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Kommunistische Partei Deutschlands
Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Lausitz-Grenzmark

Offener Brief
an die werktätigen Wähler der NSDAP
und die Mitglieder der Sturmabteilungen

1. November 1931

 

 

Quelle:

Die Rote Fahne vom 1. November 1931.

Andere Quelle:

Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPD (Hrsg.): Zur Geschichte der Kommunistischen Partei Deutschlands - Eine Auswahl von Materialien und Dokumenten aus den Jahren 1914‑1946. Berlin, Dietz, 1954. S. 313‑315.

 

 

 

 

 

 

Erstellt: Januar 2013

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KPD 1918-1945 - Inhalt

 

 

 

 

 

 

Schaffende Volksgenossen!

Das schaffende Volk Deutschlands leidet bittere Not! Die kapitalistischen Volksausplünderer und ihr Staat saugen das Volk aus. Die Löhne werden abgebaut, damit auch weiter Dividenden, Tantiemen und hohe Direktorengehälter in die Taschen der Reichen fließen. Millionen Arbeiter wurden aus den Betrieben geworfen, die Betriebe werden stillgelegt, während es dem schaffenden Volk an dem wichtigsten Lebensbedarf mangelt.

Die Unterstützungen der Erwerbslosen, die Renten der Kriegs- und Arbeitsbeschädigten werden abgebaut, damit die Großpensionäre und die schwerreichen Fürsten noch reicher werden. Täglich erleben wir den Zusammenbruch unzähliger Existenzen. Das Finanzkapital und die Gerichtsvollzieher der Brüning-Regierung nehmen dem Mittelstand und den Bauern Hab und Gut.

So verordnet die Brüning-Regierung im Auftrage des Großkapitals bittere Not für die Werktätigen, aber verschenkt gleichzeitig Millionen Subventionen an Großindustrielle, Großbanken und Großagrarier.

Wer ist schuld an dieser Not?

Schuld sind jene, die im Besitze der Fabriken, der Großbanken und des Grund und Bodens sind. Solange die Goldschmidt, Vogler, Thyssen, Krupp, Borsig und Siemens die Fabriken, die Banken und den Grund und Boden besitzen, wird in Deutschland nicht anders regiert werden.

Das schaffende Volk will Brot, Arbeit und Freiheit. Das bekommt das Volk nicht aus den Händen der Krupp, Goldschmidt, Brüning & Co. Das muß sich das werktätige Volk selbst erkämpfen.

Ihr fordert auf zum "Volkskrieg gegen die Armut". Volkskrieg gegen die Armut, das kann nur Volkskampf gegen jene Reichen und Satten sein, die eure Löhne abbauen, eure Gehälter herabsetzen, eure Unterstützungen und Renten herabdrücken, durch Pfändungen die Wucherzinsen eintreiben, durch wucherische Zölle das Brot und andere wichtige Lebensmittel verteuern und die Freiheit des Wortes, der Schrift und der Versammlung unterdrücken.

Wer ehrlich gegen Volksausplünderung und Youngsklaverei kämpfen will, der muß heute und morgen seine ganze Kraft dem schaffenden Volke zur Verfügung stellen und den Massenwiderstand gegen die Ausplünderung und Unterdrückung der Arbeitenden organisieren.

Bei zahlreichen von der Revolutionären Gewerkschaftsopposition geführten Streiks der letzten Zeit kämpften nationalsozialistische Arbeiter gemeinsam mit kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeitern gegen jeden Pfennig Lohnabbau, während Unternehmer, sozialdemokratische Gewerkschaftsbonzen und Führer der NSDAP zum Streikbruch aufforderten.

An manchen Stempelstellen haben nationalsozialistische Erwerbslose unter Führung des Erwerbslosenausschusses gemeinsam mit kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeitern gegen den Unterstützungsabbau, für Sonderunterstützungen und gegen die Arbeitsdienstpflicht gekämpft. Als ehrliche Kämpfer gegen das Hungersystem haben sich proletarische Anhänger der NSDAP in die Einheitsfront des Proletariats eingereiht und in Erwerbslosenausschüssen ihre revolutionäre Pflicht getan. Aber die Führer eurer Partei verteidigten besonders durch Ablehnung der kommunistischen Anträge im Parlament den Unterstützungsabbau. Sie standen auf der Seite Brünings.

In zahlreichen Wohngebieten haben Anhänger der NSDAP den revolutionären Arbeitern geholfen, die Massen gegen die Exmission von Erwerbslosen zu mobilisieren.

In vielen Dörfern haben Mitglieder der NSDAP unter Führung der Kommunisten verhindert, daß den schaffenden Bauern die Kuh gepfändet oder ihr kleiner Besitz versteigert wurde.

Was sagten eure Führer dazu? Sie verboten jede Selbsthilfemaßnahme. Sie ermahnten euch zur Legalität. Legal sollt ihr hungern.

Soziale Befreiung versprachen eure Führer, aber sie setzten sich in Harzburg mit den Führern der großen Truste und Banken zusammen und versprachen ihnen treue Dienste. Die SA mußte in Harzburg vor dem Millionär Hugenberg, vor den Bankfürsten und Trustherren defilieren.

Im Wirtschaftsbeirat der Brüning-Regierung beraten die in Harzburg vertretenen Großkapitalisten gemeinsam mit den sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern, wie am schnellsten dem schaffenden Volke das Fell über die Ohren gezogen werden soll. Und ihr sollt ihnen helfen!

Nationale Befreiung versprach Hitler und setzte sich in Harzburg mit denselben großkapitalistischen Schiebern zusammen, die Millionen nach dem Ausland verschoben haben. Er versprach dem internationalen Finanzkapital, daß auch eine nationalsozialistische Regierung die Younganleihe und auch andere internationale Schulden und Zinsen pünktlich zahlen werde. Deshalb verließen die nationalsozialistischen Abgeordneten den Reichstag, weil ihnen die Harzburger Herren verboten hatten, für die kommunistischen Anträge auf Einstellung der Tributzahlungen zu stimmen.

Freiheit versprach Hitler, und er setzt sich mit den Bürogeneralen in der Bendlerstraße zusammen und berät mit ihnen, wie die SA unter dem Kommando des Generals Groener zur Unterstützung der Reichswehr und der Polizei gegen die hungernden Volksmassen und zur Verteidigung der Notverordnungsdiktatur eingesetzt werden kann.

Die Arbeiter und Angestellten in der SA sollen die Geldsäcke der Kapitalisten schützen. Als Wach- und Schließgesellschaft, als Technische Nothilfe, als Streikbruchorganisation soll die SA die Profite der fetten Kapitalisten vor dem Ansturm des arbeitenden Volkes retten.

Zu spät! Der siegreiche Vormarsch der roten Freiheitsarmee ist unaufhaltsam. Das kapitalistische System wankt. Wer es verteidigt, wer die kleine Bande von Ausbeutern, Börsenjobbern und Krautjunkern retten will, der ist ein Feind des schaffenden Volkes, der wird vom reißenden Strom des revolutionären Volkswillens weggefegt.

Wollt ihr die Retter der bankrotten Kapitalisten sein? Nein! Ihr gehört zum werktätigen Volk und nicht zu denen, die euch gegen das schaffende Volk kommandieren wollen.

Für uns alle gibt es nur einen Ausweg: den Sozialismus.

Sozialismus, das ist die Enteignung der Großkapitalisten und der Großagrarier!

Der freie Arbeiter und Bauer Herr der Fabriken, Herr der Banken und des Grund und Bodens ‑ das ist Sozialismus!

Kämpft mit uns in der Front der revolutionären Freiheitsarmee für Brot, Arbeit und Freiheit, für den Sozialismus!

 

Kommunistische Partei Deutschlands

Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Lausitz-Grenzmark