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6. Kongress der Kommunistischen Internationale
(17. Juli - 1. September 1928)

Resolution :
Die internationale Lage und die Aufgaben der KI
(Auszüge)

29. August 1928

 

 

Quelle:

6. Weltkongress der Kommunistischen Internationale, Moskau, 17. Juli ‑ 1. September 1928 - Protokoll, Band 4 : Thesen, Resolutionen, Programm, Statuten; Verlag der Kommunistischen Internationale, Hamburg, Verlagsbuchhandlung Carl Hoym Nachf. L. Cahnbley, 1928; S. 13‑43.

 

 

 

 

 

 

Erstellt: Februar 2017

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Dokumente der Kommunistischen Internationale ‑ Übersicht

 

 

 

 

 

 

Die internationale Lage und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale
(Resolution, angenommen in der 45. Sitzung, am 29. August 1928)

Einleitung

1. Nach dem ersten imperialistischen Weltkrieg hat die internationale Arbeiterbewegung eine Reihe von Entwicklungsstufen durchgemacht, die der Ausdruck der verschiedenen Phasen der allgemeinen Krise des kapitalistischen Systems sind.

Die erste Periode, deren Höhepunkt das Jahr 1921 war, die Periode der schärfsten Krise des kapitalistischen Regimes und der direkten revolutionären Aktionen des Proletariats, endete einerseits mit dem Sieg der UdSSR, über alle Interventionen und die Konterrevolution im Innern, mit der Konsolidierung der proletarischen Diktatur und der Organisierung der Kommunistischen Internationale und andererseits mit einer Reihe schwerer Niederlagen des westeuropäischen Proletariats und dem Beginn der allgemeinen Offensive der Bourgeoisie. Den Abschluß dieser Periode bildete die Niederlage des deutschen Proletariats im Jahre 1923.

Diese Niederlage stellt den Ausgangspunkt der zweiten Periode dar, der Periode der nach und nach sich herausbildenden teilweisen Stabilisierung des kapitalistischen Systems, der “Wiederherstellung” der kapitalistischen Ökonomik, der Entwicklung und Ausdehnung der Offensive des Kapitals und der weiteren Defensivkämpfe der durch die schweren Niederlagen geschwächten proletarischen Armee. Andererseits ist diese Periode gleichzeitig die des raschen Wiederaufstiegs in der Sowjetunion, eine Periode bedeutender Erfolge im sozialistischen Aufbau sowie der Zunahme des politischen Einflusses der kommunistischen Parteien auf breite Massen des Proletariats.

Schließlich die dritte Periode, in der die Wirtschaft des Kapitalismus und fast gleichzeitig auch die Wirtschaft der Sowjetunion das Vorkriegsniveau überschreiten (Beginn der sogenannten "Rekonstruktionsperiode" in der UdSSR., weiteres Wachstum der sozialistischen Wirtschaftsformen auf der Grundlage der neuen Technik). Für die kapitalistische Welt ist dies eine Periode rascher Entwicklung der Technik, der gesteigerten Entwicklung der Kartelle, Trusts und der Tendenzen zum Staatskapitalismus. Gleichzeitig ist das eine Periode der stärksten Entwicklung der Widersprüche der Weltwirtschaft, die in Formen vor sich geht, die durch den gesamten bisherigen Verlauf der allgemeinen Krise des Kapitalismus (verengerte Märkte, Sowjetunion, koloniale Bewegung, Anwachsen der inneren Widersprüche des Imperialismus) vorbestimmt sind. Diese dritte Periode, in der sich der Widerspruch zwischen dem Wachstum der Produktivkräfte und der Verengerung der Märkte ganz besonders verschärfte, führt unvermeidlich zu einer neuen Phase von Kriegen zwischen den imperialistischen Staaten, von Kriegen gegen die Sowjetunion, nationalen Befreiungskriegen gegen den Imperialismus, gegen die Interventionen des Imperialismus, zu gigantischen Klassenkämpfen. Diese Periode, in der sich alle internationalen Gegensätze (die Gegensätze zwischen den kapitalistischen Ländern und der Sowjetunion, die militärische Okkupation Nordchinas als Beginn der Aufteilung Chinas, und des Kampfes der Imperialisten untereinander usw.) verschärfen, in der sich die inneren Widersprüche in den kapitalistischen Ländern zuspitzen (der Prozeß der Linksentwicklung der Arbeitermassen, die Verschärfung des Klassenkampfes), in der Bewegungen in den Kolonien ausgelöst werden (China, Indien, Ägypten und Syrien), führt unvermeidlich über eine weitere Entwicklung der Widersprüche der kapitalistischen Stabilisierung zur erneuten Erschütterung der kapitalistischen Stabilisierung und zur äußersten Verschärfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus.

I. Technik und Ökonomik der Weltwirtschaft

2. Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, daß die Technik der kapitalistischen Länder einen bedeutenden Aufschwung durchgemacht hat, der in einigen von ihnen (Vereinigte Staaten, Deutschland) den Charakter einer technischen Umwälzung annimmt. Die riesige Zunahme der Zahl der Verbrennungsmotoren, die Elektrifizierung, ausgedehnte Anwendung der Chemie in der Industrie, die neuen Methoden der synthetischen Gewinnung von Heizmaterial und Rohstoffen (Benzin, Kunstseide usw.), die Verwendung von Leichtmetallen, die große Entwicklung des Autotransportwesens auf der einen, und die mit der ungewöhnlich raschen Entwicklung des Fließbandsystems verbundenen neuen Formen der Organisation der Arbeit auf der anderen Seite haben die Produktivkräfte des Kapitalismus von neuem gesteigert. Auf dieser Grundlage vollzieht sich eine Zunahme der Außenhandelsumsätze und eine außerordentliche Steigerung der Kapitalausfuhr, wobei diese Form der wirtschaftlichen Verbindung zwischen den Ländern im Vergleich zur Vorkriegszeit viel größere Bedeutung erhalten hat.

3. Auf dem Gebiete der Ökonomik ist ein außergewöhnlich rasches Wachstum der kapitalistischen Monopole (Kartelle, Trusts und Bankkonsortien) zu beobachten, die auch auf die Landwirtschaft einen immer größeren Einfluß ausüben. Neben der Kartellierung und Vertrustung des Kapitals im “nationalen” Rahmen ist auch ein Wachstum der internationalen finanzkapitalistischen Vereinigungen zu verzeichnen. Gleichzeitig macht sich auch ein Anwachsen der staatskapitalistischen Tendenzen bemerkbar, sowohl in der Form des Staatskapitalismus im ursprünglichen Sinne dieses Wortes (staatliche Elektrizitätswerke, kommunale Industrie- und Transportunternehmungen) als auch in der Form des immer stärkeren Verwachsens der Unternehmerorganisationen mit den Organen der Staatsgewalt.

4. Gleichzeitig nimmt die allgemeine Krise des Kapitalismus neue Formen an und entwickelt eine Reihe spezifischer Widersprüche auf der Basis der fundamentalen Strukturveränderungen des gesamten Weltwirtschaftssystems. Die Verschiebung des wirtschaftlichen Schwerpunktes des Kapitalismus von Europa nach Amerika und das immer, stärker werdende Bestreben des vertrusteten und erstarkten Europa, sich von der wirtschaftlichen Herrschaft der Vereinigten Staaten freizumachen, die Entwicklung des Kapitalismus in den Kolonial- und Halbkolonialländern, die ungeheure Disproportion zwischen dem Tempo des Wachstums der wirtschaftlichen und militärischen Macht der verschiedenen Länder und der Größe ihrer kolonialen Besitzungen, die den Positionen der Imperialisten in den Kolonien, insbesondere in China, drohende Gefahr, die Entwicklung der Sowjetunion, die die Arbeiterklasse aller Länder und die werktätigen Massen der Kolonien revolutioniert und ein Gegengewicht dem kapitalistischen Weltsystem gegenüber bildet ‑ alle diese Widersprüche müssen letzten Endes zu einer neuen Explosion führen.

5. Die gesteigerten Produktivkräfte des Kapitalismus geraten immer mehr und mehr in Kollision mit den beschränken Innenmärkten, die sich in einer Reihe von imperialistischen Ländern infolge des Ruins der Nachkriegszeit und der zunehmenden Pauperisierung der Bauernmassen in den Kolonien verengt haben, und mit der Struktur der Weltwirtschaft, deren Widersprüche durch den neuen, prinzipiellen Antagonismus zwischen der Sowjetunion und den Ländern des Kapitalismus gestiegen sind und sich außerordentlich kompliziert haben. Die Störung des Gleichgewichts zwischen Amerika und Europa findet ihren schärfsten Ausdruck im sogenannten “deutschen Problem” und dem Niedergange des britischen Imperialismus.

Deutschland, das sein Entwicklungsniveau ‑ zum großen Teil dank der amerikanischen Kredite ‑ rasch gehoben hat und gezwungen ist, Reparationen und Zinsen für seine Schulden zu zahlen, findet keine ausreichenden Märkte für seinen Warenexport, und kann das ganze System seiner Beziehungen nur durch immer neue amerikanische Kredite aufrechterhalten, die wiederum die Konkurrenzfähigkeit Deutschlands auf dem Weltmarkt, vor allem den Vereinigten Staaten gegenüber vermindern.

Der Niedergang des britischen Imperialismus zeigt sich unmittelbar in dem fortdauernden Prozeß des Siechtums und der Stagnation der Industrie in England selbst, die trotz aller Rationalisierungsversuche, trotz höchstem Druck auf die Lebenslage der Arbeiterklasse, ihre Konkurrenzfähigkeit in den wichtigsten Exportzweigen auf dem Weltmarkt immer mehr einbüßt. Er manifestiert sich in der andauernden Verminderung des englischen Kapitalexportes, im Verlust der vorherrschenden Rolle der englischen Bourgeoisie als Weltgläubiger und Weltbankier, sowie besonders klar in der ungeheuren, ständigen Arbeitslosigkeit. Dieser ökonomische Niedergang, im Zusammenhang mit dem Wachstum der Dominions und der Revolutionierung der Kolonien, findet seinen Ausdruck in den Auflösungstendenzen des britischen Weltreiches.

6. Der Fortschritt der Technik und der Organisation führte in den führenden Industrieländern zur Herausbildung einer chronischen Massenarbeitslosigkeit. Die Zahl der Arbeitslosen beträgt ein Vielfaches der industriellen Reservearmeen der Vorkriegszeit und wird auch in Zeiten der größten Konjunktur nicht ganz aufgesogen. In den Vereinigten Staaten z. B., wo der Fortschritt der Technik am größten ist, findet bei gewaltigem Anwachsen der Produktion eine absolute Abnahme der vom industriellen Kapital angewandten Arbeitskraft statt. Sogar in solchen Ländern, wo dieser technische Fortschritt festzustellen ist, ist die Rationalisierung, die zu einer ungeheuren Vergrößerung der Produktivkräfte führt, mit der größten Intensivierung der Arbeit, der mörderischen Steigerung des Arbeitstempos, dem schlimmsten Raubbau an der lebendigen Arbeitskraft verbunden. Die Mechanisierung des Arbeitsprozesses setzt die Kapitalisten in den Stand, in immer höherem Maße ungelernte Arbeitskraft, Frauen und Jugendliche zu verwenden und im allgemeinen die qualifizierte Arbeitskraft durch unqualifizierte zu ersetzen.

Alle Versuche, die Schwierigkeiten durch Schaffung von europäischen und internationalen Kartellen zu mildern, reproduzieren auf erweiterter Grundlage und in neuen Formen (Festsetzung der Quoten, Kampf gegen die nicht kartellierten Unternehmungen usw.) den Konkurrenzkampf zwischen England und den Staaten des europäischen Kontinents, ebenso den Konkurrenzkampf auf dem europäischen Kontinent, mit seiner politischen und wirtschaftlichen Zersplitterung und seinen zahlreichen Zollschranken.

Unter diesen Verhältnissen wird das Problem der Absatzmärkte und der Kapitalanlagesphären außerordentlich akut. Daher das Heranreifen einer neuen Ära gewaltiger kriegerischer Zusammenstöße, des Interventionskrieges gegen die Sowjetunion, daher die mit allen Mitteln betriebene Intervention in China. Die Entwicklung der Widersprüche der kapitalistischen Stabilisierung führt auf diese Weise schließlich unvermeidlich zu einem Umschlagen der gegenwärtigen “Stabilisierungsperiode” in eine Periode gewaltiger Katastrophen.

II. Die zwischenstaatlichen Beziehungen und die Probleme der sogenannten “Außenpolitik”

7. Die Beziehungen der kapitalistischen Staaten zur Sowjetunion, des Imperialismus zu China, Europas (hauptsächlich Englands) zu den Vereinigten Staaten bilden die Grundlage der gesamten internationalen Beziehungen der gegenwärtigen Periode. Die Entwicklung Deutschlands und die damit zusammenhängenden Umgruppierungen der Mächte sind einer der Hauptfaktoren der Veränderungen der europäischen zwischenstaatlichen Beziehungen.

8. Als der wichtigste Faktor der gegenwärtigen Entwicklung des Kapitalismus überhaupt, ist die Verschiebung des wirtschaftlichen Schwerpunktes nach den Vereinigten Staaten und die auf dieser Grundlage erfolgte Steigerung ihrer imperialistischen Aggressivität anzusehen. Die Vereinigten Staaten, die, in ihrer Eigenschaft als ständiger Gläubiger Europas, den Hebel des Aufstiegs von Zentraleuropa bilden, befestigen gleichzeitig ihre Position in fast allen Teilen des Erdballes: Südamerika wird, infolge der Verdrängung des englischen Kapitalismus, nach und nach zu einer ungeheuren “Einflußsphäre” der Vereinigten Staaten, die auf dem amerikanischen Kontinent jeglichen Widerstand (Nikaragua usw.) mit Blut und Eisen unterdrücken; Kanada und sogar Australien tendieren auf der Grundlage der sogenannten “wirtschaftlichen Zusammenarbeit” (bei der die Hegemonie der Vereinigten Staaten von vornherein sicher ist) immer mehr zu den Vereinigten Staaten. In der ganzen Welt entwickeln die Vereinigten Staaten großzügige Pläne, um die wichtigsten Rohstoffquellen an sich zu reißen und die Machtstellung Englands durch die Vernichtung seiner Monopolstellung als Naphtha- und Kautschukproduzent zu schwächen. In Afrika suchen die Vereinigten Staaten die Basis der Baumwollproduktion Englands in Ägypten und im Sudan usw. zu untergraben. In China, wo die Vereinigten Staaten mit Japan und England zusammenstoßen, besitzen sie die festeste Position, verstecken sie sich zunächst hinter das Prinzip der Politik der “offenen Tür” und nehmen faktisch an der Aufteilung Chinas teil. Der nordamerikanische Imperialismus geht somit von der Politik der sogenannten “friedlichen Durchdringung” immer mehr zur Politik der unmittelbaren militärischen Okkupation über.

9. Diese rasche Expansion der Vereinigten Staaten bringt ihre Interessen unvermeidlich in Kollision mit den Interessen des verfallenden, aber immer noch äußerst mächtigen englischen Imperialismus. Der Gegensatz zwischen der Dollarrepublik mit ihrem raschen Entwicklungstempo, bei verhältnismäßig kleinen Kolonialbesitzungen, und dem im Niedergang begriffenen britischen Kolonialreich mit seinem gigantischen Kolonialmonopol ‑ ist die Achse der internationalen Gegensätze der jetzigen Periode. Gerade hier ist der Knotenpunkt des kommenden Kampfes um die Neuaufteilung der kolonialen (und nicht nur der kolonialen) Welt zu suchen. Die anglo-amerikanische “Zusammenarbeit” ist in eine wütende Rivalität umgeschlagen, die die Perspektive eines ungeheuren Zusammenpralls dieser Mächte eröffnet.

10. Der Einfluß des amerikanischen Kapitals in Europa machte sich am stärksten im wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands geltend. Deutschland, das wirtschaftlich vollständig ruiniert war, hat mit Hilfe der systematischen Kreditgewährung durch die Vereinigten Staaten von neuem eine hohe Entwicklungsstufe erreicht. Damit hängt die gesteigerte politische Bedeutung Deutschlands zusammen. Das Anwachsen des monopolistischen Kapitalismus in Deutschland führt einerseits zu einem immer größer werdenden Zerfall des Versailler Systems, andererseits zu einer immer entschiedeneren “Westorientierung” (d. h. imperialistischen und sowjetfeindlichen Orientierung) Deutschlands. Wenn Deutschland in den Tagen seines wirtschaftlichen Niedergangs und der politischen und nationalen Erniedrigung ein Übereinkommen mit dem proletarischen Staat suchte, dem einzigen Staat, der gegen die imperialistische Versklavung Deutschlands war, so treiben die ausgereiften Tendenzen des Neo-Imperialismus die deutsche Bourgeoisie immer mehr zu einer sowjetfeindlichen Haltung.

11. Diese Tatsache wiederum muß unvermeidlich die Gruppierungen der europäischen Mächte verändern. Das Vorhandensein einer ganzen Reihe von innereuropäischen Gegensätzen (vor allem des italienisch-französischen Gegensatzes, sowohl auf dem Balkan als auch in Nordafrika) führt bei der allgemeinen Labilität der Beziehungen zu ständigen Umgruppierungen der Staaten. Aber aus der ganzen Buntscheckigkeit dieser sich ändernden Gruppierungen tritt die Haupttendenz klar hervor, die Tendenz des Kampfes gegen die Sowjetunion. Die zahllosen Verträge und Abkommen zwischen einer Reihe kleiner und großer Staaten (Polen, Rumänien, Italien, Ungarn, Tschechoslowakei, die Randstaaten usw.), die gegen die Sowjetunion gerichtet und nach Anweisungen aus London und Paris abgeschlossen worden sind, bringen diese Tendenz mit immer größerer Klarheit zum Ausdruck. Die Änderung der Stellung Deutschlands schließt in gewissem Grade ein bestimmtes Stadium dieses Prozesses ab, des Prozesses der Vorbereitung des konterrevolutionären Blocks der Imperialisten zu einem Kriege gegen die Sowjetunion.

12. Der Kampf um Absatzmärkte und Sphären für Kapitalsanlage birgt nicht nur die Gefahr von Kriegen gegen die Sowjetunion und der Imperialisten untereinander in sich, sondern hat auch bereits zu dem großen Interventionskrieg um die Aufteilung des ungeheuren chinesischen Marktes geführt. Dort, wo die Imperialisten ein Ausbeutungsobjekt und gleichzeitig eine revolutionäre Bewegung vor sich haben, die die Herrschaft der kapitalistischen Prinzipien untergräbt, ist die Bildung von imperialistischen Blocks am wahrscheinlichsten. Deshalb haben wir neben dem Block der imperialistischen Mächte gegen die Sowjetunion eine allgemeine militärische, konterrevolutionäre Intervention gegen die chinesische Revolution. Gleichzeitig aber entwickelt dieser gemeinsame Kampf gegen die chinesische Revolution die schärfsten Interessengegensätze innerhalb des imperialistischen Blockes selbst, in erster Linie die Gegensätze zwischen dem räuberischen, eine offene Okkupationspolitik betreibenden Imperialismus Japans und der ungeheuren Macht des amerikanischen Imperialismus, der sich im gegebenen Entwicklungsstadium heuchlerisch in die Toga des Pazifismus hüllt. Der von den Imperialisten gegen das chinesische Volk faktisch geführte Krieg kann auf diese Weise einen gewaltigen Konflikt der Imperialisten untereinander entfesseln.

III. Die Staatsgewalt der Bourgeoisie und die Umgruppierung der Klassenkräfte

13. In der großen Mehrzahl der kapitalistischen Länder wird die Politik der Bourgeoisie gegenwärtig durch zwei Hauptaufgaben bestimmt: durch die weitere Steigerung der “Konkurrenzfähigkeit”, d. h. durch weitere Entwicklung der kapitalistischen Rationalisierung und durch die Vorbereitung zum Kriege. Vom sozialen, klassenmäßigen Standpunkt aus führt diese Politik der Bourgeoisie einerseits zu einer Verschärfung des Druckes auf die Arbeiterklasse und zu einer Erhöhung der Ausbeutungsrate, andererseits zu den “Kompensierungsmethoden” der wirtschaftlichen und politischen Korruption, deren bewußter Träger immer mehr und mehr die Sozialdemokratie wird.

14. Die Zentralisation des Kapitals und die Einbeziehung des Großgrundbesitzes in die allgemeine Organisation des Finanzkapitals vermittels des Banksystems, führt zu einer immer stärkeren Konsolidierung der Kräfte der vereinigten mächtigen Ausbeuter, deren Organisationen unmittelbar mit den Organen der Staatsgewalt verwachsen. Wenn das System des sogenannten Staatskapitalismus der Kriegszeit in bedeutendem Maße das System einer Ökonomik des Belagerungszustandes war, das nach der Beendigung des Krieges “abgeschafft” wurde, so ist die jetzige Zunahme der staatskapitalistischen Tendenzen, die im Wachstum der Produktivkräfte und der raschen Zentralisation der Wirtschaft begründet ist, wiederum objektiv die Voraussetzung der kriegswirtschaftlichen Mobilmachung für die kommenden Konflikte. Die Verschiebung in der Verteilung der Produktivkräfte in der Richtung der chemischen Industrie, die im modernen Krieg die größte Rolle spielt, hebt die ganze Bedeutung dieser Tatsache noch mehr hervor.

15. Diese Evolution des Verhältnisses der Staatsgewalt zu den Unternehmerorganisationen, die Konzentrierung aller Kräfte der Bourgeoisie im bürgerlichen Staate, ruft in allen kapitalistischen Ländern auch eine reaktionäre Umgestaltung der sogenannten “bürgerlichen Staatsordnung” hervor. Diese Umgestaltung, die ein charakteristischer Ausdruck der gegenwärtigen Krisenperiode des Kapitalismus ist, offenbart sich politisch in der allgemeinen Krise der bürgerlichen Demokratie und des bürgerlichen Parlamentarismus und erhält ihr spezielles Gepräge in der ungewöhnlichen Schärfe, die sie in allen ökonomischen Kämpfen zwischen Kapital und Arbeit verleiht. Bei jedem großen wirtschaftlichen Streik stoßen die Arbeiter mit den vertrusteten kapitalistischen Giganten zusammen, die mit der imperialistischen Staatsgewalt verwachsen sind. Ein Streik dieser Art bekommt deshalb politischen Charakter, d. h. er wird für die ganze Klasse von Bedeutung. Die Entwicklung eines jeden Streiks dieser Art gibt diesem also einen staatsfeindlichen Charakter. Gerade das zwingt die Bourgeoise und ihre Staatsgewalt zu komplizierten Formen der wirtschaftlichen und politischen Korrumpierung bestimmter Teile der Arbeiterklasse und ihrer politischen und gewerkschaftlichen Organisation Zuflucht zu nehmen. Das Verwachsen der Spitzen der reformistischen Gewerkschaften und der reformistischen Parteien mit den Unternehmerorganisationen und dem bürgerlichen Staat (aus den Reihen der Arbeiter entnommene Staatsbeamte und Beamte der Unternehmerorganisationen), die Theorie und Praxis der “Wirtschaftsdemokratie” und des industriellen Friedens ‑ alles das sind Präventivmittel gegen die Entfaltung des Klassenkampfes.

16. Gleichzeitig entwickeln die imperialistischen Staaten immer schärfere Methoden und Mittel zur Unterdrückung der revolutionären Trupps des Proletariats, insbesondere der kommunistischen Parteien, die einzig und allein den revolutionären Kampf der Arbeiterklasse gegen die imperialistischen Kriege und die wachsende Ausbeutung organisieren und führen. Diese Unterdrückungsmaßnahmen stehen gleichfalls in unmittelbarem Zusammenhang mit den Kriegsvorbereitungen der imperialistischen Staaten, spiegeln aber darüber hinaus die allgemeine Verschärfung der Klassengegensätze und die gesteigerte Zuspitzung aller Formen und Methoden des Klassenkampfes wider, die immer mehr in der Anwendung faschistischer Unterdrückungsmittel seitens der Bourgeoisie ihren Ausdruck findet. Hierher gehören: das Gesetz gegen die Gewerkschaften in England, das Kriegsgesetz von Paul Boncour, eine Reihe von sogenannten “Staatsschutzgesetzen” (z. B. auf dem Balkan) und die Repressalien gegen die Kommunisten in Frankreich, die Zertrümmerung der Gewerkschaften und der Terror gegen die Kommunisten in Italien, der Terror in Japan, in Polen, die Massenhinrichtungen der Kommunisten, der revolutionären Arbeiter und Bauern in China und die Repressalien gegen die Revolutionäre in den Kolonien überhaupt, die Versuche der Auflösung des Roten Frontkämpferbundes in Deutschland usw. In einer Reihe von Ländern, wo die kommunistischen Parteien noch legal sind, ist die Bourgeoisie bestrebt, die kommunistischen Parteien mit Hilfe der Sozialdemokratie in die Illegalität zu treiben. Daher wird die Mobilisierung der Massen und der Kampf gegen die wiederholten Angriffe der Bourgeoisie zu einer immer größeren Notwendigkeit.

17. Gleichzeitig wächst aber auch in mannigfaltigen Formen der Widerstand der Arbeiterklasse, die sich bereits von den schweren Niederlagen der vorhergegangenen Periode erholt hat. Die Entwicklung der Widersprüche der kapitalistischen die Rationalisierung, die Zunahme der Arbeitslosigkeit, der wachsende Druck auf die Arbeiterklasse, der Ruin des Kleinbürgertums usw. verschärfen unvermeidlich den Klassenkampf und erweitern seine Basis. Der allgemeine Prozeß der Radikalisierung der Arbeiterklasse in den europäischen Ländern schreitet vorwärts, der Einfluß der rein bürgerlichen Parteien auf die Arbeitermassen wird immer schwächer. Die Arbeitermassen marschieren teils zur Sozialdemokratie, teils zu den kommunistischen Parteien ab. Der Abmarsch der aktivsten Elemente der Arbeiterklasse aus dem Lager der Sozialdemokratie, die sich immer mehr und mehr auf kleinbürgerliche Schichten stützt und deren Basis sich auf diese Weise von der Arbeiterklasse zur Kleinbourgeoisie verschiebt, in das Lager der Kommunisten verstärkt sich. Es wächst der Einfluß und die Autorität der kommunistischen Parteien innerhalb der Arbeiterklasse. Wenn der Beginn der Stabilisierungsperiode und die allgemeine Offensive des Kapitals gewaltige Abwehrkämpfe ausgelöst haben, so manifestierte sich die gegenwärtige neue Phase ebenfalls durch gewaltige Erscheinungen des Massenkampfes, vor allem die Streikwelle in einer Reihe von Ländern (Deutschland, Frankreich, Tschechoslowakei usw.), der Aufstand des Wiener Proletariats, die Demonstrationen aus Anlass der Hinrichtung von Sacco und Vanzetti, die Bewegung für die Sowjetunion usw.

Die Reproduktion der Widersprüche der kapitalistischen Rationalisierung, die zunehmende Verschärfung des Klassenkampfes, führt somit, trotz der Gegenmaßnahmen der Bourgeoisie und der Sozialdemokratie, zu einer ideologischen Differenzierung und zu einem Wachstum der revolutionären Kräfte der Arbeiterklasse und zur Festigung der Positionen des Kommunismus in der internationalen Arbeiterbewegung.

IV. Der Klassenkampf, die Sozialdemokratie und der Faschismus

18. Trotz der Verschärfung des Klassenkampfes legt der Reformismus in der europäischen und amerikanischen Arbeiterbewegung Anzeichen von Lebenskraft und politischer Zähigkeit an den Tag. Die allgemeine sozialökonomische Grundlage dieser Erscheinung ist das langsame Entwicklungstempo der Krise des Kapitalismus bei gleichzeitigem Wachsen der einen und dem relativ langsamen Verfall der anderen seiner Hauptbestandteile. Dazu gehören folgende Tatsachen: Die immer stärker werdenden Positionen der Vereinigten Staaten als Weltausbeuter, Gläubiger und Wucherer (die “Prosperität” der Vereinigten Staaten); die bedeutende Kolonialmacht Englands, das nur allmählich seine Positionen auf dem Weltmarkt einbüßt; der Aufschwung der deutschen Wirtschaft usw. Im Zusammenhang mit der vorgenannten Tatsache sehen wir den Prozess des Verwachsens des Staatsapparates und der Unternehmerorganisationen mit den Spitzen der von der Sozialdemokraten geführten Arbeiterorganisationen, die Bildung einer neuen Beamtenschaft aus den Reihen der Arbeiterbürokratie (die Staats- und Gemeindebeamten, Beamten in den Unternehmerorganisationen, Funktionäre in den “gemeinsamen” Organisationen der Arbeiter und Kapitalisten, die sogenannten “Vertreter des Proletariats” in den Postanstalten, in den Eisenbahnräten, in den Bankorganisationen wo sie im Namen der Gewerkschaften, der Genossenschaften usw. auftreten).

19. Dieser Prozeß der Verbürgerlichung der Spitzen der Arbeiterbürokratie wird von der Sozialdemokratie bewußt unterstützt und gefördert. Die Sozialdemokratie ist von der schamhaften Verteidigung des Kapitalismus zu seiner offenen Unterstützung, zu seinem aktiven Aufbau, von den Phrasen über Klassenkampf zur Predigt des “Wirtschaftsfriedens”, von der “Verteidigung des Vaterlandes” zur Vorbereitung des Krieges gegen die Sowjetunion, von der Verteidigung der Kolonien in Worten zur Politik der direkten Hilfe bei der Unterdrückung der Kolonien, vom kleinbürgerlichen Pazifismus zur Vergötterung des imperialistischen Völkerbundes, vom pseudomarxistischen Revisionismus zum Liberalismus der englischen Labour Party übergegangen.

20. Dieser ideologischen Einstellung entspricht auch vollkommen die praktische Tätigkeit der Sozialdemokratie und der reformistischen Gewerkschaftsführer, in erster Linie ihre Kampagne zur völligen Einbürgerung der “amerikanischen” Methoden der Korrumpierung und Zersetzung der Arbeiterklasse (die Tätigkeit des Internationalen Arbeitsamtes, die Konferenzen der Vertreter des Generalrats und der Labour Party mit den Unternehmerverbänden in England, der "Reichswirtschaftsrat" in Frankreich, das "Schlichtungswesen" in Deutschland, die Gesetze über das Zwangsschlichtungswesen in einer Reihe skandinavischer Länder, die Schaffung eines gemeinsamen Organs der Handelskammern und der Arbeiterkammern in Österreich usw.). Die verräterische Rolle der Sozialdemokratie und der reformistischen Gewerkschaftsführer bei Streiks und politischen Krisen, bei Konflikten und Aufständen in den Kolonien, die Rechtfertigung des Terrors gegen die Arbeiterschaft (anläßlich des Streiks in England, des Wiener Aufstandes, des Metallarbeiterstreiks in Deutschland, der Schießereien auf Arbeiter in der Tschechoslowakei und in Polen, der chinesischen Revolution, der Aufstände in Syrien und Marokko usw.) findet gegenwärtig ihre Ergänzung in den erbitterten Angriffen gegen die Kommunisten und revolutionären Arbeiter überhaupt (Politik der Ausschlüsse, der Spaltung der Gewerkschaften, Genossenschaften und anderen Massenorganisationen in einer ganzen Reihe von Ländern).

21. Im jetzigen Augenblick ist diese groß angelegte klassenspalterische Politik der reformistischen Führer, die nach dem Diktat der Bourgeoisie die besten revolutionären Elemente aus den proletarischen Massenorganisationen ausschließen, ein unzertrennlicher Bestandteil ihrer Arbeitsgemeinschafts- und Koalitionspolitik mit der Bourgeoisie, um auf diese Weise von vornherein die innere Geschlossenheit der proletarischen Kampfreihen und ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Angriffe des Kapitals zu lähmen. Sie ist ein notwendiges Glied ihrer sozialimperialistischen Politik, ihrer Rüstungspolitik, ihrer Antisowjetpolitik und ihrer räuberischen Politik in den Kolonien. Gegenüber diesen Versuchen der Reformisten, die proletarische Klassenfront von innen zu zersetzen, müssen die Kommunisten, insbesondere im gegenwärtigen Augenblick, die schärfste Gegenoffensive ergreifen und entwickeln, um der reformistischen Politik der Spaltung der Massenorganisationen des Proletariats (Gewerkschaften, Genossenschaften, Kultur- und Sportorganisationen usw.) den Kampf der Massen für die Klasseneinheit gegenüberzustellen.

Eine besonders schändliche Rolle in der Spaltungskampagne des Reformismus spielen die sogenannten “linken” Führer der Sozialdemokratie, die zwar in Worten auf die Einheit schwören, in Wirklichkeit aber stets und immer die verbrecherischen Spaltungsmethoden der 2. Internationale und der Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale bedingungslos unterstützen.

22. Auf dem Gebiete der Außenpolitik sind die sozialdemokratischen Spitzen und die Spitzen der reformistischen Gewerkschaften in den imperialistischen Ländern die konsequenten Vertreter der Interessen des bürgerlichen Staates. Die Unterstützung dieses Staates, seiner bewaffneten Kräfte, seiner Polizei, seiner Expansionsbestrebungen und seiner prinzipiellen Feindseligkeit gegen die Sowjetunion; die Unterstützung der räuberischen Verträge und Abkommen, der Kolonialpolitik, der Okkupationen, der Annexionen, der Protektorate und Mandate; die Unterstützung des Völkerbundes und der Hetzkampagne der imperialistischen Mächte gegen die Sowjetunion; die Beteiligung der Sozialdemokratie am “pazifistischen” Betrug der Massen, an der Vorbereitung des Krieges gegen die proletarischen Republiken, der reformistische Betrug an den Arbeitern der Kolonien (Purcell in Indien, die Resolutionen der 2. Internationale über die koloniale Frage), ‑ das ist in groben Umrissen die wirkliche Haltung der Sozialdemokratie in der Außenpolitik.

23. Die Sozialdemokratie hat während der ganzen verflossenen Periode als bürgerliche “Arbeiterpartei” die Rolle der letzten Reserve der Bourgeoisie gespielt. Die Bourgeoisie hat mit Hilfe der Sozialdemokratie den Weg der Stabilisierung des Kapitalismus (siehe die Serie von Koalitionsregierungen in Europa) geebnet. Die Festigung des Kapitalismus hat bis zu einem gewissen Grade die Funktion der Sozialdemokratie als einer Regierungspartei überflüssig gemacht. Die Verdrängung der Sozialdemokratie aus der Koalition und die Bildung von sogenannten “rein bürgerlichen” Regierungen hat die sogenannte Ära des “demokratischen Pazifismus” abgelöst. Die Sozialdemokratie hat dadurch, daß sie einerseits die Rolle der Opposition, andererseits die Rolle des Agitators und Propagandisten der Politik des sogenannten “realistischen Pazifismus” und des “Wirtschaftsfriedens” spielte, ihren Einfluß auf bedeutende Schichten der Arbeitermassen behalten, sie hat einen Teil jener Arbeiter, die von den bürgerlichen Parteien abmarschierten, für sich gewonnen, hat unter den sich radikalisierenden Teilen des Kleinbürgertums (Wahlen in Frankreich und in Deutschland) Einfluß gewonnen und ist in Zentraleuropa wiederum in die Regierung eingetreten. Man muß jedoch im Auge behalten, daß diese neuen Koalitionsregierungen unter direkter Beteiligung der Sozialdemokratie keine einfache Wiederholung der früheren Kombinationen sein können und auch nicht sein werden. Insbesondere gilt das für die Fragen der Außenpolitik überhaupt, wie vor allem der Kriegspolitik. Die sozialdemokratische Führung wird hier eine viel verräterischere Rolle spielen als in allen vorhergegangenen Etappen ihrer Entwicklung.

Man muß auch im Auge behalten, daß insbesondere infolge der Koalitionspraxis der Sozialdemokratie und der gesamten Evolution ihrer offiziellen Spitzen eine Stärkung des sogenannten “linken” Flügels der Sozialdemokratie (Austromarxismus, Tranmaelismus, Ideologie der ILP in England, Maximalismus in Italien) möglich ist, der die Arbeitermassen mit feineren und deshalb für die Sache der proletarischen Revolution viel gefährlicheren Methoden betrügt. Die Erfahrungen in den kritischen Perioden (der Revolution von 1923 in Deutschland, dem englischen Streik, dem Aufstand in Wien), ferner die Stellung der linken Sozialdemokraten zu den Kriegsvorbereitungen der Imperialisten gegen die Sowjetunion, haben deutlich gezeigt, daß die “linken” sozialdemokratischen Führer die gefährlichsten Feinde des Kommunismus und der Diktatur des Proletariats sind. Besonders kraß wurde dies bewiesen durch das schändliche Verhalten der österreichischen Sozialdemokratie, dieser “Musterpartei” des “linken” Flügels der 2. Internationale, in den blutigen Julikämpfen des Wiener Proletariats, ‑ besonders klar wurde an dem vollständigen Bankrott der Bauer, Adler und Konsorten gezeigt, wie der “Austromarxismus”, der besonders nach der Unterdrückung des Wiener Aufstandes seine offen-reaktionären Tendenzen immer mehr entwickelt, in der Praxis stets den schändlichsten Verrat an der Arbeiterklasse übt, und als die gefährlichste Waffe des Reformismus zum Betrug der revolutionären Massen dient. Deshalb müssen die Kommunisten unter Ausnützung des Radikalisierungsprozesses innerhalb der Arbeiterschaft und der Sozialdemokratie versuchen, einen immer größeren Einfluß auf diese Entwicklung zu bekommen, die “linken” sozialdemokratischen Führer als die gefährlichsten Vertreter der Politik der Bourgeoisie innerhalb der Arbeiterklasse rücksichtslos entlarven und die Arbeitermassen unbedingt erobern, die diese “linken” sozialdemokratischen Führer verlassen.

24. Neben der Heranziehung der Sozialdemokratie tritt die Bourgeoisie in kritischen Augenblicken und unter bestimmten Verhältnissen noch mit dem faschistischen Regime auf den Plan.

Der charakteristische Zug des Faschismus besteht darin, daß die Bourgeoisie angesichts der Erschütterung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung und besonderer objektiver und subjektiver Umstände, die Unzufriedenheit der kleinen und mittleren städtischen und ländlichen Bourgeoisie und sogar gewisser Schichten deklassierter Proletarier zu einer reaktionären Massenbewegung ausnutzt, um der Revolution den Weg zu verlegen. Der Faschismus greift zu den Methoden der direkten Gewaltanwendung, um die Kraft der Arbeiterorganisationen und der Organisationen der armen Bauern zu brechen und zur Eroberung der Macht zu schreiten. Zur Macht gelangt, ist der Faschismus bestrebt, in seinen Reihen eine politische und organisatorische Einigung aller herrschenden Klassen der kapitalistischen Gesellschaft zu erzielen (Banken, Großindustrie, Agrarier) und deren ungeteilte, offene und konsequente Diktatur zu verwirklichen. Er stellt den herrschenden Klassen bewaffnete Kräfte zur Verfügung, die speziell für den Bürgerkrieg geschult sind, und verwirklicht einen neuen Staatstypus, der sich offen auf die Gewalt und den Zwang stützt, und die Korrumpierung nicht nur kleinbürgerlicher Schichten, sondern auch gewisser Elemente der Arbeiterklasse betreibt (Angestellte, ehemalige reformistische Führer, die zu Staatsbeamten, Funktionären der Gewerkschaften usw. oder der faschistischen Partei wurden, ferner arme Bauern und deklassierte Proletarier, die für die faschistische "Miliz" angeworben werden.

Der italienische Faschismus, der mit verschiedenen Mitteln (Unterstützung durch amerikanisches Kapital, unerhörter wirtschaftlicher und sozialer Druck auf die Massen, gewisse Formen von Staatskapitalismus) in den letzten Jahren die Auswirkungen der inneren politischen und wirtschaftlichen Krise abzuschwächen vermochte, hat den klassischen Typus des faschistischen Regimes geschaffen.

Mehr oder weniger entwickelte Tendenzen und Keime der faschistischen Bewegung finden sich heute fast überall. Die Ideologie der Klassenzusammenarbeit, die die offizielle Ideologie der Sozialdemokratie ist, hat viele Berührungspunkte mit der Ideologie des Faschismus. Keime der faschistischen Methoden, die gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung angewendet werden, finden sich in der Praxis vieler sozialdemokratischer Parteien, sowie auch in der Praxis der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie.

Auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen führt der Faschismus eine gewalttätige und provokatorische Politik. Die faschistischen Diktaturen in Polen und Italien zeigen immer aggressivere Tendenzen und bedeuten eine ständige Drohung für den Frieden. Sie bedrohen die Arbeiterklasse aller Länder mit militärischen Abenteuern und Kriegen.

V. Die Kolonialländer und die chinesische Revolution

25. Die allgemeine Krise des internationalen kapitalistischen Systems kommt gegenwärtig am schärfsten zum Ausdruck in den Aufständen und Revolutionen der kolonialen und halbkolonialen Länder. Der Widerstand gegen die imperialistische Politik der Vereinigten Staaten (Mexiko und Nikaragua, die Bewegung gegen die Vereinigten Staaten in Südamerika), die Aufstände in Syrien und Marokko, die ständige Gärung in Ägypten und in Korea, der Aufstand in Indonesien, das Anwachsen der revolutionären Krise in Indien, und schließlich die große Revolution in China ‑ alle diese Ereignisse und Bewegungen weisen auf die gewaltige Rolle hin, die die Kolonien und Halbkolonien im revolutionären Kampf gegen den Imperialismus spielen.

26. Die wichtigste dieser Tatsachen, ein Ereignis von welthistorischer Bedeutung, ist die große chinesische Revolution. Sie zieht in ihren unmittelbaren Bannkreis Dutzende Millionen von Menschen und erfaßt mittelbar hunderte von Millionen, eine riesige Menschenmasse, die zum erstenmal mit einer solchen Kraft den Kampf gegen den Imperialismus aufnimmt. Die engste Verbindung Chinas mit Indochina und Indien erhöht wiederum in ungeheurem Maße die Bedeutung der chinesischen Revolution. Schließlich muß der ganze Verlauf dieser Revolution, ihr demokratischer Charakter, ihr unvermeidliches Umschlagen in eine proletarische Revolution, dem gesamten Weltproletariat die internationale Bedeutung der chinesischen Revolution in ihrer ganzen Größe klarmachen.

27. Die chinesische Revolution ist als antiimperialistische und nationale Befreiungsbewegung ihrem objektiven Inhalt nach im gegebenen Stadium eine bürgerlich-demokratische Revolution, die unvermeidlich in eine proletarische Revolution umschlagen wird. Im Laufe ihrer Entwicklung, in demselben Maße, wie die breiten Arbeiter- und Bauernmassen in Bewegung gerieten, wie die Agrarrevolution sich wirklich entwickelte und in plebejischer Weise mit den Gutsbesitzern, den "Gentrys", den "Tuchao" abrechnete, ging die nationale Bourgeoisie (die Kuo Min Tang) über eine Reihe von Umwälzungen endgültig in das Lager der Konterrevolution über und schloß ein Bündnis mit den Feudalen und ein Abkommen mit den imperialistischen Gewalthabern ab. Deshalb ist der Kampf gegen den Imperialismus untrennbar verbunden mit dem Kampf um den Boden und dem Kampf gegen die Macht der konterrevolutionären Bourgeoisie, er ist nicht zu trennen von dem Kampf gegen die Gutsbesitzer ("Gentry", "Tuchao") und die Militaristen und deren Kriege untereinander, die die Volksmassen ausplündern und die Position der Imperialisten stärken. Die Befreiung Chinas kann nur erreicht werden im Kampfe gegen die chinesische Bourgeoisie, für die Agrarrevolution, die Konfiskation des Bodens der Gutsbesitzer, im Kampfe für die Befreiung der Bauernschaft von den unerhört schweren Steuerlasten. Die Befreiung Chinas kann nicht erreicht werden ohne den Sieg der Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft, ohne die Konfiskation des Grund und Bodens, ohne die Nationalisierung der ausländischen Unternehmungen, der Banken, des Transportwesens usw.

Diese Aufgaben können nur gelöst werden, wenn die breiten Bauernmassen unter der Führung und unter der Hegemonie des revolutionären chinesischen Proletariats einen siegreichen Aufstand durchführen.

Die gegenwärtige Lage der chinesischen Revolution wird durch folgende Umstände charakterisiert: der Block der Imperialisten, der Feudalen und der Bourgeoisie hat, ungeachtet seiner inneren Widersprüche dem Proletariat und der Bauernschaft schwere Niederlagen zugefügt und einen großen Teil des Kaders der Kommunistischen Partei physisch vernichtet. Die Arbeiterbewegung hat sich von den Niederlagen noch nicht ganz erholt. Dagegen geht die Entwicklung der Bauernbewegung in einer Reihe von Gebieten weiter. Dort, wo die Bauernaufstände siegreich waren, wurden Organe der Bauernmacht, teilweise in der Form von Bauernräten geschaffen. Die Kommunistische Partei wächst und konsolidiert sich; ihre Autorität und ihr Einfluß auf die breiten Arbeiter- und Bauernmassen nimmt zu. Im großen und ganzen kann die gegenwärtige Lage, unter Berücksichtigung der ganzen Ungleichmäßigkeit der Entwicklung in den verschiedenen Teilen des riesigen Territoriums Chinas, als eine Epoche der Vorbereitung der Massen auf einen Aufschwung der Revolution charakterisiert werden.

28. In Indien begann eine neue Welle der national-revolutionären Bewegung, die charakterisiert wird durch das selbstständige Auftreten des Proletariats (Streik der Textilarbeiter in Bombay und der Eisenbahner in Kalkutta, Mai-Demonstrationen usw.). Dieser neue Aufstieg ist tief in der ganzen Lage des Landes verwurzelt. Das während des Krieges und in der Nachkriegszeit erheblich beschleunigte Tempo der Industrialisierung hat sich nun verlangsamt. Die Politik des englischen Imperialismus hemmt die industrielle Entwicklung Indiens, führt zum Verlust von Grund und Boden und zur Pauperisierung der Bauernschaft. Die Versuche, auf dem Wege einer kläglichen Agrarreform eine dünne Schicht von Großbauern zur Stützung der englischen Regierung und des einheimischen Feudalismus zu schaffen, sind von einer weiteren Pauperisierung und Verschärfung der Ausbeutung der ungeheuren Massen der Bauernschaft begleitet. Die räuberische Ausbeutung der Arbeiter, die an manchen Orten halbsklavische Formen behalten hat, ist mit einer außerordentlichen Steigerung der Intensität der Arbeit verbunden. Im Kampfe gegen diese barbarische Ausbeutung befreit sich das Proletariat vom Einfluß der Bourgeoisie und des Reformismus, ungeachtet dessen, daß der Gewerkschaftsapparat sich noch in den Händen der Reformisten befindet. Die Bauernbewegung, die im Jahre 1922 durch den Verrat von Gandhi desorganisiert und den grausamen Repressalien der feudalen Reaktion ausgesetzt worden war, geht zwar langsam aber unaufhaltsam einem neuen Aufstieg entgegen. Die liberale und nationale Bourgeoisie (der führende Flügel der Swaraj-Partei), die durch die Unnachgiebigkeit des englischen Imperialismus zur Wiederaufnahme ihrer mehr oder weniger loyalen Opposition dem englischen Opposition dem englischen Imperialismus gegenüber gezwungen wird, sucht, trotz ihres ganzen englandfeindlichen Auftretens im Grunde genommen eine Verständigung mit dem Imperialismus auf Kosten der werktätigen Massen. Andererseits treibt die ganze Entwicklung Indiens die breitesten kleinbürgerlichen Massen in Stadt und Land, vor allem die ruinierte und pauperisierte Bauernschaft auf die Bahn der Revolution. Nur unter der Führung des Proletariats wird der Block der Arbeiter, Bauern und des revolutionären Teils der Intelligenz imstande sein, den Block der Imperialisten, der Großgrundbesitzer und der opportunistischen Bourgeoisie zu zerschlagen, die Agrarrevolution zu entfesseln und die imperialistische Front in Indien zu zerreißen. Die Vereinigung der zersplitterten kommunistischen Gruppen zu einer starken Kommunistischen Partei, die Zusammenfassung der proletarischen Missen in den Gewerkschaften und systematische, zähe Arbeit in ihnen zur vollkommenen Entlarvung und Vertreibung der sozialverräterischen Führer aus allen Gewerkschaften ist eine dringende Aufgabe der indischen Arbeiterklasse und eine notwendige Voraussetzung für den revolutionären Kampf der Massen um die Unabhängigkeit Indiens.

29. Ein neuer Aufschwung der chinesischen Revolution und der kolonialen Aufstände und die unvermeidliche Verschärfung der revolutionären Situation in Indien können eine völlig neue weltpolitische Situation schaffen und die relative Stabilisierung der kapitalistischen Ordnung über den Haufen werfen. Die Entwicklung der Konflikte zwischen den imperialistischen Mächten, ihr Block gegen die Sowjetunion, sowie die ungeheure Verschärfung des Kampfes zwischen dem Imperialismus und der Kolonialwelt bestätigen immer wieder von neuem die allgemeine Charakteristik der Epoche als einer "Epoche der Kriege und Revolutionen".

VI. Der taktische Kurs und die Hauptaufgaben der Kommunistischen Internationale

30. Das Problem des Kampfes gegen den kommenden imperialistischen Krieg, die Verteidigung der Sowjetunion, der Kampf gegen die Intervention in China und gegen die Aufteilung Chinas, die Verteidigung der chinesischen Revolution und der kolonialen Aufstände ‑ das sind die internationalen Hauptaufgaben der kommunistischen Bewegung im gegenwärtigen Moment. Die Lösung dieser Aufgaben muß mit dem Tageskampf der Arbeiterklasse gegen die Offensive des Kapitals verknüpft und dem Kampfe für die proletarische Diktatur untergeordnet werden.

31. Der Kampf gegen die Gefahr imperialistischer Kriege zwischen den kapitalistischen Staaten und eines imperialistischen Krieges gegen die Sowjetunion muß systematisch und tagaus tagein geführt werden. Dieser Kampf ist undenkbar ohne eine entschiedene Entlarvung des Pazifismus, der unter den gegenwärtigen Verhältnissen bei der Vorbereitung der Kriege und der Verhüllung dieser Vorbereitungen eine wichtige Waffe in den Händen der Imperialisten ist. Dieser Kampf ist undenkbar ohne Entlarvung des "Völkerbundes", des Hauptinstruments des imperialistischen “Pazifismus”. Dieser Kampf ist schließlich undenkbar ohne Entlarvung der Sozialdemokratie, die dem Imperialismus behilflich ist, die Vorbereitung neuer Kriege mit dem Deckmantel des Pazifismus zu verhüllen. Ständige Entlarvung des Völkerbundes an Hand von Tatsachen, ständige Unterstützung der Abrüstungsvorschläge der Sowjetunion und Entlarvung der “eigenen” Regierungen an Hand dieser Vorschläge (Anfragen im Parlament, die durch Massendemonstrationen auf der Straße unterstützt werden usw.), unaufhörliche Beleuchtung der faktischen Rüstungen der imperialistischen Staaten, der chemischen Industrie, der Militärbudgets, der geheimen und offenen Verträge und Verschwörungen des Imperialismus, der Rolle der Imperialisten in China, Entlarvung des Schwindels der sozialdemokratischen “realistischen Pazifisten” vom Ultraimperialismus und der Rolle des "Völkerbundes"; ständige Beleuchtung der “Resultate” des ersten Weltkrieges, des Geheimnisses seiner militärischen und diplomatischen Vorbereitung, Kampf gegen den Pazifismus aller Arten und Propagierung der kommunistischen Parolen ‑ in erster Linie der Parole der Niederlage des “eigenen” imperialistischen Vaterlandes und der Verwandlung des imperialistischen Krieges in den Bürgerkrieg; Arbeit unter den Soldaten und Matrosen sowie Bildung illegaler Zellen, die Arbeit unter der Bauernschaft; ‑ das müssen die Hauptaufgaben der kommunistischen Parteien auf diesem Gebiete sein.

32. Ein Sieg der Imperialisten in ihrem Kampfe gegen die Sowjetunion würde nicht nur eine Niederlage des Proletariats der Sowjetunion sein, sondern auch die allerschwerste Niederlage, die das internationale Proletariat jemals erlitten hat. Die Arbeiterbewegung würde auf Jahrzehnte zurückgeworfen werden. In ganz Europa würde die schwärzeste Reaktion Einzug halten. Wenn die Arbeiterklasse unter dem Einfluß der Oktoberrevolution und infolge einer Reihe von Revolutionen in Deutschland, Österreich und anderen Ländern eine Anzahl großer Errungenschaften erzielte, so würde die Niederlage des Proletariats der Sowjetunion in der Geschichte einen neuen Abschnitt eines noch nicht dagewesenen bestialischen, konterrevolutionären Terrors eröffnen. Der Kampf für die Verteidigung der Sowjetunion muß daher unvermeidlich im Mittelpunkt der gesamten Aufmerksamkeit stehen. Deshalb muß die Sorge um das Schicksal der Sowjetunion, gegen das die Imperialisten ihre Streitkräfte zusammenfassen, dazu führen, die Verwandlung des Krieges gegen die Sowjetunion in einen Bürgerkrieg gegen die imperialistischen Regierungen, in einen Krieg zur Verteidigung der Sowjetunion systematisch vorzubereiten.

33. Der Kampf gegen den imperialistischen Krieg, für die Verteidigung der chinesischen Revolution und der Sowjetunion erfordert eine Steigerung des Internationalismus, des Kampfgeistes der Arbeiterklasse. Die Erfahrung hat gezeigt. daß die kommunistischen Parteien nicht auf der Höhe dieser internationalen Aufgaben stehen. Bereits das 7. Erweiterte Plenum des EKKI konstatierte, daß "fast alle Parteien der KI nicht genügend Energie im Kampf um die Unterstützung des englischen Streiks und der chinesischen Revolution entwickelt haben". Die weiteren Erfahrungen haben bestätigt, daß das Verständnis gerade der internationalen Aufgaben der Bewegung ungenügend war. In einer Reihe von Fällen ‑ besonders im Kampfe gegen die Intervention in China ‑ haben die Sektionen der Kommunistischen Internationale sich nicht genügend imstande gezeigt, die Massen zu mobilisieren. Der Kongreß lenkt die Aufmerksamkeit aller kommunistischen Parteien auf die Notwendigkeit, diese Mängel aufs gründlichste zu beseitigen, diese Fragen systematisch durchzuarbeiten (gründliche Beleuchtung in der Presse, propagandistische und agitatorische Literatur usw.) und sich weit energischer um die Selbsterziehung und die Erziehung der breiten proletarischen Massen zum Kampf und zum Internationalismus zu bekümmern.

34. Die Unterstützung der Bewegung in den Kolonien, besonders durch die kommunistischen Parteien der imperialistischen Unterdrückerländer, ist eine der wichtigsten Aufgaben des gegenwärtigen Augenblicks. Kampf gegen die Intervention in China, Kampf gegen die Unterdrückung der Befreiungsbewegung in allen Kolonien, Arbeit in der Armee und in der Flotte, energische Unterstützung der aufständischen Kolonialvölker ‑ das müssen die Aufgaben der allernächsten Zeit sein. Der Kongreß macht es dem Exekutivkomitee gleichzeitig zur Pflicht, den Kolonialbewegungen eine weit ernstere Aufmerksamkeit zuzuwenden und die mit dieser Arbeit betrauten Abteilungen entsprechend zu reorganisieren und zu verstärken.

Insbesondere betont der Kongreß die Notwendigkeit, die Bewegung unter den Negern sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in anderen Ländern (besonders in Südafrika) mit allen Kräften zu organisieren. Der Kongreß fordert im Zusammenhang damit den energischsten und rücksichtslosesten Kampf gegen jegliche Äußerung des sogenannten “weißen Chauvinismus”.

35. In den “fortgeschrittenen” kapitalistischen Ländern, in denen sich die entscheidenden Kämpfe um die proletarische Diktatur und den Sozialismus abspielen werden, muß die allgemeine taktische Orientierung der kommunistischen Parteien gegen jedes Hineinwachsen von Arbeiterorganisationen in kapitalistische, private oder staatliche Organisationen, gegen das “Verwachsen” der Gewerkschaften mit den Trusts, gegen den “Wirtschaftsfrieden”, gegen das Zwangsschlichtungswesen, gegen die bürgerliche Staatsgewalt und gegen die Trusts eingestellt sein. Die kommunistischen Parteien müssen die Arbeitermassen unermüdlich aufklären über den unmittelbaren Zusammenhang, der zwischen der Propagierung des “Wirtschaftsfriedens”, dem Schlichtungswesen und den Repressalien gegen die revolutionäre Avantgarde der proletarischen Bewegung, sowie der Vorbereitung des imperialistischen Krieges besteht.

36. Infolge der gesteigerten Vertrustung der Industrie und der Tendenzen zum Staatskapitalismus, infolge des Verwachsens der Organisationen des Staates und der Trusts mit dem Apparat der reformistischen Gewerkschaften, infolge der neuen, durch und durch bürgerlichen und aktiv imperialistischen Ideologie der Sozialdemokratie, muß der Kampf gegen diese “bürgerliche Arbeiterpartei” verschärft werden. Die Verschärfung dieses Kampfes ergibt sich aus der veränderten Stellung der Sozialdemokratie, die in eine ‑ vom Standpunkte des Imperialismus aus ‑ “reifere” Periode ihrer Entwicklung eingetreten ist. Der Kongreß billigt deshalb vollkommen die vom 9. Plenum des EKKI festgelegte Taktik. Die Überprüfung dieser Taktik auf Grund der Erfahrungen der französischen Wahlen und der Erfahrungen der englischen Bewegung hat ihre unbedingte Richtigkeit vollkommen bestätigt.

37. Diese Taktik, die die Form der Einheitsfronttaktik verändert, ändert keinesfalls ihren wesentlichen Inhalt. Die Verschärfung des Kampfes gegen die Sozialdemokratie verschiebt den Schwerpunkt entschieden auf die Einheitsfront von unten, aber sie enthebt die Kommunisten nicht der Verpflichtung zu unterscheiden zwischen den sozialdemokratischen Arbeitern, die nur irregeführt sind, und den sozialdemokratischen Führern, die die Rolle von Lakaien des Imperialismus spielen: im Gegenteil, sie erhöht diese Verpflichtung. In gleicher Weise wird die Losung des Kampfes um die Massen (auch der Massen, die noch den bürgerlichen Parteien und der Sozialdemokratie Gefolgschaft leisten) nicht nur nicht von der Tagesordnung abgesetzt, sondern rückt erst recht in den Mittelpunkt der ganzen Arbeit der Kommunistischen Internationale.

Die Sorge um die Tagesnöte der Arbeiterklasse, die energischste Verteidigung auch der geringsten Forderungen der Arbeitermassen, das tiefe Eindringen in alle Massenorganisationen des Proletariats (Gewerkschaften, kulturelle, Sport- und sonstige Organisationen), die Stärkung der Positionen der Partei in den Fabriken und Großbetrieben, insbesondere auch die Arbeit unter den rückständigen Schichten des Proletariats (Landarbeiter) und unter den Arbeitslosen, bei unbedingter Verknüpfung der kleinen Tagesforderungen mit den Hauptlosungen der Partei ‑ das muß die Hauptaufgabe der Partei sein. Nur in dem Maße, wie diese Aufgaben gelöst werden, ist eine wirkliche Eroberung und Mobilisierung der Massen möglich.

38. Was die Gewerkschaftsbewegung anbetrifft, ruft der Kongreß alle Parteien auf das entschiedenste zur maximalen Steigerung der Arbeit gerade auf diesem Frontabschnitt auf. Der Kampf um den Einfluß der Kommunisten in den Gewerkschaften muß im gegenwärtigen Augenblick um so energischer geführt werden, als die Reformisten in einer Reihe von Ländern den Ausschluß der Kommunisten (und der Linken überhaupt) aus den Gewerkschaftsorganisationen forcieren. Wenn die Kommunisten sich nicht die notwendigen Positionen sichern, kann es passieren, daß sie von der ganzen Masse der gewerkschaftlich organisierten Proletarier isoliert werden. Infolgedessen müssen sie sich durch tagtägliche, geduldige und hingebungsvolle Arbeit in den Gewerkschaften, in den Augen der breiten Massen der Gewerkschaftsmitglieder Autorität erwerben, ‑ Autorität als erfahrene und geschickte Organisatoren, als Kämpfer nicht nur für die proletarische Diktatur, sondern auch für jede beliebige aktuelle Teilforderung der Arbeitermassen, als Führer von gut geführten Streiks.

Die kommunistischen Parteien, die revolutionäre Gewerkschaftsopposition und die revolutionären Gewerkschaften können mir im erbitterten Kampf gegen die Sozialdemokratie und die politisch korrumpierte Gewerkschaftsbürokratie die führende Rolle in diesen Kämpfen erobern. Um entscheidende Erfolge bei der Eroberung der Massen zu erzielen, muß der sorgfältigen Vorbereitung der Streiks (Massenarbeit. Festigung der Gewerkschaftsfraktionen usw.), ihrer geschickten Durchführung (Schaffung von Streikkomitees und Ausnützung der Betriebsräte) besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Ebenso sind die Massen über die Ursachen und Bedingungen des Erfolges oder Mißerfolges jedes wirtschaftlichen Konfliktes und jedes Streiks aufzuklären.

Mit Rücksicht auf die Einheitsfront des bürgerlichen Staates, der Unternehmerorganisationen und der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie, deren gemeinsame Bestrebungen auf die Abwürgung der Streikbewegungen durch obligatorische Schiedssprüche gerichtet sind, ist es unsere Hauptaufgabe, die Energie und Initiative der Massen zu entfalten und in günstigen Situationen den Kampf auch gegen den Willen der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie zu führen. Ohne auf die Provokationen der Reformisten hereinzufallen, die sich den Ausschluß der Kommunisten und die Spaltung der Gewerkschaftsbewegung zum Ziele setzen, müssen die Kommunisten alle Maßnahmen ergreifen, um plötzliche Schläge der Reformisten zu paralysieren und gleichzeitig in jeder Weise den Kampf gegen die Taktik der Kapitulationen (“Einheit um jeden Preis”, Verzicht auf das Eintreten für ausgeschlossene Genossen, Verzicht auf energischen Kampf gegen das Zwangsschlichtungsverfahren, rückhaltslose Unterwerfung unter den bürokratischen Gewerkschaftsapparat, Milderung der Kritik an den reformistischen Leitungen usw.) führen. Organisierung der Unorganisierten, Eroberung der reformistischen Gewerkschaften, Organisierung der Ausgeschlossenen und, unter entsprechenden Verhältnissen (in Ländern mit gespaltener Gewerkschaftsbewegung), Austritt der eroberten Lokalorganisationen und Anschluß an die revolutionäre Gewerkschaftsvereinigung ‑ das sind die Aufgaben, die auf der Tagesordnung stehen. Die Kommunisten dürfen auf keinen Fall die Initiative im Kampfe um die Einheit der nationalen und internationalen Gewerkschaftsbewegung aus der Hand lassen und müssen einen entschiedenen Kampf gegen die Spaltungspolitik der Amsterdamer Internationale und ihrer nationalen Sektionen führen. Besonders wichtig ist es, im Zusammenhang mit dem sich verschärfenden Kampf zwischen dem Kommunismus und Reformismus, die Arbeit der kommunistischen Gewerkschaftsfraktionen, der Gewerkschaftsopposition, der revolutionären Gewerkschaften zu entwickeln und mit allen Kräften die Arbeit und Tätigkeit der Roten Gewerkschaftsinternationale zu verstärken.

Die kommunistischen Parteien müssen die Arbeit des Pan-pazifischen Gewerkschaftssekretariats und des Lateinamerikanischen Gewerkschaftssekretariats, da diese auf dem Boden des Klassenkampfes stehen und einen revolutionären Kampf gegen den Imperialismus, für die Unabhängigkeit der Kolonien und Halbkolonien führen, unterstützen.

39. Die wachsende Bedeutung der Jugend im Produktionsprozeß im Zusammenhang mit der kapitalistischen Rationalisierung und die steigende Kriegsgefahr rücken nachdrücklich die Arbeit unter der Jugend in den Vordergrund. Der Kongreß beauftragt die KJI mit der Durcharbeitung der Frage der Taktik und der Arbeitsmethoden der KJI unter dem Gesichtspunkt der Notwendigkeit einer breiteren Erfassung der Arbeiterjugend, einer größeren Mannigfaltigkeit der Werbemethoden, eines lebendigeren und aktiveren Reagierens auf die wirtschaftlichen, allgemein kulturellen und theoretischen Bedürfnisse der Jugend unter gleichzeitiger Wahrung des Charakters des KJV, als einer politischen Kampforganisation.

Infolge der gesteigerten Bedeutung der Jugend im Produktionsprozeß muß einerseits die Arbeit der Gewerkschaftssektionen verstärkt und müssen andererseits Maßnahmen getroffen werden, um unter der Führung der KJV spezielle Jugendvereinigungen zu organisieren, die sich den Kampf gegen die wirtschaftlichen Nöte der proletarischen Jugend dort zum Ziel setzen, wo die Jugendlichen in die Gewerkschaften nicht aufgenommen werden. Der wirtschaftliche Kampf und die Teilnahme an der Führung von Streiks, und in besonderen Fällen ihre selbständige Führung, die Arbeit in den Gewerkschaften, der Kampf um die Aufnahme der Jugend in die Gewerkschaften, das Eindringen des Kommunistischen Jugendverbandes in alle Organisationen, in denen Arbeiterjugend vorhanden ist (Gewerkschaften, Sportorganisationen usw.), antimilitaristische Arbeit, eine entscheidende Wendung in der Taktik und den Methoden in der Richtung einer verstärkten Arbeit unter den Massen ‑ das sind die Hauptaufgaben der Kommunistischen Jugend-Internationale, ohne deren Lösung sie nicht imstande sein wird, einen wirklichen Kampf der Massen gegen den Imperialismus und den Krieg zu organisieren. Der 6. Weltkongreß, der diese Wendung zur Arbeit unter den Massen für notwendig hält, fordert gleichzeitig von allen Sektionen der Komintern und vom EKKI eine systematische Unterstützung der kommunistischen Jugendorganisationen und eine systematische Leitung dieser Organisationen. Die kommunistischen Parteien, wie die KJ-Verbände müssen eine stärkere Aufmerksamkeit der Arbeit unter den Arbeiterkindern und der Tätigkeit der kommunistischen Kinderverbände widmen. Der Kongreß beauftragt gleichzeitig das EKKI, vermittels des Internationalen Frauensekretariats eine Reihe von Maßnahmen zur Steigerung der Arbeit unter den Industriearbeiterinnen und unter den werktätigen Massen der Frauen überhaupt zu ergreifen, wobei die Erfahrung der sogenannten "Delegierten-Versammlungen" der Arbeiterinnen verwertet werden muß.

40. Bei der wachsenden Gefahr neuer imperialistischer Kriege erlangt die Arbeit der kommunistischen Partei im Dorfe, unter den breitesten Schichten der Werktätigen eine besondere Bedeutung. Gestützt auf die Ergebnisse der Wahlen in Frankreich und in Deutschland beschließt der 6. Weltkongreß, die Arbeit unter den Landarbeitern und Kleinbauern zu verstärken. Der Kongreß lenkt die Aufmerksamkeit besonders auf die Notwendigkeit der Steigerung der Arbeit unter der Bauernschaft und betont, daß diese Arbeit von den meisten kommunistischen Parteien vernachlässigt worden ist. Der Kongreß beauftragt das EKKI, alle Maßnahmen zur Belebung der Arbeit unter der Bauernschaft zu ergreifen, insbesondere in den Agrarländern (Rumänien, Balkan, Polen usw.), aber auch in Frankreich, Deutschland, Italien usw. Der Kongreß beauftragt das EKKI, schleunigst Maßnahmen zur Belebung der Arbeit des Internationalen Bauernrates zu ergreifen und fordert von allen Sektionen Unterstützung dieser Arbeit.

41. Der 6. Weltkongreß beauftragt das EKKI, alle Maßnahmen zu ergreifen, um eine Reihe von Organisationen zu unterstützen, die den Befreiungskampf in den kapitalistischen Ländern und in den Kolonien führen, breite Massen der Werktätigen zur Verteidigung der chinesischen Revolution und der Sowjetunion mobilisieren, den Opfern des weißen Terrors Hilfe zu leisten usw. Notwendig ist die Steigerung und Verbesserung der Arbeit der Kommunisten in solchen Organisationen, wie den "Einheitskomitees", der "Liga zum Kampf gegen den Imperialismus", der "Gesellschaft der Freunde der Sowjetunion", der "Internationalen Roten Hilfe", der "Internationalen Arbeiterhilfe" usw. Die kommunistischen Parteien sind verpflichtet, diese Organisationen in jeder Weise zu unterstützen, ihnen bei der Verbreitung ihrer Presse zu helfen, ihre Ortsgruppen zu unterstützen usw.

42. Die Zunahme der Repressalien und die weitere Verschärfung des Klassenkampfes, insbesondere im Zusammenhang mit der Perspektive eines möglichen Krieges, stellen die kommunistischen Parteien vor die Aufgabe einer rechtzeitigen Prüfung und Durcharbeitung der Frage des illegalen Apparates, der die Führung der kommenden Kämpfe, die Einheit der kommunistischen Linie und die Einheit der kommunistischen Aktion sicherstellen muß.

VII. Ergebnisse der Arbeit, Errungenschaften, Fehler und Aufgaben einzelner Sektionen

43. Der Kongreß konstatiert eine Reihe großer Errungenschaften in der Arbeit der Komintern. Zu diesen Errungenschaften gehören: Die Zunahme des Einflusses des Kommunismus, der sich zum ersten Mal auf die Länder Südamerikas, Afrikas und Australiens und auf eine Reihe asiatischer Länder ausdehnt (Stärkung der Positionen des Kommunismus in Japan und seine Ausbreitung in China), die Erweiterung und Vertiefung des Einflusses der Komintern in den imperialistischen Ländern, trotz der Teilstabilisierung des Kapitalismus und der relativen Festigkeit der Sozialdemokratie (Deutschland, Frankreich, Tschechoslowakei und Großbritannien), das Wachstum der illegalen Parteien, die unter den Schlägen eines unerhörten polizeilichen und faschistischen Terrors vorwärtsschreiten (Italien und Polen einerseits, China und Japan andererseits), wobei der Terror in China den Charakter eines unerhörten Massengemetzels trägt. Schließlich fortschreitende Bolschewisierung der Parteien, die Sammlung von Erfahrungen, die innere Konsolidierung, die Überwindung des inneren Kampfes, die Überwindung der trotzkistischen Opposition in der Komintern.

Gleichzeitig muß eine Reihe von allgemeinen Mängeln in den Sektionen der KI hervorgehoben werden: die noch schwache Entwicklung einer kampfbereiten, internationalen Gesinnung; ein gewisser Provinzialismus, der sich in der Unterschätzung der Bedeutung von Fragen besonders großer Tragweite äußert; die Schwäche der Arbeit in den Gewerkschaften; die Unfähigkeit zur organisatorischen Ausnützung der Zunahme des politischen Einflusses und die Stagnation des Mitgliederbestandes der Parteien; die ungenügende Aufmerksamkeit, die eine Reihe von Parteien der Arbeit unter der Bauernschaft und den unterdrückten nationalen Minderheiten zuwenden; eine gewisse Bürokratisierung der Parteiapparate und der Arbeitsmethoden (ungenügende Verbindung mit den Massen, geringe Initiative bei der Werbung von neuen Mitgliedern; nicht genügend lebendige Arbeit der Zellen und Verschiebung des Schwergewichts auf die Arbeit der Parteifunktionäre); verhältnismäßig niedriges politisch-theoretisches Niveau der Parteikaders, schwacher Kontakt mit den Großbetrieben, bei noch lange nicht abgeschlossener Umstellung der Parteien auf Betriebszellen usw.

44. Die Kommunistische Partei Englands [...]

45. [...] der Kommunistischen Partei Frankreichs [...]

46. Die Kommunistische Partei Italiens [...]

47. [...] der Kommunistische Partei Deutschlands [...]

48. Die KP der Tschechoslowakei [...]

49. Die Kommunistische Partei Polens [...]

50. Die Kommunistische Parteien der Balkanländer [...]

51. [...] Skandinavien [...] alle kommunistischen Parteien Skandinaviens [...]

52. Die Workers (Communist) Party Amerikas [...]

53. Die Kommunistische Partei Japans [...]

54. Die Kommunistische Partei Chinas [...]

55. In den Ländern Lateinamerikas [...] allen Kommunisten [...]

56. In den Ländern Südafrikas [...] die Kommunistischen Parteien [...]

57. [...] im Lande der proletarischen Diktatur, in der Sowjetunion, die Partei des Proletariats, die KPdSU [...]

VIII. Der Kampf für die leninistische Linie und die Einheit der Komintern

58. ... bis 61. ...