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7. Kongress der Kommunistischen Internationale
(25. Juli - 20. August 1935)

Wilhelm Pieck :
Schlußwort
nach der Diskussion über seinen Bericht

1. August 1935

 

 

Quelle:

Berichte über den VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, Rundschau über Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung, Basel 1935, 4. Jahrgang, Nr. 35, 37, 39, 40, 42, 45, 47, 49, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 65, 66, 67, 72 und 74.

Nachdruck:

Protokoll des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, Moskau 25. Juli‑20. August 1935, Band 1, Erlangen, K. Liebknecht Verlag, 1974.

Andere Quellen:

Wilhelm Pieck: 7. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale (25. Juli‑20. August 1935) - Bericht und Schlußwort zum ersten Punkt der Tagesordnung (Rechenschaftsbericht über die Tätigkeit des Exekutivkomitees der KI), Verlagsgenossenschaft ausländischer Arbeiter in der UdSSR, 1935.

 

 

 

 

 

 

Erstellt: November 2016

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Dokumente der Kommunistischen Internationale ‑ Übersicht

 

 

 

 

 

 

Die sechstägige Debatte über den Rechenschaftsbericht des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale, an der 60 Redner aus 46 Ländern teilnahmen, zeigte, welchen gewaltigen Entwicklungsweg die Kommunistische Internationale, die Avantgarde des Weltproletariats., seit dem VI. Weltkongreß zurückgelegt hat. Die kommunistischen Parteien sind in allen Ländern erstarkt und haben sich an die Spitze großer Massenbewegungen der Werktätigen gestellt. Hatten wir zur Zeit des VI. Weltkongresses in einer Reihe von Sektionen noch einen inneren Fraktionskampf aufzuweisen, so stehen heute die Komintern und ihre Sektionen geschlossen und einheitlich wie nie da. Von der ideologischen und politischen Geschlossenheit aller unserer Sektionen, sowie von der Zunahme ihres Einflusses auf die Massen haben die Debatten beredtes Zeugnis abgelegt.

Der Bericht des Exekutivkomitees fand die volle Billigung der Redner aller kommunistischen Parteien. Alles, was die in den Debatten aufgetretenen Genossen über die in ihren Kämpfen gemachten Erfahrungen geschildert haben, bestätigt in vollem Umfange die Richtigkeit der bolschewistischen Linie der Kommunistischen Internationale, ihre Analyse und ihre Perspektive der internationalen Entwicklung.

Die Schaffung der proletarischen Einheitsfront und die Schaffung der Volksfront aller Werktätigen zum Kampf gegen Kapitalsoffensive, Faschismus und Krieg ist von allen Sektionen als die Hauptaufgabe gestellt, wobei eine Reihe von Sektionen im Kampf um die Erfüllung dieser höchst wichtigen Aufgabe bereits einige Erfolge zu verzeichnen haben. Wir müssen aber leider feststellen, daß die Redner in den Debatten nicht genügend zu der im Bericht gezogenen internationalen Erfahrung Stellung genommen, sondern sich größtenteils darauf beschränkt haben, lediglich die Ereignisse in ihren eigenen Ländern sowie die dort gemachten· Erfahrungen zu beleuchten.

In dem Bericht des Exekutivkomitees der Komintern wurde an der Arbeit und an den Fehlern verschiedener unserer Parteien überaus ernste Kritik geübt. Die meisten Genossen haben wohl in ihren Diskussionsreden die Berechtigung dieser Kritik anerkannt, sind aber bei weitem nicht alle auf die Schlußfolgerungen eingegangen, die gezogen werden müssen, um ihre Arbeit zu verbessern. Wir erwarten, daß die Genossen in der Aussprache zum zweiten Punkt der Tagesordnung, der die Probleme der Einheitsfront stellen wird, diese Scharte auswetzen werden.

Es ist auch zu bemerken, daß in den Ausführungen einiger Redner eine Selbstzufriedenheit über die erzielten Erfolge hervortrat und nicht genügend aufgeklärt wurde, warum trotz der günstigen Bedingungen unser Einfluß in den Massen nicht stärker verankert werden konnte.

Genosse Cachin sprach von der großen Arbeit, die die Kommunistische Partei Frankreichs im Kampfe um die Einheitsfront des Proletariats und um die Volksfront aller Werktätigen gegen den Faschismus geleistet hat. Die Taktik der französischen Genossen hat sich bewährt und der Partei große politische Erfolge gebracht, jedoch bedürfen die vorhandenen Erfolge noch der Verankerung. Aber die faschistische Gefahr ist in Frankreich außerordentlich groß und darum sind wir berechtigt, von den französischen Genossen weitere Erfolge im Kampfe gegen den Faschismus auf der Grundlage der richtigen Linie zu fordern, die die Partei eingeschlagen hat· und die vorbildlich für die gesamte Kommunistische Internationale ist.

Wir stehen in Frankreich vor gewaltigen Kämpfen. Beide Lager mobilisieren zu diesen Kämpfen und Sieg oder Niederlage der Volksfront wird für die gesamte internationale· Arbeiterbewegung, für die gesamte Weltlage von ungeheurer Tragweite sein.

Die Arbeit unserer französischen Partei, die es verstanden hat, den Willen zum Widerstand gegen die faschistische Barbarei in den breitesten Schichten des französischen Volkes zu wecken und zu organisieren, muß für alle unsere Parteien ein             Beispiel sein.

Der Vertreter der Kommunistischen Partei Spaniens, Genosse Garcia, gab uns ein lebendiges Bild von den großen Oktoberkämpfen und den Bemühungen der Partei um die Herstellung der Einheitsfront des Proletariats.

Die Kommunistische Partei Spaniens hat jedoch noch bedeutende Schwächen aufzuweisen. Unsere Genossen in Spanien haben es nach dem bewaffneten Kampf im Oktober 1934 nicht wie die KP Österreichs verstanden, die Massen über die Fehler der sozialdemokratischen Kampfleitung aufzuklären und eine Wendung großer sozialdemokratischer Massen zum Kommunismus herbeizuführen.

Wir haben die absolute Zuversicht, daß die spanischen Genossen, die sich auf dem richtigen Wege befinden, die Mängel ihrer Arbeit nicht nur abstellen, sondern auch weitere große Erfolge erreichen werden.

Genosse Furini äußerte im Namen der italienischen Delegation seine völlige Übereinstimmung mit meiner Erklärung, die den Beginn eines Umschwungs in den Stimmungen der italienischen Arbeiter feststellt. Damit allein ist es jedoch nicht getan. Die Kommunistische Partei Italiens arbeitet noch schwach in den faschistischen Organisationen. Ohne eine ernste Arbeit in diesen Organisationen wird sie aber keine Fühlung mit den breiten Massen bekommen. Es gilt, die Überreste der sektiererischen Einstellungen zu überwinden, damit die Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen besser entfaltet werden kann. Das ist umso notwendiger, als die im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Krieg gegen Abessinien entstehende Situation erheischt, daß die Partei zum wirklichen Führer der breiten Massen· der Arbeiterklasse wird.

Die hier auf dem Kongreß· aufgetretenen drei chinesischen Genossen haben uns ein Bild von den sich in China abspielenden Kämpfen entrollt und uns gezeigt, wie die chinesische Partei unter den schwierigsten Verhältnissen den Kampf gegen die einheimischen und fremden Unterdrücker, den Kampf um die Sowjetmacht organisiert. Ihre Reden gewährten uns einen Einblick in den großen Weg, den die Kommunistische Partei Chinas in der Zeit zwischen dem VI. und VII. Kongreß zurückgelegt hat, ein Weg, der die Herzen der Kommunisten der ganzen Welt mit Stolz und Freude erfüllt. Die Genossen haben uns aufgezeigt, wie die Partei zu einer riesigen Massenorganisation geworden ist, wie eine Rote Armee geschaffen wurde, wie der neue Sowjetstaat aufgerichtet wird. Sie haben uns aufgezeigt, wie Heerführer und Staatslenker aus ehemaligen Arbeitern, Bauern, Handwerkern und Studenten hervorgegangen sind und wie unter Führung der Partei, ein 450 Millionenvolk, das von den Imperialisten getreten und gemartert wird, den Kampf um· seine Befreiung führt.

Die Kommunistische Partei Chinas ist für alle Kommunisten der Kolonien und der abhängigen Länder vorbildlich. Aber neben der Kommunistischen Partei Chinas standen auch die kommunistischen Parteien einiger kolonialer Länder in der Zeit zwischen dem VI. und VII. Kongreß an der Spitze breiter Massenbewegungen, die allerdings von den Imperialisten niedergeschlagen wurden. Die Parteien dieser Länder müssen nunmehr ihre Kräfte zu neuen Kämpfen sammeln.

Eine Reihe Parteien der Kolonialländer, die noch unbedeutende Vorhutgruppen darstellen, müssen ihre Aufmerksamkeit jetzt darauf konzentrieren, durch die Organisierung des Kampfes selbst um die geringsten Tagesforderungen revolutionäres Bewußtsein in die breiten Arbeitermassen hineinzutragen und Kader von Revolutionären zu schaffen. Das in den Sektionen dieser Länder noch verbreitete Sektierertum muß mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden.

Alle Genossen, die in der Diskussion das Wort ergriffen, haben die Notwendigkeit unserer Arbeit in allen Massenorganisationen der Werktätigen anerkannt. Solche Bekenntnisse zur Notwendigkeit der Massenarbeit haben wir schon früher auf unseren Tagungen des EKKI-Plenums gehört und trotzdem ist diese Arbeit nur sehr langsam vorwärtsgegangen. Das ist nur dadurch zu erklären, daß die Kommunisten es vorziehen, nur in revolutionären Organisationen zu arbeiten und die tagtägliche Kleinarbeit in den durch die reformistischen, bürgerlich-demokratischen oder faschistischen Parteien geschaffenen Organisationen als eine zweitrangige, nicht so wichtige oder eines Kommunisten sogar unwürdige Aufgabe zu betrachten. Mit solchen Ansichten und Einstellungen müssen wir ganz entschlossen aufräumen.

In dem Rechenschaftsbericht des EKKI wurde eine Reihe wichtiger Unzulänglichkeiten nicht nur in der Arbeit einzelner Sektionen, sondern auch in der Arbeit des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale hervorgehoben. Das Exekutivkomitee der Komintern hält die Verbesserung seiner Arbeit für dringend notwendig und wichtig. Eine Reihe von Sektionen hat eigene Vorschläge zur Verbesserung der Arbeit des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale eingebracht und einige derselben habe ich bereite im Bericht des Exekutivkomitees erwähnt. Der auf Grund der Delegationsvorschläge verfaßte Resolutionsentwurf unterbreitet euch diese Verbesserungsvorschläge zur Bestätigung.

In der Arbeit des Exekutivkomitees ist eine Reihe von Mängeln unterlaufen. Es ist natürlich nicht von ernster Bedeutung, wenn in einzelnen Fällen das Exekutivkomitee diesen oder jenen Brief, der keine grundlegenden politischen Fragen unserer Bewegung berührte, nicht rechtzeitig beantwortete. Es ist durchaus möglich, daß solche Fälle vorgekommen sind, und daß auch der Genosse Müller von der Kommunistischen Partei Luxemburgs mit seiner Beschwerde darüber durchaus recht hat. Jedoch weit wichtiger sind jene Fälle, wo sich das Exekutivkomitee bei der Unterstützung dieser oder jener Sektion in wichtigen politischen Fragen verspätete. Mit diesen allgemeinen politischen Mängeln der Arbeit des Exekutivkomitees hat sich in der Debatte besonders Genosse Campbell, der Vertreter der Kommunistischen Partei Englands befaßt. Wir heben ausdrücklich hervor, daß wir die Kritik des Genossen Campbell durchaus begrüßen. Aber diese Kritik trifft nicht ganz zu. Wenn ich etwas ausführlicher auf diese Kritik eingehe, dann nur zu dem Zweck, um die Frage, die Genosse Campell aufgeworfen hat, noch etwas mehr in den Vordergrund zu rücken.

Das Exekutivkomitee trägt in gleicher Weise wie die Sektionen die Verantwortung für alle unsere Mängel. Aber in seinem Bestreben, die Arbeit zu verstärken und zu verbessern, kann sich das Exekutivkomitee der Komintern nur auf die Sektionen selbst stützen. Wir haben ausdrücklich den großen Mangel hervorgehoben, daß das Exekutivkomitee in seiner Arbeit von den Sektionen nicht genügend unterstützt wurde. Die Fehler und Mängel unserer Arbeit können wir nur dann beseitigen, wenn im Exekutivkomitee die besten Vertreter der Sektionen ständig mitarbeiten und wenn die Sektionen selbst die entsprechenden Angelegenheiten dem Exekutivkomitee unterbreiten werden.

Der Genosse Campbell ist besonders ausführlich auf die Gewerkschaftsarbeit und die dabei zutage getretenen sektiererischen Einstellungen eingegangen. Er stellte die Frage, ob es richtig sei, daß die ganze Verantwortung für die in der Streikstrategie und· Streiktaktik zutage getretenen sektiererischen Fehler auf den einzelnen Parteien lastet und ob das Exekutivkomitee rechtzeitig die Initiative ergriff, um die Tendenzen zur Negierung der Arbeit in den reformistischen Gewerkschaften zu bekämpfen.

In dem Bericht des Exekutivkomitees wurden ausführlich, unter Anführung entsprechender Stellen aus der Straßburger Resolution, die in der Gewerkschaftsarbeit zutage getretenen sektiererischen Fehler verurteilt. Aber der Genosse Campbell hat in seiner Kritik nicht genügend berücksichtigt, daß sich das 10., das 11. und das 12. Plenum des Exekutivkomitees der Komintern gegen die, auch in der Straßburger Resolution unterlaufenen sektiererischen Tendenzen in der Gewerkschaftsfrage ausgesprochen hat. Ich bin deshalb genötigt, einiges zu zitieren.

In der Resolution des 10. EKKI-Plenums wird ausdrücklich gesagt, daß die Kommunisten "keineswegs die Arbeiter zum Austritt aus den reformistischen Gewerkschaften auffordern" dürfen. Es heißt über die Arbeit in den reformistischen Gewerkschaften: "Im Gegenteil, diese Arbeit muß noch verstärkt werden". Mehr noch, das 10. EKKI-Plenum sprach sich ganz entschieden gegen die "gefährlichen Tendenzen zum Verzicht auf die Arbeit in den reformistischen Gewerkschaften" aus, gegen jegliche "Revision der Beschlüsse" über die Arbeit innerhalb der reformistischen Gewerkschaften. Es wird dabei weiter in diesem Beschluß des 10. EKKI-Plenums folgender Satz aus Lenins "Der Radikalismus, die Kinderkrankheiten des Kommunismus" zitiert: "Um den “Massen” zu helfen, und die Unterstützung, die Sympathie, den Anhang der “Masse” zu erwerben, darf man nicht die Schwierigkeiten fürchten, darf man keine Intrigen, keine Tücken, keine Schikanen, Beleidigungen, Verfolgungen seitens der “Führer” fürchten [...] und muß unbedingt dort arbeiten, wo die Massen sind".

Das 11. EKKI-Plenum erklärt in seiner Resolution, daß ein Hauptmangel in der Arbeit der meisten Sektionen der Komintern

in der opportunistischen oder sektiererischen Unterschätzung und Vernachlässigung der ungeheuer wichtigen Arbeit innerhalb der reformistischen Gewerkschaften

besteht.

Auch das 12. EKKI-Plenum hat gegen die antigewerkschaftlichen Tendenzen scharf Stellung genommen. Ich zitiere nur folgenden Abschnitt aus der Resolution:

Eine der wichtigsten Ursachen der ungenügenden Mobilisierung der Massen durch die kommunistischen Parteien und die revolutionären Gewerkschaftsorganisationen zum Kampf gegen die Kapitalsoffensive ist die unzulässig schwache Arbeit in den reformistischen Gewerkschaften [...] Der Einfluß der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie [...] kann weder durch Geschrei über die Zerstörung der Gewerkschaften, die die Kommunisten nicht anstreben, noch durch Flucht aus den Gewerkschaften, sondern nur durch zähe. Arbeit in den reformistischen Gewerkschaften, durch den Kampf um jeden wählbaren Posten in der Gewerkschaft [...] gebrochen werden!

Ich denke also, daß kein Grund besteht, dem Exekutivkomitee den Vorwurf zu machen, daß es nicht die Initiative ergriffen habe, um den sektiererischen Tendenzen in der Gewerkschaftsarbeit zu begegnen.

Nichtsdestoweniger ist es möglich, daß das Exekutivkomitee tatsächlich in einigen Fällen nicht sofort und nicht mit der gebührenden Energie gegen sektiererische Tendenzen, die in der Partei- und besonders in der Gewerkschaftsarbeit zutage getreten sind, eingegriffen hat.

Auch in der Korrektur der Straßburger Konferenzbeschlüsse hat sich das Exekutivkomitee eine gewisse Verspätung dadurch zuschulden kommen lassen, daß es nicht sofort die Formulierungen änderte, die sich als fehlerhaft erwiesen, große Entstellungen in der Arbeit der Sektionen hervorriefen und auch nicht mehr auf die veränderte Situation paßten.

Genosse Campell hat sich darüber beschwert, daß der Kommunistischen Partei Englands die Straßburger Resolution, wie er sagt, als vollkommen korrekt in allen ihren Einzelheiten und Formulierungen "aufgezwungen" worden sei. Das Exekutivkomitee hat aber stets die besonders gearteten Verhältnisse in England berücksichtigt und unsere englischen Genossen besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die in England stark verankerten gewerkschaftlichen Traditionen bei der Arbeit der Partei in Rechnung zu stellen sind, und daß besonderes Gewicht auf die Arbeit in den Gewerkschaften und auf den engsten Kontakt mit den gewerkschaftlich organisierten Arbeitern zu legen ist. Wenn bei der Arbeit der Kommunistischen Partei Englands rechte Fehler gemacht wurden und die Komintern diese Fehler kritisieren mußte, so darf das nicht als eine Begünstigung sektiererischer Fehler ausgelegt werden.

Nun zur Jugendfrage. Es ist von dem Genossen Browder von der amerikanischen Delegation bemängelt worden, daß in dem Bericht des Exekutivkomitees die Jugendfrage zu kurz gekommen sei. Er hat damit recht. Wir hätten in dem Bericht noch mehr die großen Mängel aufzeigen müssen, die in der Arbeit unserer Sektionen, in der Gewinnung der werktätigen Jugendmassen und in der· Unterstützung unserer kommunistischen Jugendverbände bestehen.

Die Gewinnung der werktätigen Jugendmassen ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, besonders im Kampf gegen Faschismus und imperialistischen Krieg. Unsere Sektionen in den Ländern mit legalen und illegalen Arbeitsbedingungen müssen der Gewinnung der Jugend größte Aufmerksamkeit zuwenden und die praktischen Maßnahmen treffen, die unter Berücksichtigung des Dranges der Jugend nach aktiver Betätigung auf sportlichem, kulturellem und. politischem Gebiet geeignet sind, die Jugend in die Einheitsfront einzubeziehen und zu verhindern, daß sie der faschistischen Demagogie zum Opfer fällt.

Vom Genossen Furini aus der italienischen Delegation wurden sehr ernste Vorwürfe gegen das Exekutivkomitee der Kommunistischen Jugendinternationale erhoben. Er warf dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Jugendinternationale vor, daß es eine sektiererische Einstellung habe und sich deshalb nicht imstande erwiesen· habe, die kommunistischen Jugendverbände richtig zu leiten. Diese Behauptung ist zweifellos überspitzt. Aber Tatsache ist, daß lange Zeit in der KJI starke sektiererische Einschläge vorhanden waren, die verhinderten, daß eine .Jugendbewegung von wirklichem Massencharakter geschaffen werden konnte. Die Lage in der KJI hat sich in den letzten Jahren wesentlich gebessert. Aber trotzdem trägt die Jugendbewegung noch keinen Massencharakter und hat noch sehr starke Elemente des Sektierertums aufzuweisen.

Genosse André, der im Namen des Exekutivkomitees der Kommunistischen Jugendinternationale sprach, hat aufgezeigt, wie die KJI bestrebt gewesen ist, die Kommunistischen Jugendverbände zu einer wirklichen Massenarbeit unter der werktätigen Jugend zu veranlassen. Seine Kritik an den sektiererischen Fehlern war durchaus richtig, aber sie hatte den Mangel, daß sie über einen allgemeinen Rahmen nicht hinausging, daß eine konkrete Selbstkritik an der Arbeit der KJI fehlte. Auch ist keine gründliche Analyse der Ursachen der sektiererischen Fehler unternommen und es sind keine konkreten Vorschläge zur Überwindung dieser Mängel gemacht worden.

Gewiß trägt die KJI in hohem Grade die Verantwortung für die Schwäche der Arbeit unter der Jugend. Aber wir, das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale, wir, die kommunistischen Parteien, tragen zusammen mit der KJI die volle Verantwortung für die Gewinnung der werktätigen Jugend für den revolutionären Kampf. Die Sektionen der Kommunistischen Internationale müssen die Jugendbewegung als einen der· wichtigsten Frontabschnitte ihrer Arbeit betrachten und den Kampf um die Gewinnung der Massen der werktätigen Jugend für die Einheitsfront, um· ihre Einbeziehung in den revolutionären Kampf führen.

Es ist die Aufgabe des Exekutivkomitees das Schwergewicht seiner Tätigkeit auf die Ausarbeitung der grundlegenden und politischen und taktischen Einstellungen der internationalen Arbeiterbewegung zu verlegen und mehr als bisher zu vermeiden, in die inneren organisatorischen Angelegenheiten der Sektionen einzugreifen. Wir sind eine Weltpartei mit eiserner Disziplin, im Gegensatz zur II. Internationale.

Das Exekutivkomitee wird selbstverständlich auch weiterhin eingreifen, wenn sich in der Arbeit unserer Sektionen große· Mängel herausstellen. Aber das Schwergewicht soll ‑ um es noch einmal zu betonen ‑, eben auf die Ausarbeitung der grundlegenden politischen und taktischen Einstellungen der internationalen Arbeiterbewegung verlegt werden.

Genossen!

Vor den Massen ist die Frage gestellt:

Faschismus oder Sozialismus, Krieg oder Frieden?

Die eine oder andere Lösung hängt von der Kraft unserer Klasse, von der Arbeit ihrer Avantgarde, von den Kommunisten ab.

Unseren Sektionen fällt eine kolossale Verantwortung dafür, in kürzester Frist den Einfluß auf die Massen so zu steigern, daß es unseren Sektionen möglich ist, diese Massen in die entscheidenden Kämpfe zu führen.

Wir treten in einen Zeitabschnitt der Überwindung der Spaltung der Arbeiterklasse ein und schaffen damit in der Arbeiterklasse die Kräfte; die fähig sind, den Kapitalismus zu stürzen und die Diktatur des Proletariats aufzurichten.

Unsere Marschroute, die wir einschlagen, ist die Schaffung der proletarischen Einheitsfront, ist die Schaffung der Gewerkschaftseinheit, die Schaffung der Volksfront aller Werktätigen, ist· die Schaffung einer einheitlichen revolutionären Partei des Proletariats auf den erprobten theoretischen und organisatorischen Grundlagen der Lehre von Marx-Engels-Lenin-Stalin.

Wir, die Kommunisten, sind die Initiatoren und Organisatoren der breitesten Kampffront der Arbeiter für Frieden, Freiheit und Brot, gegen die Front der Ausbeuter und Unterdrücker.

Die Schaffung einer solchen Front ist nicht leicht. Wir Kommunisten müssen es dahin bringen, uns den Massen verständlich zu machen, in ihrer Sprache zu ihnen zu sprechen, die Massen zu packen und zu leiten.

Wir müssen es lernen, Millionen Menschen ·mit verschiedenen Ansichten, Überzeugungen und· Weltanschauungen in den gemeinsamen Kampf zu führen. Dazu müssen wir den Stil und· die Methoden unserer Arbeit so ändern, daß wir in kürzester Frist ein Maximum breiter Verbindungen mit diesen Massen erreichen.

Wir Kommunisten müssen es verstehen, jede Änderung in der Politik der Bourgeoisie des jeweiligen Landes, jeden Gegensatz unter den herrschenden Klassen zur Abwehr der Reaktion, des Faschismus, der Kriegsgefahr und der Kapitalsoffensive auszunutzen.

Die Arbeiter und Bauern der Sowjetunion unter Führung der Partei Lenins und Stalins haben den Arbeitern der ganzen Welt den Weg gezeigt.

Der Sieg des Sozialismus in der Sowjetunion gibt uns, den Kommunisten, und den Massen die Kraft, diesem Beispiel zu folgen.

Die Gegenüberstellung, die der Genosse Popow in seiner eindrucksvollen Rede vornahm, als er die Entwicklung der Sowjetukraine und die Entwicklung der unter der Herrschaft der polnischen Pans stehenden Westukraine verglich, zeigt an einem einzelnen Ausschnitt den Kontrast der zwei Welten ‑ der Welt des Sozialismus und der Welt des Kapitalismus.

Die Bourgeoisie drängt zum Faschismus und zum Krieg, um sich aus der Umklammerung der revolutionären Front der werktätigen Massen zu retten. Es liegt an uns, an uns Kommunisten, es liegt an der Arbeiterklasse, ob das der Bourgeoisie gelingt.

Niemals noch war die Verantwortung der kommunistischen Parteien so groß und so ernst gestellt wie heute.

Der VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale und ihre Sektionen rufen die werktätigen Massen zum gemeinsamen Kampf um Freiheit, Friede, Brot, Sowjetmacht und Sozialismus.

Unsere Losung im Kampfe um die Gewinnung der Mehrheit des Proletariats ist:

Breitere Front! Tiefer in alle Massenorganisationen hinein!

Unsere Aufgabe innerhalb der ·kommunistischen Parteien ist:

Stärkung der Parteien und Hebung des politischen Niveaus unserer Parteiorganisationen!

Genossen! Auf zum Kampf um die Erfüllung unserer höchsten geschichtlichen Aufgabe:

Befreiung, Wohlstand und Glück für die gesamte werktätige Menschheit!