Groß-Berliner Maikomitee

Aufruf

26. April 1929





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1929_04_26_Maikomitee_Aufruf.htm

 

Quelle:

Die Rote Fahne, 27. April 1929.

Abgedruckt in:

Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPD (Hg.): Zur Geschichte der Kommunistischen Partei Deutschlands - Eine Auswahl von Materialien und Dokumenten aus den Jahren 1914-1946. Berlin, Dietz, 1954, S.  246.

 

Der engere Ausschuß des Groß-Berliner Maikomitees har in seiner Sitzung vom 26. April 1929 das folgende Kommuniqué an die Berliner Arbeiterschaft und die gesamte Öffentlichkeit erlassen:

Die Berliner Arbeiter haben in allen Betrieben beschlossen, am 1. Mai die Arbeit ruhen zu lassen und unter allen Umständen zu demonstrieren. Die Berliner Arbeiter werden der Tradition des Kampfaufmarsches am 1. Mai auch in diesem Jahre trotz Zörgiebel[1] treu bleiben.

Der sozialdemokratische Polizeipräsident Zörgiebel rüstet fieberhaft, um seine Polizei gegen die demonstrierenden Arbeitermassen einzusetzen. Nach dem eigenen Eingeständnis sozialdemokratischer Zeitungen bereitet Zörgiebel "kaltblütig den Arbeitermord für den 1. Mai vor", rüstet er dazu, "den 1. Mai zu einem Tag der Toten" zu machen. Das Maikomitee der Berliner Arbeiterschaft, gewählt von den Vertretern der wichtigsten Großbetriebe und zahlreicher Arbeiterorganisationen, warnt den Polizeipräsidenten. Selbst im reaktionären München, selbst in Hamburg, in Kiel, in Schleswig-Holstein ‑ überall sind am 1. Mai die Demonstrationsverbote aufgehoben. Nur der Polizeipräsident Zörgiebel will unter der unbewaffneten Demonstration der Berliner Arbeiterschaft ein Blutvergießen am 1. Mai provozieren. Das Berliner Maikomitee spricht im Namen der Berliner Arbeiterschaft aus, daß die Belegschaften der Betriebe mit dem politischen Massenstreik am 2. Mai antworten werden, wenn Zörgiebel es wagt, am Mai Arbeiterblut zu vergießen!

Das Berliner Maikomitee fordert alle Belegschaften auf, in den kommenden Tagen erneut in Belegschaftsversammlungen Stellung zu nehmen, den Maiaufmarsch verstärkt zu organisieren und in Beschlüssen der Betriebe gleichfalls den festen Willen zum Ausdruck zu bringen, etwaige Polizeiprovokationen Zörgiebels am 1. Mai mit dem Massenstreik am 2. Mai zu beantworten. Am Sonntag, dem 28. April, heraus zur großen Massenmobilisierung in den Arbeiterwohnungen für die Beteiligung an der Maidemonstration!

Volle Arbeitsruhe am 1. Mai! Rote Fahnen heraus!

Straße frei für die Massendemonstration!

 

Das Maikomitee der Berliner Arbeiterschaft

 



[1]. Carl Zörgiebel (SPD).

1922 wird er Polizei-Präsident in Köln, dann ab 1926 in Berlin.