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Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands

Resolution:
Die Schaffung der Einheitsfront der werktätigen Massen
im Kampfe gegen die Hitler-Diktatur

1. August 1934

 

 

Rundschau über Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung, Basel, Jahrgang 1934, Nr. 45, S. 1867 ff.

Siegfried Vietzke, Deutschland und die deutsche Arbeiterbewegung 1933‑1939, Berlin, Dietz Verlag, 1962, S. 155‑161.

 

 

 

 

 

 

Erstellt: Januar 2013

Druckversion
KPD 1918 1945 - Inhalt

 

 

 

 

 

 

Die wirtschaftliche und politische Entwicklung in Deutschland in der letzten Zeit, insbesondere die Ereignisse vom 30. Juni zeigen eine rasche Schwächung des faschistischen Regimes, ein beschleunigtes Wachstum der Gegensätze im Lager der Bourgeoisie, eine Zunahme der Unzufriedenheit und des Widerstandes nicht nur der Arbeiter, sondern auch der bäuerlichen und kleinbürgerlichen Massen und damit die Verengerung der Massenbasis der faschistischen Diktatur, was der Ausdruck einer stark veränderten objektiven Lage ist und das Heranreifen der Voraussetzungen der revolutionären Krise in Deutschland signalisiert.

Die Verschärfung der innen- und außenpolitischen Lage, die drohende offene Inflation, die ungeheure Verschlechterung der Lebenshaltung der werktätigen Massen, die abenteuerliche provokatorische Politik des Finanzkapitals und seiner Hitler-Regierung, die über Nacht, wie der 25. Juli in Österreich[1] zeigt, den Krieg bringen kann, stellen der KPD die Aufgabe, breite Massenaktionen gegen die Hitler-Diktatur und ihre arbeiterfeindlichen Gesetze und Maßnahmen zu organisieren, mit dem strategischen Ziel des Sturzes der Hitler-Diktatur und der Aufrichtung der Rätemacht als dem einzigen Ausweg aus dem Massenelend und der Massenunterdrückung.

Die KPD hat durch die heroische Arbeit ihrer Kader unter der Hitler-Diktatur mit ihrem unerhörten Terror wachsende Erfolge in der Mobilisierung der werktätigen Massen und der Steigerung ihres Kampfwillens erzielt (Vertrauensrätewahlen, Plebiszit am 12. November v. J. [2] und einzelne Betriebsaktionen). Dadurch wurde Hitler nicht nur gehindert, die ihm vom Finanzkapital erteilten Aufträge der Zertrümmerung der Kommunistischen Partei und der Unterdrückung dieses Widerstandes der Arbeiterschaft gegen die Durchführung der Lohnabbau-Offensive zu erfüllen, sondern die KPD hat damit auch dazu beigetragen, die Krise der Hitler-Diktatur herbeizuführen.

Die Vorgänge des 30. Juni[3] sind ein Ausdruck der Krise der Hitler-Partei und der Hitler-Diktatur, sie haben aber auch aufgezeigt, daß die bisherige Arbeit der KPD unter den werktätigen Massen noch nicht ausreicht, um in solchen günstigen Situationen breite Massenaktionen gegen die Hitler-Diktatur auszulösen. Sie wird daran besonders durch die Spaltung der Arbeiterklasse gehindert. Es ist deshalb eine der wichtigsten Lehren des 30. Juni, daß die KPD schnellstens die kämpfende Einheitsfront der Arbeiterklasse herstellt, eine kühne Initiative der Führung und besonders der unteren Einheiten zur Auslösung dieser Kämpfe entfaltet und die Kräfte der Partei auf die strategisch wichtigsten Industriegebiete konzentriert. Die Partei muß ihre ganze Kraft an die Festigung der Partei, an die Entwicklung ihrer Kader und an die Sammlung der revolutionären Kräfte des Proletariats und aller Werktätigen gegen die faschistische Diktatur setzen, um damit die Voraussetzungen des Erfolges der KPD in den in Deutschland bevorstehenden entscheidenden Klassenkämpfen zu schaffen.

Um diese Aufgabe erfüllen zu können, ist die schärfste Selbstkritik an den Fehlern und Mängeln der Parteiarbeit dringend notwendig. Trotz der richtigen Generallinie ihrer Politik hat die Parteiführung nicht genügend die durch die wirtschaftliche und politische Entwicklung der letzten Zeit herbeigeführte Veränderung der objektiven Lage und den in der Arbeiterschaft immer stärker hervortretenden Willen zur Einheit hervorgehoben und ihre Taktik und die Gesamtarbeit der Partei nicht energisch darauf umgestellt, alle Versuche zu unternehmen, um die Einheitsfront mit den sozialdemokratischen Arbeitern und den Übrigen werktätigen Massen zum Kampf gegen den Faschismus als dem Feinde der Arbeiterklasse, gegen die Hitler-Diktatur und ihre arbeiterfeindlichen Maßnahmen, vor allem gegen das faschistische Arbeitsgesetz zu schaffen und breitere Widerstandsaktionen auszulösen. Die Partei hat nicht genügend ihre organisierende und führende Rolle bei der Vorbereitung der Widerstandsaktionen hervorgekehrt, was zur Folge hatte, daß fast nur agitatorische Arbeit geleistet und nicht das Hauptgewicht auf die Organisierung von Widerstandsaktionen gelegt wurde. Das hat zu einem starken Tempoverlust in der Entwicklung der revolutionären Kräfte gegenüber der Offensive des Finanzkapitals und der Entwicklung der Krise der Hitler-Diktatur geführt.

Das ZK der KPD beschließt deshalb:

1. Es werden sofort in der Partei alle Maßnahmen zur Schaffung einer breiten Einheitsfront der Arbeitermassen zum Kampf gegen die Durchführung des faschistischen Arbeitsgesetzes vom 20. Januar 1934[4] mit seinem unerhörten Lohnabbau und Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen in den Betrieben und gegen das sogenannte Arbeitseinsatz-Gesetz (mit dem Berliner Göring-Plan), sowie gegen den faschistischen Terror ergriffen. Es muß die Aktionseinheit der kommunistischen, sozialdemokratischen Arbeiter und der oppositionellen Elemente unter den SA-Leuten, der Hitler-Jugend, den Mitgliedern der NSBO, der "Arbeitsfront"[5] und der "Kraft durch Freude" durch die Entfaltung des Widerstandes in den Betrieben, des Streikkampfes, von Straßendemonstrationen und anderen Kampfformen hergestellt werden. Dabei ist kühn die Enttäuschung der SA-Leute über den Faschismus auszunutzen, und es ist ihnen zu helfen, in die Reihen der antifaschistischen Front überzugehen. Besonderes Gewicht ist dabei auf die Gewinnung der werktätigen Jugend in den gleichgeschalteten Jugendorganisationen zu legen.

2. Der in der Arbeiterschaft immer stärker hervortretende Wille zur Einheit findet in den Betrieben auch seinen Ausdruck in den Bestrebungen der Arbeiter zur Schaffung der Gewerkschaftseinheit und der Wiederherstellung der Freien Gewerkschaften als Organe des Klassenkampfes gegen den Faschismus und gegen die Offensive des Unternehmertums. Die Partei hat diese Bestrebungen nicht nur auf das tatkräftigste zu unterstützen, sondern auch die Initiative zu ergreifen und· in ihren Reihen die Hindernisse zu beseitigen, die der Herstellung der Gewerkschaftseinheit im Wege stehen. Dabei müssen die besonderen betrieblichen Verhältnisse berücksichtigt und in den Vordergrund die Organisierung von Widerstandsaktionen gegen die Lohnabbauoffensive gestellt werden. Im Kampfe um die Verwirklichung der von den Arbeitern gemeinsam aufgestellten Forderungen muß die Gewerkschaftseinheit geschaffen werden.

3. Zu diesem Zweck sind sofort mit den bestehenden sozialdemokratischen Gruppen Verhandlungen aufzunehmen, um mit ihnen gemeinsam die Kampfforderungen aufzustellen und feste Vereinbarungen über die Führung des Kampfes (Bildung von Kampfkomitees usw.) zu treffen. Dabei hat die Partei den Kurs auf die Vereinigung dieser Gruppen mit der KPD auf der Grundlage des Programms der Kommunistischen Internationale und der Taktik der KPD zu nehmen. Es ist von der Partei eine kühne Werbung unter den ehemaligen Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei und dem besten Teil ihres Funktionärkaders für den Beitritt zur KPD zu unternehmen. Dabei ist ein brüderliches, kameradschaftliches Verhältnis zu den ehemaligen sozialdemokratischen Partei- und Gewerkschaftsmitgliedern zu schaffen und den übergetretenen Mitgliedern die weiteste Möglichkeit der aktiven Beteiligung an der Parteiarbeit und der Übernahme von Parteifunktionen zu geben.

4. Um die Partei zu befähigen, diese revolutionären Aufgaben mit Erfolg in kürzester Frist zu erfüllen, ist eine breite, innerparteiliche Kampagne zur unverzüglichen Umstellung der gesamten Arbeit der Partei und der mit ihr verbundenen Massenorganisationen, die bolschewistische Erziehung für unsere revolutionäre Taktik der Einheitsfront, für die Erkenntnis der Führerrolle der Partei und der Aufgaben ihrer Leitungen, für die Organisierung von Widerstandsaktionen, für die Festigung der Partei und einer kühnen Heranziehung neuer Kader zu den oberen verantwortlichen Funktionen durchzuführen. In den Betrieben müssen unbedingt arbeitsfähige Zellen geschaffen werden, die ebenso wie die Straßenzellen auf das engste mit den Massen verbunden sein müssen. Die Bezirks-, Unterbezirks- und Ortsgruppenleitungen müssen die engste Verbindung mit den unteren Einheiten der Partei halten und unter allen Umständen ihre Aufgabe in der Organisierung und Führung der Massenaktionen erfüllen. Die gesamte Parteipresse ist in ihrem Inhalt und in ihrer Sprache gründlich auf die Behandlung der aktuellen Ereignisse, der politischen Stellungnahme dazu und auf die Organisierung der Kämpfe umzustellen. Gegen das Sektierertum in der Partei, das in seiner Abkapselung von den sozialdemokratischen Arbeitern, dem Unverständnis für die revolutionären Aufgaben der Partei entspringt, ist ein sehr energischer Kampf zu führen. Das gleiche gilt für den Kampf gegen den Opportunismus, wie er in der Orientierung auf die Spontaneität, auf den Zerfall des Faschismus infolge innerer Gegensätze, in der Ignorierung der Einheitsfronttaktik und der Unterschätzung der Arbeit in den faschistischen Organisationen zum Ausdruck kommt.

5. Die Partei kann diese Hauptaufgaben nur erfolgreich durchführen, wenn sie gleichzeitig folgende wichtige Maßnahmen in Angriff nimmt:

a) Sofortige Durchführung der von der Parteiführung schon früher gegebenen Anweisungen zur Sicherung der Führung des Kampfes der werktätigen Jugend und der politischen Führung und Unterstützung der Arbeit des kommunistischen Jugendverbandes durch die Gesamtpartei, um eine entschiedene Wendung zur wirklichen Massenarbeit unter der werktätigen Jugend durchzuführen, überall Jugendorganisationen und Jugendleitungen zu schaffen, engste Verbindungen mit ihnen zu halten und unter der betriebstätigen und erwerbslosen Jugend aktive Kampfmaßnahmen gegen das sogenannte Arbeitseinsatzgesetz (einschließlich des Berliner Göring-Planes) mit seiner Ausschaltung der Jugend aus den Betrieben und der Zwangsverschickung als Landhelfer zu organisieren. Die gesamte Partei ist energisch darauf umzustellen, den KJVD bei den sofort anzubahnenden Verhandlungen mit den sozialdemokratischen Jugendgruppen zur Schaffung der Kampfeseinheit der werktätigen Jugend gegen den Faschismus und die imperialistische Kriegsgefahr und der Gewinnung der sozialdemokratischen Jugendgruppen und Jugendmitglieder und ihrer Verschmelzung mit dem KJVD zu unterstützen. Alle Parteiinstanzen werden verpflichtet, binnen Monatsfrist über die von ihnen getroffenen Maßnahmen zur Unterstützung der Jugendarbeit an das ZK der KPD zu berichten. Von diesem wird zur Unterstützung dieser Arbeit ein Aufruf an die werktätige Jugend und ein Offener Brief an die sozialdemokratische Jugend zur Schaffung der Kampfeseinheit herausgegeben.

b) Sofortige Wiederaufnahme der Parteiarbeit in den bäuerlichen Bezirken, um den Kampf der Bauern- und Landarbeitermassen gegen das faschistische Regime zu organisieren. Schaffung fester, organisatorischer Stützpunkte für diese Arbeit. Herausgabe spezieller Literatur für Bauern und Landarbeiter. Schaffung von Landarbeiter-Gewerkschaften und Bauernkampfkomitees.

c) In den faschistischen Massenorganisationen, besonders in der NSBO[6], in der "Arbeitsfront", in "Kraft durch Freude", in der Hitler-Jugend, in der SA ist sofort zu einer systematischen, die Opposition organisierenden Tätigkeit überzugehen und die Initiative zur Einbeziehung der Mitglieder dieser Organisationen in die politische und gewerkschaftliche Einheitsfront zu ergreifen. Das ZK gibt für die Unterstützung dieser Arbeit. besonderes Agitationsmaterial heraus.

d) Die Einreihung der werktätigen Frauen in die Einheitsfront und in die Widerstandsaktionen gegen die Hitler-Diktatur, gegen den faschistischen Terror und gegen die abenteuerliche und provokatorische Kriegspolitik des Finanzkapitals und seiner Hitler-Regierung ist durch eine sofort zu unternehmende Kampagne unter den Betriebsarbeiterinnen und den übrigen werktätigen Frauen unter allen Umständen zu erreichen. Zur Unterstützung dieser Arbeit gibt das ZK wieder eine Frauenzeitung heraus, für deren gründliche Verbreitung durch die unteren Einheiten der Partei Sorge getragen werden muß.

e) Eine sehr wichtige Aufgabe hat die Partei in der Organisierung von Widerstandsaktionen der kleinbllrger1ichen Mittelschichten, die sich besonders von der Hitler-Regierung betrogen fühlen und von großer Unzufriedenheit erfüllt sind. Durch alle Einheiten der Partei sind die engsten Verbindungen mit diesen Schichten herzustellen, mit ihnen gemeinsame konkrete Kampflosungen aufzustellen und Kampfkomitees zu schaffen. Das ZK wird diese Arbeit durch die Herausgabe einer Broschüre und eines Flugblattes unterstützen.

f) Die Kampagne zur Befreiung des Genossen Thälmann, die einen breiten, internationalen Charakter angenommen hat, ist von unseren Partei- und Massenorganisationen im Lande, in den Betrieben und in den Arbeiterbezirken viel stärker und organisierter als bisher zu führen. Diese Kampagne ist ein wichtiger Bestandteil der Einheitsfrontaktion mit den sozialdemokratischen und parteilosen Arbeitern. Die Durchführung des gegen den Genossen Thälmann vorbereiteten Prozesses muß zu breiten Aktionen demonstrativen Charakters in den Betrieben und in den Arbeiterbezirken führen. Durch Beschlüsse und Entsendung von Delegationen ist die Freisprechung des Genossen Thälmann zu fordern.

Das ZK der KPD verpflichtet ferner die Parteiorganisationen und Massenorganisationen, Vorbereitungen für offene Demonstrationen größerer Massen gegen die fortgesetzten Hinrichtungen revolutionärer Arbeiter zu treffen. Unter keinen Umständen dürfen die Arbeiter noch weiterhin diese Hinrichtungen zulassen, ohne daß in breiten Massenaktionen dagegen Front gemacht wird. Es ist die Aufgabe der Partei, diese Aktionen rechtzeitig, also schon bei Einleitung der Prozesse, vorzubereiten. Auch die Kampagne gegen die fortgesetzten Morde und Folterungen an den eingekerkerten Antifaschisten und der Kampf um ihre Freilassung darf sich nicht nur auf die Agitation beschränken, sondern muß zu offenen Kampfaktionen gesteigert werden.

g) Gegenüber dem faschistischen Terror ist die Organisierung eines Massenselbstschutzes in den Betrieben und Arbeiterbezirken in Gemeinschaft mit den sozialdemokratischen und parteilosen Arbeitern und unter Hineinziehung oppositioneller SA-Leute eine dringende Notwendigkeit, für die sofort Maßnahmen von allen Parteieinheiten zu treffen sind. In der gleichen Linie liegt die Schaffung einer einheitlichen Wehrorganisation, die Vereinigung des RFB mit den ehemaligen Reichsbannerkameraden.

h) Der Kampf gegen die imperialistische Kriegsgefahr, die durch die abenteuerliche und provokatorische Politik der Hitler-Regierung über Nacht den Krieg auslösen kann, muß in der gesamten Arbeit der Partei, besonders bei der jetzt zu schaffenden einheitlichen Kampffront im Mittelpunkte stehen. Vor allem ist in der Kriegsindustrie und unter der werktätigen Jugend den vom Faschismus gezüchteten nationalistischen und chauvinistischen Stimmungen durch die Hervorkehrung des proletarischen Internationalismus entgegenzutreten. Dabei sind der Friedenswille der Sowjetunion, ihre Abrüstungsvorschläge und ihre Vertragspolitik zur Sicherung des Friedens, die Siege ihrer sozialistischen Aufbauarbeit in Industrie und Landwirtschaft in konkreter, populärer Weise vor den Massen zu behandeln. Das ZK gibt dazu eine Broschüre und ein Flugblatt heraus.

i) Der Kampf gegen die demagogischen und terroristischen Versuche der Hitler-Regierung, das Saarland ihrem Henkerreich einzugliedern, ist nicht nur eine Aufgabe der saarländischen Bevölkerung, sondern eine Aufgabe der gesamten deutschen werktätigen Massen. Die von der Kommunistischen Partei im Saargebiet mit Erfolg eingeleitete Einheitsfrontaktion mit den sozialdemokratischen und christlichen Arbeitern zur Abstimmung am 13. Januar 1935[7] für die Beibehaltung des jetzigen Zustandes (status quo), also gegen die Angliederung an das Henkerreich Hitlers, ist von der gesamten Partei auch im Lande durchzuführen und damit die Niederlage Hitlers an der Saar gründlich vorzubereiten.

k) Die Aufgabe des in der nächsten Zeit stattfindenden VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, die internationale Einheitsfront und Einheit aller Werktätigen zum Kampf gegen den Faschismus und für den Sozialismus zu schaffen, muß das Bewußtsein jedes Arbeiters erfüllen. In allen Betrieben und Massenorganisationen ist von unseren Genossen diese Aufgabe des Kongresses vor den Arbeitern zu stellen und sind Zustimmungsbeschlüsse herbeizuführen. Wo irgendmöglich sollen sozialdemokratische Gruppen veranlaßt werden, Delegierte zum Kongreß zu entsenden, wo ihnen das Recht mit beratender Stimme an den Verhandlungen teilzunehmen, eingeräumt wird, um damit mitzuhelfen, die Einheitsfront gegen den Faschismus zu schaffen.

l) Bei der Durchführung der der Partei gestellten Aufgaben tritt als ein großes Hindernis die ungenügende politische Schulung unserer Parteimitglieder in den Fragen der Theorie des Marxismus-Leninismus, in der revolutionären Strategie und Taktik zutage. Es sind von den Parteiorganisationen sofort Maßnahmen zur Durchführung kleinerer und größerer Parteischulen zu ergreifen. Das ZK wird zur Unterstützung dieser Arbeit entsprechendes Schulungsmaterial herausgeben und eine Reichsparteischule durchführen.

m) Die mit der Partei verbundenen Massenorganisationen sollen zu den für die Schaffung der Einheitsfront erforderlichen Maßnahmen Stellung nehmen und diese in engster Verbindung mit der Partei auf ihren speziellen Arbeitsgebieten durchführen. Vor allem ist das Schwergewicht der Arbeit und die Basis der Organisationen in die Betriebe zu verlegen. Es ist die Pflicht der Kommunisten in diesen Massenorganisationen, die Garantien für eine wirkliche Massenarbeit zu schaffen und dadurch die Herbeiführung der einheitlichen Kampffront aller Werktätigen zu unterstützen.

Das ZK der KPD legt die Verpflichtung allen Parteimitgliedern und allen Parteiorganisationen auf, sofort an die Verwirklichung der gestellten Aufgaben mit bolschewistischer Kühnheit heranzugehen, damit im Geiste und entsprechend dem Programm der Kommunistischen Internationale und im Sinne unseres eingekerkerten Führers, Genossen Ernst Thälmann, zu handeln und damit den Erfolg der Kommunistischen Partei in den bevorstehenden, entscheidenden Klassenschlachten gegenüber dem Faschismus sicherzustellen.

 

 

 

 

 



[1]. In Österreich hatte im März 1933 Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Parlament ausgeschaltet und alle Parteien mit Ausnahme der Vaterländischen Front verboten. Am 17. März 1934 unterzeichneten Österreich, Italien und Ungarn die "Römischen Protokolle" über eine politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Am 25. Juli 1934 fand ein national-sozialistischer Putschversuch statt, in dessen Verlauf Dollfuss getötet wurde. Es folgten mehrtägige Kämpfe in einigen Teilen des Landes. Italien zog Truppen an der österreichischen Grenze zusammen. Nachfolger von Dollfuss wurde Kurt Schuschnigg.

[2]. Am 14. Oktober 1933 erklärte die deutsche Reichsregierung den Austritt Deutschlands aus der Genfer Konferenz und dem Völkerbund. Gleichzeitig verkündete Hitler die Auflösung des Reichstags sowie die Durchführung einer Volksabstimmung über die Frage des Völkerbundes. Die Neuwahlen und die Volksabstimmung fanden am gleichen Tag, den 12. November 1933, statt. Bei den Wahlen lag allein die NSDAP-Liste vor. Bei der Volksabstimmung ging es darum, für oder gegen den Austritt aus dem Völkerbund zu stimmen.

Die KPD nahm mit einem Aufruf vom 7. November "Nur der Kommunismus bringt die Rettung! Nieder mit der Regierung des Hungers, des Krieges und des Terrors!" Stellung. Es hieß darin insbesondere:

"Schleudert euer millionenfaches “Nein” den faschistischen Henkern und Kriegstreibern entgegen! Kein Terror und keine Wahlfälschung wird imstande sein, zu verhindern, daß am 12. November die Arbeiterklasse an der Spitze der Mehrheit des deutschen Volkes der Hitler-Diktatur ein millionenfaches “Nein” entgegenschleudert. Geht in die Wahllokale, streicht auf allen Stimmzetteln die zusammengeschobene Nazi-Liste durch und schreibt darauf: “KPD” und “Für Thälmann”! Auf dem andern Zettel macht ein dickes Kreuz in das Feld mit “Nein”." (Cf. den Text .)

[3]. Ernst Röhm, Stabschef der Sturmabteilung (SA), hegte die Absicht, diese Organisation zu einer Volkmiliz umzugestalten, in der die Reichswehr einbezogen würde. Er strebte auch eine sogenannte "zweite Revolution" an, die eine radikale soziale Umgestaltung bringen sollte. Adolf Hitler, in Übereinstimmung mit innerparteilichen Rivalen Röhms (Heinrich Himmler, Hermann Göring) entschied sich gegen Röhm. Anläßlich einer Führertagung der SA ließ er am 30. Juni 1934 die gesamte SA-Führung durch SS-Einheiten liquidieren. Gleichzeitig wurden andere störende Personen aus dem Wege geräumt, darunter sowohl Mitglieder der NSDAP wie, unter anderen, Kurt von Schleicher.

[4]Am 20. Januar 1934 wurde das "Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit" verabschiedet. Cf. den Text .

[5]. Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) wurde am 10. Mai 1933 gegründet. Sie sollte als neue einheitliche Organisation "durch Bildung einer wirklichen Volks- und Leistungsgemeinschaft, die dem Klassenkampfgedanken abgeschworen hat" die Interessen "aller schaffenden Deutschen" wahrnehmen. Die Vertreter der Großindustrie setzten sich gegen die Perspektive ein, daß die DAF sich zu einer Institution der Vertretung der Arbeiterinteressen entwickle. Das am 19. Mai 1933 angenommene Gesetz über Treuhänder der Arbeit schuf dann zur Regelung der Arbeitsverträge und zur "Aufrechterhaltung des Arbeitsfriedens" öffentliche Verwalter, was dem Wunsch der Unternehmer entgegenkam. Letzten Endes wurde der DAF ein Tätigkeitsbereich zugewiesen, der die Betriebe ausschloß. Die DAF zählte zwar 1942 25 Millionen Mitgliedern, aber mit 44 000 hauptamtlichen und 1,3 Millionen ehrenamtlichen Mitarbeitern war sie zu einer rein bürokratisch-zentralisierten Organisation geworden.

[6].. Am 1.‑4. August 1929 fand der 4. Kongreß der NSDAP statt. Es wurde die Gründung der “Nationalsozialistischen Betriebszellen-Organisation” (NSBO) beschlossen, die alle Mitglieder der Partei in den Betrieben zusammenschloß. Nach der Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur übernahm die NSBO zunächst in gewissere Hinsicht die Rolle der Gewerkschaften, sie wurde jedoch allmählich neutralisiert, und 1936 war ihre Auflösung innerhalb der Deutschen Arbeitsfront vollendet.

[7]. Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg wurde das Saarland durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags von 1919 Mandatsgebiet des Völkerbundes. Wie im Versailler Vertrag vorgesehen, fand am 13. Januar 1935 unter Aufsicht des Völkerbunds eine Volksabstimmung statt. Zu entscheiden hatte die Bevölkerung über die Zugehörigkeit des Gebietes zum Deutschen Reich, zu Frankreich oder die Beibehaltung des Status quo. 90,5 Prozent der Stimmberechtigten votierten für Deutschland. Für den Anschluß an Frankreich stimmten 0,4 Prozent. Am 1. März 1935 erfolgte der Anschluß des neu geschaffenen Gau Saarland.