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Ernst Thälmann

6. Kongreß der Kommunistischen Internationale:
Begrüßungsansprache im Namen der kommunistischen Parteien Europas

17. Juli 1928

 

 

Quelle:

Protokoll sechster Weltkongreß der Kommunistischen Internationale, Moskau, 17. Juli‑1. September 1928, Band 1. S. 16‑18.

Andere Quelle:

Ernst Thälmann: Reden und Aufsätze zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung - Band 1 - Juni 1919‑November 1928. Berlin, Dietz, 1956[1].

 

 

 

 

 

 

Erstellt: Januar 2013

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KPD 1918-1945 - Inhalt

 

 

 

 

 

 

Genossen! Im Namen der Sektionen der Komintern von ganz Europa überbringe ich hiermit den Delegierten des VI. Weltkongresses, den hier anwesenden Gästen, dem sowjetischen und dem internationalen Proletariat revolutionäre Grüße.

Mein erstes Wort gilt der wachsenden großen Kriegsgefahr gegen die Sowjetunion. Vom V. bis zum VI. Weltkongreß sehen wir eine Kette von Kriegsvorbereitungen gegen die Sowjetunion auf wirtschaftlichem, politischem, ideologischem und militärischem Gebiete. Der konterrevolutionäre Block der imperialistischen Mächte, der jetzt durch den Eintritt der Sozialdemokraten in eine gemeinsame Regierung mit der deutschen Bourgeoisie gebildet wurde, verstärkt die Vorbereitungen zu einem geschlossenen konzentrischen Angriff gegen die Sowjetunion. Auch das militärische konterrevolutionäre Blut- und Henkerregime in China steht in engstem Zusammenhang mit den imperialistischen Kriegsvorbereitungen gegen die Sowjetunion in allen kapitalistischen Ländern. Dazu nur einige äußere Merkmale in der Zeit vom V. bis VI. Weltkongreß: das Gewerkschaftsgesetz in England, das gegen die Arbeiterklasse gerichtet ist, das Militärgesetz Boncours in Frankreich, die letzten scharfen Maßnahmen gegen die revolutionäre Front in China, Japan und in Indien. Die Repressalien gegen die Kommunisten in allen Ländern und die verstärkten Militärmaßnahmen neben den großen Manövern in den letzten Monaten zeigen deutlich, daß die Kriegsgefahr gegen die Sowjetunion größer ist als je.

Auf dem Kongreß der II. Internationale in Marseille 1925 war es die Sozialdemokratie, die bei der Behandlung der Frage der “Kriegsgefahr im Osten” sich offen für eine kapitalistische Orientierung im Völkerbund aussprach und jene wissentlich falsche Behauptung aufstellte, daß die Sowjetunion mit dazu beitrage, die Gefahr des Ausbruchs eines neuen Krieges zu verstärken. Die Sozialdemokratie braucht diese schamlose Lüge, um die proletarischen Massen von ihrem immer mehr steigenden revolutionären Bewußtsein und ihrer Sympathie für die Sowjetunion abzubringen.

Die konterrevolutionäre Sozialdemokratie geht von der Verteidigung des Kapitalismus im Weltkrieg und in den revolutionären Situationen dazu über, den Kapitalismus in allen Fragen zu unterstützen und sich vollkommen mit den Kriegsoperationen der kapitalistischen Bourgeoisie gegen die Sowjetunion zu solidarisieren.

Ein neues Beispiel aus den letzten Tagen ist die jetzige Koalitionsregierung in Deutschland von Stresemann bis zum Sozialdemokraten Hermann Müller, welche die Kriegsvorbereitungen gegen die Sowjetunion nach außen und die reaktionäre Unternehmerwillkür und Unterdrückungsmaßnahmen gegen das Proletariat nach innen völlig unterstützt.

Die Kommunistische Internationale hat keinen Augenblick daran gezweifelt, daß jede sozialdemokratische Regierung in Europa ‑ auch Regierungen, die sich eventuell in den nächsten Monaten bilden werden ‑ von uns auf das schärfste als sozialverräterisch bekämpft werden muß und daß wir alles tun müssen, um die proletarischen Massen zum Sturz dieser Regierungen zu mobilisieren.

Die II. Internationale und ihre auf “nationale” Interessen eingestellten verschiedenen Organisationen versuchen, mit brutaler Rücksichtslosigkeit den Kampf gegen die Sowjetunion aufzunehmen und die Spaltung des Proletariats zu vertiefen. Deswegen steht der Kampf gegen die drohende Gefahr eines neuen imperialistischen Krieges gegen die Sowjetunion und die damit verbundene gesteigerte Spaltungspolitik der Reformisten gegen die gesamte Arbeiterklasse in der ganzen Welt im Mittelpunkt der Aufgaben aller Parteien der Kommunistischen Internationale.

Mit der steigenden Kriegsgefahr sehen wir ebenfalls ein Wachsen der kommunistischen Bewegung. Und deshalb verschärft sich auch mit dem Kampf gegen die Sowjetunion der Kampf gegen den Kommunismus in allen Ländern. Im letzten Weltkrieg bestanden nur schwache revolutionäre Gruppen, nur kleine kommunistische Gruppierungen waren vorhanden. Heute sehen wir in der ganzen Welt eine große gewaltige revolutionäre internationale Bewegung unter Führung der Kommunistischen Internationale, daneben große Massenorganisationen, wie den Roten Frontkämpferbund in Deutschland. Im Laufe der ganzen Entwicklung sind die Erfahrungen reicher geworden, ist der revolutionäre Geist von neuem im Wachsen begriffen. Wenn in der Sowjetunion jetzt die Verteidigungswoche stattfindet, um die Arbeiter und Bauern zur Verteidigung des wirklichen und einzigen Vaterlandes des Proletariats der ganzen Welt zu mobilisieren, so schlage ich vor, allen Sektionen der Kommunistischen Internationale zu empfehlen, eine Verteidigungswoche in der ganzen Welt zur Verteidigung der Sowjetunion und zur Unterstützung des Kampfes gegen den Imperialismus und die Sozialdemokratie durchzuführen. Der Kampf gegen den imperialistischen Krieg ist ein Kampf gegen die eigene Bourgeoisie und gegen die Sozialdemokratie.

Wir glauben, daß in dem gegebenen historischen Augenblick die Kommunistische Internationale in den Stürmen des kommenden Krieges ihre große Feuerprobe bestehen wird, wie sie die bolschewistische Partei während des Weltkrieges siegreich bestanden hat. Unter Lenins Führung wurde der blutige Zarismus gestürzt, und auf einem Sechstel der Erdoberfläche entstand die Sowjetmacht, das einzige Vaterland der Werktätigen der ganzen Welt. Die konterrevolutionäre Sozialdemokratie weiß, daß das Proletariat die Schrecken des Krieges noch sehr deutlich in Erinnerung hat, und sie fürchtet die eine Macht, die gegen den neuen Krieg kämpft: die Kommunistische Internationale und die revolutionäre Kraft des Proletariats. Die großen treibenden Gegensätze im imperialistischen Lager, die revolutionären Bewegungen, die nationalrevolutionären Bewegungen unter den Ostvölkern sind ernste Zeichen einer großen Entwicklung, die auch in den Tagesordnungspunkten auf dem VI. Weltkongreß eine große Rolle spielen werden. Die Sektionen müssen darauf vorbereitet sein, wenn unsere Kraft nicht ausreicht, den imperialistischen Krieg gegen die Sowjetunion zu verhindern, alle revolutionären Kräfte beim Ausbruch des Krieges zusammenzufassen und unter der Losung, die die bolschewistische Partei im Oktober 1917 ausgab, in den Kampf zu ziehen: Sturz der Bourgeoisie! Errichtung der proletarischen Diktatur!

 

 

 

 

 



[1]. Cf. http://www.deutsche-kommunisten.de/Ernst_Thaelmann/Band1/thaelmann-band1-072.shtml.