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Wilhelm Pieck

Fragen der Volksfront in Deutschland - Klarheit tut not!

1. September 1937

 

 

Quelle:

Die Kommunistische Internationale, Strasbourg, 1937, Nr. 8, S. 719‑727.

Abgedruckt in:

Wilhelm Pieck: Gesammelte Reden und Schriften - Band 5 - Februar 1933 bis August 1939. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hg.), Berlin, Dietz, 1972. S. 469‑485.

 

 

 

 

 

 

Erstellt: Januar 2013

Druckversion
KPD 1918 1945 - Inhalt

 

 

 

 

 

 

Die fast zweijährigen Bemühungen der Kommunistischen Partei Deutschlands, den werktätigen Massen in Deutschland zu helfen, im Kampf gegen den Hitlerfaschismus die Einheitsfront der Arbeiterklasse und die antifaschistische Volksfront zu verwirklichen, haben bisher erst geringe Erfolge gebracht. Das hat seinen Grund vor allem darin, daß in den Reihen der Arbeiterklasse und [in den] übrigen Schichten des werktätigen Volkes noch nicht genügend Klarheit über das Wesen der Einheitsfront und der Volksfront und über ihre hohe Bedeutung für den Befreiungskampf des deutschen Volkes vorhanden ist. Dieser Umstand erleichtert [es] den Gegnern und Feinden der werktätigen Massen, Verwirrung in ihre Reihen zu tragen, um sie von der Verwirklichung der Einheitsfront und Volksfront zurückzuhalten. Es ist deshalb notwendig, diesen Bestrebungen energisch entgegenzutreten und vor allem die in den Reihen der Volksfrontanhänger noch vorhandenen Unklarheiten über das Wesen der Volksfront zu beseitigen.

Die große Begeisterung, die das Referat des Genossen Georgi Dimitroff auf dem VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale und die Beschlüsse des Kongresses zur Herbeiführung der Einheitsfront und der Volksfront zum Kampf gegen Krieg und Faschismus unter den werktätigen Massen der ganzen Welt auslösten, fand auch ihren starken Widerhall bei den werktätigen Massen Deutschlands. Die Taktik der Einheitsfront gibt den werktätigen Massen die Zuversicht, daß die verhängnisvolle Spaltung der deutschen Arbeiterklasse, die dem Faschismus den Sieg ermöglichte, überwunden und die Aktionseinheit zur Niederwerfung der barbarischen faschistischen Diktatur herbeigeführt werden wird. Einen starken Einfluß in dieser Richtung hatten die großen Erfolge der Einheitsfront. und der Volksfront in Spanien und Frankreich. Aber die Bestrebungen zur Schaffung der proletarischen Aktionseinheit und der Volksfront stießen auf heftigen Widerstand bei der Leitung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, die die Taktik der Einheitsfront als ein Manöver der Kommunisten betrachtete, durch das die sozialdemokratischen Arbeiter von ihren Führern getrennt und für die Kommunistische Partei gewonnen werden sollten. Die fruchtbringenden Resultate der Zusammenarbeit der Kommunisten und Sozialisten in Frankreich und Spanien führten schließlich dazu, daß sich bei einer Anzahl sozialdemokratischer Führer eine Veränderung in ihrer Stellungnahme zur Taktik der Einheitsfront und Volksfront bemerkbar machte; sie fanden sich zu Besprechungen mit den Kommunisten bereit. Jedoch muß festgestellt werden, daß die Mehrheit des sozialdemokratischen Parteivorstandes, die Gruppe um Wels, von dieser Veränderung völlig unberührt geblieben ist.

Im Anschluß an den VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale und an die Brüsseler Parteikonferenz der KPD fanden im November 1935 in Paris und in Prag Besprechungen von Kommunisten mit einigen in der Emigration lebenden Führern der sozialdemokratischen Oppositionsgruppen und einigen namhaften Vertretern des freiheitlichen Bürgertums statt. Das Thema dieser Besprechungen war die Zusammenarbeit zur Realisierung der Einheitsfront und Volksfront. Gerade diese Personen, die vom Hitlerfaschismus in die Emigration getrieben wurden, Kommunisten, Sozialdemokraten, Demokraten, Katholiken und zum Teil auch Vertreter der rechtsgerichteten Parteien, vertreten das ganze deutsche Volk. Das gibt dieser Emigration ein besonderes Gewicht; die Zusammenfassung der Emigranten und ihre Zusammenarbeit kann die Schaffung der Volksfront in Deutschland stark fördern. Der fürchterliche Terror des faschistischen Regimes, dem Sozialdemokraten, Demokraten, Gewerkschafter, Katholiken und vor allem Kommunisten zum Opfer fielen, veranlaßte die in der Emigration lebenden Führer dieser Parteien, sich über eine gemeinsame Aktion gegen den Terror und für die Unterstützung seiner Opfer zu verständigen. Die mit Erfolg geführte Weltbewegung für die Befreiung Georgi Dimitroffs, die Kampagne für die Befreiung Ernst Thälmanns und der anderen eingekerkerten Antifaschisten hat den Weg zu gemeinsamer Arbeit geebnet. Die Protesterklärung gegen die Hinrichtung von Rudolf Claus[1] wegen seiner Tätigkeit für die Rote Hilfe war das erste Dokument, das gemeinsam von Führern der sozialdemokratischen Opposition und von Vertretern der Kommunistischen Partei unterschrieben wurde.

Aus diesen Besprechungen und einer gelegentlichen Zusammenarbeit erwuchs das Bedürfnis nach einer ständigen Zusammenarbeit. Sie entwickelte sich aus regelmäßigen Zusammenkünften von Vertretern der Kommunisten, Sozialdemokraten, Demokraten und parteimäßig nicht gebundenen Intellektuellen in Paris, dem sogenannten Lutetia-Kreis ‑ benannt nach dem Namen des Lokals der Zusammenkünfte ‑, aus dem nach einiger Zeit der Ausschuß zur Vorbereitung· einer deutschen Volksfront hervorging. Eine größere Besprechung fand im November 1935 statt, auf der von den Kommunisten die Idee der Volksfront näher erläutert wurde. Dann folgte im Februar 1936 eine breitere Konferenz, auf der eine Kundgebung an das deutsche Volk gegen die Kriegsprovokationen des Hitlerfaschismus beschlossen wurde, die 118 Unterschriften erhielt. Von dem Sozialdemokraten Breitscheid war in einem Artikel in den "Mitteilungen der Deutschen Freiheitsbibliothek" vom 1. Mai 1936[2] ebenfalls die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes für den Frieden dargelegt worden, wobei er bedauerte, daß "es bisher zu keiner Annäherung zwischen den Auslandsvertretungen der deutschen Arbeiterparteien gekommen" sei.

Der große Mangel dieser Zusammenarbeit bestand darin, daß eine politische Verständigung über die Aufgaben und Ziele der Volksfront fehlte. Bei einer Anzahl Teilnehmer dieser Zusammenkünfte waren nicht nur sehr unterschiedliche, sondern auch sehr verworrene Auffassungen über die Aufgaben der Volksfront vorhanden. In einer größeren Zusammenkunft im Juni 1936 ‑ die gleichzeitig der Vorbereitung der Asylrechtskonferenz diente ‑, an der auch zum ersten Mal ein Vertreter des sozialdemokratischen Parteivorstandes, allerdings nur inoffiziell, teilnahm, wurden von den Kommunisten Aufgaben und Ziele der Volksfront gegen das faschistische Regime ausführlich begründet. Sie wurden ersucht, eine entsprechende Plattform der deutschen Volksfront schriftlich vorzulegen, zu deren Beratung eine besondere Kommission eingesetzt wurde. Die Beratungen in der Kommission brachten die vorhandene Unklarheit und sogar Gegensätzlichkeit der Auffassungen über die Volksfront zum Ausdruck, so daß es zu keiner Verständigung über die Plattform kam. An ihrer Stelle beschloß eine Konferenz im Dezember 1936 einen "Aufruf für die deutsche Volksfront"[3], in dem in allgemeinen Zügen die Forderungen der Volksfront und die Maßnahmen, die nach dem Sturz des Faschismus verwirklicht werden müssen, dargelegt wurden. Dieser Aufruf war von 20 Sozialdemokraten, 14 Kommunisten, 29 freien Schriftstellern und Intellektuellen und 10 Mitgliedern der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP)[4] unterschrieben. Der Mangel dieses Aufrufs besteht darin, daß in ihm nichts darüber gesagt wird, wie der aktuelle Kampf gegen den Hitlerfaschismus geführt und wie dieser Kampf im Lande unterstützt werden soll. Auch über die Notwendigkeit, das spanische Volk in seinem Kampf gegen die militärische Intervention des Hitlerfaschismus zu unterstützen, enthält der Aufruf nichts. Am 10./11. April 1937 fand eine vom Volksfrontausschuß einberufene Konferenz von Vertretern der gesamten Anti-Hitler-Bewegung statt, die sich schon mehr mit den konkreten Kampfaufgaben in Deutschland beschäftigte, so mit den Lohn- und Gewerkschaftsfragen, mit der Hilfe für die politischen Gefangenen und ihre Angehörigen und vor allem mit dem Kampf zur Erhaltung des Friedens. In einer von der Konferenz beschlossenen "Botschaft an das deutsche Volk"[5] wird das Hauptgewicht auf den Kampf gegen die Kriegsprovokationen des Hitlerfaschismus und auf die Erhaltung des Friedens gelegt und die Zurückziehung der Truppen und Kriegsschiffe der Hitlerregierung aus Spanien gefordert. Erneut wird die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes hervorgehoben und dazu erklärt: "Sozialisten, Kommunisten, Demokraten, Angehörige aller Konfessionen, handeln wir gemeinsam, helfen wir uns gegenseitig, beenden wir jegliche Zersplitterung, die nur Hitler nützt! Schließen wir uns zusammen zur großen deutschen Volksfront, die allein unser deutsches Volk zum Sturze Hitlers führen kann und führen wird [...] Wir wollen, daß auf der Grundlage der neuen eroberten demokratischen Freiheiten sich das deutsche Volk ein freies, glückliches, sozialistisches Deutschland erkämpft!"

Die Arbeit des Ausschusses zur Vorbereitung einer deutschen Volksfront und seine Konferenzen weisen einen gewissen Fortschritt auf. Es muß besonders die Arbeit des Vorsitzenden dieses Ausschusses, des Schriftstellers Heinrich Mann, hervorgehoben werden, der sich bemüht, die Arbeit des Ausschusses zu erweitern und alle antihitlerischen Kräfte einzubeziehen. Die von ihm in der Apriltagung gehaltene Rede war programmatischen Inhalts und trägt sicher zur Förderung der Arbeit des Ausschusses bei. Auch bemühen sich neben den Kommunisten einige sozialdemokratische Mitglieder des Ausschusses ernstlich um eine Popularisierung der Aufgaben des Ausschusses und um seine Aktivierung. Aber das Resultat der Arbeit des Ausschusses ist noch wenig befriedigend. Diese Arbeit wird noch viel zusehr beeinträchtigt durch völlig unfruchtbare Diskussionen mit einigen Vertretern der SAP[6], die alles andere als eine Förderung der Arbeit des Ausschusses wollen. Wenn der Ausschuß wirklich ein Zentrum der Bewegung gegen den Hitlerfaschismus werden und an dem Zustandekommen der Volksfront in Deutschland ernstlichen Anteil nehmen will, dann wird er alles daransetzen müssen, eine wirklich praktische Arbeit für den Kampf gegen den Hitlerfaschismus und für die Förderung der Volksfrontbewegung im Lande zu leisten.

Alle Mitteilungen aus Deutschland besagen, daß sich in den Betrieben sozialdemokratische und kommunistische, katholische und zum Teil auch nationalsozialistische Arbeiter zum gemeinsamen Widerstand gegen den Lohndruck und die Antreiberei zusammenfinden. Dieser Widerstand hat teilweise schon höhere Formen, wie Arbeitsverweigerung, passive Resistenz und Streiks angenommen. Aber dieser Widerstand leidet noch an einer Nichtorganisiertheit. Natürlich müssen die außerordentlich schwierigen Bedingungen in Betracht gezogen werden, unter denen in Deutschland die werktätigen Massen um Brot und Freiheit und gegen das faschistische Regime kämpfen müssen. Aber es mangelt den Arbeitern vor allem an der erforderlichen Einsicht in die Notwendigkeit eines organisierten Zusammengehens. Die Schuld dafür liegt in erster Linie bei den Führern der Sozialdemokratie, die in der Mehrzahl gegen dieses organisierte Zusammengehen sind und die Einheitsfront ablehnen, während ein anderer Teil sich nicht energisch genug für das Zustandekommen der Einheitsfront einsetzt. Ein Teil der Schuld trifft auch die Kommunistische Partei, in der immer noch sektiererische Tendenzen vorhanden sind, die einem kameradschaftlichen Zusammenarbeiten mit den sozialdemokratischen Arbeitern entgegenstehen.

Die gleichen Schwierigkeiten bestehen auch für das Zustandekommen der Volksfront. Von der Sozialdemokratie und auch von der Kommunistischen Partei wurde bisher viel zuwenig getan, um den Arbeitern, dem städtischen Mittelstand und der Bauernschaft die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes gegen den Hitlerfaschismus und für die unmittelbaren Forderungen dieser Schichten verständlich zu machen. Auch hierbei ist das schwerste Hemmnis die Ablehnung der Einheitsfront und Volksfront durch die Mehrheit der sozialdemokratischen Führer, vor allem durch die Mehrheit des Parteivorstandes der SPD. Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht nur um die Propaganda für die Einheitsfront und Volksfront, sondern im Kampf um die lebenswichtigen Forderungen der einzelnen Schichten und für die Erhaltung des Friedens müssen diese Schichten auf Grund der dabei von den Arbeitern gemachten Erfahrungen zusammengeführt und für die Schaffung der Einheitsfront und Volksfront gewonnen werden.

Große Unklarheiten bestehen über die Aufgaben und Ziele der Volksfront und über die Beziehungen der proletarischen Einheitsfront zur antifaschistischen Volksfront, wobei der grundlegende Fehler ihre Gegenüberstellung ist. Es ist kein Zufall, daß in Mitteilungen sozialdemokratischer Arbeiter aus Deutschland die Frage der Einheitsfront nahezu vor der Frage der Volksfront verschwindet. Es erweckt den Anschein, als ob bei den sozialdemokratischen Arbeitern die Auffassung vorhanden ist, daß die Volksfront leichter als die Einheitsfront zu schaffen sei und daß deshalb vorläufig auf die Einheitsfront der Arbeiterklasse verzichtet werden müsse. Die Ursache dafür liegt offenbar darin, daß der im Ausland befindliche sozialdemokratische Parteivorstand bisher jede Vereinbarung mit dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei über ein gemeinsames Vorgehen gegen den Hitlerfaschismus und alle Vorschläge der Kommunisten für die Herbeiführung der Einheitsfront der Arbeiterklasse abgelehnt hat. Er hat im Gegenteil Anweisungen an die sozialdemokratischen Gruppen in Deutschland gegeben, keinerlei Verbindungen mit den Kommunisten einzugehen. Die sozialdemokratischen Arbeiter, die zwar in ihrer Mehrheit die Politik ihres Parteivorstandes mißbilligen, können sich nicht entschließen, gegen den Willen des Parteivorstandes zu handeln, und sehen infolgedessen keine Möglichkeit, die Einheitsfront mit den Kommunisten in Deutschland zu schaffen. Trotzdem ist es in einigen Bezirken zu einer ständigen, organisierten Zusammenarbeit von örtlichen und bezirklichen Funktionären beider Parteien gekommen, die zu guten Resultaten führte. Die Mehrheit der sozialdemokratischen Arbeiter glaubt, dem durch das Verhalten des sozialdemokratischen Parteivorstandes geschaffenen Dilemma dadurch entgehen zu können, daß sie die Frage der Einheitsfront vor der Frage der Volksfront zurückstellt. Aber auch ihre Vorstellung, was die Volksfront sein soll, welche Aufgaben und welche Ziele sie verfolgt, ist noch sehr unklar. In einem von einer Berliner Oppositionsgruppe der Sozialdemokratie verfaßten deutschen Volksfrontprogramm und in seiner Begründung tritt das mit aller Deutlichkeit hervor. Es heißt dort, daß die deutsche Volksfront nur eine vorläufige Form der proletarischen Einheit sein kann, der eine bewußt sozialistische folgen muß. Wieweit sich das Bürgertum in eine deutsche Volksfront eingliedern läßt, ist eine Frage der politischen Praxis der ersten Volksfrontregierung. Und die Verfasser dieses Programms ziehen die Schlußfolgerung, daß sich in der Volksfront nicht die überlebten alten Parteien konservieren dürfen und sich deshalb alle Beteiligten all der Volksfront verpflichten müssen, mit dem Tage der Bildung der Volksfront bis zum Sturze Hitlers ihre spezielle Parteiarbeit innerhalb Deutschlands einzustellen. Eine völlig verwirrte Vorstellung! Dabei gehören die Verfasser dieses Volksfrontprogramms zu dem fortgeschrittensten Teil der sozialdemokratischen Opposition in Deutschland, der kategorisch von dem sozialdemokratischen Parteivorstand die Verständigung mit den Kommunisten über die Schaffung der Einheitsfront fordert.

Das Gefährlichste an diesen Vorstellungen ist die Verkennung der Bedeutung der Einheitsfront für den Kampf gegen den Faschismus und auch für die Führung der Volksfront. Die Volksfront vermag ihre Aufgabe gar nicht zu erfüllen, solange nicht die Aktionseinheit der Arbeiterklasse verwirklicht ist. Um eine einheitliche, feste Führung der in der Volksfront zusammengeschlossenen Kräfte zu sichern, muß die Aktionseinheit der sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiter herbeigeführt werden. Die Forderungen der Volksfront basieren in erster Linie auf den Forderungen der Arbeiterklasse, die keineswegs den Interessen des Mittelstandes und der Bauernschaft entgegenstehen. Es wäre für die Arbeiterklasse wie für den Mittelstand und die Bauernschaft verhängnisvoll, wenn die sozialdemokratischen Arbeiter in Deutschland nicht alles daransetzen würden, die Einheitsfront mit den kommunistischen und mit den katholischen Arbeitermassen zu schaffen. Die sozialdemokratischen Arbeiter können damit nicht warten, bis ihr Parteivorstand sich unter dem Druck der sozialdemokratischen Arbeiter entschließen wird, seine ablehnende Haltung gegenüber der Einheitsfront aufzugeben. So wichtig eine Verständigung des sozialdemokratischen Parteivorstandes mit dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei ist, so liegt doch das Schwergewicht für die Verwirklichung der Einheitsfront bei den sozialdemokratischen Arbeitern in Deutschland.

Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands hat sich seit der Aufrichtung der Hitlerdiktatur zu wiederholten Malen mit Angeboten zu gemeinsamen Aktionen gegen den Hitlerfaschismus an den sozialdemokratischen Parteivorstand gewandt. Trotz der Ablehnung durch den sozialdemokratischen Parteivorstand wird das ZK der KPD diese Versuche zur Herbeiführung einer Verständigung fortsetzen und dem Beispiel des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale in seinen Bemühungen, die internationale Aktionseinheit zu schaffen, folgen. Dem ZK der KPD kommt es bei seinem Herantreten an den sozialdemokratischen Parteivorstand auf den ernsten Versuch zur Herbeiführung der Einheitsfront an. Dieses wiederholte Herantreten ist von einigen Oppositionsgruppen der deutschen Sozialdemokratie so ausgelegt worden, als ob dadurch die Autorität des sozialdemokratischen Parteivorstandes gegenüber den sozialdemokratischen Arbeitern gestärkt und gerade dadurch das Zustandekommen der Einheitsfront zwischen den sozialdemokratischen und den kommunistischen Arbeitern aufgehalten worden wäre. Das ist jedenfalls eine absolut unrichtige Vorstellung und Beurteilung der kommunistischen Einheitsfrontangebote. Die KPD muß Gewicht darauf legen, mit der ganzen Sozialdemokratie, und nicht nur mit einzelnen ihrer Oppositionsgruppen, die Einheitsfront zu schließen, weil nur dadurch die Kraft der Einheitsfront voll entwickelt werden kann. Die KPD verfolgt nicht etwa das Ziel einer weiteren Spaltung der Sozialdemokratie, sondern erstrebt die Schaffung einer einheitlichen mächtigen revolutionären Massenpartei des Proletariats, die für den Kampf zum Sturz des Hitlerfaschismus und für die Befreiung der werktätigen Massen von allergrößter Bedeutung ist. Die KPD unterschätzt keineswegs die Bedeutung der Arbeit der sozialdemokratischen Führer und Gruppen, die zur Politik des sozialdemokratischen Parteivorstandes in Opposition stehen und für die Verwirklichung der Einheitsfront und Volksfront auftreten. Die Arbeit, die in dem Ausschuß zur Vorbereitung einer deutschen Volksfront von Breitscheid und einigen anderen sozialdemokratischen Führern geleistet wird, trägt zur Verbreiterung der Arbeit des Ausschusses und zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten bei. Das hat sich zweifellos auch auf einige Mitglieder des sozialdemokratischen Parteivorstandes ausgewirkt, die das sture, ablehnende Verhalten der Gruppe um Wels nicht mehr mitmachen, sondern sich der Zusammenarbeit mit den Kommunisten geneigter zeigen.

Im Gegensatz zu den Auffassungen sozialdemokratischer Arbeiter, die annehmen, daß die Einheitsfront hinter der Volksfront zurücktreten müsse, steht die von Führern der Sozialistischen Arbeiterpartei vertretene Auffassung, daß nur der Zusammenschluß des klassenbewußten Teils der deutschen Arbeiterklasse notwendig sei und der Mittelstand und die Bauernschaft nur von der Arbeiterklasse ausgenutzt werden sollen. Diese Führer lehnen also die Volksfront der Arbeiter, Bauern und Mittelständler ab und sehen in ihr eine opportunistische Gefahr. Die Vertreter dieser Partei nehmen zwar an den Beratungen des Ausschusses zur Vorbereitung einer deutschen Volksfront teil und haben auch dessen Kundgebungen für die Volksfront unterschrieben, aber praktisch versuchen sie, die Arbeit dieses Ausschusses zu sabotieren und jede Verbreiterung desselben zu hintertreiben. Es wurde schon darauf hingewiesen, welchen Schaden das für die Arbeit des Ausschusses bringt. In ihrer Presse spricht die SAP offen aus, was ihre Vertreter im Volksfrontausschuß nicht auszusprechen wagen, um sich nicht die Teilnahme an seinen Beratungen unmöglich zu machen. Sie treiben im Ausschuß das gefährliche Spiel der doppelten Buchführung. Es ist deshalb notwendig, dieses Spiel aufzudecken. Wie die SAP in ihrer Presse unausgesetzt versucht, die Idee der Volksfront in den Augen der Arbeitermassen zu diskreditieren, so treibt sie auch eine unausgesetzte Hetze gegen die Volksfront in Frankreich und Spanien. Es ist klar, daß eine solche Politik nur Wasser auf die Mühlen des Faschismus ist. Bis zu welcher Entartung eine solche Politik führt, zeigt die SAP in ihrem Kampf gegen die von den faschistischen Interventen angegriffene Volksfrontregierung in Spanien, die sie als eine konterrevolutionäre Regierung bezeichnet. Die trotzkistischen Banditen, die in Barcelona inmitten des schwersten Kampfes gegen die faschistischen Interventen einen konterrevolutionären Putsch versuchten, werden in der SAP-Presse als "der aktivste und revolutionärst gestimmte Teil der Barcelonaer Arbeiterschaft" bezeichnet. Tatsächlich helfen diese Führer der SAP dem Hitlerfaschismus auch in Spanien und wollen eine Niederlage des spanischen Volkes im Kampf gegen die faschistischen Interventen herbeiführen. Es soll in der Führung der SAP Differenzen über diese Verbrecherpolitik geben. Es ist sicher, daß auch die Arbeiter, die heute noch der SAP in Deutschland und in der Emigration Gefolgschaft leisten, mit einer solchen konterrevolutionären Politik ihrer Führung nicht einverstanden sind. Vor dem Volksfrontausschuß steht die wichtige Frage, ob er den Vertretern dieser Partei noch weiter Gelegenheit geben will, seine Arbeit zu sabotieren.

Eine weitere erhebliche Unklarheit besteht auch über die Frage, was die Volksfront erreichen kann. Zwar ist im allgemeinen Übereinstimmung darüber vorhanden, daß die Schaffung der Volksfront und ihr Kampf auf den Sturz des Hitlerfaschismus gerichtet sein muß und daß alle antihitlerischen Kräfte für diesen Kampf gewonnen werden müssen. Es gibt aber bei Sozialdemokraten gewisse Hemmungen hinsichtlich der Zusammenarbeit mit den katholischen Organisationen, die sich auch in ihrer Stellungnahme zu den Vorschlägen der Kommunisten für Maßnahmen gegenüber den faschistischen Prozessen gegen katholische Priester und Mönche bemerkbar machten. Die sektiererischen Auffassungen, die diesen Hemmungen zugrunde liegen, erklären auch die Ignorierung der großen Rolle, die die katholischen Massen im Kampf für die Volksfront spielen können. Es ist kein Zufall, wenn von dem oberen Klerus und auch von der katholischen Emigrantenzeitung "Der deutsche Weg" alles getan wird, um die Einbeziehung der katholischen Massen in die Volksfrontbewegung zu verhindern. Aus diesem Grunde lehnen sie auch ab, die Massen zum Kampf gegen die faschistischen Verfolgungen zu mobilisieren. Sie wissen, daß diese Mobilisierung die katholischen Massen in das Lager der Volksfrontbewegung führen muß.

Sehr verschiedene Auffassungen bestehen über den Weg zum Sturze Hitlers. Die Volksfront hat sich dieses Ziel gestellt. Aber bei einigen Anhängern der Volksfront treten Zweifel darüber auf, ob es, angesichts des faschistischen Massenterrors, überhaupt möglich sein wird, die Volksfront in Deutschland zu schaffen und Hitler durch den Massenkampf zu stürzen. Aus diesem mangelnden Vertrauen in die Kraft der Massen entspringt die Spekulation auf den Krieg als Mittel zum Sturz des Hitlerfaschismus. Aber diese Spekulation ist äußerst. gefährlich, weil sie davon ablenkt, alle Kräfte auf den Kampf gegen den Faschismus und auf den Kampf für die Erhaltung des Friedens zu konzentrieren. Der faschistische Terror wird im Krieg nicht geringer sein als vor dem Krieg, und die werktätigen Massen Deutschlands werden unter sehr viel ungünstigeren Bedingungen den Kampf gegen den Hitlerfaschismus führen müssen.

Viel wurde im Volksfrontausschuß über die Frage diskutiert, was nach dem Sturz Hitlers geschehen soll. Es sind sogar schon ganze Programme für die Tätigkeit des künftigen Staates ausgearbeitet worden. Die Kommunisten haben in ihrem Entwurf zu einer Plattform der deutschen Volksfront[7] die Losung der demokratischen Republik begründet, "in der das Volk frei über alle Fragen der Wirtschaft, der Innen- und Außenpolitik des Landes entscheidet und die Regierung durch eine Entscheidung des werktätigen Volkes auf Grund des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts bestimmt wird". Sie brachten dabei zum Ausdruck, daß der Kampf für den Sturz des Hitlerfaschismus ein breiter Massenkampf sein wird und daß die Massen nach ihrem Sieg den entscheidenden Einfluß auf die Ausgestaltung der demokratischen Republik ausüben werden, die unter keinen Umständen etwa eine Wiederholung der Weimarer Republik sein und eine gründliche Ausrottung des Faschismus vornehmen wird. Aber die Losung der demokratischen Republik wurde von den Vertretern der SAP im Ausschuß und in ihrer Presse als eine angeblich opportunistische Losung angegriffen. Es gelang ihnen auch, sozialdemokratische Vertreter für die Preisgabe dieser Losung zu gewinnen. In dem Aprilaufruf des Volksfrontausschusses ist nicht mehr die Losung der demokratischen Republik enthalten. In einer ihrer Broschüren, "Was kommt nach Hitler?"[8], schreibt die SAP, daß mittelbar oder unmittelbar keine "Volksfrontregierung als Nachfolgerin der Hitlerdiktatur schlechthin" folgen, sondern daß "nach Hitler der Sozialismus und zu seiner Verwirklichung die proletarische Revolution kommen" werde. Diese Behauptung entspricht durchaus der gegen die Volksfront gerichteten Agitation der SAP, die verhindern will, daß sich der Mittelstand und die Bauernschaft der Volksfront anschließen.

Wenn die Kommunisten in ihrem Entwurf einer Plattform zur Schaffung der Volksfront die Losung der demokratischen Republik und nicht die Losung der proletarischen Diktatur aufstellten, so berücksichtigten sie dabei, daß zur siegreichen Durchführung des Kampfes für den Sturz des Hitlerfaschismus nicht nur die Arbeiter, sondern auch der Mittelstand und die Bauernschaft und alle diejenigen notwendig sind, die sich von dem barbarischen Faschismus befreien wollen. Es müssen deshalb solche Losungen aufgestellt werden, für die diese Schichten bereit sind zu kämpfen. Es wäre ein Selbstbetrug, anzunehmen, daß die Mehrheit der deutschen Arbeiterklasse, der Mittelstand und die Bauernschaft schon bereit wären, für die Sowjetmacht zu kämpfen. Dafür müssen sie erst noch gewonnen werden. Das wird am besten durch die Erfahrungen gefördert werden, die die Massen in ihren Kämpfen um die Befreiung machen. Für die Beantwortung der Frage über die Form der Staatsmacht nach dem Sturz Hitlers werden die Erfahrungen der Massen in den Kämpfen gegen alle konterrevolutionären Kräfte und die Frage, welche Massenkräfte in diesen Kämpfen entfaltet werden können, von größter Bedeutung sein. Das hat Genosse Dimitroff auf dem VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale im Schlußwort zu seinem Bericht[9] treffend zum Ausdruck gebracht:

Der Kern der Frage besteht darin, ob das Proletariat selbst im entscheidenden Augenblick zum unmittelbaren Sturz der Bourgeoisie und zur Aufrichtung seiner Macht bereit sein wird und ob es sich in diesem Falle die Unterstützung seiner Bundesgenossen zu sichern vermag oder aber ob die Bewegung der proletarischen Einheitsfront und der antifaschistischen Volksfront in der gegebenen Etappe nur imstande sein wird, den Faschismus zu unterdrücken oder zu stürzen, ohne unmittelbar zur Liquidierung der Diktatur der Bourgeoisie überzugehen. Im letzteren Fall einzig aus diesem Grunde auf die Schaffung und Unterstützung einer Regierung der Einheitsfront oder der Volksfront zu verzichten wäre eine unzulässige politische Kurzsichtigkeit und keine ernste revolutionäre Politik.

Es ist eine durchaus irrige Vorstellung, daß schon durch die Volksfront ein sozialistisches Deutschland geschaffen werden könnte und der Sozialismus auch ohne proletarische Revolution und ohne Sowjetmacht zu verwirklichen sei. Sie entspricht der Ideologie des Reformismus, der den Klassenkampf ebenso ablehnt wie die proletarische Revolution. Hierin liegt auch die Ursache, weshalb der größte Teil der sozialistischen Führer die Sowjetmacht ablehnt und seine Hetze dagegen entfaltet. Es wird von den Reformisten die Tatsache ignoriert, daß das Großkapital wie auch der Faschismus nicht freiwillig abtreten, sondern nur durch breite Massenkämpfe überwunden werden können. Aber gerade vor diesen Massenkämpfen hat der Reformismus eine heillose Angst, und er versucht alles, die Organisierung dieser Massenkämpfe zu verhindern.

Ebenso irrig ist auch die Anschauung, daß durch eine Volksfrontregierung schlechthin der Großgrundbesitz enteignet, die Schlüsselindustrie und die Banken nationalisiert werden könnten, ohne daß gleichzeitig die stärksten Massenkämpfe zur Durchführung dieser in den Organismus der kapitalistischen Gesellschaft einschneidenden Maßnahmen organisiert werden. Es ist allen derartigen Sozialisierungs- und Nationalisierungsplänen der Sozialisten eigentümlich, daß sie nur Forderungen dafür aufstellen, ohne aber für die Durchführung dieser Forderungen entsprechende Maßnahmen zur Entfaltung und Steigerung der Massenkämpfe vorzuschlagen und einzuleiten. Somit bestehen diese Sozialisierungs- und Nationalisierungspläne nur aus scheinradikalen Phrasen, mit denen die Massen getäuscht werden sollen. Die Kommunisten können sich auf solche Täuschungsmanöver nicht einlassen und müssen klar aufzeigen, welche Voraussetzungen für die Durchführung derartiger Maßnahmen geschaffen werden müssen.

In der letzten Zeit treten in der deutschen Emigration Bestrebungen hervor, die unter dem Vorwand, die Volksfront erweitern zu wollen, auf deren Verhinderung oder Sprengung gerichtet sind. Das trifft auf den Versuch zu, in Deutschland eine sogenannte Deutsche Freiheitspartei zu schaffen, der von dem emigrierten Nationalsozialisten Otto Strasser unternommen wird. Es hatte erst den Anschein, als ob diese "Freiheitspartei" im engsten Einvernehmen mit dem deutschen Volksfrontausschuß gebildet worden sei. Aber die veröffentlichten Dokumente dieser "Freiheitspartei" zeigen, daß mit deren Gründung ein Manöver gegen die deutsche Volksfront unternommen wurde, um bürgerliche antifaschistische Kreise vom Anschluß an die Volksfront abzuhalten und sie im Interesse des Nationalsozialismus auszunutzen. In einem der letzten Aufrufe deckt Otto Strasser offen seine Karten auf, indem er erklärt, daß er seine Aufgabe in der Bekämpfung der Kommunisten sähe, also desjenigen Teils der deutschen Volksfront, der deren eigentlicher Initiator und eifrigster Förderer ist. Volksfront ohne Kommunisten wäre wie ein Messer ohne Klinge. Das würde bedeuten, daß aus der Volksfront das wichtigste Glied herausfiele, nämlich die Einheitsfront der Arbeiterklasse. Ohne Kommunisten ist die Einheitsfront unmöglich und ohne Einheitsfront keine Volksfront.

Diese Pläne von Otto Strasser, eine Volksfront ohne Kommunisten zu bilden, scheinen ein offenes Ohr auch bei dem sozialdemokratischen Parteivorstand gefunden zu haben, dessen Mehrheit, die Gruppe um Wels, schon früher auf die auch von Strasser propagierte Bewegung vom "Volkssozialismus" große Hoffnungen setzte. Sie sah in dieser Bewegung die sogenannte dritte Kraft, die mehr Aussicht als die Kommunisten und die Sozialdemokraten hätte, die Kräfte in Deutschland für den Sturz Hitlers zu organisieren. Es ist aber eine völlig irrige Annahme, daß das etwa die Absicht von Strasser sei. Es ist auch zweifelhaft, ob der Nationalsozialist, der Emigrant Strasser eine "Reform des Hitlerfaschismus" in der Richtung anstrebt, daß dieser mehr auf die Interessen der werktätigen Massen und weniger auf die der Großbourgeoisie Rücksicht nimmt. Tatsächlich hat Strasser an der Existenz der faschistischen Diktatur gar nichts auszusetzen, und er würde bestimmt als ihr eifrigster Verfechter hervortreten, wenn Hitler ihn wieder in den Schoß dieser Diktatur aufnähme. Tatsächlich existiert die "Deutsche Freiheitspartei" nur dem Namen nach, der zur Unterschrift einiger von der Strasser-Gruppe herausgegebener Flugblätter dient. Es zeigt aber immerhin, welche tiefen Wurzeln der Gedanke der Volksfront in den werktätigen Massen Deutschlands bereits geschlagen hat, wenn solche Elemente wie Strasser den Namen der Volksfront für ihre reaktionären Zwecke zu mißbrauchen versuchen. Gegenüber diesen Versuchen werden die für die Schaffung der Volksfront tätigen Kräfte alles tun müssen, um auch diejenigen für die Volksfront zu gewinnen, die sich durch die demagogischen Phrasen eines Strasser in dem Glauben einfangen ließen, daß er das faschistische Regime bekämpfe und den Sozialismus wolle. Um so notwendiger ist es aber, diese Demagogie Strassers gründlich zu entlarven.

Alle diese reaktionären Versuche, die Schaffung der Volksfront aufzuhalten, wie auch die noch vorhandenen Unklarheiten über die Aufgaben und Ziele der Volksfront zeigen die großen Schwächen der kommunistischen Propaganda für die Einheitsfront und Volksfront auf. Die Kommunisten haben es nicht genügend verstanden, die große Begeisterung, die auch bei den werktätigen Massen Deutschlands nach dem VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale vorhanden war, durch ihre Arbeit und ihre Agitation wachzuhalten und den Gedanken der Einheitsfront und Volksfront in den Massen zu popularisieren und verständlich zu machen. Das noch immer vorhandene Sektierertum war ein starkes Hemmnis in dieser Arbeit. Die Schwächen der Arbeit der Kommunisten erleichterten es den Feinden der Einheitsfront und Volksfront, Verwirrung in die Massen zu tragen und sie im Erkennen der großen Bedeutung der Einheitsfront und Volksfront für den Kampf der Massen zum Sturz des Hitlerfaschismus zu behindern. Die wachsende Unzufriedenheit breiter Massen des deutschen Volkes muß in die Erkenntnis der Notwendigkeit des organisierten Kampfes, der Schaffung der Einheitsfront und Volksfront umgestaltet werden. Darin besteht die höchste Aufgabe aller Kommunisten und aller Anhänger der Einheitsfront- und Volksfrontbewegung.

Die Solidarität mit den Opfern des faschistischen Terrors, der Kampf um die Befreiung Ernst. Thälmanns, Ossietzkys, Heilmanns, Schumachers und vieler anderer kommunistischer, sozialdemokratischer und katholischer eingekerkerter Antifaschisten schweißt das große Bündnis des deutschen Volkes gegen den Faschismus. Im Kampf gegen die frechen Kriegsprovokationen der Hitlerregierung, gegen die militärische Intervention in Spanien, für die Erhaltung des Friedens wird auch in Deutschland trotz aller Schwierigkeiten die Einheitsfront und Volksfront der werktätigen  Massen zustande kommen.

 

 

 

 

 



[1]. Rudolf Claus, illegaler Leiter der Roten Hilfe in Berlin, war im Juli 1935 in einem Hochverratsprozeß aufgrund seiner Überzeugung zum Tode verurteilt worden. Die Hinrichtung fand am 17. Dezember 1935 statt.

[2]. Mitteilungen der Deutschen Freiheitsbibliothek, Paris, 1936, Nr. 12, S. 42.

[3]. Cf. den Text .

[4]. Die Sozialistische Arbeiter-Partei (SAP) entstand 1931 als eine Abspaltung von der SPD. Zu ihren Mitgliedern gehörten Persönlichkeiten des späteren politischen Exils wie Willy Brandt, August und Irmgard Enderle, Stefan Szende sowie die ehemaligen KPO-Mitglieder Paul Frölich und Jacob Walcher. (Die Kommunistische Partei-Opposition war 1929 von oppositionellen KPD-Mitgliedern gebildet worden.) 1939 zerfiel die Partei in mehrere Grüppchen Intellektueller.

[5]. "Botschaft an das deutsche Volk." In: Rundschau über Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung (Basel), 17/1937, S. 668.

Abgedruckt in: Ursula Langkau-Alex: Deutsche Volksfront 1932‑1939 - zwischen Berlin, Paris, Prag und Moskau - Band 3. Berlin, Akademie Verlag, 2005. S. 285‑288.

[6]. Die Sozialistische Arbeiter-Partei (SAP) entstand 1931 als eine Abspaltung von der SPD. Zu ihren Mitgliedern gehörten Persönlichkeiten des späteren politischen Exils wie Willy Brandt, August und Irmgard Enderle, Stefan Szende sowie die ehemaligen KPO-Mitglieder Paul Frölich und Jacob Walcher. (Die Kommunistische Partei-Opposition war 1929 von oppositionellen KPD-Mitgliedern gebildet worden.) 1939 zerfiel die Partei in mehrere Grüppchen Intellektueller.

[7]. Cf. den Text .

[8]. "Was kommt nach Hitler?" (Brüssel) o. J., S. 24, 62.

[9]. Cf. den Text .