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Revolutionäre Obleute und Vertrauensmänner - USPD - KPD Aufruf 5. Januar 1919 |
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Quelle: Flugblatt. Institut für Marxismus-Leninismus
beim ZK der SED, Berlin, Archiv, DF VI/1. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hg.): Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung - Reihe 2 - Band 3 - Januar 1919-Mai 1919. Berlin, Dietz, 1957, S. 9‑10. |
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Erstellt: Oktober 2014 |
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Arbeiter! Parteigenossen! Heute große Massendemonstration! Die Regierung Ebert-Scheidemann hat ihr revolutionsfeindliches Treiben zu einem neuen niederträchtigen Anschlag gegen die revolutionäre Arbeiterschaft Groß- Berlins gesteigert: sie versucht, den Polizeipräsidenten Eichhorn in heimtückischer Weise aus seinem Amte zu drängen. Sie will ihr willfährigstes Werkzeug, den derzeitigen preußischen Polizeiminister Ernst, an Eichhorns Stelle setzen. Die Regierung Ebert-Scheidemann will damit nicht nur den letzten Vertrauensmann der revolutionären Berliner Arbeiterschaft beseitigen, sondern vor allem in Berlin ein Gewaltregiment gegen die revolutionäre Berliner Arbeiterschaft aufrichten. Arbeiter! Parteigenossen! Es handelt sich hierbei nicht um die Person Eichhorns. Ihr selbst sollt vielmehr durch den Gewaltstreich um den letzten Rest der revolutionären Errungenschaften gebracht werden. Mit Hilfe der Bajonette will die Ebert-Regierung mit ihren Helfershelfern im preußischen Ministerium ihre Macht stützen und sich die Gunst des kapitalistischen Bürgertums sichern, dessen verkappte Interessenvertreter sie von Anfang an waren. Mit dem Schlage, der gegen das Berliner Polizeipräsidium geführt wird, soll das ganze deutsche Proletariat, die ganze deutsche Revolution getroffen werden. Arbeiter! Parteigenossen! Das könnt, das dürft ihr nicht dulden! Heraus darum zu wuchtigen Massendemonstrationen[2]! Zeigt den Gewalthabern von heute eure Macht: zeigt, daß der revolutionäre Geist der Novembertage in euch nicht erloschen ist. Sammelt euch heute, Sonntag, um 2 Uhr, zur imposanten Massenkundgebung in der Siegesallee! Marschiert in Massen auf! Es gilt eure Freiheit, eure Zukunft, es gilt das Schicksal der deutschen Revolution! Nieder mit der Gewaltherrschaft der Ebert-Scheidemann, Hirsch und Ernst! Es lebe der revolutionäre internationale Sozialismus!
Die
revolutionären Obleute und Vertrauensmänner Der
Zentralvorstand der sozialdemokratischen Wahlvereine Großberlin, Die Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund). |
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[2]. Am Sonntag, dem 5. Januar 1919, kam es am Nachmittag zu einer gewaltigen Massenkundgebung der revolutionären Arbeiter und Soldaten Berlins in der Siegesallee. Mit den Forderungen: Entwaffnung der Konterrevolution, Bewaffnung des Proletariat«, Bildung einer Roten Garde, Entlassung der jungen Jahrgänge zogen die Massen zum Polizeipräsidium am Alexanderplatz, wo sie bekundeten, Eichhorn vor den Anschlägen der Konterrevolution zu schützen. Karl Liebknecht sprach mehrere Male zu den Demonstranten, die immer wieder Waffen und revolutionäre Kampfaktionen forderten. Am 6. Januar waren wiederum Hunderttausende Arbeiter und Soldaten auf den Straßen, um den Kampf gegen die Regierung Ebert-Scheidemann und die von ihr organisierte Konterrevolution aufzunehmen.
[3]. Die revolutionären Obleute waren oppositionell eingestellte Berliner Funktionäre des Deutschen Metallarbeiterverbandes, die seit Frühjahr 1916 großen Anteil an der Organisierung und Leitung der Kämpfe der Berliner Arbeiter hatten. Die Mehrheit von ihnen schloss sich dem linken Flügel der USPD und zum Teil der Spartakusgruppe an. Ende 1917 erfolgte eine organisatorische Gliederung und Zusammenfassung der Obleute noch Bezirken und die Bildung einer Leitung, an deren Spitze Richard Müller (USPD) und nach dessen Verhaftung im Januarstreik Emil Barth (USPD) stand. Im November 1918 kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den revolutionären Obleuten und der Parteileitung der USPD über den Eintritt von drei USPD-Führern in den Rat der Volksbeauftragten. Aus diesem Grunde schlossen sich die revolutionären Obleute der Forderung des Spartakusbundes nach Einberufung eines Parteitags der USPD an. Als der Spartakusbund den Beschluss fasste, aus der USPD auszutreten und die KPD zu gründen, hielten die revolutionären Obleute am 31. Dezember 1918 eine Konferenz ab, auf der die Loslösung von der USPD und die Bildung einer eigenen Partei behandelt wurde. Am gleichen Tage und am 1. Januar 1919 verhandelte eine Kommission von 7 Mitgliedern der revolutionären Obleute, unter anderen Ledebour, Däumig, Richard Müller, Nowakowski, mit Vertretern der KPD über den Anschluss der revolutionären Obleute an die KPD. Die Kommission der revolutionären Obleute forderte unter anderem: Zurückziehung des Beschlusses, an den Wahlen zur Nationalversammlung nicht teilzunehmen, Parität in der Programm- und Organisationskommission, die vom Parteitag gewählt werden sollte, entscheidenden Einfluss auf die Presse der KPD und Änderung des Namens der Partei. In der von der KPD geforderten Abstimmung der revolutionären Obleute erklärte sich ihre Mehrheit für diese Forderungen. Die Forderungen, die auf die Bildung einer selbständigen Organisation der revolutionären Obleute innerhalb der KPD hinausliefen, wurden vom Parteitag zurückgewiesen.