Ernst Thälmann
Die Nazi-Provokation vor dem Karl-Liebknecht-Haus und einige Lehren
26. Januar 1933
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Quelle: Die Rote Fahne, 26. Januar 1933. Andere Quelle: Ernst Thälmann: Reden und Aufsätze 1930‑1933 - Band 2 - März 1932‑Februar 1933. Köln, Verlag Rote Fahne, 1975. S. 431‑438[1]. |
Der 22. Januar stand vor allem im Zeichen der überwältigenden Massenmobilisierung des roten Berlins, das den Losungen seiner Partei, der KPD, den Losungen der Massenmobilisierung gegen die faschistische Provokation Folge leistete. Am 22. Januar zeigte sich die antifaschistische Massenkraft des Berliner Proletariats, die durch keine Drohungen, sei es der nationalsozialistischen Terrorgarden, sei es der Machtorgane der bürgerlichen Diktatur, abgeschreckt und eingeschüchtert und bei richtiger Politik der KPD auch durch die feigen Kapitulationsparolen der SPD-Führer nicht mehr entscheidend gelähmt werden kann.
Was sich am 22. Januar in Berlin abspielte, war mehr als das Fiasko einer großangelegten nationalsozialistischen Provokation, der die Regierung Schleicher-Bracht und ihr Polizeipräsident Melcher durch das volle Aufgebot ihres ganzen Polizeiapparates, durch den Einsatz von Panzerwagen, polizeilichen Dachschützen, berittener Schupo und durch die faktische Verhängung des Belagerungszustandes ihre volle Unterstützung zuteil werden ließ.
Das rasche politische Reagieren der Partei, die rasche und zündende Mobilisierung der Betriebsbelegschaften, die den Empörungssturm durch die Berliner Betriebe trug und sich mit der Welle des Massenprotestes auf den Stempelstellen vereinigte, war gleichsam eine Feuerprobe des roten Berlins für die Abwehr noch ernsterer faschistischer Provokationen, Staatsstreichpläne und sonstiger Anschläge gegen die Arbeiterklasse, ihre Partei und ihre Massenorganisationen, zu denen die Bourgeoisie rüstet.
Solche Aktionen in der Linie der weiteren ruckweisen Verschärfung der faschistischen Diktatur werden in diesen Tagen mit zynischer Offenheit von der großkapitalistischen Presse propagiert. Für solche Aktionen in der Linie eines neuen 20. Juli auf höherer Stufe hat der Reichswehr-Kanzler Schleicher in der Maske des “sozialen Generals” das Terrain vorbereitet. Der Einleitung solcher Aktionen sollte die schmutzige Naziprovokation Vom 22. Januar dienen, der Aufmarsch der faschistischen Provokateure vor dem Hause, das den Namen Karl Liebknechts trägt und in dem die Partei der deutschen Arbeiterklasse, die stärkste Partei des roten Berlins, ihren Sitz hat.
So war der 22. Januar auch für die Einpeitscher und Handlanger der faschistischen Diktatur eine Probe. Und was war das Ergebnis?
Herr Schleicher, der Papen ablöste, um der faschistischen Diktatur eine breitere Basis in den Massen zu verschaffen, hat den Faschisten den Machtapparat der Polizei zur Unterstützung ihrer Provokation zur Verfügung gestellt, nachdem die Hitlerpartei durch die Vertagung des Reichstages am 20. Januar ihre Tolerierungspolitik für die Schleicher-Bracht-Regierung erneut in krasser und unzweideutiger Form fortsetzte. Er trat damit in Papens Fußstapfen, der sich von den Hitlergarden in den Sattel heben ließ und sie dafür mit der Aufhebung des papiernen Verbots der SA- und SS-Kolonnen bezahlte. Aber der Zeitabschnitt, der von jenen Wochen und Monaten vor dem 20. Juli 1932 bis zum 20. Januar 1933 verstrich, hat in der Formierung der Klassenkräfte einen ernsten Umschwung eingeleitet. Damals kam das Geschäft der Papen und Hitler auf der steigenden Welle des nationalsozialistischen Vormarsches zustande, während inzwischen das Tempo des revolutionären Aufschwungs die faschistische Entwicklung in den Massen überflügelte und sich gegenüber beginnenden Zersetzungserscheinungen im Lager des Nationalsozialismus entfaltet.
Auch der 22. Januar stand im Zeichen dieses Umschwungs der Klassenkräfte zugunsten der proletarischen Revolution. Mit Hilfe der gesamten Polizeiapparates vermochte der Hitler-Faschismus zwar seine Bürgerkriegsgarde in den Straßen Berlins marschieren zu lassen, gedeckt durch 15 000 Polizeikarabiner, Gummiknüppel, durch Panzerautos und andere Werkzeuge des Bürgerkriegs, aber die Massen der nationalsozialistischen Wähler waren unter dem Druck des Proteststurms der Berliner klassenbewußten Arbeiter dem Ruf der Hitlerpartei nicht auf die Straße gefolgt. Es kann keine tiefere Schande für eine Massenpartei geben, die wie die Hitlerpartei auch in Berlin über viele Hunderttausende von Anhängern verfügt als jenes Bild des vergangenen Sonntags, wo die SA- und SS-Kolonnen in ganz Berlin unter Verachtung oder aktivem Widerstand der Volksmassen hinter den breiten Rücken der Schupos ohne Massen einherziehen mußten.
Wem drängte sich nicht als krasses Gegenstück das Bild jener Aufmärsche des Roten Frontkämpferbundes ins Gedächtnis, die, umjubelt von der leidenschaftlichen Anteilnahme und stürmischen Begeisterung der Volksmassen, so oft durch die Straßen des roten Berlins marschierten, ehe der Sozialdemokrat Severing als Vorläufer des Herrn Bracht dieser antifaschistischen Massenorganisation die Legalität raubte und damit den wichtigsten Dienst für die heutigen Provokationen der faschistischen Terrorkolonnen leistete?
In kaltblütiger Entschlossenheit und revolutionärer Disziplin hat das rote Berlin unter Führung der Kommunistischen Partei die provokatorischen Pläne des Hitlerfaschismus und seiner kapitalistischen Auftraggeber durchkreuzt. Der kühne Elan der proletarischen Gegendemonstranten, der Sturm in den Betrieben und Arbeitsnachweisen, die überlegene Disziplin der Massen im Angesicht lausender Polizeikarabiner, Panzerautomobile und polizeilicher Dachschützen mit Maschinengewehren, ‑ das alles ergab jenen Massenwiderstand, mit dem das Berliner Proletariat den Nazikolonnen mit eiserner Hand den Ring einer Isolierung von den Massen umlegte.
Wieder einmal, wie in den Maitagen von 1929, ‑ damals gegenüber den provokatorischen Plänen, der Arbeiterschaft das Recht auf den 1. Mai als Weltkampftag des Proletariats zu rauben - haben die Kommunisten an der Spitze der Massen die revolutionäre Ehre des roten Berlins gewahrt. Damals, 1929, waren es die sozialdemokratischen Führer Severing, Grzesinski, Zörgiebel, die die Polizeikarabiner, Panzerautos, Maschinengewehre und Wasserwagen gegen den l. Mai-Aufmarsch der Berliner Arbeiter einsetzten. Heute, 1933, sind es die Schleicher, Bracht und Melcher, die Hitlers Bürgerkriegsgarden der Konterrevolution gegen die Arbeiterschaft vorschicken und mit allen Machtmitteln des Staatsapparates ausrüsten.
Kein sozialdemokratischer Arbeiter wird leugnen können, daß die heutigen Provokationen der faschistischen Reaktion und ihrer nationalsozialistischen Terrororganisationen undenkbar wären, wenn nicht die konterrevolutionäre Politik der sozialdemokratischen Koalitionsminister und Polizeipräsidenten den Weg für die Hitler und Schleicher gebahnt hätten. Kein sozialdemokratischer oder freigewerkschaftlicher Arbeiter wird sich der Erkenntnis verschließen können, welches Verbrechen am Proletariat mit dem Verbot der wichtigsten antifaschistischen Kampforganisation, des Roten Frontkämpferbundes, durch die SPD-Führer begangen wurde.
Wie war es am 22. Januar? Hatten die sozialdemokratischen Führer und die reformistischen Führer des ADGB nicht erneut die gleiche Losung ausgegeben wie am 20. Juli 1932 beim faschistischen Staatsstreich in Preußen? So wie sie damals gegenüber der Aufforderung der KPD zur Teilnahme am Generalstreik gegen die faschistische Diktatur mit wüsten Beschimpfungen der KPD und verräterischen Kapitulationsparolen für die eigenen Anhänger antworteten, so gaben sie diesmal die Losung aus, dem Ruf der Kommunisten zur Massenmobilisierung keine Folge zu leisten.
Wir wissen, daß diese verräterische Politik nicht dem Willen breiter Massen sozialdemokratischer Arbeiter, freigewerkschaftlich organisierter Kollegen und Reichsbannerkameraden entspricht. Die zahlreichen Reichsbannerarbeiter und SPD‑Genossen, die an den Gegendemonstrationen gegen die Hitler-Provokation unter dem Gesang der "Internationale" am vergangenen Sonntag teilnahmen, das Signal einer neuen aufsteigenden Welle der proletarischen Einheitsfrontbewegung sein, die heranrollt wie im vergangenen Sommer, als die Kommunistische Partei Deutschlands zur großen Einheitsfrontbewegung der Antifaschistischen Aktion aufrief. Auch heute werden wir immer stärkere Erfolge erzielen ‑ weit über die des 22. Januar hinaus, wenn die Kader unserer Funktionäre das volle Verständnis für die Einheits- und antifaschistischen Kampfstimmungen der Massen entfalten und zur Auswertung bringen.
Es ist das wachsende Klassenbewußtsein und der gesunde proletarische Klasseninstinkt, der auch sozialdemokratische Arbeiter dahin treibt, die Losungen der Kommunisten für die antifaschistische Einheitsfront des Kampfes gegen die faschistische Diktatur und den Hitler-Faschismus als richtig und notwendig anzuerkennen und ihnen Folge zu leisten.
Die Massen begreifen, daß die Provokation gegen das Karl-Liebknecht-Haus nicht nur ein Anschlag gegen das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei, sondern ein Faustschlag ins Gesicht jedes klassenbewußten Arbeiters darstellt. Die Massen begreifen, daß ihre Partei, die Partei des Kampfes für die wirtschaftlichen und politischen Interessen der arbeitenden Massen, die Partei des Streiks gegen Lohnraub und des Kampfes gegen faschistische Unterdrückung angegriffen wird. Die Massen begreifen, daß es hier gilt, entschlossen und vorbehaltlos das Arbeitereigentum, die Arbeiterhäuser, das Arbeiterblut gegen den faschistischen Terror zu verteidigen, wobei der Angriff gegen das Karl-Liebknecht-Haus nur eine höhere Form dessen darstellt, was wir deutschen Arbeiter mit zahllosen Überfällen der faschistischen Konterrevolution auf Gewerkschaftshäuser, Volkshäuser, Arbeiterlokale und alle möglichen Institutionen der Arbeiterbewegung schon erlebt haben.
So wie in Frankfurt a. O., in Itzehoe und an anderen Stellen, ja, auch beim Überfall der Nazis auf die Reichsbannerarbeiter im "Vorwärts"-Gebäude, die Kommunisten und die revolutionären Arbeiter stets ihre Ehrenpflicht darin erblickten, den bedrängten Klassengenossen zu Hilfe zu eilen, so haben viele sozialdemokratische Reichsbannerarbeiter und Gewerkschaftskollegen jetzt erkannt, daß die Anschläge des Faschismus ihnen so gut gelten, wie der Partei der deutschen Arbeiterklasse, der Führerin des revolutionären Proletariats, der Kommunistischen Partei. Die ehrliche, kämpferische, prachtvolle Solidarität dieser sozialdemokratischen Klassengenossen ist die beste Antwort auf die Hetze der SPD-Redakteure und ADGB-Führer. Wenn sich sozialdemokratische Zeitungen, wie die "Rheinische Zeitung" des Herrn Sollmann, nicht schämen, Seite an Seite mit den Nazis anläßlich des 22. Januar die direkte Rolle schmutziger Provokateure zu spielen, indem sie dem Sinne nach darüber höhnen, daß die KPD gegen die polizeiliche Besetzung des Karl-Liebknecht-Hauses und des Bülowplatzes nicht bewaffneten Widerstand geleistet habe, sondern den Weg der Massenmobilisierung einschlug, der den historischen Bedingungen der Situation entsprach, so wissen wir, daß jeder ehrliche Arbeiter für solche Provokateurmethoden nur Verachtung hegt. Die Kommunistische Partei, die an der Spitze der klassenbewußten Arbeiterschaft zielbewußt und in kaltblütiger Entschlossenheit ihren revolutionären Weg marschiert, hat niemals und wird sich niemals vom Klassenfeind ihre Taktik oder gar den Termin des Entscheidungskampfes vorschreiben lassen. Wir sind stolz auf die eiserne Disziplin der aktiven und wehrhaften Massen des roten Berlin, die zu den Losungen und Parolen der Kommunistischen Partei volles Vertrauen zeigen und sich durch keine Demagogie oder Provokation darin beirren ließen.
Noch demagogischer, aber nicht weniger schändlich ist der Versuch des "Vorwärts", der mit Phrasen, wie der von einer “gelungenen Kraftprobe” der Reaktion, Depressionsstimmungen in die Arbeiterklasse zu tragen versucht.
Wir Kommunisten rufen die sozialdemokratischen Arbeiter, die Gewerkschaftskollegen, die Proletarier im Reichsbanner und die Jungproletarier in der SAJ und Gewerkschaftsjugend zum gemeinsamen Kampf gegen die faschistische Reaktion. Die Kommunistische Partei verpflichtet alle ihre Mitglieder und alle ihre Anhänger angesichts der steigenden Terrorwelle des Hitlerfaschismus bei jedem Überfall der SA-Kolonnen auf sozialdemokratische oder parteilose Klassengenossen zu aktiver, entschlossener und lebendiger Solidarität.
Die Kommunistische Partei verpflichtet alle ihre Mitglieder und Anhänger, in jedem Betrieb, auf jeder Stempelstelle, in jeder Gewerkschaft oder sonstigen Massenorganisation, mögen es Sportler, Freidenker oder andere Formationen sein, vor allem unter der Jugend, in brüderlicher Kameradschaft das Kampfbündnis mit den sozialdemokratischen, den christlichen, den unorganisierten und allen übrigen Klassengenossen gegen den gemeinsamen Klassenfeind zu schließen. Sie ruft die christlichen Arbeitermassen zum Kampf, zum Bruch mit der großkapitalistischen Zentrumspolitik!
Die Kommunistische Partei wendet sich auch an die breiten Massen der nationalsozialistischen Anhängerschaft. Es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen jenen SA- und SS-Kolonnen, die provokatorisch in die Arbeiterviertel einzubrechen versuchen oder Überfälle auf Arbeiterhäuser und Arbeiterlokale unternehmen, und zwischen der breiten Masse jener vom Elend der Krise gepeinigten Arbeiter, Angestellten, Mittelständler, Handwerker und Kleingewerbetreibenden oder gar der werktätigen Bauern auf dem Dorf, die dem Nationalsozialismus Gefolgschaft leisteten oder leisten, weil sie dem demagogischen Geschrei und den betrügerischen Versprechungen der Hitler, Goebbels und Straßer Glauben schenkten.
Dieser Unterschied trat demonstrativ am 22. Januar in Berlin in Erscheinung, als die Anhängermassen des Nationalsozialismus der Straße fernblieben, weil große Teile von ihnen die Provokation der Hitler und Goebbels nicht billigten.
Hier gilt es für die Kommunistische Partei und die revolutionäre Arbeiterschaft, mit allen falschen und schädlichen Hemmungen zu brechen und entsprechend den Beschlüssen der Partei in großzügigster Weise, neben dem aktiven Massenkampf gegen den Mordterror, zur ideologischen Offensive, zur Massenarbeit unter diesen Schichten überzugehen. Wir müssen diesen Massen in geduldiger Aufklärungsarbeit die wirkliche Rolle der Hitlerpartei im Dienste des Finanzkapitals, der Trustkönige, Großagrarier, der Offiziere und Fürsten aufzeigen. Wir müssen den Massen klarmachen, daß die Notverordnungen der Papen und Schleicher, daß die volksfeindliche Politik der Schleicher und Bracht, daß alle Anschläge der bürgerlichen Diktatur vollkommen gestützt sind auf die Hilfe NSDAP, “auf deren breitem Rücken” die Papen und Schleicher, die Junker und Barone, die Industriekönige und Generale regieren.
Aber nicht nur den Anhängern Hitlers, sondern auch den aktiven Soldaten der SA und SS muß die revolutionäre Arbeiterschaft zum Bewußtsein bringen, für wen und für was sie aufmarschiert. Wußten alle SA-Leute, die Mitglieder der Hitler-Jugend, die am Sonntag hinter Polizeikarabinern geschützt “demonstrieren” durften, daß sie es taten als Soldaten des Finanzkapitals, als Schutztruppe des Geldsacks, als Hilfspolizei zur Sicherung des Kapitalismus? Wußten sie, daß zwei Tage zuvor der Leiter der nationalsozialistischen Reichstagsfraktion, Herr Frick, den Zusammentritt des Reichstags und das Mißtrauensvotum gegen die Schleicher-Bracht-Regierung verhindert hatte, wußten sie, daß die Nazi-Fraktion des Reichstages durch Fricks Mund angeboten hatte, die Schleicher-Bracht-Regierung stillschweigend bis zum März und darüber hinaus zu tolerieren?
Wir müssen es ihnen sagen. Wir, die Kommunisten und klassenbewußten Arbeiter, müssen in Stadt und Land unter den Massen der Nationalsozialisten und ihrer Mitläufer Aufklärung schaffen und die Sturmtrommel des Massenkampfes, des Massenstreiks und Generalstreiks gegen die faschistische Diktatur rühren.
So wie wir im schärfsten Kampf gegen die Führer der SPD und des ADGB, in unerbittlicher Verteidigung der revolutionären Grundsätze von Karl Marx, Friedrich Engels, und Lenin, der Grundsätze des Kampfes um die proletarische Diktatur mit dem leuchtenden Vorbild der Sowjetunion und der Bolschewistischen Partei vor Augen, ringen, um die Mehrheit der Arbeiterklasse unter unserem Banner in den Kampf gegen die kapitalistische Gesellschaft, gegen die Diktatur der Bourgeoisie in allen ihren Formen zu vereinigen, so müssen wir durch die stärkste politisch-ideologische Offensive gegen den Nationalsozialismus darum kämpfen, die werktätigen Mittelschichten in Stadt und Land von der Führung durch die Bourgeoisie loszureißen und unter proletarischer Hegemonie als Bundesgenossen des Freiheitskampfes der Arbeiterklasse zu gewinnen.
Heute kann der Landbund im Dienste der Großagrarier und der Hitlerpartei mit demagogischen Manövern breiten Bauernmassen betrügerisch einen Kampf für ihre Interessen vortäuschen. Heute kann die Bourgeoisie sich auf diese Art noch immer die Hegemonie über die Bauernmassen erhalten, obwohl sie deren Interessen mit Füßen tritt, obwohl ihre gesamte Agrarpolitik in der korrupten, skrupellosen Bereicherung der Großagrarier und ostelbischen Junker bei gleichzeitiger Verdrängung des armen Bauern von der Scholle besteht. Es liegt an uns, diesen werktätigen Schichten zu zeigen, daß nur unter der Hegemonie des Proletariats, nur in der Gefolgschaft der Industriearbeiterschaft ihr Kampf um Boden, um Brot, um ein menschenwürdiges Dasein, ihr Kampf gegen Pachtwucher, Zins- und Steuerlasten zum Erfolg geführt werden kann.
In ganz Deutschland, in der Stadt wie auf dem Dorf, im Süden wie im Norden, im Osten wie im Westen rufen wir Kommunisten die Massen zum Widerstand gegen die kapitalistischen Ausplünderungspläne, zum Kampf gegen die faschistischen Staatsstreichpläne, gegen die Entrechtung und Unterdrückung der Massen, gegen das Joch der faschistischen Diktatur.
Hinweg mit Schleicher-Bracht! Kampf dem Hitler-Faschismus! Gegen die klassenverräterische Politik der SPD- und ADGB-Führer! Es lebe der Kampf für die Arbeiter- und Bauernrepublik! Dieser Schlachtruf der proletarischen Bataillone muß millionenfach durch ganz Deutschland schallen. In den Kohlengruben, auf den Werften, in den Metallfabriken, den Chemiehöllen, den Textilbetrieben, in den Werkstätten der Eisenbahn, auf Straßenbahnhöfen, in Gasanstalten und Elektrizitätswerken ‑ überall rüstet zum Streik! Überall tragt hin den Ruf der Kommunisten: Kampf dem System der Ausbeutung und des Terrors! Massenkampf für Brot und Arbeit! Massenkampf für die Freiheit der Arbeiterklasse! Massenkampf für die Beseitigung der faschistischen Diktatur! Massenkampf für proletarische Diktatur und Sozialismus!