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Brüsseler Parteikonferenz der Kommunistischen Partei Deutschlands

Palmiro Togliatti

Rede

11. Oktober 1935

 

 

Quelle:

Erwin Lewin, Elke Reuter, Stefan Weber (Hg.): Protokoll der "Brüsseler Konferenz" der KPD 1935 - Reden, Diskussion und Beschlüsse, Moskau vom 3.‑15. Oktober 1935. München, K. G. Saur, 1997. S. 630‑642.

 

 

 

 

 

 

Erstellt: Januar 2013

Druckversion
KPD 1918 1945 - Inhalt

 

 

 

 

 

 

Parteigenossen! Im Namen des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale übergebe ich der 4. Konferenz der Kommunistischen Partei Deutschlands einen brüderlichen, flammenden Kampfesgruß. Besonders bin ich beauftragt, eurer Konferenz den herzlichsten Gruß unseres Generalsekretärs, des Genossen Dimitroff, zu übermitteln, des Genossen, der im Leipziger Prozeß als erster den Massen der deutschen Werktätigen den Weg des Kampfes gegen den Faschismus zeigte, und der von der Tribüne unseres VII. Weltkongresses den Arbeitermassen der ganzen Welt den Weg gezeigt hat, auf dem die Arbeiterklasse den Faschismus bekämpfen und schlagen kann.

Genossen! Die Kommunistische Partei Deutschlands war bis zur Errichtung der faschistischen Diktatur nicht nur die zahlenmäßig größte Partei der Komintern in den kapitalistischen Ländern, sie war auch die Partei, die die größten Fortschritte auf dem Wege ihrer Bolschewisierung gemacht hatte. Sie verfügte über die besten und stärksten Kader. Sie hat einen proletarischen Führer wie den Genossen Thälmann, der im Kampf gegen das Sektierertum, gegen rechten und linken Opportunismus die Partei geschult und gestählt hat.

Eure Konferenz ist die erste Parteikonferenz nach dem VII. Weltkongreß der Komintern. Die Erfahrungen, die eure Partei vor und nach der Errichtung der faschistischen Diktatur gemacht hat, standen im Mittelpunkt des Kongresses. Desto verantwortlicher steht vor euch die Aufgabe der Schaffung aller Voraussetzungen zur wirklichen Durchführung der Beschlüsse des VII. Weltkongresses. Die Konferenz hat schon gezeigt, daß die Partei über genügend Kräfte verfügt, daß ihre alten und neuen Kader imstande sind, wirklich im Sinne des VII. Weltkongresses zu arbeiten und zu kämpfen. Alles das gestattet uns heute, mit voller Klarheit und Eindeutigkeit, mit bolschewistischer Aufrichtigkeit unsere kollektive Meinung zu äußern über die Lage eurer Partei, über ihre Schwächen und Mängel und über die Aufgaben, die vor ihr stehen. Vor eurer Konferenz stehen folgende vier Grundaufgaben:

1. Die konkrete sachliche Analyse der objektiven Lage Deutschlands, die richtige Einschätzung unseres Feindes, des Faschismus, seiner Kräfte und seiner Schwächen; die konkrete Analyse der Verhältnisse zwischen den Klassen im Lande und auf Grund dieser Analyse die Festlegung der nächsten Perspektive.

2. Die Ausarbeitung eines politischen Programms, auf Grund dessen alle Kräfte, die gegen den Faschismus kämpfen wollen, zusammengefaßt werden können, um eine breite antifaschistische Bewegung im Lande zu entfesseln und die Voraussetzungen des Sturzes der faschistischen Diktatur zu schaffen.

3. Die konkrete Einschätzung der Kräfte der Partei und eine gründliche, sachliche Selbstkritik der Fehler, die von der Partei gemacht wurden, besonders nach der Aufrichtung der Hitlerdiktatur, und die die Partei bis jetzt in der Schaffung einer breiten Massenbewegung gegen den Faschismus gehindert haben.

4. Die Ausarbeitung einer politischen und organisatorischen Plattform, auf Grund derer alle gesunden Kräfte der Partei im Kampfe für die Überwindung der jetzigen schwierigen Lage der Partei und für die Lösung ihrer nächsten Aufgaben zusammengefaßt werden können.

Der VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale hat euch die Grundlinie zur Lösung aller dieser Aufgaben gegeben. Die Konferenz hat eine Reihe wichtiger Probleme gestellt. Aber, offen gesagt, wenn wir den Verlauf der Diskussion, die bis jetzt stattfand, betrachten, müssen wir feststellen, daß die Konferenz bis jetzt noch nicht weit genug auf dem Wege der Erkenntnis und Lösung aller ihrer Aufgaben geschritten ist.

Die letzte große Diskussion, die wir über die Fragen der deutschen Partei in den führenden Organen der Kommunistischen Internationale hatten, war die Diskussion, die im Januar vor der Politkommission und vor dem Sekretariat des EKKI stattfand. Nach dieser Diskussion konnten wir zweifellos eine gewisse Verbesserung in der Lage der Führung der Partei feststellen. Im Januar war noch die Mehrheit des Polbüros auf einer falschen Linie, die nicht im Einklang war mit der Linie der Kommunistischen Internationale. Damals haben wir ohne jede Bedenken die Minderheit des Polbüros unterstützt, von der tiefen Überzeugung ausgehend, daß auf der Grundlage der Linie der Kommunistischen Internationale alle Kräfte der Partei sich vereinigen würden. Die Konferenz zeigt, daß das in Wirklichkeit geschehen kann.

Wir wissen, daß wir in dem Genossen Pieck einen der besten Garanten der treuen Durchführung der Linie des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale haben. Auch der Genosse Florin hat sich in der Konferenz vorbehaltlos auf die konkrete Anwendung der neuen taktischen Linie der Kommunistischen Internationale eingestellt. Er hat ernste Schritte gemacht, sich von denjenigen Genossen zu differenzieren, die noch nicht verstehen, daß die weitere Fortführung eines Gruppenkampfes im Polbüro für die Partei nur verderblich sein kann.

Aber, Genossen, wir müssen euch ganz offen sagen, der Streit, mit dem sich fast alle Mitglieder des Polbüros bis jetzt sehr reichlich beschäftigten, der Streit über die persönliche Verantwortung dieses oder jenes Genossen für diesen oder jenen Fehler der Partei, über die sogenannte "historische Wahrheit", das Kreuz und Quer widersprechender Erklärungen, Enthüllungen und Berichtigungen, und überhaupt die Konzentrierung der Aufmerksamkeit der Konferenz auf die verschiedenen Episoden des innerparteilichen Kampfes der Vergangenheit, das alles ist nur zum Schaden der Partei.

Die neuen, jungen Kader der Partei dürfen nicht in dieser Art und Weise erzogen werden, Gesicht und Blick der Partei müssen nach vorwärts und nicht zurück gerichtet sein. Dieser Streit über vergangene Gruppenkämpfe hat nichts zu tun mit einer wirklichen bolschewistischen Analyse ihrer Erfahrungen, zu der eine jede Partei verpflichtet ist, um daraus die notwendigen Lehren für die Entwicklung ihrer Politik zu ziehen.

Eine solche Rede, wie die des Genossen Richter [Hermann Schubert], wo fast jedes Wort dazu angetan ist, den innerparteilichen Kampf zu verschärfen, ist für die Partei nur verderblich. Mit diesem Streit über die Vergangenheit wird nur der alte Gruppenkampf weiter getrieben. Das können und werden wir nicht zulassen. Die Lage im Lande ist gespannt. Die internationale Lage ist äußerst gespannt. Ein Krieg hat begonnen, der sich umwandeln kann in einen europäischen, in einen Weltkrieg, und der deutsche Nationalsozialismus spielt in Europa die Hauptrolle in der Anstiftung eines neuen imperialistischen Krieges. Es können im Lande rasche Wendungen eintreten. Die Partei hat genug an Zeit verloren, es ist höchste Zeit jetzt, jeden Gruppenkampf zu liquidieren und sich auf die sachlichen Probleme, die vor der Partei stehen, zu konzentrieren.

Wir müssen zweitens auf Grund des ganzen Verlaufs der Diskussion feststellen, daß bei fast allen Genossen ein gewisser Grad der Selbstzufriedenheit herrscht, der ihnen nicht erlaubt, die ganze Tiefe und Schwierigkeit der Probleme zu sehen, die vor der Arbeiterklasse Deutschlands und vor der KPD heute stehen.

Die Lage und die Aufgaben eurer Partei sind sehr ernst. Im Jahre 1933 hat die Partei eine schwere Niederlage erlitten. Der Übergang in die Illegalität ist ihr zu teuer zu stehen gekommen. Die Mehrheit ihrer alten Kader ist heute nicht mehr da. Ein großer Teil der Kräfte der Partei ist heute zerstreut, und die Zahl des Parteiaktivs hat sich stark vermindert. Die Partei hat nicht verstanden, schon von den ersten Monaten der faschistischen Diktatur an sich umzustellen, ihre taktische Linie, ihre Organisationsformen und Arbeitsmethoden den neuen Verhältnissen anzupassen. Das hat zur Folge gehabt, daß die Partei die Situation verpaßte, in der der Faschismus eine schwere Erschütterung durchmachte (30. Juni[1]). Auch heute, wie das der Genosse Pieck in seinem Bericht richtig festgestellt hat, hat die Partei die inneren Gegensätze des Faschismus nicht ausnutzen können. In dieser Lage hat es keinen Sinn, sich gegeneinander des Pessimismus oder des Optimismus zu beschuldigen, sondern Alarm zu schlagen, damit alle Genossen verstehen, daß sie alle ihre Kräfte zusammenschweißen müssen, um aus der heutigen schwierigen Lage der Partei herauszukommen.

Unsere dritte Bemerkung zum Verlaufe der Konferenz betrifft die Einschätzung unseres Gegners, des Faschismus. Es scheint mir, daß hier der größte Mangel eurer Konferenz bis heute liegt. Ihr alle wißt, daß die Hauptquelle aller politischen und taktischen Fehler, die von der Partei gemacht wurden vor und nach der Aufrichtung der Hitlerdiktatur, die Unterschätzung des Faschismus war. Beide Berichterstatter haben das mit vollem Recht unterstrichen. Aber, Genossen, wir haben den Eindruck, daß noch heute in der Partei eine Unterschätzung des Faschismus vorhanden ist.

Worin besteht diese Unterschätzung? Wenn man die Reden der Genossen hört, hat man den Eindruck, als ob die Genossen sich fürchteten, dem Feind ins Angesicht zu sehen, alles offen zu untersuchen, worauf sich der Faschismus stützt, wo seine Kräfte liegen und wo seine Schwächen. Und wenn man die Kräfte des Feindes nicht gründlich kennenlernt, dann ist es unmöglich, eine richtige Taktik der Partei festzulegen, dann ist es unmöglich, den richtigen Weg zu beschreiten, um den Feind zu schlagen. So ist für mich die Tatsache ganz erstaunlich, daß es kein Genosse wagte, eine gründliche Analyse der Kräfte der faschistischen Partei zu geben, ihrer Zusammensetzung, ihrer Struktur und ihrer Kader und der Veränderungen, die auf allen diesen Gebieten nach der Machtübernahme vor sich gingen. Ohne eine solche Analyse wird es für die Partei sehr schwer sein, richtig die Taktik des Eindringens in das faschistische Lager und der Ausnützung der inneren Gegensätze der faschistischen Diktatur anzuwenden.

Am interessantesten waren in dieser Hinsicht die Reden einiger derjenigen Genossen, die aus den unteren Organisationen kommen und die uns in ganz lebendiger Weise erzählten, wie es ihnen gelang, die Arbeiter in den Betrieben in Bewegung zu setzen auf Grund der unmittelbaren und kleinsten Forderungen, die aus der Masse der Arbeiter selbst kamen. Alle diese Beispiele dieser meist spontanen oder halbspontanen Massenbewegungen muß die Zentrale der Partei, muß die Konferenz selbst noch gründlicher studieren. Wir müssen aber gestehen, daß auch in den Ausführungen der Genossen aus den unteren Organisationen eine gewisse Beschränkung zu bemerken ist: Die Genossen sehen ihre Betriebe, ihre Grube, ihre Zeche; sie sehen den Feind, der unmittelbar vor ihnen steht; aber sie sehen nicht die Kraft des Faschismus als Ganzes, und darum sind sie nicht imstande, auf die gesamte Politik des Faschismus rasch und richtig aus eigener Initiative zu reagieren.

Nur wenige Genossen aus dem Lande haben versucht, ein konkretes Bild der Zustände und des inneren Lebens der faschistischen Organisationen ihres ganzen Bezirks zu geben, und noch weniger versuchten, auf Grund dieser Analyse zu zeigen, welches die nächsten Aufgaben der gesamten Organisation der Partei sind. Nur ausnahmsweise haben die Genossen ihre Aufmerksamkeit auf die Massenunzufriedenheit, auf die Massenproteste und auf die Möglichkeit der Entwicklung einer breiten Massenbewegung auf Grund der Teuerung und der Lebensmittelknappheit gelenkt. Wir wissen doch, daß gerade in diesen Tagen diese Frage in Deutschland eine große Rolle spielt. Sie ist eng verbunden mit einigen der wichtigsten, grundlegenden Widersprüche, die heute im Lager der Bourgeoisie und selbst im faschistischen Lager sich verschärfen. Was für eine Direktive schlagen die Genossen aus dem Lande auf Grund ihrer praktischen Erfahrungen an die unteren Organisationen vor, um eine aktive und führende Rolle in dieser Bewegung zu spielen?

Wenn wir alle diese Schwächen und Mängel zusammenfassen, dann müssen wir zu dem Schluß kommen, daß die Führung der Partei heute etwas entfernt ist vom Lande und von der wirklichen Bewegung der werktätigen Massen. Man spürt hier schon gewisse Folgen der Emigration. Manche Parteien der Komintern haben das schon erlebt. Alle Gruppenstreitereien in der Führung der Partei sind eine Emigrationserscheinung. Und, Genossen, wenn diese Emigrationserscheinungen nicht vollständig liquidiert werden, wird die Führung der Partei nicht imstande sein, den unteren Organisationen zu helfen und eine wirklich gute politische Initiative zu entfalten.

Versuchen wir, ganz objektiv an die deutsche Lage heranzugehen, ohne von der richtigen marxistischen Direktive abzuweichen, die uns vom Genossen Dimitroff auf dem VII. Weltkongreß gegeben wurde: Nichts anderes sagen, als was wirklich ist.

Als die Faschisten zur Macht gelangten, herrschte eine gewisse Zeit die Meinung, daß die faschistische Diktatur sich nicht lange halten könne. Man erwartete einen raschen Zusammenbruch des faschistischen Regimes. Man sprach zu viel von einer nahen Katastrophe. Seitdem sind fast drei Jahre verflossen. Die faschistische Diktatur hat schwere Erschütterungen durchlebt. Was sind ihre Stützpunkte, wo liegt noch heute ihre Kraft? Es wäre ein großer Fehler zu denken, daß die faschistische Diktatur sich im wesentlichen nur auf den Terror stützt. Der Terror spielt eine überaus große Rolle in der Lösung der verschiedenen Probleme, die vor den Faschisten stehen. Es ist möglich, daß diese Rolle sich sogar vergrößert. Aber der Terror bildet nicht die einzige Kraftquelle des faschistischen Regimes. Welches ist die Hauptkraftquelle der faschistischen Diktatur in Deutschland?

1. Der deutsche Faschismus hat in diesen letzten drei Jahren verstanden, die Gegensätze im Lager der internationalen Bourgeoisie auszunützen, um den Anschein zu erwecken in den Massen, als ob er die internationalen Probleme Deutschlands gelöst habe. Dadurch fördert der Faschismus besonders in den breiten Schichten des Kleinbürgertums und der Bourgeoisie einen Geist der nationalen Befriedigung. "Deutschland ist wieder eine Großmacht geworden", sagen die Faschisten. Auf Grund dieser Propaganda halten sie ihre Massen noch zusammen, die Massen, die noch nicht klar sehen, wer für diese Großmachtstellung Deutschlands bezahlt hat und bezahlen muß. die noch nicht sehen, daß die Politik des deutschen Faschismus nicht eine Politik der Lösung der nationalen Probleme Deutschlands ist, sondern eine Politik, die zum Kriege treibt. Auf Grund dieser nationalen Propaganda ist es dem Faschismus gelungen, seinen Einfluß in breiten Schichten des Kleinbürgertums zu behalten, eine rasche Entwicklung der Widersprüche im Lager der Bourgeoisie zu bremsen und, was besonders wichtig ist, große Teile der Armee an sich anzunähern und damit einen der gefährlichsten Widersprüche in der faschistischen Diktatur zu mildern.

2. Der Faschismus hat die Situation ausgenutzt, daß er zur Macht kam in der Periode der Überwindung des tiefsten Punktes der Krise und des Übergangs zur Depression besonderer Art. Er hat versucht, durch den Staat eine Hochkonjunktur anzukurbeln (Rüstungen, Subventionen, Rohstoffpolitik, Arbeitsbeschaffung usw.). Eine gewisse Verminderung der Arbeitslosen, die Tatsache, daß einige Teile der beschäftigten Arbeiter, nämlich diejenigen, die in der Rüstungsindustrie beschäftigt sind, bessere Löhne bekommen, und daß bis jetzt keine allgemeine Herabsetzung des Nominallohnes durchgeführt wurde; das alles ist in Verbindung mit dieser Konjunktur zu betrachten.

3. Die faschistische Diktatur hat alle politischen Parteien vernichtet, hat vernichtet alle selbständigen Organisationen der Arbeiterklasse und der Werktätigen, aber in derselben Zeit ist es ihr gelungen, sich ihre eigenen Massenorganisationen zu schaffen, die heute schon Millionen von Werktätigen erfassen und überwachen.

4. Es hat bis jetzt keine Einheitlichkeit der antifaschistischen Opposition gegeben. Die verschiedenen Gruppen und Strömungen der antifaschistischen Opposition haben bis jetzt auch nicht versucht, sich auf Grund einer gemeinsamen politischen Plattform zu vereinigen. Und dem Faschismus gelang es, sie getrennt zu schlagen und dadurch seine Herrschaft zu festigen.

5. Endlich sollen wir auch anerkennen, daß die inneren Streitigkeiten unsere Partei so geschwächt haben, daß es ihr nicht gelang, alle ihre Kräfte politisch auszunutzen, um den Feind zu schlagen und die Rolle, die ihr gebührt, zu spielen, alle Keime der antifaschistischen Opposition zu entwickeln, alle antifaschistischen Kräfte zusammenzufassen und dadurch die Voraussetzungen zum Sturz der faschistischen Diktatur zu schaffen.

Alle diese Feststellungen, Genossen, bedeuten keineswegs, daß die Diktatur des deutschen Nationalsozialismus eine feste Diktatur ist. Im Gegenteil. Aber wir müssen von der Feststellung der wirklichen Stützpunkte der Diktatur und ihrer Demagogie ausgehen, wenn wir der ganzen Partei eine richtige politische Orientierung geben wollen. Jeder Genosse, jeder Parteifunktionär muß davon überzeugt sein, daß die allgemeinen Phrasen über die Radikalisierung, die Aktivisierung der Massen usw. ihm viel weniger helfen werden in seiner konkreten Arbeit als das genaue Studium der Stützpunkte der faschistischen Macht und der Verschiebungen, die im Lager des Faschismus vor sich gehen. "Einen solchen Feind, wie den Faschismus", sagte der Genosse Dimitroff[2], "muß man genau und von allen Seiten kennen, man muß ohne jede Verzögerung, auf seine mannigfaltigen Manöver reagieren, man muß bereit sein, ihm auf jedem Gebiet, in jedem Moment entgegenzutreten. Man soll sich nicht scheuen, beim Feind zu lernen, wenn das dazu beiträgt, ihm rascher und sicher das Genick zu brechen."

Woher kommen heute die Schwierigkeiten für das faschistische Regime?

1. Die sogenannte nationale Politik des Nationalsozialismus ist in Wirklichkeit, wie ich schon gesagt habe, eine brutale imperialistische Politik, die unmittelbar zum Krieg treibt. Es gibt in Deutschland große Massen der Bevölkerung, die den letzten imperialistischen Krieg nicht vergessen haben, die einen neuen Krieg nicht wollen, und es gibt Elemente und Gruppen auch der Bourgeoisie, die mit Recht befürchten, daß die Außenpolitik Hitlers das deutsche Volk zu einer neuen Katastrophe ähnlich der vom Jahre 1918 treibt.

2. Die Faschisten rechneten mit einem raschen internationalen und nationalen Übergang der ökonomischen Depression in Aufschwung, wodurch die sogenannte Staatskonjunktur verhältnismäßig mühelos durch die inneren ökonomischen Kräfte des Kapitalismus abgelöst worden wäre. Dieser Aufschwung blieb aus, und Mitte 1935 beginnt ein neuer Umschwung des deutschen Kapitalismus im Sinne der Verschärfung einer verketteten Gruppe von Schwierigkeiten. Das Pendel der faschistischen Wirtschaftspolitik zwischen Preisen und Löhnen, zwischen Preiserhöhung und Preissenkung, zwischen Einschränkung und Erweiterung der Produktion, besonders der Rüstungsindustrie, zwischen Subventionen an die Großindustriellen und den Großgrundbesitz und demagogischen Konzessionen und Versprechungen, zwischen verschärfter Autarkiepolitik und Einfuhreinschränkungen wird viel akuter. Die Mittelbeschaffung zur Fortsetzung der Staatskonjunktur stößt auf gewisse Grenzen. Die private Wirtschaftstätigkeit bleibt schwach. Woher sollen die Mittel kommen für die riesigen Rüstungsausgaben? Das sind in erster Linie die Mittel, die aus der Beraubung der Massen kommen. Gegenüber der Steigerung der Beschäftigten ist das Wachsen der Lohn- und Gehaltssumme bedeutend zurückgeblieben. Aber das reicht nicht mehr aus. Die Schwierigkeiten gewissermaßen entspannen, könnte nur eine Schwächung des Tempos der Rüstungen oder eine große Offensive gegen die Löhne und gegen das Lebensniveau der Massen zur Folge haben. Aber die Ernte war wieder schlecht. Die Preise steigen weiter. Der Faschismus fühlt sich nicht imstande, zur selben Zeit die Preissteigerung und eine allgemeine offene Lohnsenkung durchzuführen. Im Plan steht selbstverständlich eine große Offensive auf die Löhne, aber das Lebensniveau der Massen ist schon so gesunken, daß die Faschisten sich nicht trauen, direkt und schnell heranzugehen.

3. Auf Grund dieser ökonomischen Widersprüche, die immer mehr in den Vordergrund treten müssen, verschärfen sich die Gegensätze im Lager der Bourgeoisie. Ein Teil der Bourgeoisie versucht, die Kosten der faschistischen Wirtschaftspolitik nicht nur durch größere Ausbeutung des Proletariats, nicht nur durch gesteigerten Druck auf die Kleinbourgeoisie und auf den Bauern, sondern auch auf die Schultern anderer Teile der Bourgeoisie abzuwälzen. Andere Teile der Bourgeoisie erwarten mit Angst und Furcht den Zusammenbruch der ganzen faschistischen Innen- und Außenpolitik: daher ihre Opposition. Es gibt endlich auch führende Gruppen der Bourgeoisie, wie z. B. die Reichswehr, die, trotzdem ihr Prestige dank der faschistischen Politik gestiegen ist, trotzdem sie die ganze Kriegspolitik des Faschismus mitmachen, dennoch vor dem Kriege wegen der Mißstimmung in den Arbeitermassen etwas Angst haben. Die alten Gegensätze ökonomischer, politischer und weltanschaulicher Natur der deutschen Bourgeoisie sind wieder belebt: zwischen Industriekapital und Großagrariern, zwischen Großbauern und Großgrundbesitz, zwischen monopolistischem und nichtmonopolistischem Kapital, zwischen dem kapitalistischen fortgeschrittenen Westen und dem extensiv wirtschaftenden Osten, zwischen den katholischen Großbauern und dem meist protestantischen nationalsozialistischen Apparat des Reichsnährstandes usw. Das alles muß sich unmittelbar und mittelbar widerspiegeln im politischen Leben des Landes und besondere Schwierigkeiten für die faschistische Diktatur schaffen.

4. Die Massenbasis der faschistischen Diktatur ist keine homogene. Heute, unter dem Druck der ökonomischen Schwierigkeiten und der Verschärfung der Widersprüche im Lager der Bourgeoisie, tritt diese Verschiedenartigkeit der Massenbasis der Diktatur besonders in Erscheinung. Die wichtige Tatsache ist hier der Beginn einer Scheidung zwischen den Bauernmassen und der faschistischen Diktatur. Die Lebensmittelknappheit ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Folge auch eines gewissermaßen organisierten Widerstandes des Bauerntums gegen die faschistische Gesetzgebung. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß es in Schlesien sogar zur Verhaftung einer Reihe von Junkern kam, daß die Stahlhelmopposition heute im Grunde genommen eine Opposition der Bauernschaft ist, die von Teilen der alten Staatsbürokratie geleitet wird. Trotz der demagogischen Inszenierung stand das Problem der Gefahr einer Zersetzung der Massenbasis des Faschismus im Zentrum des Nürnberger Parteitages. Daher die sogenannte Verschärfung des Parteikurses, die die zentrale Losung in Nürnberg war. Aber was kann in der heutigen Lage eine Verschärfung des Parteikurses bedeuten? Konkrete, positive Versprechungen an die Massen wurden nicht gemacht. Die soziale Demagogie muß sich heute auf den Antisemitismus, auf die Hetze gegen die Kleinhändler, auf die Kampagne gegen die Katholiken usw. beschränken. Auf konkrete demagogische materielle Versprechungen wird verzichtet. Das genügt nicht, um die praktischen Probleme, die vor dem Faschismus stehen, zu lösen. Dadurch müssen wir zu der Schlußfolgerung kommen, daß die Verschärfung des Parteikurses unbedingt bedeuten soll, oder besser gesagt, nach den Plänen der faschistischen Führung eine Vergrößerung der Rolle der Massenorganisationen im System der faschistischen Diktatur bedeuten soll. Aber es hängt in erster Linie von uns, von der organisierten Aktion der Avantgarde der Arbeiterklasse ab, daß der Faschismus diese Pläne nicht durchsetzen kann.

5. Es erübrigt sich zu erinnern, daß, wie der Genosse Dimitroff auf dem VII. Weltkongreß gesagt hat, es dem Faschismus trotz aller Bemühungen nicht gelungen ist, die Hauptmassen der Arbeiterschaft politisch für sich zu erobern. Der Gegensatz zwischen der Arbeiterklasse und der Bourgeoisie ist und bleibt der tiefste und grundsätzlichste. Aber wenn wir auch den Beginn einer Aktivisierung der Arbeiterklasse feststellen, sind wir auch gezwungen, alle Genossen zu warnen. Es ist wahr, daß in den Betrieben und besonders im Ruhrgebiet eine Reihe von kleinen, spontanen oder halbspontanen Massenprotesten stattfanden. Aber das ist nur ein Anfang, und das charakteristische dafür ist, daß es der Arbeiterklasse noch nicht gelingt, diese kleinen Bewegungen miteinander zu verbinden und vor dem gesamten Volke aufzutreten als die führende und entscheidende Kraft der antifaschistischen Opposition. Nach der beginnenden Aktivisierung, die zur Zeit der Betriebsrätewahlen sich bemerkbar machte, hat die Bewegung kaum Fortschritte gemacht, was besonders die Tatsache zutage treten ließ, daß unsere Partei noch bei weitem nicht in genügendem Maße ihre führende Rolle spielt.

Welches sind in dieser Situation die politischen und taktischen Hauptaufgaben der Partei?

So scharf auch die Widersprüche im Lager der Bourgeoisie sein mögen, führen sie nicht zum automatischen Zusammenbruch der faschistischen Diktatur. Es ist die Aufgabe der Partei, einerseits die Unzufriedenheit der Massen und ihre Bewegung zu fördern und damit durch den Druck der Massen und ihrer Bewegung die Schwankungen der oberen Schichten der Gesellschaft zu vergrößern, neue Elemente in die Opposition zu stoßen, alle Widersprüche im Lager des Gegners zu verschärfen. Andererseits besteht unsere Aufgabe in der Ausnutzung der Schwankungen und Widersprüche zwischen den verschiedenen Teilen der Bourgeoisie, um die Massenbewegung zu erweitern. Konkret gesagt muß die Partei versuchen, einige Hauptresultate in dieser Richtung zu erreichen. Unsere Aufgabe ist es vor allem, alles zu tun, um die verschiedenen Elemente, Gruppen, Schichten der Opposition zu vereinigen und dem Faschismus eine breite, zusammenfassende, organisierte Front des Widerstandes und des Kampfes gegenüberzustellen. Wir müssen die Opposition und die beginnende Bewegung der Bauernschaft besonders fördern und organisieren. Wir müssen versuchen, einen Keil zwischen die Armee und die faschistische Diktatur zu treiben. Es gibt in Deutschland und in der Emigration eine antifaschistische Opposition, die aus den Resten der alten demokratischen und antifaschistischen Parteien besteht. Es gibt im Lande eine neue Opposition, die aus den faschistischen Organisationen selbst wächst und aus diesen Schichten der Bevölkerung, die bis jetzt vom Nationalsozialismus beeinflußt wurden und teilweise noch sind, und die noch nicht gegen die faschistische Diktatur als Ganzes kämpfen, sondern nur gegen gewisse Maßnahmen der faschistischen Diktatur. Diese beiden großen Oppositionsströmungen gilt es, in eine koordinierte Bewegung gegen den Faschismus zu bringen. Nur die Arbeiterklasse, nur die Kommunistische Partei kann sich diese Aufgabe stellen und lösen.

Die Überwindung der sektiererischen Fehler der Partei in ihrem Verhältnis zur Sozialdemokratie, die Herstellung der Einheitsfront mit den sozialdemokratischen Organisationen und mit der SPD, die aktive Teilnahme der Partei am Wiederaufbau der freien Gewerkschaften, der Beginn eines Eindringens in die DAF[3], in die Sport-, Jugend-, Frauen- und anderen Organisationen des Faschismus - das sind die ersten Schritte, die in der Richtung der Lösung dieser Aufgaben gemacht werden sollen. Aber kühn, entschieden muß die Partei sich immer weiter auf dieser Linie bewegen, ohne Angst, in Kontakt zu kommen auch mit solchen Elementen, wie z. B. den Brüningleuten.

Das sind, Genossen, kurz zusammengefaßt die Hauptprobleme unserer Einheitsfront- und Volksfrontpolitik in Deutschland. Über die einzelnen Probleme dieser Politik, wie z. B. über unser Verhältnis zur katholischen Opposition, unsere Politik im Dorfe usw. will ich nicht sprechen. Darüber haben ausführlicher die beiden Berichterstatter schon gesprochen. Aber hier verbindet sich schon unsere Einheitsfront- und Volksfrontpolitik mit dem richtigen Verständnis der Taktik des Trojanischen Pferdes, d. h. des politischen und organisatorischen Eindringens in die faschistischen Massenorganisationen unter Ausnutzung aller legalen Möglichkeiten der Arbeit.

Im Zusammenhang mit diesem Fragenkomplex wollen wir vor eurer Konferenz besonders zwei Hauptmomente unterstreichen.

Das erste Hauptmoment betrifft die Notwendigkeit der Mobilisierung aller Parteikräfte, um den Kampf für die unmittelbaren Interessen der Arbeiterklasse und aller Schichten der Bevölkerung zu organisieren. Das ist heute der Ausgangspunkt unserer ganzen politischen Tätigkeit. Man hat hier in Verbindung mit der Frage der Volksfront, in Verbindung mit der Perspektive des Sturzes der faschistischen Diktatur besonders über eine Regierung der Volksfront gesprochen. Es ist auch nützlich, eine solche Frage zu diskutieren. Aber wir müssen dabei vor einer schematischen Wiederholung und Anwendung der Linie des VII. Weltkongresses warnen. Die Lage Deutschlands ist nicht mit der Lage in Frankreich zu vergleichen. Auch in Deutschland kann es zu einer Lage kommen, wo die Losung der Volksfrontregierung als eine konkrete aktuelle Losung vor der Partei stehen wird. Aber wie kommen wir zu dieser Lage? Das ist das Problem, das vor euch heute steht. Die faschistische Diktatur kann nur von einer breiten Massenbewegung gestürzt werden, und die Hauptaufgabe ist heute die Organisierung dieser Bewegung. Darum hat der Kampf der Partei um die unmittelbaren Interessen aller Schichten der Bevölkerung auf Grund der kleinsten Forderungen eine so große Bedeutung. Wie kam es z. B., daß die Redner, die in der Diskussion ausgegangen sind von der konkreten Schilderung der Lage der Arbeiterklasse, der Bauern, der Kleinhändler usw. in ihren Bezirken, fast eine Ausnahme waren? Wie kam es? Das ist doch ein Zeichen der schwachen Verbindung der Partei mit den Massen. Um diese Verbindung zu festigen, sind alle aktiven Kader, alle Mitglieder der Partei in einem neuen Geiste zu erziehen, nicht als Propagandisten des Kommunismus, sondern als Genossen, die verstehen, rasch, selbständig zu jeder Frage aus eigener Initiative Stellung zu nehmen, die die Massen interessiert, und Losungen auszuarbeiten, die dem Stand der Unzufriedenheit der Massen, die dem Stand der Bewegung der Massen vollständig entsprechen. Die Presse der Partei spielt auf diesem Gebiet noch nicht die Rolle, die sie spielen müßte. Trotz der Verbesserungen in den letzten Monaten ist besonders der Inhalt der "Roten Fahne" noch nicht genügend mit dem Lande verbunden. Sie gibt noch nicht den unteren Organisationen die notwendige Hilfe zur Beantwortung aller Fragen, die im Lande akut sind. Sie hilft ihnen noch nicht genügend, die entsprechenden Losungen dafür zu geben. Die Arbeiter, die in ihren Schreiben an die Redaktion der "Roten Fahne" offen gesagt haben, daß sie wünschen, daß in der Zeitung mehr die Tagesfragen behandelt werden, haben vollständig recht. Die "Rote Fahne" muß nicht ein Organ für geschulte Parteimitglieder sein, sondern ein populäres Blatt, das dem einfachen Arbeiter, der vielleicht nur ein einziges Exemplar ausnahmsweise bekommt, den Weg des Tageskampfes in den faschistischen Organisationen zeigt. Die Sprache der ganzen Parteiagitation muß angepaßt werden der Notwendigkeit der Organisierung und Leitung der Massenbewegungen in diesen Organisationen.

Das zweite Hauptmoment, was wir unterstreichen wollen, betrifft die Notwendigkeit einer Taktik, einer Politik, die zur Vereinigung aller antifaschistischen Kräfte führt. Wie können wir die Opposition der sozialdemokratischen Arbeiter mit der der christlichen, die beginnende Opposition der Bauernschaft mit der der demokratischen Gruppen der Bourgeoisie vereinigen? Das können wir nur durch die Ausarbeitung einer konkreten politischen Plattform, in der die Interessen und Bestrebungen aller dieser verschiedenen Schichten in Erwägung gezogen werden. Eure Diskussion hat bis jetzt diese Frage noch nicht genug konkret gestellt. Das ist ein Mangel. Bevor es nicht zur Ausarbeitung einer solchen Plattform kommt, bleibt die Frage der Volksfront etwas in der Luft, und es besteht die Gefahr, daß die Elemente der antifaschistischen Opposition, die im Auslande leben und in gewissem Maße [die] Fühlung mit dem Lande verloren haben, unsere Partei auf einen falschen Weg der Ausarbeitung eines politischen Regierungsprogramms der Zukunft stoßen. Die Aufgabe der Ausarbeitung einer solchen konkreten politischen Plattform der antifaschistischen Volksfront ist eine der schwierigsten, die vor eurer Konferenz steht. Und deswegen erlauben wir uns, euch zu raten, an die Arbeit der Politischen Kommission, die sich unbedingt mit einer solchen Aufgabe beschäftigen muß, alle Delegierten aus dem Lande heranzuziehen, die von den wichtigsten Bezirken kommen und die gezeigt haben, daß sie die konkreten Verhältnisse ihres Bezirkes, daß sie die Lebensbedingungen der Massen gut kennen, ungeachtet dessen, ob sie in der Diskussion zugunsten der sogenannten Mehrheit oder der sogenannten Minderheit aufgetreten sind.

Was den Inhalt dieser Plattform betrifft, muß man sich noch jede einzelne konkrete politische Losung gründlich überlegen. Diese politischen Losungen müssen so aufgestellt werden, daß sie die breitesten Schichten der Volksmassen anpacken, daß sie die akutesten Probleme des Alltagskampfes mit dem zielbewußten politischen Kampf zum Sturz der faschistischen Diktatur verbinden. Die Diskussion in der Konferenz hat zur Frage solcher Losungen noch ganz wenig Stoff gegeben. Wir überlegten einige solche mobilisierenden Losungen, die wir euch zur Diskussion vorlegen wollen. Sie entspringen nach unserer Meinung aus den Versprechungen der Faschisten selbst sowie aus der inneren und internationalen Lage Deutschlands. Erste Hauptlosung: Politik des Krieges, die zu einer neuen Niederlage Deutschlands führt.

Das Programm der nationalen und sozialen Befreiung[4], das von der Partei in der Vergangenheit propagiert wurde, ist heute veraltet. Es diente dem Zweck, überhaupt das Programm der Sowjetmacht in Deutschland zu propagieren. Die Hauptaufgabe besteht aber darin, die nationalistische Demagogie des Faschismus zu entlarven. Deshalb muß man in erster Linie Stellung nehmen gegen die Politik des Krieges, die zu einer neuen Niederlage Deutschlands führen wird. Diese allgemeine Losung ist heute zu verbinden mit der Losung der Annullierung des Versailler Vertrages.

Das heißt, solche Losungen:

Für die gänzliche Annullierung des Versailler Vertrages, für die Vereinigung aller Deutschen, aber nicht durch den Krieg, sondern durch Freiwilligkeit und auf dem Wege der internationalen Verständigung.

Es scheint uns, daß wir auch die ganz konkrete Losung der Liquidierung des polnischen Korridors auf diesem Wege aufstellen können.

Durch eine breite Popularisierung dieser Losungen und durch die Entfesselung eines wirklichen Massenkampfes, um diese Losungen zu verwirklichen, können wir die nationalistische Demagogie entwaffnen.

In Verbindung damit:

Wiederherstellung der Verständigung mit der Sowjetunion, enge ökonomische Beziehungen mit der Sowjetunion, Wiederherstellung normaler wirtschaftlicher Beziehungen zu allen Ländern.

Alle diese Losungen betreffen nationale Probleme und die Probleme der Auslandspolitik des Faschismus.

Dann müssen die politischen Hauptlosungen kommen und besonders:

Wiederherstellung sämtlicher demokratischen Freiheiten, Wiederherstellung aller politischen Parteien, Arbeiter- und Bauernorganisationen, Reinigung der Armee und des Staatsapparates von den faschistischen Elementen, insbesondere die von den Faschisten bevorzugten, die privilegierten Posten.

Gewissens- und Glaubensfreiheit.

Gleichheit aller Staatsangehörigen, unabhängig von ihrer Nationalität und Religion.

Befreiung aller Antifaschisten und aller, die wegen Verletzung volksfeindlicher faschistischer Gesetze eingekerkert worden sind.

Was die ökonomischen Forderungen anbelangt, kommen hier nach unserer Ansicht in Betracht in erster Linie diejenigen Losungen, die gegen die Politik der Autarkie, gegen Zwangswirtschaft und Subventionen an die Großkapitalisten auf Kosten der breiten Volksmassen gerichtet sind. Das wären z. B. solche Losungen:

Für den freien Verkauf der Erzeugnisse der Bauern, Schluß mit der Politik der Autarkie. Schonungsloser Kampf gegen die Banken und Großspekulanten, die auf Kosten des Verbrauchers räuberisch ihre großen Profite einheimsen.

Vollständige Wiederherstellung der Sozialversicherung. Rückforderung sämtlicher an die Großindustriellen und an die Agrarier gewährten Subventionen.

Selbstverständlich sind alle Teile einer solchen Plattform eng zu verbinden mit der allgemeinen Losung des Sturzes der faschistischen Diktatur. Aber auch diese Losung ist zu konkretisieren, indem wir verlangen, daß die Schuldigen der Katastrophe, die das deutsche Volk bedroht, vor Gericht gestellt werden. Zu gleicher Zeit ist aber zu erklären, daß man den Mitgliedern der unteren faschistischen Organisationen, die von den führenden Elementen betrogen wurden, volle Amnestie gewähren wird. Man soll dabei bemerken, daß diese Losungen so aufgestellt werden müssen, daß sie unseren antifaschistischen Kampf verbinden mit den Bestrebungen derjenigen Elemente, die heute noch nicht offene Antifaschisten sind, aber deren Interessen von den Maßnahmen der faschistischen Diktatur verletzt werden.

Genossen! Die Forderungen, die wir zusammengestellt haben, können nur [als] ein erster Versuch der Ausarbeitung einer Plattform der antifaschistischen Volksfront in Deutschland gelten. Die Aufgabe der endgültigen Redigierung einer solchen Plattform, mit der wir an alle antifaschistischen Elemente herantreten müssen, ist die Aufgabe der Konferenz und der Zentrale der Partei. Wir wollten euch nur zeigen, daß auf diesem Gebiet die Partei selbst etwas Neues finden muß, und das kann nur geschehen auf Grund eines genauen Studiums aller Erfahrungen, die die Partei und die Massen selbst im Kampfe gegen den Faschismus schon gemacht haben und noch machen werden.

Genossen, derselbe Mangel, der sich in der Behandlung der politischen Fragen zeigte, trat auch in Erscheinung in der Behandlung der Organisationsfragen der Partei und ihrer Arbeitsmethoden. Die Genossen haben sich lange auseinandergesetzt über das arme Trojanische Pferd, aber das Wesentliche in dieser Frage wurde noch nicht vollständig und gründlich gezeigt. Die Überreste des Sektierertums und des Schematismus erlauben manchem Genossen noch nicht, klar zu sehen, daß man auch in der Stellung der Organisationsfrage der Partei dieselbe Biegsamkeit zeigen muß wie in der Stellung und Lösung der allgemeinpolitischen und taktischen Probleme. Man hat den Eindruck, als ob einige Genossen denken, daß es auf dem Gebiete der Organisation nur starre Prinzipien gibt, von denen man nicht abweichen kann. Das ist nicht richtig, Genossen.

Auf dem X. Parteitag der bolschewistischen Partei wurde eine Resolution angenommen über die Frage des Parteiaufbaus. Und die ersten zwei Sätze dieser Resolution lauten so:

1. Die Partei des revolutionären Marxismus lehnt das Suchen nach einer absolut richtigen, für alle Stufen des revolutionären Prozesses tauglichen Form der Parteiorganisation sowie der Methoden ihrer Arbeit entschieden ab. Die Form der Organisation und die Arbeitsmethoden werden im Gegenteil gänzlich bedingt durch die Besonderheiten der gegebenen konkreten historischen Situation und durch diejenigen Aufgaben, die sich unmittelbar aus dieser Situation ergeben.

2. Von diesem Standpunkt ist es begreiflich, daß jegliche Organisationsform und die ihr entsprechenden Arbeitsmethoden sich mit der Veränderung der objektiven Entwicklungsbedingungen der Revolution aus Formen der Entwicklung der Parteiorganisation in Fesseln dieser Entwicklung verwandeln können, und daß umgekehrt eine untauglich gewordene Organisationsform bei Wiederauftreten der entsprechenden objektiven Bedingungen wieder notwendig und einzig zweckmäßig werden kann.

Ich bin überzeugt, daß diese Worte keinen Kommentar brauchen und daß alle Teilnehmer der Konferenz verstehen werden, wie notwendig es wäre, daß jedes Mitglied der deutschen Partei und des deutschen Polbüros in der jetzigen Lage sich diese wirklich bolschewistische Organisationsdirektive zu eigen machen würde. Was bedeutet eigentlich die Anwendung der Taktik des Trojanischen Pferdes, wenn nicht die rechtzeitige und vollständige Anpassung der Organisationsform der Partei an die Verhältnisse der Arbeit in der Illegalität unter den Bedingungen einer faschistischen Diktatur? Ohne diese Anpassung ist die Massenarbeit der Kommunistischen Partei, ohne diese Anpassung ist die Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen nicht möglich.

Man muß dabei klar sehen, daß große Unterschiede bestehen zwischen den Verhältnissen, unter denen die Partei der Bolschewiken zur Zeit des Zarismus gekämpft hat, und den Verhältnissen, unter denen wir heute unter einer faschistischen Diktatur zu kämpfen haben.

Diese Unterschiede bestimmen eine ganze Reihe von Besonderheiten der Methoden des Aufbaus der Partei und ihrer Arbeit.

1. Der Staatsapparat, der zur Verfügung des Zarismus stand, war viel primitiver und schwächer als der des Faschismus. Dadurch ist es den Faschisten leichter, uns zu zerschlagen, als es der zaristischen Polizei war. Deshalb brauchen wir heute in Deutschland sowie in Italien usw. eine solche Form der Organisation, die für den Staatsapparat des Faschismus am wenigsten greifbar ist. Die Organisation soll auf das stärkste dezentralisiert sein.

Nehmen wir z. B. eine Stadt wie Berlin, wo unsere Organisation noch heute einige tausend Mitglieder zählt und wo es mehr als zweitausend Betriebe gibt. Es ist absolut unmöglich, menschlich unmöglich, daß ein einziges Parteikomitee diese Organisation leitet. Wenn an der Spitze eines so wichtigen Teiles unserer Organisation ein einziges Komitee steht, dann muß es unvermeidlich, um seine Funktion zu erfüllen, einen enormen Apparat schaffen, der für die ganze Organisation unter den heutigen Verhältnissen höchst gefährlich ist. Die ersten Schritte wurden schon gemacht, die Organisation der Partei in Deutschland zu dezentralisieren. Sie waren richtig, und weitere entschiedene Schritte müssen in dieser Richtung noch gemacht werden.

2. Das zaristische Regime hatte keine breite soziale Demagogie und baute nicht eine eigene Massenorganisation auf wie die Faschisten, die durch diese Organisation breite Schichten der Werktätigen versuchen um sich zu scharen, zu kontrollieren, zu überwachen. Deshalb ist es notwendig, die Methode der Arbeit des Feindes anzuerkennen, seine Demagogie auszunutzen, an sie anzuknüpfen und in den Organisationen des Feindes selbst unsere eigenen Massen- und Parteiorganisationen aufzubauen. Die Bolschewiki unter dem Zarismus haben alle legalen Möglichkeiten ausgenutzt. Die Erfahrungen, die von den Bolschewiken gemacht wurden, kamen nicht nur uns zunutze, sondern auch die Faschisten haben davon gelernt, besondere Maßnahmen zu treffen, die die legalen Möglichkeiten unserer Arbeit immer weiter beschränken. Deshalb ist es notwendig, daß wir angesichts jeder Veränderung der Politik des Faschismus unsere Arbeitsmethoden sowie auch die Organisationsform der Partei diesen Veränderungen anzupassen verstehen. So ist zum Beispiel nicht immer und nicht überall die Organisation auf Grund von Betriebszellen aufzubauen, weil es Fälle geben kann, wo unsere Genossen das Zentrum ihrer Organisation in die faschistischen Massenorganisationen verlegen sollen und von diesen Organisationen aus zu den Betrieben kommen.

3. Der Terror, der gegen uns gerichtet wird, ist viel größer. Es gibt in der Geschichte der Arbeiterbewegung bis jetzt kein Beispiel der Massenanwendung eines solch viehischen Terrors, um die Avantgarde der Arbeiterklasse zu vernichten. Darum ist es notwendig, besondere Maßnahmen zu treffen für den Schutz und die Erhaltung unserer Kader. Wir können nicht auf der Notwendigkeit der kollektiven Arbeit der Parteiinstanzen bestehen, wenn die Erfahrung uns zeigt, daß sie eine permanente Gefahr für die Organisation darstellt. Wenn der Aufbau der Organisation auf Grund eines Systems der Verbindungen zwischen bevollmächtigten Genossen uns eine bessere Garantie gibt für diese Sicherung und für die Möglichkeit der Arbeit der Organisation, dann müssen wir ohne Schwankungen zu diesem System übergehen. Zwischen der legalen und der illegalen Arbeit ist die schärfste Abgrenzung durchzuführen. Man muß eine besondere Kaderpolitik haben, indem man alle Maßnahmen trifft, die die alten Kader der Partei sichern, und in derselben Zeit muß man neue Kader von Parteifunktionären eines neuen Typus herausbilden: Das heißt, von legalen Funktionären und Aktivisten, deren Arbeitszentrum in der faschistischen Massenorganisation sein muß und die dort, auch wenn sie für eine ganze Periode der Zeit ganz isoliert von der illegalen Parteiorganisation bleiben, wenn sie auch ganze Monate lang nur ein einziges Exemplar des Zentralorgans der Partei bekommen, ihre Arbeit mit der größten Initiative weiter zu treiben fähig sind. Besonders in den bäuerlichen Gebieten, wo die faschistischen Massenorganisationen und der Einfluß des Faschismus stärker sind, ist eine solche Methode der Arbeit absolut notwendig. Aber auch in den Industriegebieten, auch in den großen Städten, müssen, wenn die Partei sich wirklich in eine aktive Massenpartei verwandeln will, in dieser die größten Veränderungen durchgeführt werden. Durch diese Veränderungen sollen die Parteiorganisationen die größte Beweglichkeit erreichen und die größte Initiative an den Tag legen. Endlich ist noch zu bemerken, daß man auf diesen Gebieten zwar sehr viel tun muß, aber sehr wenig sprechen [darf], und besonders nicht in der Öffentlichkeit. Nicht alle Organisationserfahrungen der Partei sind zu veröffentlichen, und auch was die Massenbewegungen betrifft, müssen besondere Formen getroffen werden, um den Genossen und den Massen die richtige Leitung zu geben, ohne vor dem Feinde unsere Pläne und Arbeitsmethoden aufzudecken.

Parteigenossen, eure Partei hatte vor der faschistischen Diktatur mehr als 300 000 Mitglieder. Man kann sich kaum vorstellen, was für eine Kraft wir heute in Deutschland darstellen würden, wenn wir nur den fünften oder sechsten Teil von diesen Massen am richtigen Platz hätten und wenn sie dort politisch aktiv wären. Wie viel Genossen die Partei heute zählt, ist schwer festzustellen. Aber wenn sie auch nur Zehntausende zählt, die entscheidende Frage ist die des Platzes, wo ein jeder von diesen Zehntausenden sich befindet und der Aktivität, die er dort entfaltet. Wir sind überzeugt, daß die Partei heute über Kräfte verfügt, die, wenn sie nur richtig ausgenutzt werden, für die faschistische Diktatur eine ernste Gefahr sein könnten. Die Partei hat Kräfte genug, um durch ihre Arbeit auf die Entwicklung der gesamten deutschen Lage einen entscheidenden Einfluß auszuüben, sie hat Kräfte genug, um dem Faschismus schwere Schläge beizubringen. Aber das wird nur möglich sein durch eine richtige Ausnutzung der Kräfte der Partei, und die richtige Ausnutzung der Kräfte der Partei wird nicht möglich sein ohne eine radikale Wendung in allen ihren Arbeitsmethoden.

Es ist die höchste Zeit, Genossen, diese Wendung durchzuführen. Die deutsche Partei hat schon genug Erfahrungen gesammelt, um zu verstehen, daß eine weitere Verspätung in der Lösung dieser Aufgaben sie in eine solche Lage bringen kann, wo [dies] außerordentlich schwer sein wird.

Darum glauben wir, daß es vielleicht zweckmäßig wäre, noch während der Konferenz oder unmittelbar nach der Konferenz in einer besonderen Kommission noch einmal den organisatorischen Zustand der Partei zu prüfen und die neuen organisatorischen Direktiven zu konkretisieren.

Ich komme zum Schluß. Fast jeder Genosse, der in der Diskussion aufgetreten ist, hat sich mit der Frage der Führung der Partei beschäftigt. Verschiedene Genossen aus dem Lande haben die Sorge zum Ausdruck gebracht, die in ihnen erweckt wird, wenn sie den Zustand betrachten, der in der Parteiführung bis jetzt bestand. Ohne eine feste Einheit der Führung der Partei sind die Probleme, die vor euch stehen, nicht zu lösen. Je mehr Biegsamkeit, je mehr Kühnheit, je mehr Weitsichtigkeit in der Anwendung der Parteifragen notwendig ist, desto fester und gestählter muß die Führung sein. Wenn der Genosse Thälmann sich unter euch befände, wäre die Lösung dieser Aufgabe leicht, weil er selbst den Kampf gegen das Sektierertum restlos weitergeführt hätte, und die Genossen, die durch ihre Fraktions- und Gruppentätigkeit diesen Kampf erschwert haben, diese Genossen haben nicht nur nicht das Recht, sich als Nachfolger Thälmanns auszugeben, sondern sie stehen im direkten Gegensatz zu der Politik, auf Grund welcher Genosse Thälmann die Partei geführt hat.

Die Einigkeit der deutschen Partei, Genossen, ist uns teuer [wie] der Augapfel. Mit voller Entschiedenheit werden wir uns gegen jeden Versuch wenden, diese Einheit zu gefährden. Alle Genossen, die schon weitergegangen sind auf dem Wege der Befreiung vom Sektierertum und Schematismus werden wir unterstützen. Ihnen werden wir helfen, weil wir die Konzentrierung aller Kräfte der Partei wollen. Die Konzentrierung aller Kräfte der Partei, die kollektive Führung kann nicht das Resultat einer Rechenaufgabe sein. Sie kann nur das Resultat des einheitlichen, entschlossenen Kampfes um die Durchführung derselben politischen Linie sein.

Diese Linie, Genossen, ist euch durch den VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale gegeben.

Vergeßt nicht, Genossen:

Ohne Zusammenfassung aller antifaschistischen Kräfte gibt es keinen Sieg über den Faschismus.

Ohne die feste proletarische Einheitsfront ist eine geschlossene antifaschistische Front des deutschen Volkes nicht möglich.

Ohne eine feste bolschewistische Partei gibt es keine proletarische Einheit.

Ohne eine eiserne kollektive Führung gibt es keine feste bolschewistische Partei.

Das haben uns die Meister unserer revolutionären Politik, Lenin und Stalin, gelehrt[5].

Es lebe die Kommunistische Partei Deutschlands, der Organisator des Sieges des deutschen Volkes über den Faschismus!

 

 

 

 

 



[1]. Ernst Röhm, Stabschef der Sturmabteilung (SA), hegte die Absicht, diese Organisation zu einer Volkmiliz umzugestalten, in der die Reichswehr einbezogen würde. Er strebte auch eine sogenannte "zweite Revolution" an, die eine radikale soziale Umgestaltung bringen sollte. Adolf Hitler, in Übereinstimmung mit innerparteilichen Rivalen Röhms (Heinrich Himmler, Hermann Göring) entschied sich gegen Röhm. Anläßlich einer Führertagung der SA ließ er am 30. Juni 1934 die gesamte SA-Führung durch SS-Einheiten liquidieren. Gleichzeitig wurden andere störende Personen aus dem Wege geräumt, darunter sowohl Mitglieder der NSDAP wie, unter anderen, Kurt von Schleicher.

[2]. G. Dimitroff, Schlußwort zur Diskussion zu seinem Bericht auf dem 7. Kongreß der Kommunistischen Internationale. Rundschau. Basel, 1935, Nr. 66 (Sondernummer). S. 2602. Cf. den Text .

[3]. Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) wurde am 10. Mai 1933 gegründet. Sie sollte als neue einheitliche Organisation "durch Bildung einer wirklichen Volks- und Leistungsgemeinschaft, die dem Klassenkampfgedanken abgeschworen hat" die Interessen "aller schaffenden Deutschen" wahrnehmen. Die Vertreter der Großindustrie setzten sich gegen die Perspektive ein, daß die DAF sich zu einer Institution der Vertretung der Arbeiterinteressen entwickle. Das am 19. Mai 1933 angenommene Gesetz über Treuhänder der Arbeit schuf dann zur Regelung der Arbeitsverträge und zur "Aufrechterhaltung des Arbeitsfriedens" öffentliche Verwalter, was dem Wunsch der Unternehmer entgegenkam. Letzten Endes wurde der DAF ein Tätigkeitsbereich zugewiesen, der die Betriebe ausschloß. Die DAF zählte zwar 1942 25 Millionen Mitgliedern, aber mit 44 000 hauptamtlichen und 1,3 Millionen ehrenamtlichen Mitarbeitern war sie zu einer rein bürokratisch-zentralisierten Organisation geworden.

[4]. Programmerklärung der KPD zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes. In: Die Rote Fahne. 24. August 1930. Cf. den Text . Programm des ZK der KPD zur sozialen und nationalen Befreiung der Werktätigen Deutschlands, 7. Mai 1934. In: Rundschau, Basel, 1934, Nr. 36, S. 1405-1408, 1425. Cf. den Text .

[5]. Es sei hier angemerkt, daß spätere Wiedergaben dieses Textes sich gewisse Auslassungen erlauben. Bei Klaus Mammach (Hg.): Brüsseler Konferenz der Kommunistischen Partei Deutschlands, 3.‑15. Oktober 1935 (Berlin, Dietz, 1975), ist dieser Satz so zitiert (S. 531): "Das hat uns der Meister unserer revolutionären Politik, Lenin, gelehrt."