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7. Kongress der Kommunistischen Internationale
(25. Juli - 20. August 1935)

Maurice Thorez :

Diskussionsbeitrag - Die Erfolge der antifaschistischen Einheitsfront

3. August 1935

 

 

Quelle:

Berichte über den VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, Rundschau über Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung, Basel 1935, 4. Jahrgang, Nr. 35, 37, 39, 40, 42, 45, 47, 49, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 65, 66, 67, 72 und 74.

Nachdruck:

Protokoll des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, Moskau 25. Juli‑20. August 1935, Band 1; Erlangen, K. Liebknecht Verlag, 1974; S. 381‑398.

 

 

 

 

 

 

Erstellt: Juni 2017

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Dokumente der Kommunistischen Internationale ‑ Übersicht

 

 

 

 

 

 

Das dem 7. Kongreß unserer Kommunistischen Internationale über die Offensive des Faschismus und den Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus erstattete Referat rollt Fragen von hoher Bedeutung und ganz außerordentlicher internationaler Tragweite auf. Niemand hätte diese Fragen mit mehr Sachkundigkeit und Autorität zu behandeln vermocht als unser Genosse Dimitroff, der Sieger der Schlacht von Leipzig.

Hat Genosse Dimitroff doch vor dem höchsten Tribunal Deutschlands, in Leipzig, den Goebbels und Göring, diesen unheilstiftenden Statthaltern des Unheilstifters Hitlers, Auge in Auge gegenüberstehend ‑ wie er stolz erklärte ‑ im Namen der Kommunistischen Internationale und aller Werktätigen der Welt die Anklage gegen die blutige Barbarei des Faschismus ins Gesicht geschrien.

Zugleich hat Dimitroff durch das Beispiel seines ruhigen und unbezwingbaren Mutes auch der Einheit der Arbeiterklasse, der Vereinigung aller Antifaschisten gegen das größte Verbrechen, das die Geschichte kennt, einen mächtigen Ansporn gegeben. In der ganzen Welt verfolgten Millionen und aber Millionen Menschen, Kommunisten, Sozialisten, Antifaschisten, Arbeiter und Intellektuelle mit banger Erregung die heroische Schlacht, die Dimitroff den Henkern des deutschen Volkes, den Verfolgern unseres heldenmütigen Thälmanns lieferte.

Der Name des Bolschewiken Dimitroff wird von allen jenen, die sich zusammenschließen wollen, um den brutalen Angriff des Faschismus abzuwehren, mit tiefempfundener Anerkennung und liebevoller Bewunderung ausgesprochen.

Genosse Marcel Cachin hat bereits dem Kongreß eine eindrucksvolle Schilderung des gewaltigen antifaschistischen Ringens gegeben, das in Frankreich zwischen den Kräften des rückschrittlichen Faschismus und denen des fortschrittlichen und revolutionären Antifaschismus ausgetragen wird. Unser Kamp in Frankreich gewinnt zweifellos große internationale Bedeutung. Vom Ausgang des Ringens, von der Zukunft unserer antifaschistischen Bewegung hängt auf viele Jahre hinaus das Schicksal des französischen Volkes und der Völker Europas ab.

Die wuchtige Demonstration der Volksfront am 14. Juli in Frankreich hat in der ganzen Welt starken Widerhall gefunden. Noch nie hat Paris eine Kundgebung  von solch riesigen Ausmaßen erlebt. Eine halbe Million Männer und Frauen zogen von der "Place de la Bastille" zur "Place de la Nation" durch den an revolutionären Erinnerungen reichen alten Stadtteil Faubourg Saint‑Antoine. Auf Initiative des Komitees Amsterdam-Pleyel beteiligten sich in Paris und in ganz Frankreich zahlreiche Organisationen an den Volkskundgebungen vom 14. Juli, darunter die Kommunistische Partei, die Sozialistische Partei, die Radikalsozialistische Partei, die beiden Gewerkschaftszentralen, die Liga für Menschenrechte, verschiedene Frontkämpferverbände, die Vereinigte Sportföderation und die Jugendverbände der Kommunisten, Sozialisten, Radikalen, Republikaner usw. Die Menge war in gehobener und begeisterter Stimmung. Sie begrüßte begeistert die Volksfront und ihre zum sofortigen Kampf für Frieden und Freiheit rufenden Losungen. Sie bekundete eine besondere Anhänglichkeit an unsere Partei, als Vorkämpfer der Einheit der Arbeiter, als Initiator und Organisator der Volksfront. Sie machte sich zum Träger der heute in Frankreich verbreitetsten Losung: "Les soviets partout!" (Her mit Sowjets überall).

Doch wäre es, wie unser Genosse Dimitroff gestern betonte, recht gefährlich, sich der Illusion hinzugeben, daß der Faschismus bereits besiegt sei. Während das Volk von Paris seinen Willen verkündete, den Faschismus nicht gewähren zu lassen, hielt Oberst Graf de la Roque Heerschau über seine Bürgerkriegstruppen. Es waren ihrer 35.000 Mann, die, eingeladen vom Regierungsoberhaupt, am Grabmal des  unbekannten Soldaten die Flamme der Erinnerung neu aufflackern zu lassen, im Paradeschritt und in militärischer Marschordnung vorbeidefilierten. Und  man weiß, daß die "Feuerkreuzler" ("Croix de Feu") Waffen, Motorräder, Automobile und Flugzeuge besitzen.

Der Feind ist nicht zermalmt. Er gruppiert seine Kräfte um und bereitet sich zu weiteren Angriffen vor. Die Gefahr wächst immer mehr. Die tiefliegenden Ursachen, die den Faschismus hervorbringen und die es ihm ermöglichen, sich zu entwickeln und sich zu verstärken, sind nicht verschwunden.

In Frankreich ist die Produktionskurve wieder gefallen und nähert sich dem im Jahre 1932 verzeichneten äußersten Tiefstand.

Eine machtvolle Welle der Unzufriedenheit steigt im Lande empor. Der kommunistische Einfluß wächst. Aus diesen! Grund nimmt die französische Bourgeoisie Kurs auf die faschistische Diktatur und bewaffnet ihre Söldnerbanden.

Darüber hinaus bekämpfen gewisse Kreise der Großbourgeoisie den sowjetisch-französischen Pakt gegenseitiger Hilfe. Sie betreiben eine Kampagne gegen die Sowjetunion und den Kommunismus überhaupt, propagieren eine Annäherung an Hitlerdeutschland und stützen sich auf die reaktionärsten Elemente sowie auf die faschistischen Gruppierungen, deren Vertreter mit Hitler verhandelt haben. Sie haben sogar einen Wortführer in der Person des Renegaten Doriot gefunden.

Der Faschismus weist in Frankreich im Vergleich zu den anderen Ländern die Besonderheit auf, daß er auf dem Lande weniger verbreitet ist als in den Städten, unter den Angestellten und den Oberschichten in den Großbetrieben und in der Verwaltung, sowie unter den kleinen Geschäftsleuten und Angehörigen der freien Berufe.

Analysiert man die allgemeinen und besonderen Bedingungen der faschistischen Entwicklung, so muß man den subjektiven Ursachen, die den vorübergehenden Sieg des Faschismus in mehreren Ländern ermöglicht haben, eine ganz besondere Beachtung zuwenden. Diese sind vor allem: die Isolierung der Arbeiterklasse, bzw. ihr unzulänglicher Einfluß auf den Mittelstand, den der Faschismus mit sich gerissen und unter die politische Führung der Großbourgeoisie gebracht hat, und ferner die durch die reformistische Politik der Sozialdemokratie hervorgerufene und auch aufrechterhaltene Spaltung der Arbeiterklasse.

Die Ereignisse in Deutschland, Österreich und Spanien beleuchteten blitzartig die Situation und zeigten einem beträchtlichen Teil unserer sozialistischen Brüder den Weg. Sie öffneten ihnen die Augen und zeigten ihnen eine andere Politik, die Politik von Marx, Engels, Lenin und Stalin, die Politik der Kommunistischen Internationale.

Welch packender Kontrast zwischen den Resultaten der beiden politischen Linien, der beiden der Arbeiterklasse empfohlenen Wege: Des einen, den die Sozialdemokratie, und des anderen, den die Kommunistische Internationale empfahl.

Auf der einen Seite Niederlage und Faschismus mit den Terrorgreueln in seinem Gefolge, die Wirtschaftskrise und ihre für die Arbeiterklasse fürchterlichen Folgen, Arbeitslosigkeit, Elend, Hungersnot, Verkommen der Menschen und über diesem düsteren Bild ein tolles Wettrüsten, die Vorbereitung eines schrecklichen Krieges, der die Welt in einen Abgrund von Ruin und Blut zu stürzen droht.

Auf der anderen Seite der siegreiche Aufbau des Sozialismus, die Wunder der Industrialisierung und Kollektivierung, Wohlstand, kulturelles Aufblühen eines freien Volkes, in der Liebe zur schaffenden Arbeit wiedergefundene Freude am Leben, eine neue Welt, die die Persönlichkeit in beispielloser Weise dadurch hebt, daß sie den Kollektivitätssinn im Lande entwickelt ‑ das Land der Sowjets, das für den Frieden kämpft.

Durch ihr bloßes Dasein bewirkt die Sowjetunion, daß die inneren und äußeren Widersprüche des Kapitalismus unverhüllt zutage treten und noch mehr auffallen.

Angesichts dieser, durch die Offensive des Faschismus und das parallele Anwachsen der Kräfte der Revolution gekennzeichneten allgemeinen Lage gewinnt der Widerstand der Massen und die Wucht der antifaschistischen Bewegung in Frankreich große internationale Bedeutung.

Die ersten Gruppierungen ausgesprochen faschistischer Art tauchten in Frankreich Ende 1924 auf, als Folgeerscheinung der machtvollen Kundgebung aus Anlaß der Überführung der Leiche von Jaurès in das Panthéon. Dies war zur Zeit des ersten Linkskartells, d. h zur Zeit der von  der Sozialistischen Partei unterstützten radikalen Regierung. Infolge der Kampagne unserer Partei gegen die Ruhrbesetzung und gegen die Poincaré-Regierung wuchs der kommunistische Einfluß.

Die Bourgeoisie finanzierte die Organisierung eines Kampftrupps gegen die Arbeiterklasse. Dieser erste Versuch mißlang, sowohl infolge der allgemeinen Lage, als auch infolge des energischen Reagierens der Partei. Auf die Aktivität der faschistischen Kampfverbände antwortete die Kommunistische Partei mit noch größerer Aktivität. Wir kämpften damals allein an der Spitze der Werktätigen gegen den Marokkokrieg und dann gegen die Poincaré-Regierung im Jahre 1926.

Im Jahre 1929 wurde ein neuer Angriff gegen die Kommunistische Partei und ihre Zeitung "Humanité" eingeleitet, und die faschistischen Gruppierungen erschienen wieder auf dem Plan. Charakteristisch für diese Zeit ist folgendes: Die französischen Bourgeois spornten die konterrevolutionären weißgardistischen Emigrantengruppen an und unterstützten ihre verbrecherischen Unternehmungen.

Infolge der Verhaftung der maßgebenden Führer der Partei war es der Gruppe Barbé-Célor in jener Zeit gelungen, sich der Führung der Partei zu bemächtigen. Sie lenkte die revolutionäre Bewegung auf eine sektiererische Bahn, die unsere Flanken dem Angriff der Bourgeoisie entblößte, und spornte die verräterischen Handlungen der Führer der "Proletarischen Einheits-Partei" (der "Pupisten") an.

Als diese Gruppe entlarvt und ihre sektiererische opportunistische Politik ausgemerzt wurde, begann die Partei wieder ihren Vormarsch. 1932 war die Periode des zweiten Linkskartels, zusammen mit gleichzeitiger Verschärfung der Wirtschaftskrise, dem Beginn der Finanzkrise und dem chronischen Defizit im Staatshaushalt. Es war dies auch die Periode der niederschmetternden Offensive des Faschismus in Mitteleuropa. Die zunehmende Unzufriedenheit der Massen und die auf die Verteidigung der dringendsten Forderungen der Massen gerichtete Politik der Kommunistischen Partei verstärkten das Streben nach Einheitsfront und Gewerkschaftseinheit; die  auf den Aufruf von Romain Rolland und Henri Barbusse eingeleitete Bewegung Amsterdam-Pleyel entwickelte sich mit Erfolg.

Ende 1933 wurde ein großer Finanzskandal aufgedeckt.

Die Führer der faschistischen Kampfverbände, die reaktionären Politiker bemühten sich, dem Kommunismus die Sympathien der Massen zu entfremden und die berechtigte Empörung des französischen Volkes über die hochstaplerischen Gauner und ihre Spießgesellen, Parlamentarier,. Minister, hohe Beamte, Botschafter, Präfekten und Generäle a. D., hohe Würdenträger der Ehrenlegion, in Bahnen zu lenken, die den Interessen des Kapitals entsprachen. Sie betrieben eine scharfe Pressekampagne und versuchten, zahlreiche Kundgebungen zu veranstalten. Am 6. Februar schickten die faschistischen Führer und die Reaktionäre ihre Truppen zum Sturm auf die Abgeordnetenkammer vor. Die Arbeiterklasse holte sofort und wirksam zum Gegenschlag aus. Bereits am 6. Februar hatte unsere Partei Gegenkundgebungen organisiert. Am 7. Februar waren die alarmierten Vorstädte in Bewegung. Die Daladier-Regierung trat zurück; der reaktionäre Doumergue wurde an die Macht gerufen. Alle Kundgebungen wurden verboten. Die Sozialistische Partei verzichtete auf eine von ihr für den 8. Februar auf die "Place de la Bastille" angesagte Kundgebung.

Die Kommunistische Partei setzte sich über das Polizeiverbot hinweg und hielt an der Kundgebung fest, die sie für den 9. Februar, Place de la République, angekündigt hatte. Die Enkel der Kommunarden, die Proletarier von Paris und den roten Vorstädten antworteten auf den Appell der Partei mit einem bewundernswerten Elan. In einem Drittel von Paris, in den östlichen Stadtvierteln und rings um den Platz der Republik schlug man sich 5 Stunden lang mit der Polizei unter den Rufen "Her mit Sowjets überall", "Nieder mit dem Faschismus".

Zahlreiche sozialistische Arbeiter verließen die Lokale, wo ihre Führer sie abgesondert hielten, und schlossen sich ihren kommunistischen Brüdern an. 10 Tote blieben auf dem Pflaster, darunter ein Maurer aus der reformistischen Gewerkschaft und mehrere parteilose Arbeiter.

Die mutige Schlacht des kommunistischen Paris elektrisierte die Provinz. Sie war Signal und zugleich Beispiel. Am 12. Februar marschierten zu dem unter dem Druck der Revolutionären Gewerkschaftszentrale (CGTU) und der Kommunistischen Partei veranstalteten Generalstreik 4,5 Millionen aus den Betrieben auf. Zum erstenmal traten Kommunisten, Sozialisten und Mitglieder beider Gewerkschaftszentralen (CGTU und CGT) in mächtigen Kolonnen zusammen zu den Kundgebungen an. Der erste große Angriff dar Faschisten war von der Arbeiterklasse Frankreichs auf Initiative der Kommunistischen Partei abgeschlagen.

Die Kommunistische Partei und die Sozialistische Partei unterzeichneten den Pakt über gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus. Der Mittelstand beginnt die Anziehungskraft der geeinten Arbeiterklasse au spüren.

Aus den Bezirkswahlen im Oktober 1934 geht die Kommunistische Partei mit einem durchschlagenden Erfolg hervor und dämmt den Vormarsch der dem Faschismus freundlich gesinnten Rechtsparteien ein. Doumergue ist zum Rückzug gezwungen.

Nun verdoppeln die faschistischen Gruppierungen angesichts der Fortschritte des Kommunismus und der Entwicklung der Aktionseinheit ihre Aktivität. Manche von ihnen bleiben einfache Söldnerbanden, ohne großen Einfluß auf die Massen. Die "Feuerkreuzler" dagegen entwickeln sich und vervielfachen ihre Rüstungen zum Bürgerkrieg.

Während der letzten Regierungskrisen erklärte der Oberst Graf de la Rocque, Vorsitzender der "Feuerkreuzler", daß es

"einen Jux geben wird, falls eine Linksregierung die Führung der Geschäfte übernimmt".

Die frechen Drohungen de la Rocques, seine Proben zukünftiger Strafexpeditionen hatten zur Folge, daß die Radikalen sich der Volksfront näherten. Sie nahmen teil an der Kräftesammlung am 14. Juli.

Nunmehr entwickelt sich der Kampf weiter und steigert sich infolge der durch die Anwendung der Notverordnungen Lavals hervorgerufenen Erregung.

Gegenwärtig stagniert der Einfluß des Faschismus in Frankreich, ja stellenweise ist er sogar im Abflauen begriffen. Polemische Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen faschistischen Gruppierungen, Diskussionen in mehreren von diesen Gruppierungen sind an der Tagesordnung. Den französischen Faschisten ist es nicht gelungen, ihre Bewegung restlos gleichzuschalten.

Unter den Katholiken erheben sich Stimmen gegen das Eindringen der Faschisten in die katholischen Organisationen. Der Angriff Hitlers auf die Kirche bleibt nicht ohne Widerhall in Frankreich. Am 27. Juli fand in Boulogne, in der Nähe von Paris, eine große Versammlung mit 10.000 Teilnehmern für die Freilassung Thälmanns statt. In dieser Versammlung griff nach dem Kommunisten, Sozialisten und dem ehemaligen radikalen Minister Pierre Cot ein katholischer Priester die Verfolgungsmaßnahmen Hitlers an und rief zum organisierten Kampf gegen den Faschismus auf.

Aber wieder einmal drängt die Großbourgeoisie, die für ihre Herrschaft fürchtet, unter dem Zwang der Lage die entschlossensten und kampfwilligsten Führer und Elemente des Faschismus zu einer Umgruppierung ihrer Kräfte. Davon zeugt die starke Entwicklung der "Feuerkreuzler". Die "Feuerkreuzler" und die "Nationalen Freiwilligen" (Volontaires nationaux) behaupten jetzt, 300.000 Mitglieder zu zählen. Sie sind in Sektionen organisiert, die wiederum in Gruppen gegliedert sind. Ihr Führer, der Oberst Graf de la Rocque, dessen Bruder im Dienste des französischen Kronprätendenten steht, ist ein ehemaliger Offizier des Spionagedienstes des 2. Büros. Er war in Marokko als Aufklärungsoffizier. Er ließ sich beurlauben, um als schwerbesoldeter Angestellter in den Dienst des Elektrizitätstrustes au treten. Als Präsident der Bewegung der "Feuerkreuzler" leitet er diese in einem ausgesprochen faschistischen Sinne. Sein Programm liegt in dieser einfachen Formel: Versöhnung aller Franzosen, Vaterlandsliebe, Verfassungsreform. In die Sprache der Arbeiterklasse übersetzt, heißt dies: Im Dienste des Kapitals, trotz der gegen das Kapital gerichteten Phrasen; gegen die Arbeiterklasse im Dienste der Bourgeoisie. Die antikapitalistische, parlamentaristische, gegen die Regierung gerichtete Demagogie der Bewegung der Feuerkreuzler verbirgt nur schlecht die wirklichen Punkte ihres Programms, wie die Aufhebung des Sozialversicherungs-Gesetzes und die Annahme der Notverordnungen. Es ist offensichtlich, daß die vom Elektrizitätstrust mit Herrn Mercier, Mitglied der "Feuerkreuzler" an der Spitze, von den französischen Großbanken mit Finaly an der Spitze und vom "Comité des Forges" und der "Banque de France" mit De Wendel, Besitzer der Mitgliedskarte Nr. 13, im Verband der "Feuerkreuzler" an der Spitze, ausgehalten werden.

In einer seiner letzten Rede in Chartres am 23. Juni 1995 sprach de la Rocque ganz in der Art von Hitler:

Im vollen Bewußtsein des Ernstes meiner Worte sage ich euch, Feuerkreuzler: Ihr geht dem Tage entgegen, wo ihr eure Waffen gebrauchen sollt. In wenigen Wochen werden unsere Ideen bewirken, daß wir an die Macht kommen. Ich schwöre es euch. Nützt die geringe Zeit, die uns noch bleibt, eifrig aus, um eure Sektion auszubauen, damit auf meinen Befehl und in dem von mir bestimmten Augenblick alles bis in die geringsten Einzelheiten fertig sei. Wir werden den Parlamentarismus hinwegfegen ... Die französischen Fahnen müssen in allen Ecken und Enden des Landes Herr sein.

Sie betreiben eine chauvinistische, ausländerfeindliche Hetze. Sie haben antisemitische Tendenzen. Sie versuchen, sich mit Hitler gegen die Sowjetunion zu verständigen.

Die "Feuerkreuzler" haben mit hohen Offizieren und Generälen und namentlich mit dem gegenwärtigen Minister für das Flugwesen Verbindung.

Die französischen Faschisten heben bereits Arbeiter gemordet. Sie führen eine zynische Sprache. Sie haben im Departement Moselle eine Flugschrift verteilt, in der es hieß:

Der Faschismus wind siegen, selbst wenn wir ihnen (den Gegnern des Faschismus) die Bäuche aufschlitzen, des Herz herausreißen und ihre Gedärme in alle Winde zerstreuen müßten.

Sie sprechen in ihren Zeitungen vom "schußbereiten Revolver", sie üben sich im Schießen, sie verprügeln auch schon Radikale, besonders solche, die der Volksfront zuneigen.

Der Sieg des Faschismus in Frankreich, das wäre das wirtschaftliche und politische Zerschmetterung der werktätigen Massen, das wären für die Arbeiter Hungerlöhne, wäre Abschaffung der dürftigen Sozialgesetzgebung, Streikverbot, Verbot jedes Widerstandes gegen die Kapitalsoffensive, Zerstörung der Gewerkschaften, Auflösung oder Gleichschaltung der Genossenschaften.

Der Sieg des Faschismus wäre für die Beamten ‑ Gehaltsabbau, Entlassungen, auf die Spitze getriebener Kadavergehorsam. Die kleinen Geschäftsleute und Handwerker würden wehrlos der rücksichtslosen Ausbeutung durch das Großkapital, durch die Großgrundbesitzer, durch die Trusts, durch die Verkehrsgesellschaften, durch Herrn Mercier von der Elektrizitätsindustrie, durch Herrn De Wendel vom "Comité des Forges" (Hüttenkomitee) ausgeliefert.

Für die Bauern würde der Sieg des Faschismus bedeuten, daß man sie den Interessen, den Privilegien der Monopolkapitalisten, der Hochfinanz opfert.

Der Sieg des Faschismus würde eine arge Verhöhnung und Verfolgung der Intellektuellen bedeuten. Die größten Wissenschaftler, die hervorragendsten Gelehrten wie Perrin und Langevin sind bereits schmutzigen Angriffen der Faschisten ausgesetzt.

Der Sieg des Faschismus wäre die Unterdrückung jeglicher Freiheit, blutiger Terror, völlige Knechtschaft der werktätigen Bevölkerung, Einkerkerung und Ermordung der Vorkämpfer der Arbeiterklasse, Ausrottung der Kommunisten, Sozialisten, Republikaner, Demokraten. Wie in Deutschland, würden nach den Juden die Schläge gegen die Katholiken und Protestanten geführt werden.

Der Sieg des Faschismus wäre eine Katastrophe für das ganze Land, er wäre der Triumph der zügellosen Reaktion in ganz Europa.

Der Sieg des Faschismus wäre der Angriff auf die Sowjetunion.

Wir wollen um jeden Preis diese Katastrophe vermeiden, solche Greuel für unsere Länder, für Europa und für die ganze Welt verhindern.

Wir haben den Anfang gemacht!

Die Erfolge unserer Partei in der Organisierung der Einheitsfront und der Volksfront gegen den Faschismus sind darauf zurückzuführen, daß wir den unmittelbaren Forderungen der werktätigen Massen, der Verteidigung ihrer Tagesinteressen Beachtung schenken.

Wir kämpften und kämpfen gegen den Abbau der Löhne und der Gehälter, für die 40-Stundenwoche ohne Lohnabbau, für Kollektivverträge, für eine  wirkliche Sozialversicherung gegen alle Fälle und ausschließlich auf Kosten der Unternehmer und des Staates.

Wir kämpften und kämpfen für Arbeitsbeschaffung für die Arbeitslosen, für ihre Unterstützung, für die Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung, für die unentgeltliche Verpflegung und die Verteilung von Kohlen, Kleidung und Milch an die Kinder der Erwerbslosen.

In unseren Gemeinden haben wir für die Erwerbslosen getan, was nur irgendwie möglich war. So z. B. wird in Ivry durch städtische Verkehrsmittel für die kleinen Kinder der Erwerbslosen unentgeltlich Milch ins Haus gebracht. Den älteren Kindern werden unentgeltlich Mahlzeiten in der Schulkantine verabreicht.

Wir kämpften und kämpfen für den Schutz der Arbeiterkinder und der Arbeiterjugend. Unser kommunistischer Jugendverband hat unter der Anleitung des Zentralkomitees ein Programm von Maßnahmen zum Schutze der Interessen der Werktätigen Jugend ausgearbeitet, das zur Basis der Einheitsfront der Jugend geworden ist.

Wir kämpften und kämpfen für die Verteidigung der Interessen der kleinen Beamten, der Eisenbahner, der Postangestellten, gegen die Notverordnungen, gegen die Entlassungen und Absetzungen.

Wir kämpften und kämpfen für die Verteidigung der Rechte der ehemaligen Frontkämpfer und der Kriegsopfer, gegen den Abbau ihrer Pensionen.

Wir kämpften und kämpfen für die Wahrnehmung der Interessen der Mieter, der Krämer, der Handwerker und der Bauern. Wir haben die Herabsetzung der Mieten und Pachten, die Verminderung der Steuern, die Organisierung einer sofortigen Hilfe für alle Krisenopfer gefordert.

Wir kämpften und kämpfen gegen die Teuerung: wir ziehen die werktätigen Frauen in den Kampf gegen den großen Zwischenhandel hinein und sind gleichzeitig bestrebt zu verhindern, daß die Verbraucher gegen die Bauern oder kleinen Kaufleute gehetzt werden. Im Gegenteil, wir einigen sie gegen den gemeinsamen Feind: das Großkapital.

Wir haben die Bauern unterstützt, die gegen die niedrigen Preise ihrer Erzeugnisse demonstrieren: wir haben ein Schuldenmoratorium für sie beantragt, wir haben Krisenunterstützung, zinslose Darlehen, die Verteilung von Saatgut und Düngemittel für sie gefordert.

Wir haben gewisse Forderungen ausgearbeitet, haben aber auch nicht gezögert, Forderungen anderer, sogar der Kommunistischen Partei feindlich gegenüberstehender, Organisationen aufzugreifen, falls diese Forderungen dem Willen gewisser Schichten der Werktätigen und den Interessen der Arbeiterklasse entsprachen. Der Erfolg unserer Tätigkeit läßt sich am besten durch folgenden Auszug aus der Pariser Zeitung "La République" vom 21. Juli illustrieren:

"Die Kommunisten", heißt es in dieser Zeitung, "vervollkommnen mit jedem Tag ihre Taktik. Sie ist einfach, aber sie hat eine unbestreitbare Anziehungskraft: Man stützt sich systematisch auf die Unzufriedenen. Gibt es irgendwo einen Unzufriedenen, so stürzt man zu ihm hin: Genosse, die Kommunisten sind mit Dir. Werden die ehemaligen Frontkämpfer von den Notverordnungen betroffen? Genosse, hier sind die Kommunisten. Werden die Beamten von ihnen betroffen? Genosse, hier sind die Kommunisten. Die Kommunisten" ‑ sagt die Zeitung ‑ "stehen hinter den Pächtern, hinter den Teilpächtern, hinter den Bauern überhaupt, hinter den Mietern. Und weil ganz Frankreich unzufrieden ist, so sind sie die Anwälte des Landes."

Aber wir haben mehr getan, haben die dringenden Forderungen der werktätigen Massen nicht nur formuliert, sondern die Mittel zu ihrer Finanzierung aufgezeigt; wir haben Abstriche im Militär- und Polizeietat beantragt. Wir haben vor allen Dingen die Erhebung einer außerordentlichen und progressiven Vermögenssteuer beantragt. Unsere ganze Kampagne wird unter der Parole betrieben: "Die Reichen sollen zahlen." Wir haben dort, wo wir als Verwalter großer Gemeinden über die Mittel selbst verfügten, unsere eigenen Vorschläge auch verwirklicht. Der Staat erlaubt den Gemeinden, von den Handels- und Gewerbezwecken dienenden Lokalitäten eine progressiv gestaffelte Mietsteuer zu erheben. In Paris beträgt diese Steuer unterschiedslos 3 Prozent. Wir haben in Ivry, einer kommunistischen Gemeinde, folgende Staffelung eingeführt: 1 Prozent von Mieten unter 10.000 Franken ‑ kleine Geschäftsleute; 2 Prozent von mittleren Mieten von 10 bis 20.000 Franken und 6 Prozent von Mieten über 20.000 Franken. Diese Steuer hat unserem örtlichen Budget 1.275.000 Franken gegeben, und aus diesen von den Unternehmern in Ivry aufgebrachten Mitteln haben wir den Kindern der Arbeitslosen von Ivry gratis Milch zu beschaffen vermocht.

Das Zentralkomitee hat in den letzten Tagen einen Plan für die Sanierung der Finanzen ausgearbeitet. An die Spitze dieses Planes stellt es die Besteuerung der großen Vermögen und verschiedene Maßnahmen gegen die Reichen, neben der Verstaatlichung der Bank von Frankreich und der Kontrolle über die Privatbanken.

Eine weitere Voraussetzung unseres Erfolges in der Organisierung einer breiten antifaschistischen Front in Frankreich ist die Haltung der Partei in der Frage der bürgerlichen Demokratie und der revolutionären Traditionen des französischen Volkes, die wir wieder lebendig werden lassen.

Frankreich ist ein Land der alten bürgerlichen Demokratie, das klassische Land der bürgerlichen Revolution. Die Arbeiterklasse war an mehreren Revolutionen beteiligt; die Pariser Kommune war das erste Beispiel einer Diktatur des Proletariats. Der französische Bauer haßt die Nachkommen und Nachfolger der ehemaligen Feudalherren. Er haßt den Schloßherrn, den Pfarrer und den ehemaligen Adligen. Er weiß, daß die Große Revolution ihm den Boden gegeben hat. Im Jahre 1848 begriff der Bauer die zweite Republik nicht und warf sich Louis Bonaparte in die Arme, weil die Großbourgeoisie, die Finanzaristokratie, ihn seit Beginn der Februarrevolution mit neuen Steuern und Hypotheken belastet und folglich sein Parzellen-Eigentum bedroht hatte. Unter der Dritten Republik hat dann der französische Bauer, der noch immer den zahlreichsten Teil der Bevölkerung unseres Landes ausmacht, nennenswerte Vorteile genossen. Die Bourgeoisie hat ihn bis in die letzte Zeit hinein geschont. Er hatte die Illusion, daß er durch das allgemeine Wahlrecht Herr im Lande sei. In der Tat war und ist er das Zünglein an der Waage. Der französische Bauer ist Republikaner. Das ist kein leeres Wort. Es genügte, den faschistischen Redner Dorgère als Royalisten zu entlarven, um die Bauern des Wahlkreises Blois trotz ihrer Unzufriedenheit mit den Handlungen der von ihm angegriffenen Regierungsmänner zu veranlassen, ihn bei einer Ersatzwahl durchfallen zu lassen.

Unsere Kommunistische Partei hat ohne Zögern an diese revolutionären Traditionen angeknüpft.

Wir erheben im Namen der Arbeiterklasse, im Namen ihrer Bestrebungen Anspruch auf das geistige und revolutionäre Erbe der Enzyklopädisten des 18. Jahrhunderts, die durch ihre Schriften die Große Revolution von 1789 vorbereiteten. Wir zeigen, daß ihre materialistische Lehre vertieft, weitergebildet, bereichert durch das Genie Marx’, Engels’, Lenins und Stalins, der dialektische Materialismus, der Marxismus-Leninismus, die Theorie und Praxis des revolutionären Proletariats geworden ist, das bereits Herrscher und Erbauer des Sozialismus auf einem Sechstel des Erdballs ist.

Und dies zu einer Zeit, wo die Bourgeoisie und im besonderen der Faschismus uns in die Barbarei längst vergangener Jahrhunderte zurückwerfen wollen, das Werk der Enzyklopädisten verwerfen, die Darwinsche Theorie aus den Schulen verbannen, die Werke von Marx auf dem Scheiterhaufen verbrennen und Aberglauben und Unwissenheit verbreiten.

Wir erheben im Namen der Arbeiterklasse Anspruch auf das Erbe der revolutionären Kühnheit und Energie der Jakobiner.

Wir pflegen die Traditionen der Pariser Kommune. Wir pflegen die Traditionen von 1793 wie auch 1871.

Gegen den Chauvinismus der Faschisten und den Patriotismus der Geschützfabrikanten proklamieren wir unsere Liebe zur Heimat, die Liebe zu unserem Volke.

Damit meinen wir, daß wir stolz sind auf seine Vergangenheit, auf seinen hundertjährigen Kampf gegen Sklaverei und Unterdrückung. Und wir, die Urenkel der Sansculotten von 1792, der Krieger von Valmy, wir bestreiten das Recht der Aristokraten, der Emigranten-Sprößlinge von Koblenz, die im Troß des konterrevolutionären Auslandes nach Frankreich zurückkehrten, wir bestreiten das Recht des Herrn Obersten Graf de la Rocque, dessen Urgroßvater in der Armee des Grafen Condé und des Königs von Preußen stand, wir bestreiten ihr Recht, im Namen unseres Landes zu sprechen, wir entlarven sie als Verräter von gestern und Verräter von morgen, die, wie seinerzeit ihre Ahnen, wie heute die russischen Weißgardisten, bereit sind, mit der Waffe in der Hand gegen ihr Land zu gehen, um ihre Privilegien und ihre Profite zu enthalten oder wiederzugewinnen.

Die reaktionäre Presse hat gewettert und getobt, daß neben der roten Fahne an der Spitze der Demonstration vom 14. Juli die Tricolore mitgeführt wurde. Die reaktionäre Bourgeoisie weiß sehr wohl, daß das das Zeichen des Bündnisses des Kleinbürgertums mit der Arbeiterklasse ist, des Bündnisses, das sie über alles fürchtet. Wir lassen weder die Fahne der Großen Revolution, noch gar die Marseillaise der Soldaten des Konvents vom Faschismus usurpieren.

Als unser Genosse Duclos die Deklarationen der Kommunistischen Partei auf dem Volksfest des 14. Juli verlas, hat er klargemacht, was für uns die Marseillaise ‑ die Hymne der Vergangenheit ‑ und die Internationale ‑ die Hymne der Gegenwart und Zukunft ‑ bedeutet. Die Anwesenden stimmten darauf einen Vers der Marseillaise und einen Vers der Internationale an, um den Vertreter der Kommunistischen Partei zu begrüßen.

Schon vom letzten Jahre an haben wir uns an die Soldaten, die Söhne des Volkes, und an die republikanischen Offiziere gewandt. Wir haben unserer Hoffnung Ausdruck gegeben, daß sie sich nicht gegen das Volk mißbrauchen lassen werden, daß sie gegebenenfalls eine Verschwörung der reaktionären, faschistischen Offiziere und Generäle gegen die Volksfreiheiten und gegen das Land vereiteln werden.

Wir sind in den Augen der Volkmassen die Vorkämpfer der Freiheit und Unabhängigkeit des Landes, die Vertreter der gegenwärtigen und zukünftigen Interessen des französischen Volkes. Schon der Ton allein unserer Kampagnen, Reden, Artikel und Flugschriften drückt diese Erkenntnis der geschichtlichen Aufgabe der von ihrer revolutionären Partei organisierten und geleiteten Arbeiterklasse aus.

Diese Politik hat denn auch der Kommunistischen Partei Frankreichs erlaubt, eine Massenbewegung von bedeutendem Umfang auszulösen, anzustacheln und wirksam zu beeinflussen. Elemente der Arbeiterklasse, die bisher politisch indifferent waren, wurden zum politischen Leben erweckt. Bedeutende Schichten des Kleinbürgertums wurden in den Kampf gegen den Faschismus einbezogen.

Unter allen im Zeichen der Volksfront vereinigten sozialen Elementen und Kategorien gibt es natürlich besondere, verschiedene, widersprechende Interessen. Daraus folgt, daß die Partei verstehen muß, materielle Forderungen aller dieser Schichten durchzusetzen, die ganze Bewegung ideologisch und politisch zu beeinflussen und zu organisieren, daß sie sich auf den Standpunkt des Proletariats stellt, das die Interessen des gesamten arbeitenden Volkes Frankreichs vertritt. Aber die Forderungen zu formulieren, genügt noch nicht, das ist nur der erste Schritt. Wir müssen ‑ darüber legen wir uns Rechenschaft ab ‑ Massenaktionen zustande bringen, wenn wir für die Arbeiter, für die Angestellten, für die Bauern, für die Kriegsteilnehmer auch nur die kleinsten Erfolge herausholen wollen.

Wir müssen außerdem solche Losungen und Vorschläge formulieren, die die Bewegung weitertreiben. Wir sind die Partei des Proletariats, der am meisten ausgebeuteten, aber auch einheitlichsten Klasse, der am meisten verelendeten, aber auch revolutionärsten Klasse, derjenigen Klasse, die ihre völlige Befreiung erst von der vollständigen Umwandlung der Gesellschaft erwartet. Die Kommunistische Partei, ausgerüstet mit der marxistisch-leninistischen Theorie, ist somit allein imstande, eine konsequente Politik zu befolgen, wovon sie glänzende Proben in der Sowjetunion abgelegt hat. Dasselbe kann von unseren Bundesgenossen nicht gesagt werden. Das Kleinbürgertum in Stadt und Land haßt das Kapital, haßt vor allem die Bankiers, die über die Kredite verfügen; aber es glaubt an die ewige Existenz des Eigentums und sogar an die Möglichkeit, es zu vermehren. Die Vertreter der freien Berufe, die mittleren und höheren Angestellten stehen im Banne von Illusionen und Vorurteilen anderer Art. Sie glauben an die Möglichkeit der allmählichen friedlichen Verbesserung der heutigen Gesellschaft. Der Antifaschismus dieser Elemente ist mitunter etwas mit Chauvinismus durchsetzt. Als Faschismus betrachten sie vorwiegend den Hitlerismus und seine Nazi-Banden. Die Parteien und Gruppierungen des Mittelstandes spiegeln diese Illusionen und Vorurteile wider. Diese Parteien und Gruppierungen sind außerstande, eine konsequente Politik zu befolgen. Sie neigen zu Schwankungen. Wir bemühen uns, sie darüber aufzuklären, daß die antifaschistische Bewegung nur Erfolg haben kann, wenn die Arbeiterklasse ihr Kern ist, um den sich, einer Achse gleich, die werktätigen, nichtproletarischen Massen scharen.

Die Volksmassen in Stadt und Land, die Mittelschichten und insbesondere die Bauern, die radikale und die sozialistische Demokratie spielen gewiß eine sehr bedeutende historische, aber dennoch niemals eine selbständige Rolle, sei es, daß sie dem Einfluß der Großbourgeoisie, des Kapitals unterliegen und zum Werkzeug ihrer Politik werden, sei es, daß sie sich der Arbeiterklasse anschließen. Im ersteren Falle ist das Resultat eine Verstärkung der Ausbeutung und Unterdrückung der Werktätigen, und in unserer Epoche - der Faschismus. Dies bezeugt anschaulich die Erfahrung- Frankreichs in den Jahren 1848 bis 1852, Deutschlands seit 1918 bis 1933, Spaniens seit 1931.

Im zweiten Falle ist das Resultat - die Abschaffung der Ausbeutung und Unterdrückung des Volkes, das Aufblühen der Demokratie und der Volksfreiheiten. Das beweist in schlagendster Weise die Erfahrung der Sowjetunion.

Schließlich muß unsere Kommunistische Partei "Wunder an Organisation" vollbringen, um die antifaschistische Volksbewegung zu vereinheitlichen und zu stärken.

Trotz fühlbarer Fortschritte bleibt die Organisation unser schwacher Punkt. Wir haben Tausende von Komitees. Die Amsterdamer Bewegung unter der emsigen Leitung von Barbusse hat allein 2000 Komitees. Aber das ist noch durchaus nicht ausreichend. Die Partei muß dafür sorgen, daß diese Komitees in Versammlungen der Dörfer, Stadtviertel und Betriebe auf demokratischem Wege gewählt werden.

Genossen, unsere Partei hat dadurch, daß sie sich für die Forderungen aller werktätigen Schichten einsetzt und zu allen Fragen Stellung nimmt, die Volksfront im ganzen Lande zum Siege zu bringen verstanden. Wir haben verstanden, unseren Einfluß auf die Arbeiterklasse und auf die kleinen Leute des Mittelstandes bedeutend zu erweitern.

Als das Zentralkomitee im Oktober 1934 den Gedanken der Volksfront aufwarf und ihr Programm formulierte, konnten wir uns nicht vorstellen, wie rasch diese Politik von Erfolgen gekrönt sein würde.

Und jetzt? Die Partei hat breite Massen des Mittelstandes nach links, auf die Seite der Arbeiterklasse gerissen. Stark durch den Drang der Massen, hat sie dazu beigetragen, nacheinander zwei Ministerien zu stürzen. Neue Probleme treten nun vor unsere Partei. Es handelt sich um die eventuelle Möglichkeit einer Regierung der Einheitsfront oder der antifaschistischen Volksfront.

Wohl verstanden, hier kann für uns nicht die Frage stehen, uns auf eine Parlamentskombination nach der Art Brandlers 1923 in Sachsen einzulassen. Es handelt sich hier noch weniger um eine Arbeiterregierung, wie sie England oder manche skandinavische Länder kannten bzw. noch kennen; ebenso nicht um Koalitionsregierungen, wie sie in Belgien, in der Tschechoslowakei und in Spanien bestanden haben. Es handelt sich nicht darum, die Geschäfte der Bourgeoisie zu leiten. Es handelt sich darum, gegen den Faschismus zu kämpfen, ihm den Weg zur Macht zu verrammeln, gestützt auf den Auftrieb der Massen und auf ihre außerparlamentarische Aktion.

Als Kommunisten kämpfen wir für die Sowjetmacht, für die Diktatur des Proletariats: Wir wissen, daß dies das einzige Mittel ist, um für immer mit der Krise, mit dem Elend, mit dem Faschismus und mit dem Krieg Schluß zu machen. Aber wir wissen auch, daß vorläufig nur eine Minderheit der Arbeiterklasse und vor allem nur eine Minderheit des werktätigen Volkes Frankreichs unsere Überzeugung teilt und bereit ist, für die Errichtung der Sowjetmacht zu kämpfen. Die Sowjetmacht kann daher nicht das unmittelbare Ziel unserer gegenwärtigen Kämpfe sein. Aber wenn wir auch eine Minderheit sind, so können und müssen wir jedoch der Mehrheit des Landes den Weg weisen, die schon jetzt entschlossen ist, um jeden Preis die Diktatur der Faschisten zu verhindern, und müssen die Massen im Prozeß des Kampfes und durch ihre eigene Erfahrung von der Notwendigkeit überzeugen, zur Sowjetrepublik weiterzuschreiten.

Die Unzufriedenheit ist im Wachsen, äußert sich in zahlreichen Demonstrationen gegen die Notverordnungen. Es kann dahin kommen, daß durch die wachsende Volksfront eine Lage herbeigeführt wird, in der sie den leer gewordenen Platz der Regierung der "Nationalen Einheit" einzunehmen hat.

Eine neue Regierungskrise wird der Anfang einer ernsten politischen Krise sein. Die Kommunistische Partei, als der Vorkämpfer der Volksfront, kann hier den Gang der Ereignisse entscheidend beeinflussen. Wenn es der Volksfront an Geschlossenheit und an Mut fehlen wird ‑ und die Kommunisten müssen alles tun, es nicht so weit kommen zu lassen ‑, so kann auf die Laval-Regierung der Nationalen Einheit eine noch reaktionärere politische Formation folgen, die dem Faschismus noch mehr den Weg bereitet, es kann auf sie sogar eine faschistische Diktatur folgen. Rufen wir uns die Etappen ins Gedächtnis, die auf scheinbar legalen Wegen von der Regierung Hermann Müller über Brüning, von Papen und Schleicher zur Hitlerregierung geführt haben.

Wenn die Kommunistische Partei rechtzeitig, unter den Bedingungen der revolutionären Krise, ein Mindestprogramm an Übergangsmaßnahmen aufgestellt, propagiert, popularisiert und zur Annahme gebracht hat, Maßnahmen, die imstande sind, die wirtschaftliche und politische Macht der Bourgeoisie noch mehr zu erschüttern und die Kräfte der Arbeiterklasse zu starken, so kann der Ansturm der Massenbewegung dazu führen, daß die Schaffung einer Regierung der Volksfront notwendig wird, die unsere Partei unterstützen würde und an der sie sogar teilnehmen könnte.

Es ist das zweifellos eine kühne Politik, die große Festigkeit und Vorsicht erheischt. Unsere Partei kann eine solche Politik durchführen. Sie riskiert nicht, sich in den anderen Parteien aufzulösen, oder mit ihnen verwechselt zu werden. Wir haben uns in 15jährigem harten Kampf unseren Platz in der politischen Arena erobert. Nicht nur die Kommunistische Partei, ihre Mitglieder und Funktionäre und die mit ihr Sympathisierenden sind sich der besonderen Rolle und Ziele der Partei, die sie völlig unabhängig verfolgt, bewußt, sondern auch die Verbündeten und auch die Gegner des Kommunismus erkennen jetzt, jeder auf seine Weise, unser proletarisches und revolutionäres Gesicht an und rechnen mit unserer Kraft und unserer Aktivität.

Wir verdanken diese Unabhängigkeit insbesondere der Durchführung der Taktik Klasse gegen Klasse, die uns als eine völlig anders geartete, sich von allen anderen Parteien ‑ auch von der Sozialistischen Partei ‑ unterscheidende Partei erscheinen läßt.

Die Kommunistische Internationale hat einen ununterbrochenen Kampf geführt, um den Wunsch der Arbeiterklasse nach Einheit zu realisieren. Sie hat nicht aufgehört, sich für die Kampfeinheit aller Proletarier einzusetzen. Sie hat sich im Laufe von vielen, vielen Jahren erfolglos an die Sozialistische Arbeiterinternationale gewandt zur Organisierung der Einheitsfront in allen Ländern.

Die in Frankreich verwirklichte Einheitsfront hatte indessen große Wirkungen.

Seit 1922, im Verlauf von zwölf Jahren, haben wir uns 26 mal an die Sozialistische Partei gewandt. Man hat uns jedesmal abgewiesen, manchmal in gröbster Weise.

Der erste ernste Schritt wurde im Juli 1932 mit dem Kongreß von Amsterdam getan. Auf diesem Kongreß war die französische Delegation zahlreich vertreten. Sie umfaßte Sozialisten, die offiziell Sektionen, Gebiete und sogar Föderationen vertraten.

Als wir uns im März 1933, im Anschluß an das Schreiben der Kommunistischen Internationale, an die sozialistischen Arbeiter und an ihre Führung wandten, hat man uns nicht direkt geantwortet.

Indessen hatten sich die internationalen Ereignisse und insbesondere die Ereignisse in Deutschland auf die Stimmung der sozialistischen Arbeiter ausgewirkt, wie dies der Kongreß in Paris im Saale Pleyel 1933 zeigte.

Doch der entscheidende Vorstoß und Durchbruch dieser Stimmung datiert seit dem 6. Februar 1934, wo sich die sozialistischen Arbeiter Seite an Seite mit den kommunistischen Arbeitern in den Kampf stürzten, sich an der von der Kommunistischen Partei in Paris und in der Provinz beschlossenen Aktion beteiligten.

Am 30. Mai richteten wir an den Vorstand der Sozialistischen Partei die Aufforderung zur Organisierung eines gemeinsamen Kampfes für die Befreiung Thälmanns. Wir hatten eine erste Zusammenkunft mit Blum und Zyromski. Die Besprechungen dauerten mehrere Wochen und endeten noch einmal mit einer Absage der sozialistischen Parteiführung. Inzwischen aber hatte die sozialistische Seine-Föderation mehrere Vorschläge unserer Regional-Parteileitung angenommen. Insbesondere hatte sie sich einverstanden erklärt, am 8. Juli an einer Demonstration gegen die Feuerkreuzler teilzunehmen. Seitdem wurde in der ganzen Sozialistischen Partei die Initiative der Kommunisten von der Masse der sozialistischen Arbeiter immer aufmerksamer verfolgt, und als der Landesausschuß der Sozialistischen Partei am 15. Juli zusammentrat, sah er sich angesichts unseres öffentlich unterbreiteten Vorschlages eines Paktes für den gemeinsamen Kampf gegen Krieg und Faschismus zur Annahme der Einheitsfront genötigt.

Der Pakt hat der Arbeiterklasse Frankreichs viel gegeben. Er hat den Drang zur Gewerkschafteinheit verstärkt, er hat die Möglichkeit gegeben, in die Mittelstandskreise einzudringen. Wir müssen aber betonen, daß unsere Partei vor wie seit dem Pakt nicht einen Augenblick lang den wesentlichen Inhalt der Einheitsfront, die Aktion, vergessen hat.

Am 9. Februar. 1934 hatte die Initiative in unseren Händen gelegen, und am 10. Februar 1935 faßten wir den Beschluß, das Pariser Proletariat zur Ehrung des Andenkens seiner Toten vom 9. Februar aufzurufen. Der Beschluß wurde von uns allein gefaßt und wir richteten an die Sozialistische Partei die Einladung, sich an unserer Demonstration zu beteiligen.

Wir hatten auch die Initiative am 19. Mai dieses Jahres, dem Tag der traditionellen Demonstration an der Föderierten-Mauer, deren Organisierung unter Führung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei erfolgte. Die Seine-Bezirksorganisation der Sozialisten schlug uns zum 19. Mai eine Gegendemonstration vor. Wir haben ihnen geantwortet: Wir haben einen Beschluß gefaßt: Wenn ihr einverstanden seid, wenn ihr bereit seid, am 19. Mai an der Föderierten-Mauer zu demonstrieren, gut ihr werdet euren Platz im Demonstrationszug haben. Wenn ihr nicht einverstanden seid, werden wir die Demonstration ohne euch machen. Und die Seine-Bezirksorganisation der Sozialisten sah sich genötigt, ihren Gegenvorschlag fallen zu lassen und an unserer Demonstration teilzunehmen. 200.000 Arbeiter waren an der Föderierten-Mauer unter Führung der Kommunistischen Partei aufmarschiert. Parallel mit den Bemühungen zur Organisierung der Einheitsfront von unten haben wir uns bemüht, in den Organisationen den Kampf für die Gewerkschaftseinheit zu entfalten. Unsere Hauptetappe bei der Organisierung der Einheit der Arbeiterklasse in Frankreich muß die Verwirklichung der Gewerkschaftseinheit sein.

Und dank der Einheitsfront haben wir auch auf dem Wege zur Gewerkschaftseinheit, trotz des heftigen Widerstandes der CGT und vor allem einiger ihrer reaktionärsten Führer, die den Neo-Sozialisten angeschlossen sind, Fortschritte gemacht.

700 Einheitsgewerkschaften wurden geschaffen.

Die Gewerkschaften der Eisenbahner ‑ mit Ausnahme von zweien ‑ sind vereinigt. Lokale Einheitsgewerkschaften, Departements-Einheitsgewerkschaften wurden gebildet.

Die CGT war gezwungen, mit den Vertretern der CGTU die Diskussion über die Verwirklichung der Gewerkschaftseinheit wieder aufzunehmen.

Auf die Kommunistische Partei entfällt angesichts der Krise der Sozialistischen Internationale, angesichts ihres sinkenden Einflusses, ihres sinkenden Mitgliederbestandes eine große Verantwortung. Es geht darum, die sozialistischen Arbeiter nicht der Enttäuschung und Verzweiflung anheimfallen zu lassen. Es geht sogar darum, zu verhindern, daß ein Teil von ihnen zain Faschismus übergeht. Es geht darum, die sozialistischen Arbeiter unmittelbar an den gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus heranzuführen, auch wenn sie noch nicht ganz mit uns einverstanden sind, wenn sie die Vorurteile gegen uns, die der gemeinsame Kampf mit uns abschwächen oder ganz verschwinden lassen wird, noch nicht überwunden haben.

Wir haben, nach einem Wort von Blum, daran gearbeitet, die Einheitsfront unvermeidlich zu machen, Und wir haben sie unvermeidlich gemacht.

Als der französisch-sowjetische Vertrag über gegenseitige Hilfeleistung abgeschlossen wurde, insbesondere, als im Anschluß an die Unterredung des Ministerpräsidenten Laval mit unserem Genossen Stalin das Communiqué mit der Erklärung Stalins veröffentlicht wurde, in der das Verständnis für die Politik der nationalen Verteidigung Frankreichs gegen eine Aggression Hitlers ausgedrückt wurde, sowie die Notwendigkeit für Frankreich, seine materiellen Mittel auf die Höhe seiner Verteidigung zu bringen, erfolgte eine heftige Attacke gegen uns nicht nur von den Reaktionären sondern auch von Sozialistischer Seite. Es war Blum, der den Anfang machte. Auch die Trotzkisten, die Renegaten, die Anhänger der sögenannten Proletarischen Einheitspartei, Doriot, spielten ihre Rolle.

Doch schon am nächsten Tag fand die Versammlung der Pariser Kommunisten statt. Vor diesen Kommunisten erläuterte das Politbüro: 1. daß die Friedenspolitik der Sowjetunion im Einklang steht mit den von Stalin mit fester Hand durchgeführten historischen Weisungen Lenins und daß sie den Interessen des internationalen Proletariats entspricht; 2. warum und wieso unter solchen Verhältnissen und insbesondere angesichts des Machtantritts des Faschismus in einer Reihe von Ländern eine Zusammenarbeit Frankreichs und der Sowjetunion im Interesse der Erhaltung des Friedens möglich ist.

Wir haben hinzugefügt: Wir, die Arbeiterklasse und ihre Kommunistische Partei, werden mit aller Entschiedenheit unseren Kampf weiterführen gegen jeden Burgfrieden, gegen jede Ausnützung der Armee gegen die Arbeiterklasse, gegen die Unterjochung der Kolonialvölker durch den französischen Imperialismus. Wir solidarisieren uns auf keinen Fall mit der Klassenpolitik der französischen Bourgeoisie. Wir werden weiterhin im Interesse der Arbeiterklasse, an der Spitze der Arbeiterklasse gegen die Unterjochung, gegen die Rückkehr zur zweijährigen Dienstzeit kämpfen. Aber wir französischen Kommunisten beurteilen den Krieg nicht nach der Art der bürgerlichen reformistischen oder. pazifistischen Parteien, wir beurteilen den Krieg vom marxistischen Standpunkt und wir erklären, daß wir im Falle der Aggression gegen die Sowjetunion es verstehen werden, alle Kräfte zusammenzufassen, mit allen Mitteln die Sowjetunion zu verteidigen.

Im Anschluß an diesen Bericht wurde von den 5000 Kommunisten der Pariser Region einstimmig (gegen nur eine Stimme) eine zustimmende Resolution angenommen. Von dort aus gingen die Kommunisten in die Versammlungen und Meetings, die von der Partei aus Anlaß der  Generalratswahlen organisiert wurden und entwickelten dort die Thesen der großen Kundmachung, die wir sofort anschlagen ließen, um die vom Führer des internationalen Proletariats, Genossen Stalin, geäußerten Worte zu erklären.

Die Ergebnisse, Genossen, zeigten sich bei den Wahlen, die acht Tage später stattfanden: unsere kommunistische Partei steigerte ihre Stimmenzahl gegenüber den Gemeindewahlen, wir erhielten 12 Sitze im ersten und 13 Sitze im zweiten Wahlgang, das sind 25 Sitze von 50, also die Hälfte der Mandate im Generalrat des Departement Seine.

Lange Zeit hindurch stellten die sozialistischen Führer der Einheitsfront die organisatorische Einheit entgegen;  unsere Partei antwortete aber darauf: die Einheitsfront wird die Einheitspartei vorbereiten.

Als jedoch dank unserer Beharrlichkeit unter Unterstützung der Massen, die Aktionseinheit ihre ersten Schritte machte und sich entfaltete, haben wir selbst unsere Auffassung von einer proletarischen Einheitspartei vorgebracht.

Im vorigen November machten wir dem Landesausschuß der Sozialistischen Partei den Vorschlag, eine Vereinigungs-Landeskonferenz einzuberufen und zu ihrer Vorberatung gemeinsame Versammlungen der kommunistischen und sozialistischen Anhänger abzuhalten und dort sowohl das Problem der unmittelbaren Aktion als auch der Einheitspartei zu stellen.

Wir wiederholten unsere Vorschläge im Mai dieses Jahres in dem Dokument, das wir "Die Einheitscharte der Arbeiterklasse" nannten. Wir stellten folgende prinzipielle Forderungen auf:

a) keine Arbeitsgemeinschaft der Klassen;

b) keinen Burgfrieden;

c) Umwandlung des imperialistischen Krieges in den Bürgerkrieg;

d) Verteidigung der Sowjetunion unter allen Umständen und mit allen Mitteln;

e) Unterstützung der Kolonialvölker; revolutionärer Sturz der Bourgeoisie, Diktatur des Proletariats, Sowjetmacht als Form der Arbeiterregierung; konsequenter Internationalismus und Zugehörigkeit zu einer einheitlichen Weltpartei der Arbeiterklasse; demokratischer Zentralismus, Arbeit in den Betrieben.

Wir haben die wesentlichen Programmpunkte hinzugefügt, die der proletarische Staat verwirklichen, was er den verschiedenen Schichten der Werktätigen geben würde.

Ich komme zu den Schlußfolgerungen über die Frage der Einheitsfront. Die Einheitsfront hat sich für die Arbeiterklasse als nützlich erwiesen, sie hat es ihr ermöglicht, der Offensive den Faschismus und der Offensive des Kapitals besser zu widerstehen. Die Einheitsfront hat der Arbeiterklasse die Schichten des Kleinbürgertums gewonnen. Das Argument der Führer der Sozialdemokratie, daß die Einheitsfront die Mittelschichten von uns abstoßen würde, wurde durch die Tatsachen widerlegt. Die Einheitsfront hat die Mittelschichten dem Kommunismus nähergebracht. Die Einheitsfront hat unsere Kommunistische Partei gestärkt.

Die Kader selbst sind gewachsen. Gewiß, es hat große Schwierigkeiten gegeben, Schwankungen, Unsicherheiten, es ist nicht immer alles gut gewesen, es ist auch jetzt nicht alles gut, Genossen, aber welche Wandlung haben wir in dem Gefühl der Verantwortlichkeit und der Initiative bei unseren Genossen zu verzeichnen!

Aber nicht nur unserer Partei brachte die Einheitsfront gute Resultate, sondern auch unserem Kommunistischen Jugendverband. Angesichts der Notwendigkeit, die Jugend zu gewinnen, ihr Bedürfnis nach Aktivität der Demagogie des Faschismus zu entreißen, eine Jugendorganisation zu haben, die nicht die Organisationsformen und Losungen der Kommunistischen Partei kopiert, die die Masse der werktätigen Jugend organisiert, die die jungen Arbeiter gewinnt, sie schult und für die kommenden Schlachten formiert, war es nützlich und richtig, den großen Zusammenschluß, die riesige schon geleistete Aufgabe zu unterstreichen. Schon jetzt hat unser Kommunistischer Jugendverband seine Mitgliederzahl verfünffacht. Er hat einen großen Anteil an der Bewegung Amsterdam-Pleyel gehabt. Er hat auf der Plattform der Einheitsfront die republikanischen, atheistischen, sozialistischen Jugendorganisationen in die Bewegung hineingezogen. Er hat trotz der Weigerung der Sozialistischen Partei ein Abkommen mit der Sozialistischen Jugendorganisation abgeschlossen.

Die Arbeitersportbewegung hat sich vereinigt und hat zehntausende neue Anhänger gewonnen. Sie umfaßt zur Zeit fast 40 000 Mitglieder.

Genossen, wir hoffen, daß unsere Erfahrungen für die Arbeiter der anderen Länder von Nutzen sein werden. Und ich wende auch ganz besonders an meine Brüder in Deutschland, an die sozialistischen Arbeiter. Ich hoffe, daß ich an einem nicht mehr fernen Tage an dem von den braunen Banditen entweihten Grabe von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, Seite an Seite mit Thälmann ihren durch die Einheit der Arbeiterklasse eroberten Sieg werde feiern können.

Wir begrüßen, Genossen, mit Freude die von unseren Brüdern in Österreich und in Spanien, wo es zu Kämpfen gekommen ist, teilweise verwirklichte Aktionseinheit. Wir freuen uns, daß die Internationale es noch einmal mit aller Klarheit ausspricht, daß sie bereit ist zu Verhandlungen mit der Führung der Sozialistischen Arbeiterinternationale zur Organisierung der Einheitsfront und der Vorbereitung der völligen Einheit des internationalen Proletariats.

In Anbetracht der Lage in Frankreich ist es unsere Pflicht, an unsere eigene Arbeit, an unsere eigenen Erfolge immer größere Ansprüche zu stellen. Wir haben in unserer Bewegung und in unserer Partei noch immer große Schwächen in der Gewerkschaftsarbeit, in den gewerkschaftlichen Kämpfen, in der Arbeit unter den Bauern, den Frauen und überhaupt in der organisatorischen Arbeit. Und alles dies kann angesichts der vor uns liegenden Perspektive einer möglichen Regierung der antifaschistischen Volksfront zu großen Schwierigkeiten führen. Unter den Bauern haben wir auch Fortschritte zu verzeichnen; sie sind aber durchaus ungenügend.

Wir müssen die Langsamkeit, den zuweilen noch ungenügenden Schwung der Parteiarbeit, aller seiner Komitees, der Regionalkomitees, der Bezirkskomitees der von der Partei, von dem Zentralkomitee von ungenügend unterstützten Zellen feststellen.

Wir brauchen noch mehr Initiative, mehr Verantwortlichkeit, von den untersten Organisationen bis hinauf zur Spitze der Partei.

Es bedarf noch sehr großer Anstrengungen, um das ideologische Niveau  unserer Partei zu  heben.

Wir stehen in Frankreich vor großen Kämpfen. Schon in diesem Moment wächst die Gärung infolge der Durchführung der Notverordnungen. Die Beamten empören sich; das Kleinbürgertum verliert das Vertrauen zur Führung der bürgerlichen Parteien. Wir sehen einen Drang nach der Einheitsfront, der Einheit, der antifaschistischen Volksfront. Aber wir sehen auch, auf der Gegenseite, die wachsende Aktivität des Faschismus, die Verstärkung seiner Organisationen, seiner Kampfabteilungen. Die Bourgeoisie wird versuchen, unsere Partei zu isolieren, um sie zu schlagen.

Wir tragen eine große Verantwortung vor der Arbeiterklasse Frankreichs, vor dem Volk unseres Landes und vor dem internationalen Proletariat. Wir sind uns dieser Verantwortung bewußt, und der Verpflichtungen, die sie uns auferlegt.

Stärkung der Einheitsfront auf politischem und noch mehr auf wirtschaftlichem Gebiet; Verwirklichung der Gewerkschaftseinheit; Ausdehnung, Festigung der antifaschistischen Volksfront, Gewinnung der breiten Bauernmassen, Erzwingung der Auflösung und Entwaffnung der faschistischen Organisationen, die gegen das Volk und gegen die Republik konspirieren, die sich mit Hitler gegen den Frieden verschwören; Kampf gegen alle Formen der Reaktion, Kampf für die Säuberung der Armee, für die Verteidigung der Freiheiten, für die Verteidigung der Sowjetunion!

Um diese Aufgaben zu erfüllen, müssen wir unsere Kommunistische Partei stärken, indem wir uns von dem Gedanken Stalins leiten lassen: "Der Sieg der Revolution kommt nicht von selbst, man muß ihn vorbereiten und erkämpfen. Das kann nur eine starke revolutionäre proletarische Partei."

Wir haben den Willen, diese Aufgabe zu erfüllen.

Wir haben den Willen, der revolutionären Vergangenheit des französischen Volkes würdig zu sein, würdig zu sein der Kämpfer der ruhmreichen Kommune und des Beispiels der Bolschewistischen Partei, der Schöpferin der neuen sozialistischen Welt.

Wir wollen unserem Lande die Schande und die Greuel des Faschismus ersparen, an der Befreiung unserer unter dem Joch des Faschismus gebeugten Brüder teilnehmen, mit unserem ganzen Herzen, mit allen unseren Kräften den Kampf für Brot, Freiheit, Frieden, für die Verteidigung der Sowjetunion. Wir haben den Willen, weiterzuschreiten zum vollen Siege des Sozialismus, den wir erkämpfen werden unter dem unbesiegbaren Banner von Marx-Engels-Lenin-Stalin.

Wir wissen, daß der Kampf schwer sein wird, aber wir sind de Sieges sicher.