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Sekretariat des Exekutivkomitees
der Kommunistischen Internationale

Georgi Dimitrow
Diskussionsrede in einer Sitzung
zur spanischen Frage
(Auszüge)

18. September 1936

 

 

Quelle:

Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 14. Jahrgang, 1972, Heft 3. S. 459. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hg.), Berlin, Dietz.

 

 

 

 

 

 

Erstellt: November 2016

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Dokumente der Kommunistischen Internationale ‑ Übersicht

 

 

 

 

 

 

[...] Das neue Moment, das mit der Verwirklichung der Volksfrontpolitik zusammenhängt, ist jenes, worüber wir schon auf dem 7. Kongreß gesprochen haben. Das Neue, das wir in der internationalen Lage, im allgemeinen System des Kapitalismus und innerhalb der Arbeiterbewegung in den letzten Jahren vorfinden, wird sich auch in unserer Praxis widerspiegeln, und es muß dann in der weiteren Entwicklung eine Widerspiegelung finden und wird sie finden und bedarf einer theoretischen Ausarbeitung. Unter den Bedingungen der Existenz des Sowjetstaates, wo auf einem Sechstel des Erdballs der siegreiche Sozialismus besteht, und angesichts der Herrschaft des Faschismus in solchen großen Staaten wie Deutschland und Italien wird die Frage schon nicht mehr so gestellt: Kapitalismus oder Sozialismus, Sowjetstaat oder faschistische Diktatur. Die Frage des bürgerlich-demokratischen Staates wird jetzt nicht so wie früher gestellt. Das spanische Volk kämpft und muß den Sieg, die Errichtung der demokratischen Republik, in der gegenwärtigen Etappe erringen. Das wird nicht die alte demokratische Republik, wie beispielsweise die amerikanische, das wird nicht die französische Republik und auch nicht die Republik der Schweiz sein. Diese Republik wird in der gegenwärtigen Übergangsetappe der internationalen Verhältnisse bei Existenz des Sowjetstaates und der Sowjetdemokratie auf der einen Seite und der Staaten der bürgerlichen Demokratie, wie in England und Amerika, und bei Existenz der faschistischen Diktatur, ein besonderer Staat mit einer echten Volksdemokratie sein. Das wird noch kein Sowjetstaat sein, aber ein antifaschistischer, linksgerichteter Staat, an dem der wirklich linksgerichtete Teil der Bourgeoisie beteiligt sein wird. Wir dürfen nicht das Opfer der alten vor 20‑30 Jahren gültigen Thesen der Sozialdemokratie sein, die Existenz einer solchen demokratischen Republik sei unmöglich; wir dürfen nicht “entweder - oder”, sondern müssen “sowohl - als auch” sagen. Das gilt es zu begreifen. Der Sowjetstaat, die Sowjetdemokratie, als Beispiel, und in der gegenwärtigen Übergangsetappe einen solchen demokratischen Staat, in dem die Volksfront den entscheidenden Einfluß hat und das bürgerliche System noch besteht. Hier steht die Frage der Organisierung der Produktion, ohne endgültige Abschaffung des privatkapitalistischen Eigentums. Die Organisierung der Produktion unter Teilnahme und Kontrolle der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten im Kampf gegen den Faschismus, d. h. des Kleinbürgertums und der Bauernschaft. Theoretisch müßte man das vielleicht richtig als eine besondere Form der demokratischen Diktatur der Arbeiterklasse und der Bauernschaft in der gegenwärtigen Etappe bezeichnen. Das muß man klarmachen, nicht aber von der Beseitigung der Gutsbesitzer sprechen, schon gar nicht zu reden über die Beseitigung der Industriellen als Klasse usw. Das müßt Ihr unermüdlich erläutern, weil meiner Meinung nach das, was gegenwärtig in Spanien vor sich geht, morgen oder übermorgen, in der allernächsten Periode auch in anderen Ländern, in Frankreich, in Belgien und möglicherweise in Holland, geschehen kann. Wenn das so ist ‑ und ich denke, daß es so ist ‑, dann müssen unsere Partei und unsere Parteivertreter auf all das reagieren, damit keine Überspitzungen zugelassen werden, die der Revolution schaden und dem Faschismus helfen [...] Ich verstehe die Stimmungen, die im Lande vorhanden sind. Und da gehen einige sogar so weit, daß sie die Organisierung von Kollektivwirtschaften als Aufgabe stellen. Aber das sind keine gewöhnlichen Bauern. Das sind Landarbeiter, die die kollektive Bearbeitung des Bodens wollen. Das ist eine Überspitzung [...] Das ist ein Abgleiten von der Etappe der Weiterentwicklung des Kampfes gegen den gemeinsamen Feind. Ich will nicht weiter auf alle diese Fragen eingehen. Mir scheint, man muß sie durchdenken, weil dieses Problem sowohl theoretisch als auch politisch vor der Komintern steht. Davon wird der Sieg über den Faschismus abhängen. [...]