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Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands Erklärung 11. April 1919 |
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Quelle: Die Rote Fahne, Nr. 47, 11. April 1919. Abgedruckt in: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hg.): Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung - Reihe 2 - Band 7 - Februar 1919‑Dezember 1923 - Halbband 1 - Februar 1919‑Dezember 1921. Berlin, Dietz, 1966, S. 66‑69. |
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Erstellt: Oktober 2014 |
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Arbeiter! Parteigenossen! Proletarier von ganz Deutschland! Die Verräter an der Revolution, die Ebert-Scheidemann, der Henker der Revolution, der blutige Noske, die Henkersknechte der Bourgeoisie, die Offiziershorden der Noskegarden, glaubten in Nacht und Grauen das Schicksal des Proletariats besiegelt zu haben. Neue Leichen haben sie gehäuft. In Berlin allein mehr als tausend Proletarier, gefällt von der Hand blutgieriger Verbrecher, gemordet auf Geheiß des Noske, des unersättlichen Tigers der Bourgeoisie. Wie einst in Barbarenländern lebendige Menschen in den Leib des gierigen Molochs geworfen wurden, so wirft er, so werfen die Ebert-Scheidemann, so werfen die deutschen Kapitalisten Menschenleib um Menschenleib in den Rachen des gierigen Gottes: so wie sie seit fünf Jahren schon getan. Aber, Proletarier, nicht Blut, nicht Leichen, nicht Schrecknis und nicht Kerker, nicht Noskegarden und nicht Kriegsgerichte, nicht Minenwerfer und nicht Maschinengewehre können eurem Schicksal Einhalt tun. Der Stern des Proletariats zieht seine Bahn unverrückbar wie die ewigen Gestirne selbst. Unaufhaltsam werdet ihr getrieben, unaufhaltsam schreitet ihr selbst dem Ziele zu, das euch allein Befreiung und Erlösung bedeuten kann aus allem Chaos, in das eine kapitalistische Verbrecherbande euch gestürzt: der deutschen Räterepublik. Wie eine Wolke bei Tag und wie eine Feuersäule bei Nacht ist dieser Gedanke vor euch einhergezogen in den fünf Monaten der Revolution. Wie klein war erst die Schar, als wir im November vorigen Jahres zuerst die Parole: Alle Macht den Arbeiter- und Soldatenräten! ausgaben. Immer weiter zog der Gedanke seine Kreise, immer tiefer senkte er sich in die Herzen aller Proletarier, der Gedanke, der heute von aller Munde widerhallt: Alle Macht den Arbeiter- u. Soldatenräten! Alle rühmen ihn heute. Die unabhängigen Führer, die diesen Gedanken selbst verraten haben, als sie der Einberufung der Nationalversammlung zustimmten, predigen ihn heute. Die Mehrheitler selbst, die vor Monatsfrist noch den Räten den Garaus machen wollten, predigen heute das, was vor Monatsfrist die Unabhängigen predigten: "Verankerung des Rätesystems in der Verfassung." Verankerung in der Verfassung: das heißt Abhängigkeit des Rätesystems vom Willen der Nationalversammlung, d. h. vom Willen der Bourgeoisie, das heißt Tod des Rätesystems. Das Rätesystem lebt entweder aus dem gebietenden Willen des Proletariats heraus, oder es ist tot. Aber, Proletarier, während abhängige und unabhängige Führer so auf neuen Verrat sannen, haben die Massen selbst zu handeln begonnen. Aus Rußland, dem heiligen Herde der proletarischen Revolution, sprang der Funke über nach Ungarn, zündend, belebend, Altes verzehrend, Neues erweckend. Doch auf Ungarn blieb der Brand nicht beschränkt. Deutsch-Österreich ist auf dem Punkte, die Räterepublik zu errichten, und vor allem: auf deutschem Boden selbst ist der Rätegedanke zum ersten Male Wirklichkeit geworden: Bayern ist Räterepublik. Arbeiter! Proletarier! Wir dürfen die Schwächen der Bewegung nicht verschleiern, wir müssen sie kritisieren, um der Revolution willen. Die bayerische Räterepublik entstand nicht, wie wir es für notwendig halten, aus dem Willen und der Einsicht der Proletariermassen heraus. Sie entstand, weil einige abhängige und unabhängige Führer sich in eine Sackgasse verrannt hatten, aus der sie keinen Ausweg wußten als die "Ausrufung" der Räterepublik. Aber, einmal da, müssen die Massen Ernst machen. Einmal das Schwert gezogen, müssen die Massen es am Knaufe fassen, da es die Führer an der Klinge fassen wollen. Einmal an der Macht, müssen die Proletariermassen sie ausgestalten und sie gebrauchen in ihrem Sinne. Denn, Arbeiter und Genossen, es ist kein Zweifel: Die bayerische Tat wird nicht auf Bayern beschränkt bleiben. Der Funke wird auch von Bayern aus überspringen. Arbeiter! Proletarier! Bedenkt weiter: Die deutsche Räterepublik, das Heil und die Zukunft des deutschen Proletariats, kann nicht entstehen aus einer bayerischen, einer württembergischen, einer braunschweigischen Räterepublik. Sie kann nur sein eine deutsche Räterepublik, hervorgegangen aus dem Willen der deutschen Arbeiterklasse. Das gebietet zweierlei: Es gebietet den Arbeitermassen, dort, wo sie heute schon zur Ergreifung der Macht willens und imstande sind, nicht mehr zu tun als das, was ihre Kräfte vermögen: die lokale Machtergreifung. Sie gebietet aber den anderen, den Massen, die noch nicht soweit sind, die höhere Verpflichtung, aufzustehen und zu handeln. Ist denn nicht überall die Lage des Proletariats die gleiche? In Württemberg streiken sie; in Rheinland-Westfalen, in Magdeburg, in Braunschweig, in Berlin, in ganz Deutschland, überall Streik: Das Proletariat ist nicht mehr zur Ruhe zu bringen. Das Feuer lodert bald überall, da können keine Noskegarden mehr löschen. Und überall vernimmt man aus dem dumpfen Murren der Massen immer deutlicher den hellen Ruf nach der Räterepublik. Arbeiter! Proletarier! In dieser Stunde, in der jeder Augenblick den Wendepunkt der deutschen Revolution bringen kann, müssen wir euch sagen, wie wir glauben, daß eine Räterepublik zustande komme, und was sie zunächst zu tun habe. Die Räterepublik entsteht nicht aus dem Kuhhandel der Führer. Sie entsteht, wie ihr Name sagt, aus den Räten. Ihr müßt vor allem bestehen: 1. auf Neuwahl und klarer Abstimmung der Arbeiter- und Soldatenräte in den Betrieben und Truppenteilen, denn der Wille der Arbeiter- und Soldatenmassen ist der Fels, auf den wir bauen, 2. auf rücksichtsloser Entfernung aller abhängigen Führer und aller Unabhängigen, die durch Paktieren mit den Abhängigen das Rätesystem und die Revolution verraten haben. Hütet Euch vor den Verrätern, die Euch heute nach dem Munde reden, denkt an die Fehler vom 9. November, 3. auf voller Anerkennung unserer programmatischen Forderungen, 4. auf sofortiger Durchführung folgender Maßnahmen: a) Befreiung aller politischen Gefangenen, b) Auflösung aller parlamentarischen Versammlungen, c) Auflösung aller gegenrevolutionären Truppenteile, Entwaffnung der Bourgeoisie, Internierung aller Offiziere, d) Bewaffnung des Proletariats und sofortige Bildung revolutionärer Kader, e) Aufhebung aller Gerichte und Einsetzung von Revolutionstribunalen, Aburteilung aller Kriegsanstifter, Gegenrevolutionäre und Verräter durch diese, f) Beseitigung aller staatlichen Verwaltungsbehörden (Bürgermeister, Landräte usw.). Ersetzung durch Volksdelegierte, g) Erlaß eines Gesetzes auf entschädigungslose Übernahme aller Großbetriebe (Bergwerke usw.), des Groß- und Mittelgrundbesitzes durch die Gesellschaft, sofortige Übernahme der Verwaltung durch Arbeiterräte, h) Erlaß eines Gesetzes auf Streichung der Kriegsanleihe bis zum Betrage von 20 000Mk, i) Unterdrückung der gesamten bürgerlichen Presse einschließlich und ganz besonders der abhängigen Presse. Arbeiter! Proletarier! Die geringste Schwäche ist jetzt Todsünde an der Revolution. Denkt, wie viele Tausende von Proletariern das mit dem Leben büßen mußten, was der 9. November unterlassen hat! Handelt, wenn ihr handelt, mit Mut und mit Kraft! Die gewaltige Bewegung, die heute durch ganz Deutschland geht, muß sich zusammenfinden in einem einheitlichen, gewaltigen Willensentschluß, in einer letzten großen und mächtigen Tat. Die Proletarier aller Orte, die Proletarier aller Branchen, die Ausgebeuteten in den Fabriken wie die in den Bürostuben, die Eisenbahner wie die Bergleute, die Eisenarbeiter wie die Schiffer, alle, alle Proletarier müssen sich erheben. Alle großen Wirtschaftszentren, alle größeren Gebiete müssen sich zu Bezirksstreikorganisationen fest zusammenschließen und die lokalen Willensregungen der Massen einheitlich zusammenfassen zu einem, zu dem großen Ziele. Arbeiter! Proletarier! Der große Tag der Befreiung der Unterdrückten ist angebrochen. Der Sieg ist nahe, vielleicht schon auf Armeslänge nahe. Die Stunde der großen Abrechnung ist gekommen. Höret, ihr Arbeiter, ihr Proletarier, ihr seit Jahrtausenden Ausgebeuteten, höret die Signale! Die Zeit, die Welt, die Ewigkeit, sie rufen: Auf zur Befreiung! Nieder mit Ebert-Scheidemann! Nieder die Nationalversammlung! Alle Macht den Arbeiter- u. Soldatenräten! Es lebe die deutsche Räterepublik! Es lebe die Weltrevolution!
Kommunistische Partei Deutschlands (Spartakusbund) |
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