7. Kongreß der Kommunistischen Internationale

Georgi Dimitrow

Ansprache in der Schlußsitzung:
Die jetzigen Herrscher der kapitalistischen Welt sind vorübergehende Leute
‑ der wirkliche Herr der Welt ist das Proletariat!

20. August 1935





Dies ist die Druckversion von:
http://321ignition.free.fr/pag/de/lin/pag_007/
1935_08_20_KI_VII_Dimitrow.htm

 

Quelle: Berichte über den VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, Rundschau über Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung, Basel 1935, 4. Jahrgang, Nr. 35, 37, 39, 40, 42, 45, 47, 49, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 65, 66, 67, 72 und 74.

Abgedruckt in:

Protokoll des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale - Band 1 - Erlangen, Karl Liebknecht Verlag, 1974.

 

Genossen! Der VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale, der Kongreß der Kommunisten aller Länder und Weltteile, beendet seine Arbeit.

Welches sind seine Ergebnisse, was stellt der Kongreß für unsere Bewegung, für die internationale Arbeiterklasse, für die Werktätigen aller Länder dar?

*

Dieser Kongreß war ein Kongreß des vollen Triumphes der Einheit zwischen dem Proletariat des Landes des siegreichen Sozialismus ‑ der Sowjetunion ‑ und dem für seine Befreiung kämpfenden Proletariat der kapitalistischen Welt. Der Sieg des Sozialismus in der Sowjetunion, ein Sieg von welthistorischer Bedeutung, löst in allen kapitalistischen Ländern eine mächtige Bewegung zum Sozialismus aus. Dieser Sieg festigt das Werk des Friedens zwischen den Völkern, erhöht das internationale Gewicht der Sowjetunion und ihre Rolle als mächtiges Bollwerk der Werktätigen in ihrem Kampf gegen das Kapital, gegen Reaktion und Faschismus. Es festigt die Sowjetunion als Basis der proletarischen Weltrevolution. Er bringt in der ganzen Welt nicht nur die Arbeiter, die sich immer mehr dem Kommunismus zuwenden, sondern auch Millionen von Bauern, von schaffenden kleinen Leuten der Stadt, einen bedeutenden Teil der Intellektuellen und die versklavten Kolonialvölker in Bewegung, er begeistert sie zum Kampf, er erhöht ihr Gefühl der Verbundenheit mit dem großen Vaterland aller Werktätigen und steigert ihre Entschlossenheit, den proletarischen Staat gegen alle seine Feinde zu unterstützen und zu verteidigen.

Dieser Sieg des Sozialismus hebt den festen Glauben des internationalen Proletariats an seine eigenen Kräfte und an die reale Möglichkeit seines eigenen Sieges, einen festen Glauben, der selbst zur gewaltigen Aktionskraft gegen die Herrschaft der Bourgeoisie wird.

Der Zusammenschluß der Kräfte des Proletariats der Sowjetunion mit den Kampfkräften des Proletariats und der werktätigen Massen in den kapitalistischen Ländern birgt in sich die gewaltige Perspektive des kommenden Zusammenbruchs des Kapitalismus und die Gewähr für den Sieg des Sozialismus in der ganzen Welt.

*

Unser Kongreß legte die Grundlagen zu einer derart umfassenden Mobilisierung der Kräfte aller Werktätigen gegen den Kapitalismus, wie es wie in der Geschichte des Kampfes der Arbeiterklasse noch niemals gegeben hat.

Unser Kongreß stellte dem internationalen Proletariat als wichtigste nächste Aufgabe die politische und organisatorische Zusammenschweißung seiner Kräfte und die Liquidierung der Isolierung in die es durch die sozialdemokratische Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie gebracht worden ist, die Zusammenschweißung der Werktätigen, um die Arbeiterklasse in einer breiten Volksfront gegen die Offensive des Kapitals und der Reaktion, gegen Faschismus und Kriegsgefahr in jedem einzelnen Land und auf dem internationalen Schauplatz.

Wir haben diese Aufgabe nicht ausgeheckt. Die Erfahrung der internationalen Arbeiterbewegung selbst und vor allem die Erfahrung des Proletariats Frankreichs hat sie aufgeworfen. Das Verdienst der Kommunistischen Partei Frankreichs besteht darin, daß sie begriff, was man heute tun muß, daß sie nicht auf die Sektierer hörte, die die Partei hin und her zerrten und die Verwirklichung der einheitlichen Kampffront gegen den Faschismus hinderten, sondern kühn, auf bolschewistische Art durch den Pakt über gemeinsame Aktionen mit der Sozialistischen Partei die Einheitsfront des Proletariats als Grundlage für die in Bildung begriffene antifaschistische Volksfront vorbereitete. Durch dieses Werk, das den Lebensinteressen aller Werktätigen entspricht, rücken die französischen Arbeiter, Kommunisten und Sozialisten, die französische Arbeiterbewegung erneut auf den ersten, führenden Platz im kapitalistischen Europa und zeigen, daß sie würdige Nachkommen der Kommunarden und Träger des ruhmreichen Vermächtnisses der Pariser Kommune sind.

Der Kommunistischen Partei Frankreichs und dem französischen Proletariat gehört das Verdienst, daß sie durch ihre Praxis des Kampfes in proletarischer Einheitsfront gegen den Faschismus zur Vorbereitung der Beschlüsse unseres Kongresses, die für die Arbeiter aller Länder von so gewaltiger Wichtigkeit sind, beigetragen haben.

Aber das, was in Frankreich getan wurde, sind nur die ersten Schritte. Unser Kongreß, der die taktische Linie für die nächsten Jahre vorzeichnet, konnte sich nicht auf die bloße Registrierung dieser Erfahrung beschränken - er ist weiter gegangen.

Wir Kommunisten sind eine Klassenpartei, eine proletarische Partei - doch sind wir bereit, als Vorhut des Proletariats gemeinsame Aktionen des Proletariats und der anderen werktätigen Klassen, die am Kampf gegen den Faschismus interessiert sind, in die Wege zu leiten. Wir Kommunisten sind eine revolutionäre Partei - doch sind wir bereit zu gemeinsamen Aktionen mit anderen Parteien, die den Faschismus bekämpfen.

Wir Kommunisten haben andere Endziele als diese Parteien; wir sind aber, während wir für unsere Ziele kämpfen, gleichzeitig bereit, gemeinsam für solche Aufgaben der nächsten Zukunft zu kämpfen, deren Verwirklichung die Positionen des Faschismus schwächt und die Positionen des Proletariats festigt.

Wir Kommunisten haben andere Kampfmethoden als die anderen Parteien; die Kommunisten werden aber, während sie den Faschismus mit ihren eigenen Methoden bekämpfen, auch die Kampfmethoden der anderen Parteien - wie unzulänglich sie ihnen auch scheinen mögen - unterstützen, wenn diese Methoden tatsächlich gegen den Faschismus gerichtet sind.

Wir sind bereit, dies alles zu tun, weil wir in den Ländern der bürgerlichen Demokratie der Reaktion und der Offensive des Kapitals und des Faschismus die Bahn versperren, die Liquidierung der bürgerlich-demokratischen Freiheiten verhindern, den terroristischen Rachefeldzug des Faschismus gegen das Proletariat und gegen den revolutionären Teil der Bauernschaft und der Intelligenz verhüten, die junge Generation vor körperlicher und geistiger Entartung bewahren wollen.

Wir sind bereit, dies alles zu tun, weil wir in den faschistischen Ländern die Niederwerfung der faschistischen Diktatur vorbereiten und beschleunigen wollen.

Wir sind bereit, dies alles zu tun, weil wir die Welt vor der faschistischen Barbarei und den Schrecken eines imperialistischen Krieges retten wollen.

*

Unser Kongreß ist ein Kongreß des Kampfes für die Erhaltung des Friedens, gegen die Gefahr des imperialistischen Krieges.

Diesen Kampf packen wir jetzt auf neue Art an. Unser Kongreß lehnt die faschistische Einstellung gegenüber den imperialistischen Kriegen, die von alten sozialdemokratischen Vorstellungen herrührt, entschieden ab.

Es ist richtig, das die imperialistischen Kriege ein Produkt des Kapitalismus sind, daß nur der Sturz des Kapitalismus allen Kriegen ein Ende bereiten wird, doch ist es ebenfalls richtig, daß die werktätigen Massen durch ihre Kampfaktionen den imperialistischen Krieg verhindern können.

Die Welt ist heute nicht mehr die, die sie im Jahre 1914 war.

Jetzt besteht auf einem Sechstel des Erdballs ein mächtiger proletarischer Staat, der sich auf die materielle Kraft des siegreichen Sozialismus stützt. Durch die weise Stalinsche Friedenspolitik hat die Sowjetunion die aggressiven Pläne der Kriegsbrandstifter mehr als einmal durchkreuzt.

Jetzt verfügt das Weltproletariat im· Kampf gegen den Krieg nicht nur über die Waffe seiner Massenaktion wie im Jahre 1914. Jetzt verbindet sich der Massenkampf der internationalen Arbeiterklasse gegen den Krieg mit der staatlichen Einwirkung der Sowjetunion, ihrer mächtigen Roten Armee als der wichtigsten Friedenswacht.

Heute befindet sich die internationale Arbeiterklasse nicht wie im Jahre 1914 unter dem ausschließlichen Einfluß der Sozialdemokratie, die in einem Block mit der Bourgeoisie stand. Heute gibt es eine kommunistische Weltpartei ‑ die Kommunistische Internationale. Heute wenden sich die Massen der sozialdemokratischen Arbeiter der Sowjetunion und ihrer Friedenspolitik, der Einheitsfront mit den Kommunisten zu.

Heute betrachten die Völker der kolonialen und halbkolonialen Länder die Sache ihrer Befreiung· nicht als eine hoffnungslose Sache. lm Gegenteil, sie gehen immer mehr zum entschlossenen Kampf gegen die imperialistischen Unterdrücker über. Das beste Zeugnis dafür sind die Sowjetrevolution in China und die Heldentaten der Roten Armee des chinesischen Volkes.

Der Hass der Völker gegen den Krieg wird immer tiefer und brennender. Die Bourgeoisie, die die Werktätigen in den Abgrund imperialistischer Kriege treibt, setzt ihren Kopf aufs Spiel. Jetzt treten für die Sache der Erhaltung des Friedens nicht nur die Arbeiterklasse, die Bauernschaft und die anderen Werktätigen, sondern auch die unterdrückten Nationen und die schwachen Völker ein, deren Unabhängigkeit durch neue Kriege bedroht wird. Sogar einzelne kapitalistische Großstaaten, die Verluste durch eine Neuaufteilung der Welt befürchten, sind in der gegenwärtigen Etappe an der Vermeidung des Krieges interessiert.

Daraus folgt die Möglichkeit der breitesten Einheitsfront der Arbeiterklasse, aller Werktätigen und ganzer Völker gegen die Gefahr des imperialistischen Krieges. Gestützt auf die Friedenspolitik der Sowjetunion und auf den Friedenswillen von Millionen und aber Millionen Werktätiger hat unser Kongreß nicht nur der kommunistischen Avantgarde, sondern auch der ganzen internationalen Arbeiterklasse und den Völkern aller Länder die Perspektive der Entfaltung einer breiten Antikriegsfront gegeben. Von dem· Grad der Verwirklichung und der Wirkung dieser Weltfront wird es abhängen, ob die faschistischen und imperialistischen Kriegstreiber in nächster Zukunft einen neuen imperialistischen Kriegsbrand entfachen können oder ob ihre Verbrecherhände durch das Beil der machtvollen Antikriegsfront abgehackt werden.

*

Unser Kongreß ist ein Kongreß der Einheit der Arbeiterklasse, ein Kongreß des Kampfes für die proletarische Einheitsfront.

Wir machen uns keine Illusionen bezüglich der Schwierigkeiten, die der reaktionäre Teil der sozialdemokratischen Führer der Verwirklichung der proletarischen Einheitsfront bereiten wird.· Doch wir fürchten diese Schwierigkeiten nicht, denn wir verkörpern den Willen von Millionen von Arbeitern, denn durch unseren Kampf für die Einheitsfront dienen wir am besten den Interessen des Proletariats, denn die proletarische Einheitsfront ist der sichere Weg zur Niederwerfung des Faschismus und des kapitalistischen Systems, zur Abwendung imperialistischer Kriege.

Wir haben auf diesem Kongreß das Banner der Gewerkschaftseinheit hoch emporgehoben. Die Kommunisten halten nicht um jeden Preis an der selbständigen Existenz der Roten Gewerkschaften fest. Aber die Kommunisten wollen die Gewerkschaftseinheit auf dem Boden des Klassenkampfes und der endgültigen Liquidierung des Zustandes, daß die konsequentesten und entschlossensten Anhänger der Gewerkschaftseinheit und des Klassenkampfes aus den Gewerkschaften der Amsterdamer Internationale ausgeschlossen werden.

Wir wissen, daß noch nicht alle Funktionäre der der Roten Gewerkschaftsinternationale angehörenden Gewerkschaften diese Linie des Kongresses begriffen und sich zu eigen gemacht haben. Es gibt noch Überreste sektiererischer Selbstgefälligkeit, die wir unter diesen Funktionären überwinden müssen, um die Linie des Kongresses unbeirrt durchzuführen. Diese· Linie aber werden wir durchführen, koste es was es wolle, und wir werden mit unseren Klassenbrüdern, unseren Kampfgenossen, mit den Arbeitern, die heute dem Amsterdamer Gewerkschaftsbund angehören, eine gemeinsame Sprache finden.

Wir haben auf diesem Kongreß Kurs auf die Schaffung einer einheitlichen politischen Massenpartei der Arbeiterklasse, auf die Liquidierung der politischen Spaltung des Proletariats genommen, die durch die von der Sozialdemokratie befolgte Politik der Klassenarbeitsgemeinschaft verursacht worden ist. Die politische Einheit der Arbeiterklasse ist für uns kein Manöver, sondern eine Frage des künftigen Schicksals der ganzen Arbeiterbewegung. Sollten sich unter uns Leute finden, die die Frage der Herstellung der politischen Einheit der Arbeiterklasse als Manöver auffaßten, so würden wir sie bekämpfen als Leute, die der Arbeiterklasse Schaden zufügen. Gerade weil wir diese Frage mit tiefem Ernst und größter Aufrichtigkeit behandeln, diktiert von den Interessen des Proletariats, stellen wir bestimmte prinzipielle Bedingungen als Grundlage einer solchen Einheit auf. Diese prinzipiellen Bedingungen sind nicht von uns ausgeheckt, zu ihnen hat sich das Proletariat im Prozeß seines Kampfes in Leiden durchgerungen, sie entsprechen auch dem Willen der Millionen sozialdemokratischer Arbeiter, dem Willen, der aus den Lehren der erlittenen Niederlagen emporwächst. Diese prinzipiellen Bedingungen sind durch die Erfahrung der ganzen revolutionären Arbeiterbewegung geprüft.

Und da unser Kongreß im Zeichen der proletarischen Einheit verlaufen ist, war er nicht nur ein Kongreß der kommunistischen Avantgarde, war er der Kongreß der ganzen internationalen Arbeiterklasse, die nach der gewerkschaftlichen und politischen Kampfeinheit dürstet.

Obwohl auf unserem Kongreß keine Delegierten von sozialdemokratischen Arbeitern anwesend waren, obwohl auf ihm keine parteilosen Delegierten waren und die Arbeiter, die gewaltsam in faschistische Organisationen hineingetrieben worden sind, nicht vertreten waren, hat der Kongreß nicht nur für die Kommunisten gesprochen, sondern auch für diese Millionen Arbeiter, hat er die Gedanken und Gefühle der überwältigenden Mehrheit der Arbeiterklasse zum Ausdruck gebracht. Und wenn die Arbeiterorganisationen der verschiedenen Richtungen eine wirklich freie Erörterung unserer Beschlüsse unter den Proletariern der ganzen Welt vornähmen, so würden die Arbeiter, daran zweifeln wir nicht, die Beschlüsse unterstützen, für die ihr, Genossen, mit solcher Einmütigkeit gestimmt habt.

Und das verpflichtet uns Kommunisten um so mehr, die Beschlüsse unseres Kongresses wirklich zum Gemeingut der gesamten Arbeiterklasse zu machen. Es genügt nicht, für diese Beschlüsse zu stimmen. Es genügt nicht, sie unter. den Mitgliedern der kommunistischen Parteien zu popularisieren. Wir wollen, daß die Arbeiter, die den Parteien der II. Internationale und dem Amsterdamer Gewerkschaftsbund angehören, und die Arbeiter, die Organisationen anderer politischer Richtungen angehören, zusammen mit uns diese Beschlüsse besprechen, ihre praktischen Vorschläge und Ergänzungen vorbringen, zusammen mit uns darüber nachdenken, wie man sie am besten in die· Tat umsetzen kann, zusammen mit uns, Hand in Hand mit uns, sie praktisch verwirklichen.

*

Unser Kongreß war ein Kongreß der neuen taktischen Orientierung der Kommunistischen Internationale.

Unser Kongreß, der fest auf der unerschütterlichen Position des Marxismus-Leninismus stand, die durch die gesamte Erfahrung der internationalen Arbeiterbewegung und vor allem durch die Siege der Grossen Oktoberrevolution bestätigt worden ist, hat gerade im Geiste und mit Hilfe der Methode des lebendigen Marxismus-Leninismus die taktische Einstellung der Kommunistischen Internationale entsprechend der veränderten Weltlage überprüft.

Der Kongreß hat den festen Beschluß gefaßt, daß die Einheitsfronttaktik auf neue Art angewendet werden muß. Der Kongreß verlangt mit allem Nachdruck, daß die Kommunisten sich nicht lediglich mit der Propaganda von allgemeinen Losungen über die proletarische Diktatur und die Sowjetmacht zufriedengeben sondern eine konkrete aktive bolschewistische Politik treiben in allen innen- und außenpolitischen Fragen des Landes, in allen aktuellen Fragen. welche die Lebensinteressen der Arbeiterklasse, des eigenen Volkes und der internationalen Arbeiterbewegung berühren. Der Kongreß verlangt auf das entschiedenste, daß alle taktischen Schritte der Parteien auf einer nüchternen Analyse der konkreten Wirklichkeit, auf der Berücksichtigung des Verhältnisses der Klassenkräfte und des politischen Niveaus der breitesten Massen basieren. Der Kongreß verlangt die völlige Ausmerzung aller Überreste des Sektierertums aus der Praxis der kommunistischen Bewegung ‑ des Sektierertums, das im gegebenen Augenblick das größte Hemmnis für die Durchführung einer wirklichen bolschewistischen Massenpolitik der kommunistischen Parteien darstellt.

Der Kongreß hat, beseelt von der Entschlossenheit, diese taktische Linie durchzuführen und von der Überzeugung, daß dieser Weg unsere Parteien zu großen Erfolgen führen wird, gleichzeitig auch die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß die Durchführung dieser bolschewistischen Linie in der Praxis nicht immer glatt, ohne Fehler, ohne einzelne Abweichungen nach rechts oder nach “links” verlaufen wird ‑ Abweichungen entweder nach der Seite des nachzüglerischen Sichanpassens oder nach der Seite der sektiererischen Selbstisolierung hin. Welche von diesen Gefahren “überhaupt” die Hauptgefahr ist ‑ hierüber können nur Scholastiker streiten. Größer und schlimmer ist die Gefahr, die im gegebenen Augenblick, im gegebenen Land die Durchführung der Linie unseres Kongresses, die Entfaltung der richtigen Massenpolitik der kommunistischen Parteien mehr hindert.

Im Interesse der Sache des Kommunismus ist kein abstrakter, sondern ein konkreter Kampf gegen die Abweichungen erforderlich, eine rechtzeitige und entschiedene Zurückweisung der auftauchenden schädlichen Tendenzen, eine rechtzeitige Ausmerzung der Fehler. Den erforderlichen konkreten Kampf gegen die Abweichungen durch einen eigenartigen Sport zu ersetzen auf angebliche Abweichungen oder Abweichler Jagd zu machen ‑ das ist eine unzulässige schädliche Überspitzung. In unserer Parteipraxis muß man unbedingt die Entwicklung von Initiative bei der Stellung neuer Fragen in jeder Weise fördern, zur allseitigen Beratung von Fragen der Tätigkeit der Partei beitragen und nicht voreilig jeden Zweifel oder jede kritische Bemerkung eines Parteimitgliedes über die praktischen Aufgaben der Bewegung als irgendeine Abweichung qualifizieren. Man muß dahin wirken, daß ein Genosse, der einen Fehler gemacht hat, ihn durch die Tat korrigieren kann: schonungslos schlagen soll man nur diejenigen, die hartnäckig auf ihren Fehlern beharren, und die Desorganisatoren der Partei.

Indem wir für die Einheit der Arbeiterklasse eintreten, werden wir mit um so größerer Energie und Unversöhnlichkeit für die innere Einheit unserer Parteien kämpfen. In unseren Reihen kann es keinen Platz geben für Fraktionen, für fraktionelle Treibereien. Wer es versucht, die eiserne Einheit unserer Reihen durch irgendwelche Fraktionsmacherei zu verletzen, wird am eigenen Leibe verspüren, was bolschewistische Disziplin bedeutet, die uns Lenin und Stalin immer gelehrt haben. Möge dies eine Warnung sein für die vereinzelten Elemente in einzelnen Parteien, welche glauben, daß sie die Schwierigkeiten ihrer Partei, die Wunden einer Niederlage und die Schläge des rasenden Feindes zur Durchführung ihrer Fraktionspläne zur Verwirklichung ihrer Gruppeninteressen ausnützen können. Die Partei über alles! Die bolschewistische Einheit der Partei wie seinen Augapfel hüten ‑ das ist das erste und oberste Gesetz des Bolschewismus!

Unser Kongreß ist ein Kongreß der bolschewistischen Selbstkritik und der Festigung der Führung der Kommunistischen Internationale und ihrer Sektionen.

Wir fürchten uns nicht, offen auf die Fehler, Schwächen und Mängel in unseren Reihen hinzuweisen, denn wir sind eine revolutionäre Partei, die weiß, daß sie sich nur dann entwickeln, wachsen und ihre Aufgabe erfüllen kann, wenn sie sich von allem lossagt, was ihre Entwicklung als revolutionäre Partei hemmt.

Und jene Arbeit, die der Kongreß mit seiner rücksichtslosen Kritik am selbstgefälligen Sektierertum, am Schematismus, an der Schablonisierung, der Denkfaulheit, der Ersetzung der Methoden der Leitung von Massen durch Methoden der Leitung einer Partei geleistet hat ‑ diese ganze Arbeit muß man in allen Parteien an Ort und Stelle, in allen Gliedern unserer Bewegung entsprechend fortsetzen, denn das ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für die richtige Durchführung der Beschlüsse des Kongresses.

Der Kongreß hat in seiner Resolution zum Rechenschaftsbericht des Exekutivkomitees beschlossen, die operative Leitung unserer Bewegung in den Sektionen selbst zu konzentrieren. Das verpflichtet dazu, die Arbeit zur Schaffung und Erziehung von Kadern und zur Verstärkung der kommunistischen Parteien durch echte bolschewistische Führer in jeder Weise zu steigern, damit die Parteien auf Grund der Beschlüsse der Kongresse der kommunistischen Internationale und der Plenartagungen ihres Exekutivkomitees an scharfen Wendepunkten der Ereignisse imstande sind, schnell und selbständig die richtige Lösung der politischen und taktischen Aufgaben der kommunistischen Bewegung zu finden. Bei den Wahlen der leitenden Organe war der Kongreß bestrebt, die Führung der Kommunistischen Internationale aus Leuten zusammenzusetzen, die nicht aus dem Gefühl der Disziplin heraus, sondern aus tiefer Überzeugung die neuen Richtlinien und Beschlüsse des Kongresses sich zu eigen machen und bereit und fähig sind, sie energisch in die Tat umzusetzen.

Man muß auch in jedem Land die richtige Anwendung der vom Kongreß gefaßten Beschlüsse sichern, was in erster Linie von der entsprechenden Kontrolle, Verteilung und Orientierung der Kader abhängen wird. Wir wissen, daß dies keine leichte Aufgabe ist. Man muß bedenken, daß ein Teil unserer Kader nicht an Hand der Erfahrungen bolschewistischer Massenpolitik erzogen worden ist, sondern vorwiegend auf der Grundlage allgemeiner Propaganda. Wir müssen alles tun, um unseren Kadern zu helfen, sich umzustellen, sich im neuen Geiste, im Geiste der Kongreßbeschlüsse umzuerziehen. Dort aber, wo es sich herausstellen wird, daß die alten Schläuche für den neuen Wein nicht taugen, wird man die entsprechenden Schlußfolgerungen ziehen müssen ‑ nicht den neuen Wein verschütten oder in den alten Schläuchen verderben lassen, sondern die alten Schläuche durch neue ersetzen.

Genossen! Wir haben die tönenden Phrasen von den revolutionären Perspektiven absichtlich sowohl aus den Berichten als auch aus den Beschlüssen des Kongresses hinausgeworfen. Das geschah aber nicht deshalb, weil wir etwa Veranlassung hätten, das Tempo der revolutionären Entwicklung weniger optimistisch zu beurteilen als früher, sondern deshalb, weil wir unsere Parteien von jeglicher Neigung, die bolschewistische Aktivität durch revolutionäre Phrasen oder fruchtlose Streitereien über die Einschätzung der Perspektive zu ersetzen, befreien wollen. Wenn wir einen entschiedenen Kampf gegen jegliche Einstellung auf Spontaneität führen, so sehen und berücksichtigen wir den Entwicklungsprozeß der Revolution nicht als Beobachter, sondern als aktive Teilnehmer an diesem Prozeß. Dadurch, daß wir in jeder Etappe der Entwicklung die im Interesse der Revolution liegenden Aufgaben, welche den konkreten Bedingungen der gegebenen Etappe entsprechen, erfüllen und das politische Niveau der breiten ·werktätigen Massen nüchtern berücksichtigen, beschleunigen wir als Partei der revolutionären Tat am besten die Schaffung der notwendigen subjektiven Voraussetzungen für den Sieg der proletarischen Revolution.

"Die Dinge nehmen wie sie sind ‑ sagte Marx ‑ das heißt das revolutionäre Interesse in einer den geänderten Umständen entsprechenden Weise geltend machen." Hierin liegt das Wesen der Sache. Das dürfen wir niemals vergessen.

Genossen! Man muß die Beschlüsse des Weltkongresses in die Massen tragen, muß sie den Massen erläutern, sie als Anleitung für das Handeln der Massen anwenden, mit einem Wort, sie in Fleisch und Blut der Millionenmassen der Werktätigen verwandeln!

Man muß überall die Initiative der Arbeiter an Ort und Stelle, die Initiative der unteren Organisationen der kommunistischen Parteien und der Arbeiterbewegung bei der Durchführung dieser Beschlüsse maximal verstärken.

Von hier zurückkehrend, müssen die Vertreter des revolutionären Proletariats in ihre Länder die feste Überzeugung mitnehmen, daß wir Kommunisten die Verantwortung für das Schicksal der Arbeiterklasse, der Arbeiterbewegung, für das Schicksal unseres Volkes, für das Schicksal der ganzen werktätigen Menschheit tragen.

Uns Arbeitern, aber nicht den gesellschaftlichen Parasiten und Nichtstuern gehört die Welt, die von Arbeiterhänden aufgebaute Welt. Die jetzigen Herrscher der kapitalistischen Welt sind vorübergehende Leute.

Das Proletariat ist der wirkliche Herr der Welt, der Herr von morgen. Und es muß in seine historischen Rechte eintreten, in jedem Land, in der ganzen Welt die Zügel der Herrschaft in die Hand nehmen.

Wir sind die Schüler von Marx und Engels, von Lenin und Stalin. Wir müssen unserer großen Lehrmeister würdig sein.

Mit Stalin an der Spitze muß und kann unsere politische Millionenarmee, alle Schwierigkeiten überwindend, kühn über alle Hindernisse hinwegschreitend, die Festung des Kapitalismus zerstören und den Sieg des Sozialismus in der ganzen Welt erringen!

Es lebe die Einheit der Arbeiterklasse!

Es lebe der VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale!