Die Sozialdemokratie ist die beste Schutztruppe für die deutsche Bourgeoisie, ist der breite Sturmbock des Faschismus und des Imperialismus.

[Dokumente ]:

Die Berliner Arbeiter haben in allen Betrieben beschlossen, am 1. Mai die Arbeit ruhen zu lassen und unter allen Umständen zu demonstrierend. Die Berliner Arbeiter werdender Tradition des Kampfaufmarsches am 1. Mai auch in diesem Jahre trotz Zörgiebel treu bleiben.

Der sozialdemokratische Polizeipräsident Zörgiebel rüstet fieberhaft, um seine Polizei gegen die demonstrierenden Arbeitermassen einzusetzen. Nach dem eigenen Eingeständnis sozialdemokratischer Zeitungen bereitet Zörgiebel "kaltblütig den Arbeitermord für den 1. Mai vor" und rüstet er dazu, "den 1. Mai zu einem Tag der Toten" zu machen. Das Maikomitee der Berliner Arbeiterschaft, gewählt von den Vertretern der wichtigsten Großbetriebe und zahlreicher Arbeiterorganisationen, warnt den Polizeipräsidenten. Selbst im reaktionären München, selbst in Hamburg, in Kiel, in Schleswig-Holstein ‑ überall sind am 1. Mai die Demonstrationsverbote aufgehoben. Nur der Polizeipräsident Zörgiebel will unter der unbewaffneten Demonstration der Berliner Arbeiterschaft ein Blutvergießen am 1. Mai provozieren. Das Berliner Maikomitee spricht im Namen der Berliner Arbeiterschaft aus, daß die Belegschaften der Betriebe mit dem politischen Massenstreik am 2. Mai antworten werden, wenn Zörgiebel es wagt, am 1. Mai Arbeiterblut zu vergießen. [...]

Das Maikomitee der Berliner Arbeiterschaft. Straße frei für die Massendemonstration!

[22]:

Wir, die Kommunisten, sagen euch, den Beamten, daß die klassenbewußten Arbeiter, die morgen unter den Fahnen der Kommunistischen Partei auf die Straße gehen werden, kein Interesse an Zusammenstößen haben; darum werden sie unbewaffnet marschieren; an euch ist es, zu zeigen, daß auch ihr keine willenlosen Instrumente der Offiziere seid. [...] Schlagt nicht, schießt nicht auf eure unbewaffnet marschierenden Klassenbrüder!

[Dokumente ]:

Beschließt den politischen Massenstreik gegen die Arbeitermörder!

Nieder mit der Sozialdemokratie, der blutbefleckten Mörderpartei!

[23]:

Einleitung

Die sozialdemokratische Arbeiterschaft erhebt schwere Anklage.

Die kommunistische Parteizentrale hat die hohe Idee des proletarischen Weltfeiertages entweiht durch eine sinn- und würdelose Hetze von Arbeitern gegen Arbeiter, sie hat den machtvollen Kampfgedanken des 1. Mai hinabgezerrt in den Schmutz einer verbrecherischen Barrikadenkomödie, in den Wahnwitz einer "bewaffneten Aktion".

Schwerer aber noch als unsere Anklage wiegt die Verantwortung und das Verbrechen derer, die die blutigen Ereignisse verschuldet haben. Schuld und Verantwortung für das, was geschehen ist und noch geschehen wird, müssen klar und unerbittlich festgestellt werden im Interesse der Einheit und Reinheit der Arbeiterbewegung. Denn um ein Verbrechen an der deutschen Arbeiterschaft handelt es sich hier. Die Ereignisse der ersten Maitage waren nicht der spontane Ausbruch eines einheitlichen Massenwillens, sie waren nicht die Vorboten oder die Folge eines unabänderlich sich vollziehenden großen Geschehens. Sondern die blutige Tragödie des 1. Mai war das planmäßig vorbereitete und bewußt gewollte Ergebnis einer blindwütigen Hetzarbeit, deren tieferer Grund die immer deutlicher werdende Ohnmacht der kommunistischen Internationale und deren Ziel die Zerstörung der Sozialdemokratie und die Aufrichtung der kommunistischen Diktatur sind.

[Dokumente ]:

Der Sozialdemokrat Grzesinski droht mit dem Verbot der KPD und des RFB. Über Berlin und Hamburg ist bereits der Belagerungszustand verhängt. Demonstrationsverbote der sozialdemokratischen Polizeipräsidenten sind für eine Reihe weiterer Städte angekündigt. Der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin, Zörgiebel, verbündet sich mit den Führern des ADGB zum Verbot des 1. Mai. Was dem wilhelminischen Deutschland nicht gelungen, was Jagow[24] und Keudell nicht vollbrachten, wollen die sozialdemokratischen Lakaien der Trustbourgeoisie vollbringen.

[Dokumente ]:

Die Bourgeoisie greift immer mehr, immer bewußter, immer rascher zu faschistisch-diktatorischen Methoden der Verteidigung ihrer Klassenherrschaft gegen das Proletariat. Die Liquidierung der Überreste der bürgerlichen Scheindemokratie ist eingeleitet. Die Errichtung der unverhüllten, von den formal-demokratischen Schranken befreiten Diktatur des Finanzkapitals wird auf die Tagesordnung gestellt.

[25]:

Diese kommunistische Gewerkschaftsarbeit vollzieht sich im Rahmen des Statutes und der Beschlüsse der betreffenden Gewerkschaften.

[26]:

Bei der besonders raschen Zentralisierung des Kapitals in der gegenwärtigen Periode des Wachstums der kapitalistischen Organisationen (Trusts, Konzerne usw.) und der Verquickung dieser Organisationen mit dem Apparat der bürgerlichen Staatsgewalt hat der Streikkampf die Tendenz, rasch politischen Charakter anzunehmen, wobei die Kräfte des Proletariats mit den Kräften des bürgerlichen Staates aufeinanderprallen. Unter diesen Umständen besteht die Aufgäbe der Kommunisten darin, die Massen über die Perspektiven des Kampfes aufzuklären, möglichst breite Schichten der Arbeiter zu mobilisieren, aus allen Kräften ihren revolutionären Zusammenschluß zu fördern und den ganzen Kampf auf eine höhere Stufe zu bringen. [...]

Die Kommunisten haben deshalb die Aufgabe, eine Taktik einzuschlagen, die es ermöglicht, den Reformisten die Führung des Streikkampfes aus der Hand zu reißen. Man muß alles tun, um die» Initiative zur Bildung von Streikleitungen zu ergreifen und sich an ihre Spitze zu stellen. [...]

Jeder Streik muß zu einer Arena des Kampfes um die Führung zwischen Kommunisten und Reformisten werden. Die Haltung der Kommunisten muß infolgedessen darauf abzielen, den Kommunisten die Führung im Streikkampf zu sichern. Es ist notwendig, die Massen unter kommunistischen Losungen zu mobilisieren und darauf hinzuarbeiten, durch die Gewerkschaftsorganisationen die eigene Taktik durchzuführen, auf Stufe des Kampfes die verräterische Haltung der Reformisten zu entlarven und in günstigen Augenblicken Streiks gegen den Willen der Gewerkschaftsbureaukratie zu organisieren; zu diesem Zweck muß man Streikleitungen bilden, die Führung der Streikleitungen und dadurch die Führung des gesamten. Streikkampf es an sich reißen. [...]

[27]:

Die internationale Lage und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale

[...]

35. In den "fortgeschrittenen" kapitalistischen Ländern, in denen sich die entscheidenden Kämpfe um die proletarische Diktatur und den Sozialismus abspielen werden, muß die allgemeine taktische Orientierung der kommunistischen Parteien gegen jedes Hineinwachsen von Arbeiterorganisationen in kapitalistische, private oder staatliche Organisationen, gegen das "Verwachsen" der Gewerkschaften mit den Trusts, gegen den "Wirtschaftsfrieden", gegen das Zwangsschlichtungswesen, gegen die bürgerliche Staatsgewalt und gegen die Trusts eingestellt sein. [...]

36. Infolge der gesteigerten Vertrustung der Industrie und der Tendenzen zum Staatskapitalismus, infolge des Verwachsens der Organisationen des Staates und der Trusts mit dem Apparat der reformistischen Gewerkschaften, infolge der neuen, durch und durch bürgerlichen und aktiv imperialistischen Ideologie der Sozialdemokratie, muß der Kampf gegen diese "bürgerliche Arbeiterpartei" verschärft werden. [...]

38. Was die Gewerkschaftsbewegung anbetrifft, ruft der Kongreß alle Parteien auf das entschiedenste zur maximalen Steigerung der Arbeit gerade auf diesem Frontabschnitt auf. Der Kampf um den Einfluß der Kommunisten in den Gewerkschaften muß im gegenwärtigen Augenblick um so energischer geführt werden, als die Reformisten in einer Reihe von Ländern den Ausschluß der Kommunisten (und der Linken überhaupt) aus den Gewerkschaftsorganisationen forcieren. [...] Die kommunistischen Parteien, die revolutionäre Gewerkschaftsopposition und die revolutionären Gewerkschaften können nur im erbitterten Kampf gegen die Sozialdemokratie und die politisch korrumpierte Gewerkschaftsbürokratie die führende Rolle in diesen Kämpfen erobern. [...] Mit Rücksicht auf die Einheitsfront des bürgerlichen Staates, der Unternehmerorganisationen und der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie, deren gemeinsame Bestrebungen auf die Abwürgung der Streikbewegungen durch obligatorische Schiedssprüche gerichtet sind, ist es unsere Hauptaufgabe, die Energie und Initiative der Massen zu entfalten und in günstigen Situationen den Kampf auch gegen den Willen der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie zu führen. [...] Organisierung der Unorganisierten, Eroberung der reformistischen Gewerkschaften, Organisierung der Ausgeschlossenen und. unter entsprechenden Verhältnissen (in Ländern mit gespaltener Gewerkschaftsbewegung), Austritt der eroberten Lokalorganisationen und Anschluß an die revolutionäre Gewerkschaftsvereinigung ‑ das sind die Aufgaben, die auf der Tagesordnung stehen. [...]  Besonders wichtig ist es, im Zusammenhang mit dem sich verschärfenden Kampf zwischen dem Kommunismus und Reformismus, die Arbeit der kommunistischen Gewerkschaftsfraktionen, der Gewerkschaftsopposition, der revolutionären Gewerkschaften zu entwickeln und mit allen Kräften die Arbeit und Tätigkeit der Roten Gewerkschaftsinternationale zu verstärken. [...]

[Dokumente ]:

Das Verdienst der deutschen Kommunisten besteht ja gerade darin, daß sie sich durch das Geschwätz vom "Gewerkschaftsrahmen" nicht haben schrecken lassen und über diesen Rahmen hinausgegangen sind, indem sie entgegen dem Willen der Gewerkschaftsbürokraten den Kampf der unorganisierten Arbeiter organisiert haben. Das Verdienst der deutschen Kommunisten besteht ja gerade darin, daß sie neue Formen des Kampfes und der Organisation der unorganisierten Arbeiter gesucht und herausgefunden haben. Möglicherweise haben sie dabei eine Reihe unwesentlicher Fehler begangen. Aber eine neue Sache geht niemals ohne Fehler ab. Aus der Feststellung, daß wir in den reformistischen Gewerkschaften arbeiten müssen ‑ vorausgesetzt, daß diese Gewerkschaften Massenorganisationen sind ‑, folgt jedoch keineswegs, daß wir unsere Massenarbeit auf die Tätigkeit in den reformistischen Gewerkschaften beschränken, daß wir zu Sklaven der Normen und Forderungen dieser Verbände werden sollen. Wenn die reformistische Führung mit dem Kapitalismus verwächst (siehe die Resolution des VI. Kongresses der Komintern und des IV. Kongresses der Roten Gewerkschaftsinternationale), die Arbeiterklasse aber gegen den Kapitalismus kämpft, kann man da behaupten, die Arbeiterklasse, mit der kommunistischen Partei an der Spitze, könne den Kampf führen, ohne den bestehenden reformistischen Rahmen der Gewerkschaften bis zu einem gewissen Grade zu sprengen? Es ist klar, daß man das nicht behaupten kann, ohne in Opportunismus zu verfallen. Man könnte sich daher durchaus eine Situation vorstellen, die es erforderlich macht, entgegen dem Willen der Gewerkschaftsbonzen, die sich den Kapitalisten verkauft haben, parallele Massenvereinigungen der Arbeiterklasse zu schaffen. Eine solche Situation haben wir bereits in Amerika. Es ist durchaus möglich, daß auch in Deutschland die Entwicklung in dieser Richtung verlaufen wird.

[28]:

[...]

Es unterliegt keinem Zweifel, daß wir im Zusammenhang mit der fortschreitenden Rationalisierung, der Offensive des Kapitals und der zunehmenden Aktivität der Arbeitermassen am Anfang einer ansteigenden Welle politischer und wirtschaftlicher Zusammenstöße zwischen Arbeit und Kapital stehen, und daß nur die wirklich revolutionäre Führung dieser Kämpfe dem Ringen zum Erfolg verhelfen kann. Dieser Umstand verpflichtet die RGI‑Anhänger, alles daranzusetzen, um den reformistischen Verrätern die Kampfführung zu entreißen und die selbständige Führung der Wirtschaftskämpfe zu übernehmen.

[...] Diese opportunistischen Abweichungen und Tendenzen sind:

gewerkschaftlicher Legalismus ( die Angst vor der Überschreitung der statutmäßigen Bestimmungen, die Unterwerfung unter die Verfügungen der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie usw.)

[...]

Im Falle einer für den Streik günstigen Situation und des Vorhandenseins einer Kampfstimmung unter den Massen ist die Schaffung der von der Gesamtbelegschaft gewählten Streikleitung in den Vordergrund zu rücken ( auch wenn der Streik von einer revolutionären Gewerkschaft geführt wird). An diesen Wahlen müssen die Arbeiter aller Richtungen, und zwar sowohl die organisierten als auch die unorganisierten, teilnehmen.

[...]

Die Streikleitung besteht notwendigerweise als ein von der gesamten Masse gewähltes Organ aus Arbeitern verschiedener Richtungen.

[...]

Deshalb ist es notwendig, ganz besonders darauf zu achten, daß die Streikleitungen vor der Beeinflussung durch die Sozialdemokratie und die reformistische Gewerkschaftsbürokratie geschützt werden, wobei man ganz entschieden dagegen ankämpfen muß, daß offizielle Vertreter der reformistischen Verbände in die Streikleitungen kooptiert werden. Man soll überhaupt keine offiziellen Vertreter der reformistischen Verbände in die Streikleitungen aufnehmen. Allen Versuchen der Reformisten, in die Streikleitungen einzudringen, müssen die Anhänger der RGI, die Forderung entgegenstellen, daß sämtliche Mitglieder der Streikleitung durch die gesamte organisierte und unorganisierte Arbeiterschaft gewählt werden. Ebenso müssen die Versuche der Reformisten, die Wahl der Streikleitungen nur von Verbandsmitgliedern vornehmen zu lassen, bekämpft werden.

[...]

In sämtliche wählbare Organe sind die besten und kampferprobtesten Arbeiter aller Richtungen: kommunistische, sozialdemokratische, christliche, unorganisierte usw. hineinzuwählen.

[...]

Die Politik des internationalen Reformismus, die auf eine "friedliche" Beteiligung aller Wirtschaftskämpfe durch das Zwangsschlichtungsverfahren, eine systematische Sabotage und Abwürgung der Forderungen der Arbeiterschaft durch den reformistischen Verbandsapparat gerichtet ist, stellt vor die breiten Arbeitermassen das Problem des Kampfes um die elementarsten Forderungen, ohne und gegen den Willen der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie. Die sogenannten "wilden" und inoffiziellen Streiks, d. h., solche Streiks, die von den Arbeitern ohne Sanktion und gegen den Willen der offiziellen Zentralorgane des betreffenden Verbandes proklamiert werden, Streiks, die früher hin und wieder die Gewerkschaftsregeln durchbrachen, bilden jetzt den einzigen Ausweg, um der zunehmenden Ausbeutung und dem wachsenden Druck seitens der Unternehmer entgegenzuwirken. Streiks ohne Sanktionen und gegen den Willen des Verbandes werden immer häufiger. Sie wurden bereits zu einer Massenerscheinung und werden es in der Zukunft noch mehr werden. Hierzu ergibt sich die Aufgabe, die sogenannten "wilden" und "inoffiziellen" Streiks anzuerkennen, während die Gewerkschaftsbürokratie zum Verzicht auf Streikkämpfe hinsteuert. [...]

[29]:

Der wirtschaftliche Kampf und die Aufgaben der Kommunistischen Parteien

[...]

Die Erfahrungen des Streikkampfes seit dem VI. Kongreß der Komintern haben voll und ganz den Kurs auf die selbständige Führung der Wirtschaftskämpfe durch die Kommunisten gerechtfertigt. Die selbständige Führung des Streikkampfes und die Hineinziehung der Unorganisierten in den Kampf ist in erster Linie möglich durch die Bildung von Kampfleitungen auf breiter Basis (Streikleitungen, Komitees zur Bekämpfung der Aussperrungen usw.), die von der Gesamtbelegschaft, sowohl von den organisierten als auch von den unorganisierten Arbeitern und Arbeiterinnen zu wählen sind. In Zeiten wirtschaftlicher Konflikte sind die Kampfleitungen die Hauptorgane der Führung, die breite Arbeitermassen auf Grund einer politischen und wirtschaftlichen Kampfplattform um sich scharen. [...] Die Kampfleitungen, die die Massen in ihren wirtschaftlichen und politischen Aktionen führen, müssen breite parteilose Massenorganisationen sein da sie dazu berufen sind, verschiedenen Parteien und verschiedenen Gewerkschaften angehörende Arbeiter als auch Unorganisierte zu vereinigen. Als parteilose Massenorganisationen können sie jedoch nicht politisch neutral, indifferent oder apolitisch sein. [...] Die politische Plattform der Kampfleitungen wird aus denjenigen pol. tischen Losungen gebildet, die die Arbeitermassen in ihren Aktionen aufstellen (z. B.: Kampf gegen die kapitalistische Rationalisierung, Kampf gegen das Zwangsschlichtungswesen. Kampf gegen die bürgerlichen und bürgerlich-demokratischen Blockbildungen usw.). Dabei müssen die Kampfleitungen diese politischen Losungen aufs engste verknüpfen mit dem Kampf gegen die unmittelbaren wirtschaftlichen Nöte der Arbeiterklasse. In die Kampfleitungen werden solche Arbeiter und Arbeiterinnen gewählt, die auf dieser politischen Plattform stehen.

[...]

Die Kampfleitungen sind Organe der proletarischen Massenaktion. Darin liegt ihr hauptsächlicher Wert für die Arbeiterklasse. In den Kampfleitungen müssen die von dem jeweiligen Konflikt berührten Arbeitermassen ohne Unterschied der Partei- und Gewerkschaftsangehörigkeit vertreten sein, sowohl organisierte als auch unorganisierte Arbeiter und Arbeiterinnen. [...]

Brüning - Papen - Schleicher - Hitler

[30]:

Die Regierung Brüning ist in ihrer jetzigen Entwicklungsphase die Regierung der Durchführung der faschistischen Diktatur.

[31]:

Arbeitsbeschaffungsplan

Gegen das Raubprogramm und die Katastrophenpolitik des Finanzkapitals - Arbeit und Brot für Millionen

[32]:

Richtlinie zur wehrpolitischen Arbeit

 

 

 

 

 

Fußnoten



[1]. G. Hortzschansky: Der nationale Verrat..., S. 120 (Bibliographie )

[2]. A. Kastning, Die deutsche Sozialdemokratie zwischen Koalition und Opposition 1919 bis 1923, S. 113 (Bibliographie )

[3]. K. Kautsky, Die proletarische Revolution und ihr Programm, S. 106 (Bibliographie )

[4]. Kommunistischen Internationale - Dritter Weltkongress (22. Juni - 12. Juli 1921) - Thesen und Resolutionen, pp. 31‑63 (Bibliographie ), hier S. 46.

http://www.marxismus-online.eu/debatte/programm/einheitsfront/taktik3KI.html

[5]. http://www.marxismus-online.eu/debatte/programm/einheitsfront/leitsaetzeKI.html

Kommunistischen Internationale - Exekutivkomitee: Die proletarische Einheitsfront, pp. 11‑25 (Bibliographie ), hier S. 16.

[6]. http://www.marxismus-online.eu/archiv/klassiker/schriftenzumprogramm/uprog6.html

[7]. A. Reisberg: Der Kampf der KPD um die Aktionseinheit in Deutschland 1921‑1922 - Band 2, S. 634 (Bibliographie )

[8]. http://www.marxismus-online.eu/archiv/klassiker/schriftenzumprogramm/uprog7.html

Kommunistischen Internationale - Vierter Weltkongress (5. November - 5. Dezember 1922) - Bericht (Bibliographie )

[9]. http://www.marxismus-online.eu/archiv/klassiker/schriftenzumprogramm/uprog7.html

Kommunistischen Internationale - Vierter Weltkongress (5. November - 5. Dezember 1922) - Protokoll (Bibliographie )

[10]. A. Reisberg: Der Kampf der KPD um die Aktionseinheit in Deutschland 1921‑1922 - Band 2, S. 683 (Bibliographie )

H.‑U. Ludewig: Arbeiterbewegung und Aufstand (Bibliographie )

H. Weber: Kommunismus in Deutschland, 1918-1945, S. 90 (Bibliographie )

[11]. Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena/Thüringen - Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe - Band 17, S. 426 (Bibliographie )

[12]. H. Niemann (Hg.): Geschichte der deutschen Sozialdemokratie 1917 bis 1945, S. 123-124 (Bibliographie )

[13]IML beim ZK der SED (Hg.): Dokumente und Materialien... - Reihe 2 - Band 7 - Halbband 2, S. 440 (Bibliographie )

[14]. W. Fabian: Klassenkampf um Sachsen - Ein Stück Geschichte 1918‑1930, S. 172 (Bibliographie )

[15]H. Michaelis, E. Schraepler (Hg.): Ursachen und Folgen, Band 5, S 498 (Bibliographie )

[16]. B. Bayerlein: Deutscher Oktober 1923 - ein Revolutionsplan und sein Scheitern, S. 26-28 (Bibliographie )

C. Voigt: Das Reichsbanner schwarz-rot-gold..., S. 51-59 (Bibliographie )

http://www.nikolaus-brauns.de/Deutscher_Oktober.htm

[17]. E. Reidegeld: Sozialpolitik..., S. 110-111 (Bibliographie )

W. Ulbricht: Zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung - aus Reden und Aufsätzen - Band 1, S. 139- (Bibliographie )

[18]. EKKI (Hg.): Die Lehren der deutschen Ereignisse..., S. 114 (Bibliographie )

[19]IML beim ZK der SED (Hg.): Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung - Reihe 2 - Band 8 - Januar 1924‑Oktober 1929, S. 748 (Bibliographie )

[20]IML beim ZK der SED (Hg.): Dokumente und Materialien... - Reihe 2 - Band 8, S. 760 (Bibliographie )

[21]. http://www.trotskyana.net/GuestContributions/engelhardt_entwicklung.pdf

H. A. Winkler: Arbeiter und Arbeiterbewegung... - Band 2, S. 440 (Bibliographie )

[22]IML beim ZK der SED (Hg.): Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung - Band 4, S. 514 (Bibliographie )

[23]. http://library.fes.de/pdf-files/bibliothek/bestand/x-04512_1.pdf

[24]. En février 1910, le SPD décide une campagne de mobilisation en rapport avec les débats au sujet de la loi électorale. Il annonce une manifestation pour le 6 mars. Le 13 février, le préfet de police de Berlin Traugott von Jagow interdit les rassemblements en pleine air. Il annonce par voie d'affichage: "Es wird das “Recht auf die Straße” verkündet. Die Straße dient lediglich dem Verkehr. Bei Widerstand gegen die Staatsgewalt erfolgt Waffengebrauch. Ich warne Neugierige." Des manifestations massives ont néanmoins lieu, et en avril l'interdiction est levée.

IML beim ZK der SED (Hg.): Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung - Reihe 1 - Band 4 - März 1889‑Juli 1914, S. 304 (Bibliographie )

H. Wilderotter: Das Haus der Abgeordneten - Ein Denkmal preußischer Geschichte in der Mitte Berlins, S. 36 (Bibliographie )

[25]Dokumente und Analysen zur kommunistischen Arbeiterbewegung - Band 1, S. 195 (Bibliographie )

[26]. Kommunistischen Internationale - Exekutivkomitee - Neuntes Plenum (9.‑25. Februar 1928) - Resolutionen und Beschlüsse, S. 13 (Bibliographie )

[27]. Kommunistischen Internationale - Sechster Weltkongress (17. Juli - 1. September 1928) - Thesen, Resolutionen, Programm, Statuten, S. 29 (Bibliographie )

Internationale Communiste - Sixième congrès (17 juillet - 1er septembre 1928) - Thèses et résolutions (Bibliographie )

[28]. http://ciml.250x.com/rilu/archive/archive_german/rgi_1929_strassburger_konferenz_streikstrategie.html

Dokumente und Analysen zur kommunistischen Arbeiterbewegung - Band 5, S. 101 (Bibliographie )

[29]Kommunistischen Internationale - Exekutivkomitee - Zehntes Plenum (3.‑19. Juli 1929) , S. 913 (Bibliographie )

[30]Dokumente .

[31]. http://www.brangsch.de/projekt3/gesch2.htm

[32]. http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44734